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Fallschirmanordnung für aus einem Flugzeug ausschleuderbare Sitze
mit einem mit einem Personenfallschirm gekuppelten Hauptbremsfallschirm, der lösbar
an dem Sitz angebracht ist Die Erfindung betrifft eine Anordnung zum Entfalten von
Bremsfallschirmen zur Verwendung insbesondere für Schleudersitze von Flugzeugen
od. dgl.
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Wenn ein Schleudersitz, der mit einem normalerweise daran angebrachten
Bremsfallschirm kombiniert ist, nach seinem Ausschleudern von dem Flugzeug freikommt,
wird er durch das Entfalten des Bremsfallschirmes abgebremst und seine Bewegung
vergleichmäßigt. Durch geeignete Vorkehrungen wird hierbei dafür gesorgt, daß der
Bremsfallschirm nach einem vorbestimmten Zeitintervall von dem Sitz freikommt, wobei
das Sicherheitsgeschirr freigegeben wird, und nunmehr der Bremsfallschirm den Personenfallschirm
herauszieht, so daß nunmehr dieser entfaltet wird und daran ein Flieger in normaler
Weise mittels dieses zweiten Fallschirmes zur Erde herabgleiten kann.
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Für die Beurteilung des Grundgedankens der Erfindung ist die Tatsache
von Bedeutung, daß es im allgemeinen notwendig ist, die volle Entfaltung des Bremsfallschirmes
so lange zu verzögern, bis sich der Schleudersitz nach seinem Ausschleudern aus
dem Flugzeug in der Flugrichtung oder im wesentlichen in der Flugrichtung befindet,
d. h. seine Längsachse horizontal oder im wesentlichen horizontal liegt. Wie sich
gezeigt hat, kann ein Flieger dann, wenn sieh die Achsen des Sitzes und des Bremsfallschirmes
in dieser Lage zueinander befinden, eine sehr erhebliche Beschleunigung aushalten.
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Die Öffnung des Bremsfallschirmes bezweckt, die Bewegung des Sitzes
so schnell als möglich abzubremsen. Dies erfordert verhältnismäßig hohe Belastungen
bzw. Bremsbeanspruchungen. Falls eine plötzliche Öffnung oder volle Entfaltung des
Bremsfallschirmes mit einem erheblichen Entfaltungsstoß erfolgt, so bedeutet das
die Gefahr eines Reißens oder einer schweren Beschädigung des Bremsfallschirmes
und auch von Verletzungen des Fliegers.
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Ein Zweck der Erfindung besteht demgemäß darin, die Einwirkung der
hohen, vorstehend erwähnten Beanspruchungen so sanft als möglich verlaufen zu lassen
und derart das Reißen oder die Gefahr eines Reißens des Bremsfallschirms sowie von
Verletzungen des Fliegers als Folge eines solchen heftigen Entfaltungsstoßes zu
verhindern. Dies wird gemäß der Erfindung durch Vorrichtungen erreicht, die bei
unbedingt zuverlässiger Wirkungsweise verhältnismäßig einfach sind und keine zusätzlichen
Mechanismen erfordern.
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In der folgenden Beschreibung wird der eigentliche Bremsfallschirm
als Hauptbremsfallschirm bezeichnet werden.
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Gemäß der Erfindung wird mit diesem Hauptbremsfallschirm ein primärer
bzw. Steuerfallschirm kombiniert, der ständig an dem Baldachin des Haupthremsfallschirmes
angebracht ist.
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Die Abmessungen des Steuerfallschirmes sind im Vergleich zu denen
des Hauptbremsfallschirmes verhältnismäßig klein. Zum Beispiel beträgt der Durchmesser
des Steuerfallschirmes 45 cm und der des Hauptbremsfallschirmes 1,50 m. Natürlich
können die Unterschiede der Abmessungen je nach den praktischen Anforderungen auch
andere sein.
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Durch diesen Steuerfallschirm wird ein heftiger Entfaltungsstoß des
Hauptbremsfallschirmes verhindert und erreicht, daß die auftretenden hohen Beanspruchungen
in einer milden bzw. gemäßigten Weise zur Einwirkung kommen, im Gegensatz zu ihrem
plötzlichen Wirksamwerden, das .bei .einem heftigen
Entfaltungsstoß
des Fallschirmes eintritt. Der Hauptbremsfallschirm seinerseits erfüllt eine ähnliche
Aufgabe für das Öffnen des Baldachins des Fallschirmes für den Flieger.
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Dies wird durch eine Kombination des Steuerfallschirmes und des Hauptbremsfallschirmes
mit dem Personenfallschirm erzielt, durch die in gesteuerter Weise eine allmählich
zunehmende Öffnung des Hauptbremsfallschirmes und des Personenfallschirmes erfolgt,
wobei der Steuerfallschirm als Hauptsteuerorgan dient und sichert, daß der Hauptbremsfallschirm
erst nach einer vorbestimmten Zeitdauer voll wirksam wird.
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In den Zeichnungen ist ein Ausführungsbeispiel der Fallschirmanordnung
gemäß der Erfindung dargestellt.
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Fig.1 zeigt in perspektivischer Darstellung den Behälter zur Unterbringung
der beiden Fallschirme, wobei der Deutlichkeit halber Teile des Behälters weggebrochen
sind und der Steuerfallschirm aus dem Behälter herausgezogen dargestellt ist; Fig.
2 zeigt schematisch die beiden entfalteten Fallschirme, bevor der Hauptbremsfallschirm
von dem Sitz gelöst wird; Fig. 3 veranschaulicht schematisch die Gesamtanordnung
von Steuerfallschirm, Hauptbremsfallschirm und Personenfallschirm mit einem daran
hängenden Flieger während des Abwärtsschwebens, nachdem dieser den Sitz verlassen
hat.
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Wie aus den Abbildungen ersichtlich ist, sind die Fangleinen 1 des
Steuerfallschirmes 2 durch eine Abzugsleine 5 ständig mit der Krone des Baldachins
des Hauptbremsfallschirmes 4 verbunden. Die Krone 6 des Baldachins des Steuerfallschirmes
ist durch eine Abzugsleine 7 mit dem Kolben einer an dem Schleudersitz angeordneten
Kanone verbunden, die beim Ausschleudern des Sitzes abgefeuert wird und derart den
Steuerfallschirm aus einem weiter unten noch zu beschreibenden Behälter herauszieht.
Diese Kanone und ihr Abfeuermechanismus bilden keinen Teil der Erfindung.
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Die Fangleinen 8 des Hauptbremsfallschirmes 4 sind miteinander zu
einer Leine 9 vereinigt, die an einem Schäkel 10 angebracht ist, der normalerweise
im Eingriff mit lösbaren Kupplungsvorrichtungen 10a an dem oberen Balken oder einem
anderen geeigneten Teil des Schleudersitzes 12 steht und den Hauptbremsfallsc'hirm
an dem Sitz hält. Bei Ausschleudern des Sitzes wird nach einem vorbestimmten Zeitintervall
der Schäkel durch die Betätigung eines Mechanismus automatisch von dieser lösbaren
Kupplungsvorrichtung 10a gelöst, die normalerweise verriegelt ist und derart den
Schäkel 10 an dem Sitz festhält.
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Die Leine 9 ist durch eine Leine 9a mit dem Scheitelteil eines Personenfallschirmes
11 (Fig. 3) verbunden, so daß sich eine miteinander gekuppelte Kombination des Steuerfallschirmes
über den Hauptbremsfallschirm mit dem .oberen Teil des Personenfallschirmes ergibt.
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Die Figur veranschaulicht eine Möglichkeit zur Verpackung des Steuerfallschirmes
und des Hauptbremsfallschirmes in einem einzigen Behälter, der die Kopfauflage des
Schleudersitzes 12 bilden kann.
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Dieser Behälter 13 ist in die beiden Abteile 14 und 15 unterteilt
und weist Verschlußklappen 16 sowie eine Schutzmanschette 17 auf. Die Fangleinen
8 des Hauptbremsfallschirmes 4 sind in dem Abteil 14 und der Baldachin des Hauptbremsfallschirmes
in dem Abteil 15 untergebracht, wobei die Fangleinen über eine Scheidewand 18 herübergelegt
sind. Die Fangleinen und der Hauptbremsfallschirm sind durch die röhrenartige Schutzmanschette
17 abgedeckt.
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Die Hauptabzugsleine 5 des Hauptbremsfallschirmes ist durch diesen
Schutzansatz hindurch herausgeführt. Sie ist ebenso wie die Fangleine 1 des Steuerfallschirmes
2 auf den oberen Teil der Schutzmanschette 17 in dem Abteil 15 aufgefaltet. Dann
werden die Verschlußklappen 16 geschlossen. Sie werden in der geschlossenen Stellung
durch eine beliebige Befestigungsvorrichtung gehalten, die automatisch freigegeben
werden kann, wenn durch Abfeuern der Kanone der Steuerfallschirm herausgezogen wird.
Zum Festhalten der Klappen dient z. B. ein nicht gezeichneter Haltestift an der
Leine 7. Die Zugleine 7 des Steuerfallschirmes tritt aus dem Behälter aus und ist,
wie oben bereits beschrieben, mit dem Kolben der Kanone verbunden.
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Fig.2 veranschaulicht den Steuerfallschirm und den Hauptbremsfallschirm
in geöffnetem Zustand, während der Hauptbremsfallschirm jedoch noch mit dem Schleudersitz
verbunden ist.
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Fig. 3 zeigt die Gesamtanordnung, die sich infolge der Miteinanderverbindung
des Steuerfallschirmes, des Hauptbremsfallschirmes und des Personenfallschirmes
ergibt, mit einem daran hängenden Flieger, nachdem dieser den Sitz verlassen hat,
in geöffnetem Zustand sämtlicher Fallschirme.
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Wenn im Falle der Verwendung der erfindungsgemäßen Anordnung ein damit
ausgerüsteter Schleudersitz aus einem Flugzeug ausgeschleudert worden ist, so verschwenkt
zunächst der Steuerfallschirm, sobald er aus seinem Behälter herausgezogen ist,
den Schleudersitz aus einer vertikalen oder im wesentlichen vertikalen Lage relativ
zu der Fortbewegungsrichtung des Flugzeuges in eine horizontale oder im wesentlichen
horizontale Lage. Dann zieht der Steuerfallschirm den Hauptbremsfallschirm aus seinem
Behälter heraus und verhindert hierbei durch seine Wirkung ein explosionsartiges
Öffnen desselben, so daß die hohen Belastungen, die beim Abbremsen der Fortbewegung
des Sitzes auftreten, gemildert werden und, statt plötzlich, in gemäßigter Weise
zur Einwirkung kommen. Darauf wird der Hauptbremsfallschirm von dem Sitz gelöst,
der Personenfallschirm herausgezogen und dieser geöffnet.
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Selbstverständlich ist die Erfindung nicht auf die vorstehend im einzelnen
beschriebene und die in den Figuren veranschaulichte Ausführungsform beschränkt,
sondern es sind demgegenüber zahlreiche Änderungen möglich, ohne von ihrem Grundgedanken
abzuweichen.