Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Anbringen eines Werkstücks, insbesondere eines Hinterklebestreifens oder eines Umschlags, am Rücken und an den seitlichen Bereichen eines Buchblocks in einer Buchbindemaschine mit einer Auftragswalze zum Übertragen einer Klebstoffschicht auf das Werkstück, mit einem die Klebstoffschichtstärke auf der Auftragswalze einstellbaren Schaber, mit einem das Werkstück an der Auftragswalze vorbei- und in Längsrichtung zum Buchblock hinführenden Fördermittel und mit Mitteln zum Anpressen des Werkstücks an den Rücken und an die seitlichen Bereiche des Buchblocks.
In der industriellen Fertigung von Buchblocks für Festeinbände und Broschüren kommt das sog. Fälzeln zur Anwendung, worunter man das Einfassen des Rückenbereichs des Buchblocks mit einem Textilstoff, Shirtingstoff, Krepppapier od. anderen Material zum Erreichen einer höheren Stabilität, Formbeständigkeit und Ausreissfestigkeit versteht.
Aus der deutschen Patentschrift 1 073 440 ist beispielhaft eine Längsfälzelvorrichtung zum Anbringen von Rückenstreifen an den Buchblock bekannt, in der das Hinterklebematerial von einer Vorratsrolle über Förderrollenpaare dem in Transportrich tung geförderten Buchblock von unten in Laufrichtung zugeführt wird.
Unter der Buchblocktransporteinrichtung befindet sich ein um zwei Umlenkrollen geführtes Gummiband sowie eine mit der einlaufseitigen Umlenkwalze in Wirkverbindung stehende Leimauftragswalze.
Ein von der Vorratsrolle mittels einer Schneideinrichtung abgelängter Rückenstreifen wird über das sich an der Leimauftragswalze abwälzende Gummiband mit Klebstoff versehen und unterstützt durch Gegenrollen, an den durchlaufenden Buchblockrücken gepresst. Im weiteren Verlauf erfolgt das Anpressen der seitlichen Übergriffe des Rückenstreifens an das erste und letzte Blatt oder an die Vorsätze des Buchblocks durch Anheben des Gummibandes über Führungsrollenpaare.
Bei Verarbeitung von leimdurchlässigem Hinterklebematerial ist in der Längsfälzelvorrichtung vorgesehen, die Rückenstreifen zwischen Gummiband und Leimwalze zuzuführen, sodass nicht das Gummiband, sondern der Rückenstreifen einen Leimauftrag erhält.
In dem US-Patent 3 364 092 wird eine Einrichtung zum Anbringen eines Hinterklebestreifens auf in Klammern eines Transportsystems geförderte Buchblocks beschrieben mit einer Anrolltrommel, die das von einer Vorratsrolle ablaufende und auf Länge geschnittene Material übernimmt und an einer taktgemäss gesteuerten Leimauftragswalze zum Übertragen einer Leimschicht vorbeiführt.
Zum Auftragen einer dosierten Leimschicht ist ein auf eine Leimübertragungswalze wirkender, für einen kontrollierten Leimauftrag einstellbarer Schaber vorgesehen. Der beleimte Hinterklebestreifen wird über die Anrolltrommel dem durchlaufenden Buchblock in Längsrichtung zugeführt und durch Anrollen an den Rücken des Buchblocks gepresst.
Grundsätzlich ist für die Rückenstabilisierung allgemein und insbesondere für fadengeheftete Buchblocks zur Füllung der Lagenrückenzwischenräume eine dickere Klebstoffschicht auf dem Buchblockrücken erforderlich, während die seitliche Verklebung des Hinterklebematerials einen dünnen Klebstoffauftrag verlangt, um ein Herausquetschen des Klebstoffs auszuschliessen sowie zur Erzielung einer ausreichenden Anfangsklebkraft. Durch Einsatz eines weiteren Leimauftragswerkes zum Aufbringen einer dicken Klebstoffschicht auf den Buchblockrücken bei gleichzeitiger Verlängerung der Längsfälzelvorrichtung kann man, wie die Praxis zeigt, diesen Anforderungen gerecht werden.
Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Vorrichtung zum Anbringen eines Hinterklebestreifens, Umschlags od. dgl. Werkstücks am Rücken und an den seitlichen Bereichen eines Buchblocks in einer Buchbindemaschine der gattungsgemässen Art zu schaffen, die das Auftragen von Streifenbreiten unterschiedlicher Klebstoffschichtstärken auf dem Werkstück ermöglicht.
Die erfindungsgemässe Lösung ist gekennzeichnet durch einen gegen die Auftragswalze anstellbaren Hauptschaber und durch Seitenschaber, die zum Erzeugen von Streifenbreiten unterschied licher Klebstoffschichtstärken auf dem Werkstück vom Hauptschaber getrennt einstellbar sind. Weitere vorteilhafte Ausbildungen ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen.
Mit der Erfindung wird erstmals ein Weg aufgezeigt, Streifenbreiten unterschiedlicher, getrennt auf Stärke einstellbarer Klebstoffschichten auf einem Hinterklebematerial, einem Umschlag od. dgl. Werkstück mittels einer Klebstoffauftragswalze in einem Arbeitsgang zu erzeugen unter Beibehaltung einer hohen Qualität des Produktes und mit einem relativ geringen maschinentechnischen Aufwand.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung nachfolgend näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht einer Längsfälzelvorrichtung;
Fig. 2 eine Ansicht gemäss Pfeilrichtung "A" in Fig. 1.
Die Längsfälzelvorrichtung zum Anbringen eines Hinterklebestreifens 1 auf den Rückenbereich eines Buchblocks 2 befindet sich unter einer Transporteinrichtung 3, die Buchblocks 2 mit nach unten weisendem Rücken und in einem definierten gegenseitigen Abstand kontinuierlich gemäss Pfeilrichtung über die Längsfälzelvorrichtung hinwegführt.
Nach dem bekannten Längsfälzelprinzip wird das Hinterklebematerial von einer Vorratsrolle 4 in passender Breite von einem Vorabzugsrollenpaar 5 zum Erzielen eines spannungsfreien Ab zugs sowie von einer Vorschubrolle 6 einer Anrolltrommel 7 mit Greifern 8 zum Erfassen der Vorderkante des Hinterklebestreifens 1 zugeführt.
Nach Abzug einer definierten Länge des Hinterklebestreifens 1 erfolgt das Ablängen mittels Schneidwerkzeugen 9 und danach die Übernahmen durch die Greifer 8 der Anrolltrommel 7, die den Hinterklebestreifen 1 an einer Klebstoffauftragswalze 10 einer Klebstoffauftragseinrichtung 11 vorbeiführt und beim Passieren der Berührungslinie wird auf den Hinterklebestreifen 1 ein flächiger Klebstofffilm übertragen und schliesslich der Hinterklebestreifen 1 mittels der Anrolltrommel 7 an den Buchblockrücken angerollt.
Im weiteren Verlauf passiert der Buchblock 2 mit dem zugeführten Hinterklebestreifen 1 ein umlaufend angetriebenes endloses Andrückband 12 sowie nachfolgende zunehmend schräggestellte Andrückrollen 13, die den Hinterklebestreifen 1 an die am Buchblockrücken angrenzenden Seitenbereiche anpressen.
Zum Erzielen von Streifenbreiten unterschiedlicher Klebstoffschichtstärke auf dem Hinterklebestreifen 1, und zwar einer verringerten Klebstoffschichtstärke auf den seitlichen übergriffen 1a und 1b in Bezug auf den der Rückenbreite des Buchblocks 2 entsprechenden Mittelbereich 1c, sind erfindungsgemäss ein gegen die Klebstoffauftragswalze 10 anstellbarer Hauptschaber 16 und von diesem getrennt einstellbare Seitenschaber 17 und 18 vorgesehen.
Der Hauptschaber 16 übergreift dabei die max. Breite des Hinterklebestreifens 1 und die Seitenschaber 17 und 18 lassen sich abständig zueinander auf die seitlichen Übergriffe 1a und 1b des Hinterklebematerials 1 einstellen.
In einer vorteilhaften Anwendung werden die Seitenschaber 17 und 18 auf eine über die Breite des Mittelbereichs 1c des Hinterklebematerials 1 geringfügig hinausgehende Position eingestellt, wodurch die äusseren Blätter des Buchblocks 2 optimal vom Klebstoff umfasst sind.
Die Klebstoffauftragseinrichtung 11 besteht beispielsweise aus einem geschlossenen System mit einem Gehäuse 21, in dem sich die Klebstoffauftragswalze 10 drehbar gelagert befindet. Der Hauptschaber 16 wirkt von unten gegen die Klebstoffauftragswalze 10 und lässt sich über Stellmittel 22 am Gehäuse 21 auf einen der gewünschten Klebstoffschichtstärke entsprechenden Spalt höhenverschiebbar einstellen.
Im Gehäuse 21 angeordnet sind die beiden Seitenschaber 17 und 18 auf einer in den Seitenwänden des Gehäuses 21 drehbar gelagerten Gewindespindel 23. Die Verstellung der Seitenschaber 17 und 18 zueinander auf die gewünschte Position für die Übergriffe 1a und 1b des Hinterklebematerials 1 erfolgt durch Verdrehen der Gewindespindel 23 über die Schlüsselfläche 23a, wobei der Seitenschaber 17 sich ortsfest auf der Spindel befindet und der gegenüberliegende Seitenschaber 18 auf der Spindel positioniert wird.
Der Abstand der Seitenschaber 17 und 18 zur Klebstoffauftragswalze 10 zum Einstellen einer verringerten Klebstoffschichtstärke für die seitlichen Übergriffe 1a und 1b des Hinterklebematerials 1 lässt sich über ein eine Kippbewegung der Seiten- schaber 17 und 18 um die Stellspindel 23 bewirkendes Stellelement 24 mit die Seitenwand des Gehäuses 21 durchgreifenden Stellschrauben 25 ausführen.
Der Klebstoff wird von einem nicht dargestellten Vorratsbehälter unter leichtem Druck über eine Schlauchleitung in das Gehäuse 21 gepumpt, nicht abgenommener Klebstoff gelangt über die Klebstoffauftragswalze 10 in das Gehäuse 21 zurück oder kann auch von der Klebstoffauftragswalze 10 abgeschabt und dem Vorratsbehälter wieder zugeführt werden.
Für den Einsatz von aufgeheiztem Klebstoff kann die Klebstoffauftragseinrichtung mit einem Heizmodul 26 ausgerüstet und die Klebstoffauftragswalze 10 zusätzlich beheizt sein.
Die Erfindung beschränkt sich nicht auf das Anbringen von Fälzelmaterial, sie ist ebenso vorgesehen für andere Werkstoffe zum Einfassen von Buchblockrücken und zum Anbringen von Umschlägen.