Verfahren zur Dauerverformung von Haaren Zur Dauerverformung von Haaren benutzt man heute im allgemeinen Mittel, .die Mercaptoverbindun- gen sowie vorzugsweise Ammoniak zur Einstellung eines pH-Wertes über 7 enthalten. Obwohl diese Präparate sich in der Praxis bewährt und behauptet haben, haf ten ihnen doch noch Mängel an, die bisher noch nicht beseitigt werden konnten, obwohl es an zahlreichen durch das Patentschrifttum bekanntgewordenen Ver besserungsvorschlägen nicht gefehlt hat. Alle alkalischen Mittel haben allgemein den Nachteil, infolge der quel lungsfördernden Alkalität, die Haut, vor allem die Hände des Friseurs, anzugreifen, da das die keratiner weichende Eigenschaft aufweisende System, z.
B. Thio- glykolat-Alkali, nach wie vor durch die Hände des Friseurs auf die Wickel aufgetragen werden muss. Seine Hände zeigen Erscheinungen, die durch die Bezeich nungen feuchte Kaltwellhand oder Lackhand be schrieben werden.
Zur Vermeidung dieser Nachteile schlug man zur Haarverformung schon Mittel vor, die neben z. B. Am- moniumthioglykolat und Ammoniak noch Ammonium carbonat ,aufweisen sollen (vgl. USA-Patentschrift 2 688 972). Ammoniakalische Thioglykolatlösungen mit Zusätzen an Ammoniumcarbonat und -hydragencarbo- nat (vgl, britische Patentschrift Nr. 689 641) sollen die Fähigkeit haben, Haar sowohl rascher zu verformen als auch Haut und Haare weniger zu schädigen.
Eine Überkrausung des Haares und seine Schädigung sind durch Zusatz von Harnstoff zu Thioglykolatlösungen nach anderen Vorschlägen vermeidbar (vgl. französi sche Patentschrift Nr.<B>1062</B> 508); der gleiche Zusatz soll einer Verbesserung der Haarverformung nicht nur bei Verwendung von thioglykolat-, sondern auch von sulfithaltigen Mitteln dienen (vgl. britische Patentschrift <B>780037).</B>
Ferner ist es aus der USA-Patentschrift Num mer 2 817 342 schon bekannt, zum Dauerwellen der Haare eine schwach saure oder neutrale, wässrige oder wässrig-alkoholische Lösung von sauren Sulfiten zu ver wenden, der kurz vor der Anwendung Harnstoff und Urease zugesetzt werden. Die Urease bewirkt eine Aufspaltung des Harnstoffes, wobei Ammoniak frei wird und der pH-Wert steigt.
Hierbei dient jedoch der Zusatz von Urease :dazu, die keratinerweichende Wir kung (der sauren bzw. neutralen Sulfitlösung durch Erhöhung des pH-Wertes von ursprünglich 6,0-7,0 auf 8,0-9,0 zu stoppen, da bekanntlich Sulfite ihre plastifizierenden Eigenschaften im sauren Gebiet ent wickeln und .im schwach alkalischen Gebiet weitgehend verlieren (vgl. britische Patentschrift Nr. 453 700).
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, dass auch bei saure bzw. neutrale Mercaptoverbindungen ent haltenden Dauerwellmitteln, die beim Dauerwellprozess einem anderen Reaktionsmechanismus als :die Sulfite, Bisulfite und Hydrosulfite unterliegen, die Alkalinität durch Zugabe von Harnstoff und Urease auf dem Haar eingestellt werden kann, um - im Gegensatz zu .der Lehre gemäss der USA-Patentschrift Nr. 2 817 342 die verformende Wirkung auszulösen.
Bekanntlich haben saure bis neutrale Lösungen von Mercaptoverbindungen - im Gegensatz zu den Sulfiten noch keine keratinerweichende Wirkung, sondern er halten diese erst im alkalischen pH-Bereich.
Es wurde ferner gefunden, dass sich die Möglichkeit des ständigen Kontakts der Hände mit einer alkalischen Wirklösung auf ein Minimum einschränken lässt, wenn ,der zur Haarverformung erforderliche Überschuss an Alkalinität :durch Ammoniak erst auf dem Haar erzeugt wird, nachdem das Wickeln der Haarsträhnen beendet worden ist. Die Hände kommen hierbei mit der Lösung in Berührung, die auf einen beliebigen pH-Wert zwi schen 5 und 7 eingestellt werden kann.
Während die bisher üblichen ammoniakalischen Thioglykolatlösungen auf dem Haar einen Rückgang ihres ursprünglichen pH-Wertes aufweisen, verursacht durch die Flüchtigkeit des Ammoniaks, nimmt die Alkalinität nach dem erfin dungsgemässen Verfahren ständig zu.
Diese Zunahme an Alkalinität durch freiwerdendes Ammoniak wird erfindungsgemäss dadurch erzielt, dass man auf die gegebenenfalls mit Wasser vorgefeuchteten Haare eine auf pH 5 bis 7 eingestellte, Harnstoff ent haltende wässrige Lösung, Emulsion oder Creme von Mercaptoverbindungen oder Mercaptoverbindungen zu bilden vermögenden organischen Schwefelverbindungen zusammen mit Urease einwirken lässt. Das Enzym Urease spaltet Harnstoff zu Ammoniak und Kohlen dioxyd auf, ein Vorgang, der für Harnstoff streng spe zifisch ist und den man seit langem zum Nachweis und zur Bestimmung dieser Verbindung benutzt (vgl. L. Ro- senthaler Der Nachweis organischer Verbindungen . Verlag von Ferd. Enke, Stuttgart 1923, S. 502-503; K. Dirr Quantitatives Arbeiten in der Klinik , Ver lag R.
Müller & Steinicke, München 1946, S. 77 und 100).
An einem Modellversuch lässt sich das Verhalten einer üblichen, das Haar verformenden Thioglykolat- lösung von pH 9,5 mit einem nach dem erfindungs gemässen Verfahren zu verwendenden Mittel von pH 7 vergleichen.
Je 15 cm3 der Lösungen werden in einer flachen Schale ausgebreitet und bei Raumtemperatur sich selbst überlassen. Alle 10 Minuten ermittelt man an je einer Probe der Flüssigkeiten elektrometrisch den jeweiligen pH-Wert, der in Koordinaten gegen die Zeit aufgetra gen wird. Man erkennt deutlich die Gegenläufigkeit der pH-Werte.
In der Praxis, d. h. auf dem Haar, ist der pH- Abfall ammoniakalischer Kaltwellflüssigkeiten noch stärker (vgl. H. Freytag, Fette, Seifen, Anstrichmittel 58, 245 [1955], zumal es üblich geworden ist, den Verformungsvorgang durch Zufuhr von Wärme, z. B. mittels einer Trockenhaube oder eines Geräts zum Be dampfen, zwecks Zeitersparnis zu beschleunigen. Diese Beschleunigung wirkt sich für das erfindungsgemässe Verfahren als besonderer Vorteil aus. Es ist nämlich bekannt, dass die Ureasewirkung insofern temperatur abhängig ist, als sie mit steigender Temperatur einem Optimum zustrebt, um bei 60-70 C wegen irreversibler Schädigung des Ferments abzusinken.
Es wurde auch gefunden, dass die Ureasewirkung durch Thioglykolat (als Beispiel einer Mercaptover- bindung) nicht im geringsten gehemmt oder vermindert wird. Vielmehr ergaben Versuche, dass das Thioglykolat eher eine Aktivierung verursacht.
Die Harnstoffspaltung in einer solchen Thioglykolat- lösung ist jedoch nicht nur durch die Enzymmenge und Temperatur, sondern auch durch die Menge an Harnstoff steuerbar. So wurde festgestellt, dass in einer Lösung von 7,5 g Thioglykolsäure/100 cm3 mit 0,1 g Urease aus je 5 und 10g Harnstoff nahezu die gleichen Ammoniakmengen entstehen, aus 2 g Harnstoff jedoch schon wesentlich weniger. Zugleich ist natürlich auch so die Höhe des pH-Wertes zu beeinflussen.
Der pH-Verlauf der Lösung ist im voraus auch ein stellbar, je nachdem, wieviel Thioglykolsäure vorhan den ist oder ob ein anderes Puffersystem vorliegt. Bei Abwesenheit von Thioglykolsäure, d. h. in einer 5 % igen wässrigen Harnstofflösung, wird mit 0,1 g Urease ein maximaler pH-Wert von 9,25 erreicht. In Gegenwart von 1 g Thioglykolsäure/100 cm3 erzielt man einen pH = 8,9 und von 7,5 g Thioglykol- säure/100 cm3 einen pH = 8,15. Der Gang des pH- Wertes bis zum Bereich von 8,15 bis 8,9 genügt, um insbesondere bei Zufuhr geringer Wärme (etwa bis 50 C) eine Umformung des Haares zu gewährleisten (vgl. Beispiel 1).
Es wurde nun ferner gefunden, dass man den Er findungsgedanken auch auf solche Systeme anwenden kann, die anstelle von Mercaptoverbindungen solche organische Schwefelverbindungen enthalten, die die Fä higkeit haben, sich im alkalischen Gebiet zu Mercapto- verbindungen aufzuspalten. Geeignete Verbindungen sind z. B. Dithiodiglykolid, Carbaminthioglykolsäure und Äthylxanthogenessigsäure. Die Aufspaltung wird er reicht, indem man vor der Anwendung den Harnstoff sowie eine .der Verbindungen enthaltenden Lösungen Urease zufügt. Damit wird erreicht, dass der Friseur beim Wickeln weder mit Mercaptoverbindungen noch mit Alkalien in Berührung kommt (vgl. Beispiele 2-4.
Es wurde weiterhin gefunden, dass der an sich be friedigende technische Effekt, der durch das Wickeln der Haare mit einer Kaltwellflüssigkeit von einem um den Neutralitätsbereich liegenden pH-Wert hinsichtlich der Verringerung der Schädigungsmöglichkeiten der Hände des Friseurs gegeben ist, durch :
die Verwendung von mit Urease ,imprägnierten Papier- oder Baumwollge webeblättchen noch wesentlich verbessert werden kann, indem die Haarsträhnen mit einer Harnstoff enthalten den wässrigen Lösung oder Emulsion von Mercapto- verbindungen oder Mercaptoverbindungen zu bilden ver mögenden Schwefelverbindungen von einem pH von 5 bis 7 befeuchtet werden und die Urease -und damit die steigende Alkalinität erst nach dem Wickeln mit den getränkten Wickelpapieren wirksam wird oder in dem man !die Haare mit Wasser anfeuchtet,
dann mit den imprägnierten Blättchen wickelt und anschliessend die einzelnen Wickel mit der Harnstoff enthaltenden wässrigen Lösung oder Emulsion von Mercaptoverbin- dungen oder Mercaptoverbindungen zu bilden vermö genden Schwefelverbindungen durchfeuchtet. Bei dieser Arbeitsweise setzt die Alkalisierung erst nach Abschluss des Wickelns und Durchfeuchtens ein, wobei die Hände des Friseurs mit der eigentlichen Wellflüssigkeit nicht in Berührung kommen.
Es ist schon seit langem bekannt, zur raschen, si cheren und bequemeren Arbeitsweise beim Wickeln ,des in Strähnen abgeteilten Haares zu seiner Dauerver formung sogenannte Spitzenpapiere zu verwenden. Diese Bezeichnung rührt daher, @dass das Papierblätt chen vor allem zum leichteren Fassen der Haarspitzen dient. Das Material kann Papier sein, doch ist auch ein Baumwollgewebe benutzbar. Man versucht weiter hin, diesem sich mechanisch günstig auswirkenden Hilfs mittel noch eine andere Funktion zu verleihen, nämlich die eines Trägers von chemischen Mitteln, die ebenfalls arbeitstechnische Vorteile bieten.
So wurde vorgeschla gen, :dieses sogenannte Spitzenpapier z. B. mit Natrium- nitroprussiat, einem Reagenz auf Mereaptoverbindun- gen in alkalischer Lösung, zu tränken und das Haar damit auszudrücken. Durch die bekannte Purpurfär- bung soll angezeigt werden, ob die haarverformende alkalische Kaltwellflüssigkeit auf Thioglykolatbasis bis zu den im Inneren des Haarwickels befindlichen Haar spitzen vorgedrungen ist.
Da die Haarspitzen infolge ihrer besonders exponier ten Lage der Luft und Sonnenstrahlung gegenüber, vermutlich aber auch aus auf das Wachstum der Haare zurückzuführenden Gründen chemisch weniger wider- standsfähig sind, mit anderen Worten im Verhältnis zu den übrigen Teilen des Haares stärker unter sonst gleichen Bedingungen verformt werden, wo wurde ferner empfohlen, die Spitzenpapiere mit z. B. Lanolin .und Sorbitanmonolaurat zu imprägnieren, um eine brem sende, also pflegende und schonende Wirkung durch Abgabe des Fettstoffes an den Spitzenteil des Haares auszuüben.
Schliesslich versuchte man in neuerer Zeit, wenn auch mit kaum befriedigendem Erfolg, -das Spit zenpapier zum Träger haarverformender bzw. fixieren der Wirkstoffe zu machen (z. B. von Natriumthioglykolat und Monoäthanolamin als freie Base oder von Fixier mitteln der gebräuchlichen Art, welche durch die .auf das Haar aufgebrachten wässrigen Flüssigkeiten ausge laugt werden und die Verformung bzw. Fixierung bewir ken sollen).
In der Praxis hat sich die Unterbringung von unmit telbar mit dem Haar sich umsetzenden Substanzen auf Papier, Textilstoffen und dergleichen nicht bewährt, da das Trägermaterial auch im günstigsten Falle nur begrenzte Mengen an :solchen Mitteln aufzunehmen ver mag; auch ist man nicht in der Lage, die zum Be feuchten der Haarsträhnen erforderliche Wassermenge so zu bemessen, dass beim Herauslösen der Wirkstoffe die für ihre glatte Umsetzung mit dem Keratin geeignete Konzentration erhalten wird.
Ferner kann es nicht überraschen, dass die für die chemische Umsetzung mit dem Haar unmittelbar erforderlichen Verbindun gen, wie vor allem die Reduktionsmittel, infolge ihrer Verteilung auf eine sehr grosse Oberfläche rasch unter dem Einfluss des Luftsauerstoffs ihre Wirksamkeit ver lieren. Diesen Nachteil kann man in besonderen Fällen vielleicht beheben, doch kann man die Begrenzung der Wirkstoffkonzentration auf dem Haar kaum verur sachen.
Diese Nachteile treten beim erfindungsgemässen Ver fahren nicht auf, da nur solche Substanzen (Präparate des Enzyms Urease) auf Papier oder Baumwollstoffen benutzt werden, die schon in sehr geringen Mengen zur Einleitung von Reaktionen und zu ihrer Aufrecht erhaltung oder Umsetzung mit dem Haarkeratin fähig sind und .unter dem Einfluss des Luftsauerstoffs ihre Wirksamkeit nicht verlieren.
Die Verwendung von mit Ureasepräparat-Lösungen imprägnierten Papieren ist :darüber hinaus auch wirt schaftlicher als die eines pulverförmigen Präparats. Des sen Zubereitung erfordert nämlich nicht nur eine Extrak tion der pflanzlichen, ureasehaltigen Produkte, wie z. B. der Soja- oder der Jackbohne, sondern auch Ausfällung der Ureaseenthaltenden Fraktionen, deren Reinigung, Isolierung und Trocknung (vgl. K. Dirr Quantita tives Arbeiten in der Klinik , 2. Auflage, Verlag R. Müller & Steinicke, München 1946, S. 77 und 78). Für die Herstellung der mit Ureasepräparat Lösungen imprägnierten Papiere und Baumwollstoffe genügt je doch schon die Tränkung des Papiers oder textilen Gewebes mit dem wässrigen, von unlöslichen Bestand teilen befreiten Extrakt der ureasehaltigen Bohnen.
Eine besondere Ausführungsform des erfindungs gemässen Verfahrens besteht nun darin, dass man die Haarsträhnen zunächst mit wenig Wasser befeuchtet und mit einem ureasehaltigen Papier geeigneter Grösse auf einen Wickler üblicher Art wickelt. Hierauf befeuch tet man sämtliche Wickel mit der sauren oder neutralen harnstoffhaltigen wässrigen Lösung oder Emulsion von Mercaptoverbindungen oder Mercaptoverbindungen zu bilden vermögenden Schwefelverbindungen. Durch das zur Befeuchtung benutzte Wasser und dann durch die Verformungsflüssigkeit selbst wird in allen ,Fällen ge nügend Urease aus dem Papier herausgelöst, um im gesamten Bereich der Haarsträhne Alkalisierung herbei zuführen.
Eine andere Ausführungsform ist gegeben, indem man auf das Befeuchten mit Wasser verzichtet und sofort die mit einer sauren oder neutralen harnstoff haltigen wässrigen Thioglykolatlösung befeuchteten Haarsträhnen mit dem ureasehaltigen Papier wickelt.
Falls grösserer Wert auf :die Schnelligkeit der Haar verformung gelegt wird, empfiehlt sich, als weitere Ausführungsform .des Verfahrens, das Wickeln der Haarsträhnen mit dem Urease enthaltenden Papier unter Befeuchten mit einer schon auf knapp unter pH 7 eingestellten Harnstoff enthaltenden Thioglykolatlösung.
Eine Steuerung des zeitlichen Verlaufs der Haar verformung ist durch Variation des Harnstoffgehaltes der wässrigen Lösung der Mercaptoverbindungen bzw. durch die Konzentration der Mercaptoverbindungen, ihren pH-Wert und in gewissem Masse auch .durch die im Papier oder Baumwollstoff deponierte Ureasemenge gegeben (Beispiele 5 und 6).
Es wurde auch noch gefunden, dass sich mit den nach der Erfindung angegebenen Verfahren auch ge kräuselte bzw. dauergewellte Haare strecken lassen. Hierzu werden die erfindungsgemäss anzuwendenden Substanzen in Cremeform gebracht, die ein wesentlicher Bestandteil der Haarstreckmittel ist, da sie durch ihre Konsistenz mithilft, das gekräuselte Haar allmählich in die gestreckte Form zu bringen; hierbei wird in üblicher Weise das Strecken des Haares durch Käm men unterstützt (Beispiel 7).
Es wurde ferner gefunden, dass die Verwendung von Soja- und Jackbohnenmehl sowohl eine besondere Cremegrundlage als auch die Urease-Extraktion aus ,den ureasehaltigen Soja- und Jackbohnen erübrigt (Bei spiel 8); auch fällt die Tubenverpackung hierbei fort.
Das erfindungsgemäss .anzuwendende Mittel besteht dann einerseits aus einer wässrigen Flüssigkeit, die die nötige Mercaptoverbindung und Harnstoff gelöst ent hält, und anderseits aus gemahlenem und gesiebtem Mehl aus Soja- und Jackbohnen, das z. B. in einem Beutel in entsprechender Menge abgefüllt ist. Vor dem Gebrauch wird die Flüssigkeit mit dem Mehl angerührt.
Beispiel <I>1</I> Man stellt eine wässrige Lösung von 7,5g Thioglykolsäure/100 em3 mit Ammoniak oder einer anderen Base auf einen pH-Wert von 5,6 ein (Glas elektrode), fügt 5 g Harnstoff zu und versetzt diese Lösung unter Durchschütteln kurz vor dem Gebrauch mit 100 mg Urease oder der entsprechenden Menge Sojabohnenmehl. Mit dieser Lösung werden die Haar strähnen befeuchtet und sofort gewickelt. Erfahrungs gemäss benötigt der Friseur etwa 20 Minuten, um die für eine Frisur nötige Anzahl von Wickeln auf den Kopf zu legen.
In dieser Zeit steigt der pH-Wert bei Raumtemperatur nicht über 7. Sobald jedoch die Wär mezufuhr beginnt, steigt infolge Entstehung von Am moniak resp. Ammoniumcarbonat der pH-Wert rasch über 7, und die durch die Erwärmung begünstigte Verformung des Haares setzt ein.
Messungen an einer Modellösung zeigen diesen .charakteristischen Verlauf des pH Anstieges vor und nach der Wärmezufuhr.
Dadurch; dass die zur Verformung erforderliche Lösung während der zum Zurichten der Haarwickel benötigten Zeit einen pH-Wert unter 7 aufweist, ver meidet man zumindest jenen wesentlichen Schädigungs faktor für die Haut der Hände, der durch die .alkali sche Einstellung der üblichen Kaltwellpräparate be kanntlich gegeben ist. Die Zeit, :in der die Lösung pH-Werte unter 7 aufweist, lässt sich durch Einstellung auf einen entsprechenden niedrigeren Ausgangs-pH- Wert in genügend weiten Grenzen verlängern.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemässen Ver fahrens ist in der Tatsache zu sehen, dass offenbar, bedingt durch die gewissermassen kontinuierliche Ent stehung von Ammoniak resp. Ammoniumcarbonat, die Verformung des Haares ausserordentlich gleichmässig und ausgeglichen vom kopfhautnahen Ansatz bis zur Spitze erfolgt und Überkrausungen unmöglich sind.
Die für das Verfahren erforderlichen Lösungen kön nen selbstverständlich auch Zusätze üblicher Art, wie Netzmittel, Parfümöle und emulgierte Bestandteile, ent halten. Versuche ergaben, dass diese die Wirksamkeit der Urease nicht sehr wesentlich beeinflussen. Es emp fiehlt sich aber angesichts der sehr unterschiedlichen Hemmwirkung, die diese Zusätze ausüben können, die am wenigsten oder gar nicht hemmenden Substanzen zu ermitteln, was in einfacher Weise ausführbar ist. <I>Beispiel 2</I> 5,0g Dithiodiglykolid unter 5,0g Harnstoff wer den in 100,0 cm3 Wasser unter Erwärmung gelöst. Beim Abkühlen entsteht wegen der schweren Löslich keit des Dithiodiglykolids eine milchig trübe Flüssig keit von pH 6.
Setzt man nun vor Gebrauch 0,6 g Urease hinzu, so bildet sich nach einiger Zeit Ammo niak; die Lösung wird alkalisch und die Spaltung des Dithiodiglykolids setzt bei Erwärmung auf etwa 60 C ein.
<I>Beispiel 3</I> 7,9g Carbaminylthioglykolsäure und 5,0 .g Harn stoff werden in Wasser gelöst, mit Ammoniak vorsich tig -auf pH 6,8 gebracht und auf 100 cm3 verdünnt. Vor Gebrauch wird 1,0g Urease zugegeben.
<I>Beispiel 4</I> 12,6 g Äthylxanthogenessigsäure werden mit Am moniak neutralisiert, mit 5,0 g Harnstoff versetzt und auf 100 cm3 mit Wasser verdünnt. Vor dem .Gebrauch werden 1,3g Urease zugegeben. pH = 7.
Auf diese Weise wird sowohl das Alkali :als auch die keratinerweichende Mercaptoverbindung erst nach einiger Zeit gebildet, und diese Zeit kann so bemessen werden, dass sie erst auf dem Haar, ,also während der üblichen Einwirkungszeit und nachdem der Friseur seine Arbeit mit dem Wickeln und Befeuchten der Haare beendet hat, erfolgt.
Zur Beschleunigung der Spaltung der Ausgangsver bindungen werden die gewickelten Haare mittels einer Trockenhaube einer Erwärmung bis etwa 60 C aus gesetzt.
<I>Beispiel 5</I> Man wickelt das mit Wasser befeuchtete Haar un ter Benutzung von 7,5 cm X 5,4 cm grossen urease- haltigen Cellulosepapierblättchen, die je cm2 0,25 Urease-Einheiten aufweisen, auf Kunststoffwickler und feuchtet die einzelnen Haarwickel mit einer Kaltwell- flüssigkeit folgender Zusammensetzung nach:
EMI0004.0021
Die Verformung ,ist nach l0-12 Minuten beendet; man fixiert oxydativ und erhält sehr gute Haarverfor mungen.
<I>Beispiel 6</I> Haarsträhnen befeuchtet man .mit einer Lösung von
EMI0004.0022
und wickelt mit 9 cm X 6 cm grossen Baumwolläpp- chen, die je cm2 0,17 Urease-Einheiten enthalten, in üblicher Weise auf. Nach 15-20 Minuten - die Einwirkungszeit kann durch :die Mitbenutzung üblicher Wärmehauben abgekürzt werden - fixiert man oxydativ und erhält sehr gute Krausen.
Die in den Beispielen 5 und 6 benutzten ureasehal- tigen Wickelblättchen wurden wie folgt hergestellt: Feines eventuell gesiebtes Sojabohnenmehl - zweck mässigerweise verwendet man aber die ureasereicheren Jackbohnen - digerierte man mit der 5-7fachen Menge Wasser bei Raumtemperatur 2 Stunden lang. Den von unlöslichen Bestandteilen schwach getrübten Extrakt zentrifugierte man gegebenenfalls und imprägnierte mit diesem saugfähiges Papier oder Baumwollgewebe durch Einlegen. Nach dem Abtropfen oder Abquetschen des Flüssigkeitsüberschusses trocknete man die Träger bei 60 C und zerschnitt in Stücke passender Grösse.
An schliessend wurden die Blättchen durch Angabe ihrer Wirksamkeit .in Urease-Einheiten je cm2 gekennzeich net.
<I>Beispiel 7</I> 5,4 g Cetylalkohol, 1,8 g Paraffinöl und 3,9 g Oleylalkohol (20 Äthylenoxyd-Gruppen) werden auf dem Wasserbad geschmolzen und mit 1,5 g kolloidaler Kie selsäure (in 25g Wasser suspendiert) verrührt. Diese Masse wird mit 37,0 g Wasser, in welches 7,5 g 100%ige Thioglykolsäure, 5,6g Ammoniak (25%ig), 10,00 g Harnstoff, 2,00 g Ammoniumdihydrogenphos- phat und 0,45 g Zitronensäure gelöst sind, und das auf 60 C erwärmt .ist, zu einer cremigen Emulsion von pH = 6 verarbeitet.
100,0 g dieser Creme werden vor der Anwendung mit 3,0 .g Urease von etwa 320 Einheiten vermischt und dann aufgetragen.
<I>Beispiel 8</I> In 100,0 cm3 Wasser werden 8,9 g Ammonium thioglykolat und 10,0 g Harnstoff gelöst und in Fla schen abgefüllt (pH = 7). Dazu wird ein Beutel mit einer Mischung aus je etwa 30,0 g Soja- und Jackbohnenmehl gegeben, das ,gemahlen -und durch ein Sieb der Grösse DIN 20 gesiebt wurde.
Vor dem Gebrauch wird die Flüssigkeit mit dem Mehl angerührt und sogleich auf das Haar aufgetragen.