Verfahren zum Färben von Aminogruppen aufweisenden Textilfasern mit Naphthochinonen Es war zwar schon seit Jahren bekannt, dass die Alkalisalze der 1,2-Naphthochinon-4-sulfonsäure durch Umsetzung mit organischen Aminen unter Austritt der Sulfonatgruppe in N-substituierte 4-Aminoderivate des 1,2-Naphthochinons übergehen, die auch p-chinoid mit einer OH-Gruppe in Stellung 2 aufgefasst werden können.
Diese Reaktion, die gefärbte Verbindungen ergibt,war noch nicht zu einer Umsetzung mit Amino- gruppen ausgenützt worden, die einer Textilfaser selbst angehören, oder ihr künstlich durch eine Haupt valenzreaktion bzw. mit Hilfe der in der Färberei üblichen, chemisch-physikalischen Kräften zugrunde liegenden Methoden einverleibt wurden.
Es wurde nun gefunden, dass solche Textilfasern (z. B. auch in Form von Geweben), die freie Amino- gruppen in irgendeiner Form (also auch in einem Guanidin- oder Amidinrest) besitzen, in wässriger Flotte durch Erwärmen mit Alkalisalzen von 1,2- Naphthochinon-4-sulfonsäuren auf 90 bis 100 C ge färbt werden können.
Zu solchen Textilfasern zählen Wolle, Naturseide (auch Rohseide), künstlich aus Proteinen hergestellte Fasern, synthetische Polyamid- fasern, Nylon) und Cellulosefasern, in welche künstlich durch Animalisierung Aminogruppen eingeführt wurden.
Es kann sich ferner auch um Textilfasern irgend welcher Konstitution handeln, die also tierischer, pflanzlicher oder synthetischer Natur sind und die zunächst mit färbenden oder nicht färbenden Sub stanzen, welche mindestens eine primäre oder sekun däre Aminogruppe enthalten und eine entsprechende Affinität zu den Fasern besitzen, nach den in der Färberei üblichen Methoden gefärbt bzw. vorbehan delt worden sind.
Als erfindungsgemäss verwendbare 1,2-Naphtho- chinon-4-sulfonsäure sei deren 3-Carbonsäureanilid hervorgehoben, das nach der Methode von M. Battegay und E. Riesz (Bull. Soc. Chim. France 1932, <I>t.</I> 5l, <I>p.</I> 902) leicht herstellbar ist.
Zum Färben der Fasern, die in Form eines Ge webes vorliegen können, wird in wässriger Flotte so lange auf 90 bis 100 C erwärmt, bis der auf dem Material erzielte Farbton sich nicht mehr verändert; doch kann man die Operation, mit der man stets echte Färbungen erzielt, nach Belieben auch schon vorher unterbrechen. Je nach der Konstitution des angewand ten 1,2-Naphthochinonderivates, seiner Konzentra tion bzw. der Natur der zu färbenden Faser werden verschiedene Farbtöne erhalten (z.
B. gelbbraun, rot braun, dunkelbraun bei Wolle und Naturseide, fleisch farbene Töne bei Polyamidfaser wie Nylon), deren Vielfältigkeit im Falle der erwähnten Vorbehandlung mit gefärbten oder farblosen Substanzen bedeutend gesteigert wird.
So werden Baumwolle und Viskose nach Vorbehandlung mit Primulin, das zu einem grossen Teil aus sulfoniertem Bis-dehydrothiotoluidin besteht, oder nach Vorbehandlung mit den Amino- aniliden der 2,3-Oxynaphthoesäure, für die sie Affini tät besitzen, in roten Tönen angefärbt, wenn sie in wässriger Flotte mit einem Alkalisalz einer 1,2- Naphthochinon-4-sulfonsäure erwärmt werden.
Auch Rohseide, die sonst infolge des umhüllenden Seiden leimes schwer oder gar nicht angefärbt werden kann, färbt sich leicht nach vorliegendem Verfahren bei Behandlung mit den angeführten 1,2-Naphthochinon- 4-sulfonaten in der Wärme.
Anstelle der 1,2-Naphthochinonsulfonate können auch die entsprechenden 1,2-Hydroxylverbindungen dem Bade zugesetzt werden, da sich die Salze dieser 1,2-Dioxynaphthahn-4-sulfonsäuren beim Erwärmen in wässriger Lösung leicht zu den entsprechenden 1,2 Naphthochinonderivaten oxydieren, was man gege- benenfalls durch Zusatz geringer Mengen eines Oxy- dationsmittels, wie H202, noch beschleunigen kann.
Ein Verfahren zum Färben von Textilfasern durch Vorbehandlung derselben mit gewissen Aminoverbin- dungen und Nachbehandlung mit einer Reihe von Chinonderivaten wird nun auch in der französischen Patentschrift Nr. 1296154 der Farbenfabriken Bayer Aktiengesellschaft beschrieben.
Von diesem Ver fahren unterscheidet sich das vorliegende, soweit es ebenfalls eine Vorbehandlung der Fasern mit Amino- gruppen enthaltenden Substanzen und eine Nachbe handlung mit Chinonderivaten zum Gegenstand hat, in zwei wesentlichen Punkten, die einen Vorteil der vorliegenden Erfindung bedingen und einen tech nischen Fortschritt mit sich bringen: 1.
Das erwähnte französische Patent bezieht sich nur auf hydrophobes Material vollsynthe- tischer oder halbsynthetischer Natur (im letz teren Fall, z. B.
auf Celluloseester) und auf die Anwendung hierfür geeigneter aromatischer Aminoverbindungen, während das vorliegende Ver fahren Textilfasern irgendwelcher Konstitution, also tierischer, pflanzlicher, voll- oder halbsynthetischer Natur einschliesst und deren Vorbehandlung mit Aminogruppen enthaltenden, färbenden oder nicht färbenden Verbindungen,
die zur jeweils in Betracht kommenden Fasern entsprechende Affinität besitzen. Die französische Patentschrift bezieht sich also nicht auf so wichtige Fasern, wie Wolle, Naturseide, Baum wolle und Viskose, während dies im vorliegenden Verfahren der Fall ist, das daher einen grösseren An wendungsradius besitzt (z. B. auch bei der Erzielung von Effekten bei gemusterten Mischgeweben).
2. Die erwähnte französische Patentschrift führt unter den zur Nachbehandlung dienenden Substanzen nichsubstituierte Chinone und halogenierte Chinone bzw.
chinoide Verbindungen an, in keinem Falle aber sulfonierte Chinonderivate, wie die 1,2-Naphtho- chinon-4-suifonsäure, ihre Alkalisalze und Substi- tutionsprodukte, deren Anwendung Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist.
Die Anwendung dieser 1,2-Naphthochinonsulfonate bedeutet nun einen tech nischen Vorteil, weil sie infolge ihrer Wasserlöslich keit viel leichter zu handhaben sind als die wasser unlöslichen Halogenderivate der Chinone und chino- iden Verbindungen und sie nicht, wie diese wasser unlöslichen Verbindungen zu ihrer feinen Verteilung ein Dispersionsmittel benötigen,
wenn man von halo- genierten Hydrochinonen oder Aniinophenolen, die erst in Chinone verwandelt werden müssen, absieht. Ausführungsbeispiele 1. Wolle wird in w%ässriger Flotte 4 % ig mit 1,2- naphthochinon-4-sulfonsaurem Na 25 Minuten auf 95 C erwärmt und hierbei braun gefärbt.
2. Wolle ebenso 5 % ig mit dem 3-Carbonsäure- anilid des 1,2-naphthochinon-4-sulfonsauren Na 30 Minuten zum Sieden erhitzt und hierbei gelbbraun an gefärbt. Bei analoger Behandlung von Wolle mit dem entsprechenden 1,2-Dioxynaphthaiinderivat unter Zu- satt einiger Tropfen H202 wird der gleiche Farbton erzielt.
3. Naturseide wird in wässriger Flotte 4 % ig mit 1,2-naphthochinon-4-sulfonsaurem Natrium 20 Mi nuten auf 90 bis 95 C erwärmt und hierbei gehbraun angefärbt. Rohseide wird jedoch bei analoger Be handlung rotbraun gefärbt.
4. Polyamidfaser (Nylon) wird in wässriger Flotte 4 % ig mit 1,2-naphthochinon-4-sulfonsaurem Natrium 30 Minuten auf 95 C erwärmt, wobei sie in fleisch farbenen, etwas lilastichigen Tönen angefärbt wird. Bei analoger Behandlung mit dem 3-Carbonsäure- anilid des 1,2-dioxynaphthalin-4-sulfonsauren Na triums wird Polyamidfaser fleischfarbengelbstichig an gefärbt.
5. Baumwolle oder Viskose werden in wässriger Flotte 5 % ig mit technischem Primulin 15 bis 20 Mi nuten auf 90 C erwärmt, hierauf kalt mit Wasser ge spült und in wässriger Flotte 5 % ig mit 1,2-naphtho- chinon-4-sulfonsaurem Natrium 15 bis 25 Minuten zum Sieden erhitzt, wobei die beiden Fasern rot an gefärbt werden, 6.
Wollgewebe wird in wässriger Flotte 5 % ig mit Primulin unter Zusatz von etwas verdünnter Essig säure 15 bis 25 Minuten auf 95 C erwärmt und nach dem. Spülen mit Wasser in wässriger Flotte mit 1,2- naphthochinon-4-sulfonsaurem Natrium 5 % ig 15 bis 25 Minuten auf 95 bis 100 C erhitzt, wobei das Wollgewebe braunstichigrot angefärbt wird.
7. Baumwolle- oder Viskosegewebe werden in wässriger Flotte 5 % ig mit 2-Oxy 3-naphthoyl N- amino-(3'-aminobenzol) (aus der entsprechenden Nitroverbindung durch Reduktion erhältlich) unter Zusatz von etwas verdünnter Natronlauge 20 Minuten auf 50 C erwärmt und nach dem Spülen mit kaltem Wasser in wässriger Flotte 5 % ig mit 1,
2-naphtho- chinon-4-sulfonsaurem Natrium 15 bis 20 Minuten auf 95 bis 1d0 C erwärmt und hierbei lachsrot ge färbt.
'$. Mit Lauthschem Violett 1 % ig gefärbte Wolle wird in wässriger Flotte 2 % ig mit 1,2-naphthochinon- 4-sulfonsaurem Natrium 20 Minuten auf 95 C er wärmt und unter Echtheitszunahme in grauschwarzen Tönen angefärbt.
9. Wolle wird in wässriger Flotte 4 % ig mit Pikra- minsäure (2-Amino-4,6-dinitrophenol) unter Zusatz von etwas Essigsäure 30 Minuten auf 95 bis 100 C erwärmt, die tiefrot gefärbte Faser mit kaltem Wasser gespült und in wässriger Flotte 6 % ig mit 1,2-naphtho- chinon-4-sulfonsaurem Natrium 30 Minuten zum Sie den erhitzt.
Man belässt die Flotte weitere 30 Minuten bei einer Temperatur von 90 bis 95 C und erhält so auf der Wolle eine schwarze Färbung, die etwas rotstichig ist. Naturseide und Polyamidfaser (Nylon) können in analoger Weise behandelt werden, aller dings bei etwas tieferer Temperatur, wobei man auf den Fasern auch sehr dunkle, aber nicht so tiefe Töne erzielt wie auf Wolle.
10. Acetatseide (Acetylcellulose), die in wässriger Flotte durch 30minutiges Erwärmen auf 70 bis 80 C mit 4 % 4-N-(Methylamino)-phenol vorbehandelt wor den war, wird in wässriger Flotte 30 Minuten 6 % ig mit 1,2-naphthochinon-4-sulfonsaurem Natrium auf 90 bis 95 C erwärmt und hierbei orangerot ange färbt.
Man kann auch den Methyl- oder Äthylester des 4-N-(Methylamino)-phenols anwenden oder Mono- bzw. Dinitroderivate von Monoalkylanilin oder von 4-N-(Monoalkyl)-amino-diphenylamin.
11. Viskose oder tannierte Baumwolle werden 2 % ig mit Hoffmanns Violett (Colour Index Nr. 679), (Bis- 4.1- äthylamino - phenyl)- carbo-(3'-tolyl-4'-äthyl- ammonium)-chlorid gefärbt und nach dem Spülen mit kaltem Wasser 4 % ig mit 1,2-naphthochinon-4-sulfon- saurem Natrium 25 bis 30 Minuten in wässriger Flotte auf 95 bis 100 C erwärmt.
Die ursprünglich rotstichig violette Färbung geht bei dieser Behandlung in ein blaustichiges Violett über, wobei die Echtheit der Färbung zunimmt.