Guttaperchaartige Komposition, Es war schon lange erwünscht, einen Stoff zu finden, den man in gleicher Weise wie die gebräuchlichen guttaperchahaltigen Kom positionen verwenden kann, und welcher ausserdem in mancher Hinsicht, z. B. in bezog auf Plastizität, Nichtklebefähigkeit, leich tere Verarbeitung, noch bessere Eigenschaf ten als die bekannten Guttaperchaprodukte aufweist.
Es wurde nun eine neue, sehr gute gutta= perchaartige Komposition gefunden. Dieselbe ist gekennzeichnet durch einen Gehalt eines Mischesters des Polyvinylalkohols mit einer grösseren Menge an Essigsäure und mit einer kleineren Menge einer höher molekularen organischen Säure mengenmässig als Haupt bestandteil in homogener Mischung mit Weichmachungsmitteln als Nebenbestandteil. Diese gemischten Ester kann man z. B. durch Behandeln von Polyvinylacetat mit kleineren Mengen einer höhenmolekularen organischen Säure bei erhöhter Temperatur erhalten.
Als höhenmolekulare organische Säuren kommen die verschiedenartigsten Säuren in Betracht, wie z. B. Stearinsäure, oder andere höhere Fettsäuren mit mindestens 4 C-Atomen, ferner Adipinsäure, Maleinsäure, Benzoe- säurb, Phtalsäure usw.
Vermischt und homogenisiert man z. B. auf einem Mischwalzwerk solche gemischte Ester mit Weichmachungsmitteln, so erhält man eine plastische Masse, -welche weitgehend den mit Natur-Guttapercha hergestellten Kompositionen entspricht und diese sogar oft in mancher Hinsicht noch übertrifft. Als Weichmacher kommen z. B. die bekannten Weichmacher, wie Trikresylphosphat, Tri- phenylphosphat, Triaeetin, Alkylphtalate usw., in Betracht.
Anstatt den gemischten Ester nachträglich mit dem Weichmacher- zu mischen und dann zu homogenisieren, kann man den Weichmacher schon während des Umes.terungsprozesses dem Polyvinylacetat zugeben. Die Umesterung und Homogenisie rung \wird dadurch erleichtert.
Je nach der Zusammensetzung des ge mischten Esters sowohl in bezog auf die Art und Mengenverhältnisse des Polyvinylacetats und der verwendeten höheren organischen Säure wie auch in bezog auf die Art des Weichmachers, kann man die Eigenechaft der Komposition in mannigfaltigster Weise variieren. So erhält man z. B: beim Umestern von hochmolekularem Vinylacetat mit höheren Fettsäuren zähere, nicht klebende, bei mässiger Wärme sehr plastische Pro dukte; mit niedrigmolekularem Vinylacetat erhält man dagegen leicht schmelzbare, jedoch sprödere Harze.
Die Umesterung mit mehrwertigen Carbonsäuren liefert Produkte, welche durch längeres Erhitzen urschmelz bar werden oder auch durch Kondensation mit mehrwertigen Alkoholen urschmelzbare makromolekulare Stoffe liefern.
Die Komposition kann man in bekann ter Weise, eventuell unter Zugabe von Füll stoffen, wie z. B. Kreide, Bolus, Kaolin usw., und Farbstoffen, zu Platten auswalzen. Man kann denselben auch Harze, wie z. B. Phenol harze, und sphäro-kolloidale Stoffe, wie Kunstkopale, z. B. modifizierte Phenolharze. und alkylierte Phenolharze hinzufügen.
Die erfindungsgemässe guttaperchaartige Komposition kann für die verschiedensten Zwecke dienen. Man wird sie überall dort anwenden, wo man bisher guttaperchahaltige Kompositionen gebraucht hat, z. B. in der Zahntechnik als Füll- und Abdruckmaterial, in der Medizin als Verbandsmittel, im Druckereigewerbe als Abklatschmittel für die Herstellung von Druckstöcken (Cliches) usw.; je nach Wahl der Ausgangs- und Zu satzstoffe kann sie den Verwendungszwecken angepasst werden.
Für medizinische Zwecke wird man vorzugsweise physiologisch ein wandfreie Weichmacher verwenden, wie z. B. Ester organischer Säuren, wie z. B. Triacetin, Dibutylbernsteinsäureester und andere.
<I>Beispiel:</I> $00 Gewichtsteile Polyvinylaeetat mitt lerer Viskosität werden mit 100 Gewichts teilen Stearinsäure unter Abdestillieren der frei werdenden Essigsäure teilweise umge- estert. Der so erhaltene Mischester wird mit 60 Teilen Trikresylphosphat zu der erfin dungsgemässen guttaperchaartigen Komposi tion zusammengeschmolzen. Die heisse, flüs sige, homogene Mischung kann dann zu Plat ten ausgegossen werden, welche sich in leicht angewärmtem Zustande zu Blättern auswal zen lassen.
Man kann die Weichmacher auch bereits bei der Umesterung zugeben, z. B. derart, dass man 50 Gewichtsteile Stearinsäure mit 100 Gewichtsteilen Trikresylphosphat zusam- mensebmilzt und in die Schmelze dann 250 Gewichtsteile Polyvinylacetat niedrigmole- kular und 50 Gewichtsteile Polyvinylacetat hochmolekular einträgt und weiter erhitzt.
Nach erfolgter Umesterung und Abdesstillie- ren der frei werdenden Essigsäure erhält man die erfindungsgemässe guttaperchaartige Komposition. Diese kann dann, wie oben dar gelegt, auf Platten und Blätter weiter verarbeitet werden. Man kann der Masse im Schmelzfluss oder während des Verarbei tungsprozesses verschiedene Zusätze bei- mischen, wie Farb- und Füllstoffe.
Die Eigenschaften der so erhaltenen Pro dukte decken sich weitgehend mit denen aus Natur-Guttapercha erhaltenen, zeigen jedoch beim leichten Erwärmen eine noch grössere Plastizität. Sie eignen sich daher vorzüglich als zahnärztliche Füll- und Abdruckmateria lien, wobei man je nach dem Verwendungs zweck die hierfür geeignetsten Zusätze aus wählt. Gegenüber Massen aus Natur-Gutta- percha haben die erfindungsgemässen Massen den Vorteil, weder durch Lichteinwirkung noch durch langjährige Lagerung zu ver- spröden.
Andersartige guttaperchaartige Kompo sitionen mit mehr zähelastischen Eigenschaf ten erhält man z. B. aus gemischten Estern des Polyvinylalkohols, welche neben Essig säure noch kleinere Mengen Adipin- und Benzoesäure enthalten.