Verfahren zur Herstellung von Thyr ogin. Es ist bekannt (vergl. Abelin, Chem. Zentralblatt 1934, 1I, Seite 1479-l480), dass man aus durch Jodierung gewonnenem Jod- eiweiss durch hydrolytischen Abbau Stoffe er halten kann, die qualitativ die Wirkungen des Schilddrüsenhormons zeigen. Es ist je doch bisher nicht gelungen, aus diesen Ab bauprodukten Thyroxin zu gewinnen.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Thyroxin, wobei durch Jodierung von Proteinen ge wonnenes Jodeiweiss einem hydrolytischen Abbau unterworfen wird, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass die Jodierung des Eiweisses bei einer Temperatur von etwa 40 C und bei in dem pH-Bereich von etwa 7 bis 9 liegender schwach alkalischer Reaktion durch allmähliche Zugabe kleiner Einzeldosen pul verförmigen Jods in einer für die vollständige Jodierung des Eiweisses insgesamt nicht aus reichenden Menge durchführt, aus dem ent standenen Jodeiweiss durch alkalischen Ab- bau das Thyroxin freimacht,
aus dem so er haltenen Produkt durch Säurefällung das Thy- roxin abtrennt und zur Kristallisation bringt.
Die bisher bekannten Verfahren, wonach Jodproteine abgebaut und die Schilddrüsen wirksamkeit der säureunlöslichen Fraktion des Hydrolysates festgestellt wurde, haben nicht zur Gewinnung von Thyroxin geführt. Die vorliegende Erfindung gründet auf der Fest stellung, dass sowohl die Ausbeute wie auch die Reinheit der wirksamen Fraktion von der Art und dem Grad der Jodierung abhängen, und dass auch die Möglichkeit, aus dieser Fraktion Thyroxin darzustellen, von diesen Bedingungen bestimmt wird. Aus einer grossen Reihe von untersuchten Jodproteinen liessen sich trotz grosser Wirksamkeit der säure unlöslichen-Fraktion keine Thyroxinkristalle gewinnen.
Das hier beschriebene Verfahren zeigt erstmalig einen Weg, aus Jodeiweiss Thyroxin leicht und in befriedigender Aus beute zu gewinnen. Beispiele 1. 100 g Serumglobulin, durch mehrma- ligesUmfäilen mithalbgesättigterAmmonium- sulfatlösung gereinigt, werden in 2,5 %iger Lösung mit etwa 15 g Natriumbicarbonat versetzt und auf 40' erwärmt; die Lösung weist ein pH von ca 8 auf.
Nun wird eine für die vollständige Jodierung des Eiweisses nicht ausreichende Menge von insgesamt 10 g Jod fein gepulvert und innerhalb von 6 Stun den in kleinen Anteilen unter Rühren zuge setzt, wobei das Jodglobulin ausflockt. Das Umsetzungsgemisch bleibt noch 24 Stunden auf 400. Das Jodglobulin wird nun abge- schleudert, in Wasser aufgenommen und bis zum Verschwinden der Jodreaktion im Aussen wasser dialysiert.
Das Dialysat wird einge froren und im Vakuum über Schwefelsäure getrocknet. Das Jodglobulin enthält 3,5% Jod und hat im Tierversuch eine starke ge- wiclitssenkendeWirkung (200 Meersehwein- chen-Einheiten pro Gramm).
100 g des so erhaltenen Jodglobulins werden in 1 Liter 400,toiger Barytlauge 18 Stunden gekocht. Das Hydrolysat wird heiss filtriert, der Niederschlag mit verdünnter Salz säure bei eben kongosaurer Reaktion aufge nommen, geschleudert und mit alkalischer Natriumsulfatlösung heiss ausgezogen. Das Filtrat wird gekühlt, vom ausgeschiedenen Baryt abgesaugt, mit verdünnter Salzsäure bis zur völligen Flockung (pH 4-5) ange säuert und absitzen lassen.
Der abgeschleu- derte Niederschlag wird mit der oben er wähnten alkalischen Natriumsulfatlösung auf genommen, die auftretende Bariumsulfatfäl- lung abgetrennt und die Lösung kochend mit verdünnter Schwefelsäure auf pH etwa 5 ge bracht. Nach Abkühlen wird abgesaugt und mit verdünnter Essigsäure gewaschen.
Das so erhaltene Zwischenprodukt enthält etwa 30 0!o Jod und zeigt sämtliche Wirkun gen des Schilddrüsenhormons (15000-25000 Meerschweincheneinheiten pro Gramm). Aus beute 2,4 g.
Kocht man 1 g dieser Substanz in 0,5 %iger Natriumcarbonatlösung und lässt die opaleszente Lösung abkühlen, so scheidet sich das Natriumsalz des Thyroxins als fein körniger Niederschlag in einer Menge von etwa 0,15 g ab. Dieser Niederschlag wird in 80 %igem alkalischem Alkohol gelöst und die Lösung heiss mit Essigsäure angesäuert. Alsbald scheidet sich Thyroxin in Nadeln oder kugeligen Drusen ab. Zersetzungspunkt <B>2320.</B>
2. 100 g Casein werden mit 30 g Natrium- bioarbonat in 4 Liter Wasser gelöst, auf 401 erwärmt und stark gerührt; die Lösung weist ein pH von ca. 8 auf. Fein gepulvertes Jod wird in Anteilen von je 5 g in Abständen von 1 Stunde zugegeben bis insgesamt 20 g, eine für die vollständige Jodierung des Ei weisses nicht ausreichende Menge, zugesetzt sind. Die Lösung wird 24 Stunden bei 400 gerührt, dann abgekühlt, mit verdünnter Salz säure gefällt und die Fällung abgeschleudert. Die Fällung wird in etwa 2 Liter Wasser möglichst fein verteilt und durch Zugabe von Natronlauge in Lösung gebracht.
Die Lösung wird gegen fliessendes Wasser dialysiert, bis kein Jodid mehr nachzuweisen ist. Dann wird in das gleiche Volumen mit Eisessig aDge- säuerten Alkohols eingerührt, abgesaugt und mit Alkohol gewaschen. Nach Trocknen in Va- kuum erhält man ein Jodcasein mit 7,4 % Jod (125 Meerschweincheneinheiten pro Gramm).
Ausbeute etwa 90'/o.
100 g dieses Präparates werden aufge arbeitet wie in Beispiel 1 beschrieben. Man erhält 1,7 g Zwischenprodukt mit 45% Jod und 10000 Meerschweincheneinheiten per Gramm. 1 g dieser Substanz wird finit Na- triumcarbonatlösung und Alkohol, wie in Bei spiel 1 angegeben, behandelt. Dabei kristal lisiert das Thyroxin aus.
Es wird durch Um kristallisieren völlig gereinigt. Zersetzungs- punkt 232', Jodgehalt 64,5%, Stickstoff- gehalt <B>1,750</B> ,1o.
3. 1250 eins einer 8% Lösung von Edestin in 10 0/0iger Kochsalzlösung (= 100 g Edestin) werden mit 2,75 Liter 10 %iger Kochsalz- lösung verdünnt, 30 g Natriumbicarbonat zu gesetzt und die Lösung bei 40 0 gerührt;
die Lösung weist ein pH von ca 8 auf. Nun wird alle 15 Minuten 0.5 g pulverisiertes Jod zugesetzt - insgesamt 20 Anteile, eine für die vollständige Jodierung des Eiweisses nicht ausreichende Menge - und das Reaktions gemisch über Nacht bei 40 0 gehalten. Dann wird abgekühlt, mit Salzsäure gefällt, der Niederschlag in Wasser aufgenommen, durch Dialyse vom Jodid befreit, durch Zusatz von essigsaurem Alkohol abgeschieden und im Vakuum getrocknet. Ausbeute 105 g, Jod- gehalt 1,8/o.
100 g des so erhaltenen Jodedestins wer den mit 1 Liter 2n-Natronlauge am Rück flusskühler 18 Stunden gekocht, die Lösung filtriert und auf pH 5 gebracht. Der Nieder schlag wird abgetrennt, mit wenig Lauge in Lösung gebracht und kochend mit verdünnter Schwefelsäure auf pH 5 eingestellt. Nach Ab kühlen wird der Niederschlag abgesaugt ünd sulfatfrei gewaschen. Ausbeute 0,3 g; Jod- gehalt 40 0%; 5000 Meerschweincheneinheiten pro Gramm.
1 g dieses Produktes wird in 5 cmg n- Natronlauge gelöst, Alkohol zu 70% zuge- geben und mit Essigsäure angesäuert. Nun wird das vierfache Volumen Aceton zugesetzt, der entstandene Niederschlag abzentrifugiert und das Filtrat mit 1,5 Liter Wasser ver dünnt.
Der dabei sich bildende feinflockige Niederschlag wird abgetrennt, in 0,5%iger Natriumcarbonatlösung durch Aufkochen ge löst. Beim Abkühlen scheidet sich das Na triumsalz des Thyrogins aus; es wird in 70 %igem alkalischem Alkohol aufgelöst und heiss mit Essigsäure angesäuert. Thyroxin scheidet sich kristallinisch ab.