Verfahren zum Fluorieren von Ileaaehloräthan. Bis jetzt sind Versuche zur Herstellung organischer Fluorverbindungen mit Hilfe von Fluor ohne Erfolg und technisch un durchführbar gewesen, da die so behandel ten Verbindungen sich unter Abscheidung von Kohle, Teer oder andern unerwünschten Stoffen zersetzten.
Wie nun gefunden wurde, kann man organische Fluorverbindungen erhalten durch Einwirkung von Fluor auf eine organische Verbindung in Gegenwart eines flüssigen Verdünnungsmittels. Zweckmässig verhält sich letzteres gegenüber der Reaktion indif ferent, kann aber gut ein Lösungsmittel für die Reaktionsteilnehmer und das erhaltene Produkt sein.
Beispiele geeigneter Verdünnungsmittel sind Fluorwasserstoff, Fluorsulfonsäure und fluorierte Kohlenwasserstoffe, wie zum Bei spiel vollständig halogenierte Fluorchlor kohlenwasserstoffe, die mindestens ebenso viele Fluor- wie Chloratome enthalten, bei- spielsweise lIexafluoräthan, Difluordichlor- methan, Trifluortrichloräthan, Tetrafluor- dichloräthan, Pentafluorchloräthan, sowie deren Gemische.
Man kann so verfahren, dass man zu nächst Fluor zu dem Verdünnungsmittel zu setzt und dann die zu fluorierende Verbin dung, entweder für sich oder in Lösung zu gibt. Die Methode erweist sich als sehr zweckmässig, wenn die zu behandelnde Ver bindung mit Fluor sehr heftig reagiert.
Wahlweise kann man das Fluor über der Oberfläche der die zu fluorierende Verbin dung enthaltenden Flüssigkeit zuführen, wenn es auch bei sehr widerstandsfähigen Körpern empfehlenswert ist, das Fluor dicht unterhalb der Oberfläche zutreten zu lassen. Auf diese Weise tritt eine Verdünnung des Fluors mit den Flüssigkeitsdämpfen ein, wodurch die Gefahr einer Explosion oder zu heftigen Reaktion herabgesetzt wird. Die Temperaturen zur Durchführung der Reaktion sind solche, bei denen keine Zer setzung eintritt. Bei sehr reaktionsfähigen Stoffen kann man mit den Temperaturen bis auf -100 heruntergehen, während man anderseits unter Umständen Temperaturen bis hinauf zu + 30 anwenden kann, ins besondere beim Arbeiten unter erhöhtem Druck.
Der beim Arbeiten mit niedrigsiedenden fluorierten Kohlenwasserstoffen als Verdün nungsmittel vorzugsweise verwendete Tem peraturbereich liegt zwischen - 40 und - 20 . Häufig erweist sich die Anwendung eines Rückflusskühlers von sehr günstigem Einfluss auf die Reaktion.
Je nach der Arbeitstemperatur und den Siedepunkten der Reaktionsteilnehmer kann man unter vermindertem, atmosphärischem oder erhöhtem Druck arbeiten. Fluorwasser- stoff siedet unter gewöhnlichem Druck bei etwa 19.5 , unter einem Druck von 6 kg/CM- ist er jedoch noch bei<B>80'</B> flüssig.
Man kann auch Katalysatoren, wie zum Beispiel Jod und 14Ietallhalogenverbindun- gen, insbesondere Antimontrifluorid und Antimonpentachlorid zu Hilfe nehmen. Die selben werden in geringen Mengen, entspre chend etwa 0,170 bis etwa 5 % des Gewichte der zu fluorierenden Verbindung, angewandt. Als Beispiele von andern geeigneten Kata lysatoren seien genannt die Chloride, Jodide und Bromide von einwertigem Kupfer, Sil ber, dreiwertigem Eisen, Zink, Vanadium, Platin, Kadmium, Nickel, Kobalt und Mangan.
Das Verfahren lässt sich stufenweise, kon tinuierlich oder diskontinuierlich durchfüh ren. Die Abscheidung der Produkte aus dem Reaktionsgemisch erfolgt je nach ihrer Be schaffenheit auf irgend eine geeignete Weise: man kann sich daher der Extraktion mit Lösungsmitteln, der fraktionierten Destilla tion oder Kristallisation usw. bedienen.
Das Verfahren lässt sich auf die Fluorie- rung aliphatischer und aromatischer Kohlen stoffverbindungen anwenden, von denen fol gende besonders erwähnt seien: Benzol, Toluol, o-, m- und p-Xylol; Chlor benzol, Di-, Tri- und Tetrachlorbenzol, Penta- und Hexachlor'oenzol; Brombenzol-, m-Broni- toluol; Jodbenzol; Benzolsulfonsäure;
o- und p-Nitrochlorbenzol; Azobenzol; Anilin; o- Benzoylbenzoesäure und Benzoesäure; Äthy 1- benzol und die Ithyltoluole; Pyridin.
Naphtalin; Alpha- und Betanaphtalin- sulfosäure und ihre Kaliumsalze; Chinolin. Brillantgelb Nr. 10 (Color Index 346); Indigo; 6,6'-Dibrom-4,4'-dimethyl-2,2'-bis- thionaphtenindigo; 4,4'-Dichlorindigo; Tetra- methyldiaminotriphenylcai'binol; Rhodulin- blau 6 G (Color Index 658).
Anthracen, Anthracenalpha- (oder beta-) sulfonsäure; Anthrachinon, Alpha- und Beta- chlorantbrachinon, die Kalisalze von Alpha- und Betaantlirachinonsulfonsäure, Betaamino- anthrachinon, Betamethylanthrachinon, Al- phaphenylbetaaminoanthrachinon;
3,3'-Di- brom-1,2, 2',1'-anthrachinonazin.
Benzanthron; Dibenzanthron (Violan- thron), Dimethoxydibenzanthron; Indanthron, Flavanthron (Color Index 1118), Auran- thron und Anthanthron; Küpengelb G (Color Index 1139).
Gesättigte, aliphatiscbe, zwischen 150 und<B>300'</B> siedende Kohlenwasserstofföle und Naphtene; Butan, Pentan, Hexan, Hexen, Penten; Äthylenchlorid, Trichloräthylen, Tetrachloräthylen; Tetrachloräthan, Hexa- chloräthan, Dichlorpentan; Äthylenbromid; Äthylidendibromid und -diehlorid; teilweise fluorierte Verbindungen, z.
B. Fluortrichlor- methan und Difluortetrachloräthan; Benzol- sulfonylfluorid, Benzotrifluorid und Tetra chlorbenzotrifluorid; Essigsäure, Propion- säure und Oleinsäure; Diäthyläther; Divinyl- azetylen.
Eine zur Durchführung des Verfahrens gemäss der Erfindung geeignete Vorrichtung besteht aus einem mit Rückflusskühler und Rührwerk versehenen Kupfergefäss mit Kup ferzuleitungsrohren, die es gestatten, das Fluor oberhalb, dicht unterhalb oder tief unterhalb der Flüssigkeitsoberfläche einzu leiten. Zweckmässig ist am Austritt des Rückflusskühlers ein Ventil vorgesehen. Für gewöhnlich hält man den Kühler mit Hilfe eines geeigneten Kühlmittels auf einer Tem peratur von etwa<B>-70</B> bis<B>-80'.</B>
Gegenstand dieses Patentes ist ein Ver fahren zur Herstellung eines Gemisches von Fluorchloräthanen, bei dem man Fluor und 1-lexacbloräthan in Gegenwart eines flüssi gen Verdünnungsmittels aufeinander einwir hen lässt. Beispiel Man füllt 25 Gewichtsteile Hexacblor- ä.than und 71 Gewichtsteile wasserfreien Fluorwasserstoffes in ein Kupfergefäss, das mit einem kupfernen, unter die Oberfläche der Flüssigkeit reichenden Einleitungsrohr versehen ist.
Das Kupfergefäss ist mit einem auf einer Temperatur von etwa - 30 ge haltenen Rückflusskühler verbunden, an des sen Ausflussende ein weiterer Kühler an geschlossen ist, dessen Temperatur auf etwa - 80 gehalten wird. Man leitet etwa 25 Teile Fluorgas durch das Einleitungsrohr ein, indem man die Reaktionstemperatur auf etwa -<B>30'</B> hält. Die aus der Reaktions flüssigkeit entweichenden gasförmigen, fluor- haltigen Produkte wurden in einer am Aus gang des zweiten Kühlers vorgesehenen Vor lage aufgefangen. Man erhält auf diese Weise ein Gemisch von Fluorchloräthanen, das zum Beispiel als Kühlmittel Anwendung finden kann.