Verfahren zum Nachbehandeln von nahbehandelter Kunstseide vor ihrer eigentlichen Trocknung. Gegenstand der Erfindung ist ein Ver fahren zur Nachbehandlung von nassbehan- delter, zum Beispiel in üblicher Weise mit Bädern behandelter und gewaschener, gege benenfalls geseifter oder präparierter Kunst seide, bevor sie getrocknet wird, gemäss wel chem das Fadengebilde zum Beispiel der Strähn oder auch der Spinnkuchen nach der Nassbehandlung mechanisch entwässert und aufgelockert wird.
Es ist vorteilhaft die me chanische Entwässerung soweit zu treiben, dass die Flüssigkeit, welche au der Ober fläche des Fadens haftet, im wesentlichen entfernt wird, während das Quellungswasser in seiner Menge unverändert bleibt. Man kann die mechanische Entwässerung so lei ten, dass der Faden höchstens' 300 /o Flüs sigkeit, bezogen auf absolut trockene Zellu lose aufweist. Durch die oberflächliche Ent wässerung verlieren die einzelnen Fäden ihre Haftfähigkeit, so dass beint an die .Erfindung anschliessenden Trocknen das Verkleben ver mieden werden kann; man kann daher ein Fadengebilde; zum Beispiel einen Strähn oder einen Spinnkuchen erhalten, dessen Fäden isoliert sind und sich daher leicht abwinden lassen.
Vorteilhaft ist es, das zunächst mecha nisch entwässerte Fadengebilde durch Um winden nachträglich aufzulockern, wodurch die bisher im Fadengebilde dicht zusammen liegenden Fäden beim Umwinden vorüber gehend freigelegt werden und hierbei Ge legenheit zu einer weiteren Entwässerung gegeben wird.
Die mechanische Entwässerung kann so weit getrieben werden, dass alle Feuchtig keit in der Kunstseide praktisch nur noch aus Quellungswasser besteht, das aber bei der Trocknung unschädlich ist. Das günstige Ergebnis des Verfahrens ist im höchsten Grade überraschend, da, es bisher nicht ge- lang, ohne zweimalige Trocknung das Ver kleben der Fäden im Strähn vollständig zu vermeiden. Die Erfindung bedeutet demnach eine wesentliche Verkürzung und Verbilli gung der Nachbehandlung unter Gewäbr- leistung der Güte des Fadens und demnach einen erheblichen Fortschritt.
Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäss behandelten Fäden liegt in ihrem geschlos senen Charakter, da hierdurch beim Ver arbeiten weniger Fäden abspleissen. Beim Färben und Appretieren der aus den Fäden hergestellten Web. und Wirkwaren tritt später offenbar infolge der mechanischen Be anspruchung wieder eine gewisse Isolierung der Einzelfäden ein, so dass der Faden wie der die gewünschte Völligkeit und Deck fähigkeit erhält.
Nachstehend ist die Erfindung durch mehrere beispielsweise Ausführungsarten des Verfahrens näher erläutert: Ein frisch gesponnener und in Strähn- form aufgewundener Kunstseidenfaden sei nach der üblichen Absäuerung einer Wäsche durch Berieseln oder in einem Bade und als dann einer Behandlung mit Seife zur Ent fernung von Rückständen, die aus der Fa brikation herrühren, insbesondere von Kupfer, unterworfen, und zu diesem Zweck sei der Faden, so wie er von der Spinnmaschine in Kreuzwicklung aufgewunden kommt, unge- fitzt der Einwirkung kreisender Behandlungs flüssigkeiten unterworfen worden.
Der so in bekannter Weise behandelte Strähn wird nun dem Verfahren gemäss der Erfindung unterzogen, indem er in einer mit 1500 Umdrehungen in der Minute umlaufenden Schleudertrommel von 1 Meter Durchmesser bis auf 245'/o Flüssigkeitsgehalt, bezogen auf die absolut trockene Zellulose, ausge- schleudert und darauf durch Anschlagen mechanisch gelockert wird, so dass die Fä den nicht mehr aneinanderhaften und bei einer anschliessend an das erfindungsgemässe Verfahren vorgenommenen Trocknung des Strähns nicht verkleben.
Der Strähn ist so für die weitere textile Verarbeitung geeignet, da die losen nebeneinanderliegenden Fäden sich leicht und störungsfrei abwinden lassen.
Nach einer zweiten Ausführungsart wird ein nach dem Zentrifugenverfahren gespon nener Spinnkuchen, der in bekannter Weise entsäuert, gewaschen und geseift worden ist., in Ausübung des Verfahrens gemäss der Er findung in eine Zentrifuge gesetzt, welche dem Spinnkuchen angepasst ist und einen Innendurchmesser von 15 cm aufweist. Der Spinnkuchen wird mit einer Drehzahl von 5000 Umdrehungen in der Minute bis auf eine Feuchtigkeit von 185/o, bezogen auf absolut trockene Zellulose entwässert. Als dann wird der noch feuchte Faden vom Spinnkuchen zwecks Lockerung in Strähn- form umgewunden. Es kann hierauf anschlie ssend an das erfindungsgemässe Verfahren endgültig getrocknet werden.
Nach einer dritten Ausführungsart wird der in bekannter Weise nassbehandelte Strähn zur Ausübung des Verfahrens nach Erfin dung ausgeschleudert, in noch feuchtem Zu stand auf eine Weife gelegt und behufs Auf lockerung der Fäden von dieser unter mög lichst geringer Spannung, welche gerade noch einen störungsfreien Betrieb erlaubt, auf eine zweite Weife in Kreuzwicklung umgewunden. Der Abstand der Weifen ist so gewählt, dass der Faden von der Ablauf- bis zur Auflauf stelle eine Strecke von 75 cm mit einer Ge schwindigkeit von 100 m/min. durchläuft.
Durch das Umwinden wird erreicht, dass das Fadengebilde eine Auflockerung erfährt, wo durch zugleich Gelegenheit zu einer weiteren Entwässerung um noch etwa 20 % Feuchtig- keit gegeben wird.
Das Auflockern wird bei dieser Ausführungsform durch das Umwin den in noch vollkommenerer Weise erreicht, indem sich beim Abwinden die aneinander- haftenden Fäden leicht voneinander lösen, so dass beim darauffolgenden Auffinden ein Aneinanderhaften mit den benachbarten Fä den mit Sicherheit vermieden wird, zumal die Berührung der Fäden wegen der 'Ver- kreuzung nur in einzelnen Punkten erfolgt. Nach Beendigung des erfindungsgemässen Verfahrens können die Strähne in bekannter Weise in geheizten Trockenkammern voll ständig ausgetrocknet werden.
Die so behan delten Strähne lassen sich dann vollkommen störungsfrei allen weiteren textilen Verarbei tungen unterwerfen, insbesondere erfolgt das Abwinden auf Spulen störungsfrei.