Verfahren zur Herstellung einer Kascinlösung. Die Erfindung bezieht sich auf ein Ver fahren zur Herstellung einer Kaseinlösung.
Der Zweck der Erfindung ist, eine Kas- einlösung zu schaffen, die sich zur Herstel lung von Wasserfarben, Druckfarben und Ölemulsionen für Deckmaterialien, als auch als Basis für Lederimitationen sowie zum Überzug von Papier eignet.
Durch die Erfindung wird eine neue Kasein lösung geschaffen, welche leicht sauer ist und in welcher das Kasein in gelartiger Be- schaffenheit anwesend ist, welches auch zum Fliessen gebracht werden kann, wobei der Gehalt an Säure in der Kaseinlösung diese für verhältnismässig lange Zeit ohne künst liche Konservierungsmittel und ohne Zerfall des Kaseins aufbehalten lässt.
Die bekannten Kaseinlösungen, wie sie für verschiedene Zwecke benutzt wurden, wie zum Beispiel zur Herstellung von Farb- überzugsmaterial und dergleichen, sind alka lisch und wurden hergestellt durch Auflösen des Kaseins in Alkalilösungen, wie z. B. eine Lösung von Borax, Soda und Ammoniak. Diese Kaseililösung war deutlich alkalisch und hatte in der Praxis verschiedene Nach teile. Diese Lösungen neigen nämlich zur Peptisierung, Hydrolyse oder Fäulnis (Putre- faction) und das Kasein neigt zum Zerfall in einfachere, weniger wertvolle Proteine.
Der grösste Nachteil vom praktischen Stand punkt aus liegt jedoch in der Neigung des Kaseins, sich durch Fäulnis zu zersetzen. Künstliche Konservierungsmittel sind, wäh rend sie bis zu einem gewissen Grad die Neigung des Kaseins zum Zerfall verringern werden, nichtsdestoweniger selten angewandt, da alle die bekannten Konservierungsmittel die Verwendbarkeit des Kaseins für die meisten Zwecke verringern und trotzdem in ihrer Wirkung nicht sicher sind.
Die Auflösung des Kaseins in einer alka lischen Lösung geschieht analog der Auflö sung einer unlöslichen Säure in alkalischem Wasser, oder in andern Worten: es ist ein gewöhnliches Neutralisieren des Kaseins, wo bei im wesentlichen kein Aufquellen oder Aufschwellen des Kaseins stattfindet.
Gemäss der Erfindung wird Kasein in Ge genwart von Wasser mit einem Quellmittel behandelt und auf erhöhter Temperatur ge halten bis die Kaseinteile, auf ein Vielfaches ihres ursprünglichen Volumens aufgequollen, ein dickes ('e1 bilden, worauf das aufge quollene Kasein-Gel einer weiteren Behand lung unter Verwendung eines Alkalis unter worfen wird, welche eine Kaseinlösung von einem zwischen 4,6 und 7 liegenden pH- Wert ergibt.
Um das Kasein zum Aufquellen zu bringen, kann eine mit entsprechenden Eigenschaften versehene Salzlösung verwendet werden und es wurde gefunden, dass besonders eine Mi schung von Natriumfluorid und Ammonium chlorid besonders gute Erfolge zeitigt. Die Wirksamkeit solcher Salze mit Bezug auf das Aufquellen des Kaseins resultiert schein bar von der Gegenwart von gewissen spezi fischen Ionen in der Lösung.
Durch dieses vorbereitende Aufquellen kann das Kasein in einer verhältnismässig kleinen Menge eines milden Alkalis aufgelöst werden und ermög licht auch saure Lösungen des Kaseins von gelartiger Beschaffenheit; welche viele prak tische Vorteile über die gewöhnlichen alka lischen Kaseinlösungen, wie sie jetzt am Markte sind, aufweist.
Diese neue Kaseinlösung erscheint in der Form eines Gels, in welchem das Kasein ähnlich aussieht, wie wieder aufgelöster, frisch ausgefällter Kaseinquark. Die gelartige Lösung des Kaseins kann wirtschaftlich und bequem aufbewahrt, verschifft und später in diesem Zustand oder mit Wasser verdünnt benutzt werden. Die gelartige Lösung ist ferner charakterisiert durch ihre saure Natur, weshalb diese Lösungen und die davon ab geleiteten sich ausgezeichnet halten, wahr scheinlich deshalb, weil die Neigung zur alkalischen Hydrolyse entfernt wurde.
Solche gemäss der Erfindung hergestellte Kasein lösungen halten sich nämlich ausgezeichnet für verhältnismässig lange Zeit, ohne Ver wendung irgendwelcher künstlicher Konser vierungsmittel, weshalb sie für viele Fälle, wo die bekannten alkalischen Kaseinlösungen mit ihren farbigen oder anderweitig uner wünschten künstlichen Konservierungsmitteln nichtbenutztwerden konnten,verwendbarsind.
Als Beispiel des Verfahrens zur Herstel lung der neuen Kaseinlösung seien 25 kg Kasein in 114 1 Wasser gebracht und auf einer Temperatur von<B>65-710</B> C gehalten. Dazu wird dann Natrium$uorid und Am mortiumchlorid gebracht, und zwar vorzugs weise 2,27 kg Natrium$uorid und 0,9 kg Ammoniumchlor#id. Nachdem das Kasein voll kommen aufgequollen ist, wird ein mildes Alkali, wie Borax, und zwar 2,75 kg zuge fügt und die Materialien werden gerührt, worauf sich das aufgequollene Kasein auf lösen wird und bei gewöhnlicher Zimmer temperatur von gelartiger Beschaffenheit ist und sauer reagierend wirkt.
Nachdem das Kasein in beschriebener Weise aufgequollen ist, kann auch statt wie oben beschrieben ein verhältnismässig starkes Alkali, wie Natriumkarbonat oder Ammoniak oder selbst Ätznatron verwendet werden, um die Kaseinlösung zu bekommen, und in solchen Fällen wird das Alkali durch eine schwache Säure, wie Borsäure, neutralisiert werden und ausserdem noch ein Überschuss von Borsäure verwendet werden, (im die Kaseinlösung sauer zu machen. Es wurde gefunden, dass der Überschuss an Borsäure das Kasein nicht ausfällt.
Die nach dem vorliegenden Verfahren hergestellte Kasein- lösung hat einen Säurewert, der auf der alkalischen Seite des isoelektrischen Punktes für Kasein, jedoch auf der Säureseite des isoelektrischen Punktes für Wasser liegt. Wie bekannt und in der Literatur zu finden ist, wurde der isöelektrische Punkt für Kasein mit einem Säurewert von 4,6 bestimmt, wäh rend der isoelektrische Punkt für Wasser 7,0 ist. Die guten Aufbewahrungseigen schaften solcher Lösungen scheinen daher zu rühren, dass die Lösungen sauer im Vergleich mit Wasser sind.