Einrichtung zum Spinnen und Zwirnen von Kunstseidefäden. Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zum Spinnen und Zwirnen von Kunstseide fäden, welche sich dadurch kennzeichnet, dass der Spinn- und Zwirnvorrichtung ein Flüssig keitsbad zum Weichmaehen des Kunstseide fadens und ein Streckwerk vorgeschaltet sind.
Die Zeichnung veranschaulicht schema tisch ein Ausführungsbeispiel des Erfindungs gegenstandes.
Am Spulenbrett 1 sind die Aufsteck stifte 2 befestigt, auf denen die Seiden spulen 3 aufgesteckt sind. Von den Spulen 3 wickelt sich der Seidenfaden d ab und führt über einen gläsernen Fadenführer 5 zur Ein zugswalze 6, wo er zwischen dieser und dem Presszylinder 7 hindurchgeführt wird. Der Kunstseidefaden führt nun von da aus um den Glasstab 9, der in ein im Trog 8 befind- liehes Flüssigkeitsbad, zum Beispiel in ein Wasserbad, mit regelbarer Tauchtiefe ein taucht, so dass er dort angefeuchtet wird. Sodann läuft der Faden über den gläsernen Fadenführer 10 zur Ablieferwalze 11, wo er um diese herumgelegt und durch den Press- zylinder 12 angepresst wird.
Die Organe 6, 7, IL 12 bilden das eingangs genannte Streck- werk. Der Kunstseidefaden 4 führt sodann weiter durch den Fadenführer 13 zur Ring- I spinnöse 14, wo er auf die Spule 15, die auf der Spindel 16 sitzt, in bekannter Weise nach dem gezwirnt und aufgespult wird.
Die Ablieferwalze 11 des Streckwerkes be wegt sich mit grösserer Geschwindigkeit als die Einzugswalze 6, wodurch der Faden zwi schen diesen beiden Walzen gestreckt wird. Der spröde Kunstseidefaden .1 wird durch (las Eintauchen im Flüssigkeitstrog 8t ge schmeidig gemacht, so _ dass er dadurch dehn bar wird. Je nach der Eintauchtief e des Fa dens wird die Anfeuchtung desselben stärker oder schwächer und dadurch die Dehnbarkeit grösser oder geringer, so dass der Faden sich dementsprechend mehr oder weniger ausein- anderziehen lässt.
Die Entfernung zwischen Eintauchstelle und Ablieferwalze ist rebel- bar und derart bemessen, dass der nasse und ausgedehnte Faden etwas austrocknen kann und dadurch wieder etwas an Haltbarkeit ge winnt, damit er beim darauffolgenden Zwir nen die nötige Festigkeit hat und nicht ab reisst. Man kann auch den Faden auf dieser Wegstrecke künstlich trocknen. Dadurch, dass . der Faden durch das Anfeuchten sich mehr oder weniger auflöst und in diesem Zustande gezwirnt wird, hat der gezwirnte Kunstseidefaden auch andere Eigenschaften, die sich besonders bei scharfer Drehung gel tend machen.
Der mit der beschriebenen Einrichtung hergestellte, scharf gezwirnte Kunstseidefaden gibt keine Schlingen, dreht sich nicht zusammen und zeichnet sieh durch besondere Haltbarkeit und insbesondere durch effektvolle Wirkung im fertigen Ge webe aus.
Die Walzen 6, 7 bringen den trockenen Faden zu und die Ablieferwalzen 11, 12 ziehen den nassen Faden ab. Durch gegen seitige Anpassung der Umlaufgeschwindig keiten der Einzugs- und Ablieferwalzen im Streckwerk lassen sich Fadenbrüche ver meiden.
Durch Verwendung dieser Einrichtung sollen unter anderem die sogenannten Blend- fäden vermieden werden, welche von gestreck- ter Kunstseide herrühren und dadurch ent stehen, dass die Winderin beim Aufwinden der Kunstseide durch Klopfen die Strähn- chen verstreckt. Der gleiche Übelstand tritt auch beim Verweben auf, indem durch ver schiedene Klemmungen des Kunstseidefadens derselbe im Schuss verstreckt wird, wodurch die störenden Hochglanzfäden, die soge nannten Blendfäden, entstehen.
Der Übel stand tritt nicht nur im Schuss, sondern auch in der Kette auf, und zwar insbesondere beim Aufspulen und Scheren etc.
Man hat schon die verschiedensten Vor schläge und Versuche gemacht, um die stö renden Blendfäden im Kunstseidengewebe zu vermeiden, aber bisher ohne Erfolg.
Bei der Verwendung der beschriebenen Einrichtung ist der gewünschte Erfolg da durch beschieden, dass die Kunstseide im nassen Zustande durch ein Streckwerk be handelt wird, wobei dem fertigen Kunst seidenfaden durch das Strecken im nassen Bade die Elastizität genommen wird. Benützt man einen auf dieser Einrichtung behandelten Kunstseidefaden hernach bei spielsweise als Schuss bei einem Gewebe, so verleiht der Schussfaden dem.Gewebe eine aussergewöhnliche Festigkeit und bildet mit dem Hochglanz der gewöhnlichen Keaseide ein eigenartiges Moire. Die Festigkeit des Kunstseidengewebes ist derart gross, dass dasselbe auch waschbar ist. Der Stoff lässt sich infolge der grossen Festigkeit auch im Stück färben, was ein weiterer Vorteil ist.
Während der gewöhnliche Kunstseidenstoff beim Stückfärben meist auseinandergezogen wurde und das Gewebe sieh lockerte, so dass sich offene Stellen im ausgerüsteten Stück zeigten, ist hier gerade das Gegenteil der Fall. Der Stoff geht nämlich beim Stück färben zusammen, weil sich die scharf gedrehte. Schussseide zusammenzieht. Die Folge davon ist ein schönes, dichtes und vor allem Festigkeit und Waschbarkeit auf weisendes Gewebe.
Bei der in der Zeichnung gezeigten Ein richtung wird der Kunstseidefaden durch ein Wasserbad weich gemacht. Natürlich können auch andere Flüssigkeitsbäder an gewandt werden.