Verfahren zur Darstellung von Sprengmitteln. Es ist bekannt, dass Kalium mit Brom sehr heftig reagiert, während mit Natrium in der Kälte keine Umsetzung erfolgt und c?io Reaktion erst bei höherem Erhitzen her beigeführt werden kann. Es zeigte sich nun, dass die Umsetzung von Brom und Natrium sehr leicht eintritt, wenn sie durch einen heftigen Stoss oder Schlag eingeleitet wird.
Es wurde nun die überraschende Be obachtung gemacht, dass nicht nur die freien Halogene in dieser Weise mit den Alkali n.etallen reagieren, sondern alle Halogen verbindungen, soweit sie nicht Haloidsalz- c-harakter haben.
Es kommen also in Betracht die anorganischen Säurechloride, die Halogen- verbinctungen des Phosphors, des Schwefels, des Siliciums und vor allem - und dies ist besonders auffallend - die im Vergleich zu den anorganischen Haloidverbindungen be sonders stabilen organischen Haloidverbin- dungen;
und zwar können sich alle Haloid- verbindungen mit Alkalimetallen derart um setzen, dass bei Stoss oder Schlag eine inten sive Reaktion einsetzt, vorausgesetzt, dass der reaktionsträge Rest des Moleküls nicht zu gross ist.
So reagieren 1Methylenchlorid, Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff, Äthylen chlorid, Azetylentetrachlorid, Pentachlor- äthan, Hexachloräthan, Dichloräthylen, Tri- chloräthylen, Perchloräthylen, ebenso die entsprechenden Jod- und Bromderivate, mit einem Alkalimetall zusammengebracht, bei Stoss ausscrordenlich heftig.
In gleicher Weise können aber auch Halogenderivate des Pro pans, ferner Säurehaloide, schliesslich aroma tische Halogenderivate, wie in der Seiten kette oder im Kern substituierte Halogen benzole, mit Alkalimetallen reagieren. Die Detonation erfolgt um so leichter, je mehr Halogen in dem Molekül ist und je weniger andere Gruppen, die bei der Detonation nicht wirken, in demselben vorhanden sind; vor allem, je kleiner der Kohlenwasserstoff rest im Verhältnis zu dem Halogen ist. Ver gleicht man die Reaktionsfähigkeit der ver schiedenen Alkalimetalle, so ist das elektro positivste, das Kalium, das reaktionsfähigste, Lithium das reaktionsträgste.
Ganz beson ders energische Explosionen werden mit der flüssigen Kalium-Natrium-Legierung er reicht, voraussichtlich deshalb, weil dort die Berührungsfläche grösser und so die Wir- kung intensiver ist. Je nach Wahl der Ha logenverbindungen und nach Wahl des Al kalimetalles ist also der Wirkungsgrad der Explosion verschieden. Die Kombinationen von Tetrachlorkohlenstoff, Chloroform, den Halogenderivaten des Athans oder Äthylens mit Kalium, hauptsächlich- mit Kalium-.Ta- trium, sind so stossempfindlich, dass sie die heutigen Initialsprengstoffe bei weitem über treffen.
So tritt zum Beispiel bei Kalium- i\atrium-Legierungen, die mit einem dieser Halogenderivate überschiehtet sind, beim Fallen aus 1 Meter Höhe eine furchtbare Detonation ein. In der Fallmaschine mit 600 gr Gewicht konnte die Fallhöhe nicht bestimmt werden, da schon bei 2 Centimeter Detonation erfolgt. Andere Kombinationen sind weit unempfindlicher, so zum Beispiel Tetrachlorkohlenstoff gegenüber Natrium.
Ähnlich wie Halogenverbindungen ver halten sich überraschenderweise auch indif ferente Sauerstoffverbindungen gegenüber Alkalimetallen; entsprechend der Stellung im periodischen System, dem weniger elektro negativen Charakter des Sauerstoffes ist die Detonation in der Regel hier nicht so stark wie bei entsprechend gebauten Halogenderi vaten. Schwefeldioxyd, Kohlendioxyd, Oxal- s:iuredimethylester, neutrale Nitroverbin- dungen geben, mit Alkalimetallen in Be- rÜhrung gebracht, in gleicher Weise Kom binationen, die gegen Schlag ausserordentlich empfindlich sind.
Dies ist speziell für die Polynitroverbindungen von Interesse, weil durch die einmal eingeleitete Reaktion die Polynitroverbindungen, die Sprengstoffe, zur h#xplosion gebracht werden können. Schliess lich verhalten sich auch neutrale Schwefel verbindungen ganz ähnlich wie Sauerstoff verbindungen; so kann zum Beispiel Schwe felkohlenstoff mit Alkalimetall, mit Kalium oder Kalium-Natrium zusammengebracht. durch Schlag zur Detonation gebracht wer den.
Gegenstand vorliegender Erfindung ist demnach ein Verfahren zur Herstellung von Sprengmitteln, z. B. von Sprengstoffen im engere Sinne und von Initialzündmitteln, welches darauf beruht, dass man eine Sub stanz, welche sich mit Alkalimetallen unter Freiwerden erheblicher Energiemengen um setzen kann, mit Alkalimetallen zusammen bringt. Als derartige Substanzen kommen, wie aus obigem hervorgeht, Halogenverbin dungen, soweit sie nicht Ha.loidsalzcharakter haben, ferner indifferente Sauerstoffverbin dungen und neutrale Schwefelverbindungen in Betracht.
Die Sprengmittel weisen den grossen Vorteil auf, dass ihre Komponenten, sowohl die Alkalimetalle, die eine Kompo nente, wie die Halogen- oder Sauerstoff- oder Schwefelverbindungen, die andere Kom ponente, an sich unexplosiv oder wenig emp findlich sind und erst bei Zusammenbringen die gegen Stoss ausserordentlich empfindliche Kombination ergeben.
Das Verfahren zur Herstellung der Sprengstoffe kann beispiels weise so ausgeführt werden, dass man das betreffende Alkalimetall, respektive die Le gierung der Alkalimetalle und die Halogen verbindung in getrennten Ampullen, die dünnwandig und leicht zertrümmerbar sind, zusammenbringt. Zum Zwecke des 8prengellS kann man dann durch einen Stoss oder Schlag die Ampullenwandung zerstören, wo bei gleichzeitig der Stoss ausreicht, die Ini tialzündung zwischen dem Alkalimetall und den betreffenden Verbindungen hervorzu rufen.
Über den Begriff Alkalimetalle sollen auch Amalgame derselben fallen.