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Verspiegelungsverfahren.
Die zahlreichen bekannten Verfahren zum Verspiegeln mit Silber beruhen darauf, dass aus einer alkalisch gemachten Lösung von Silbernitrat im Wasser mittels geeigneter Reduktionsmittel metallisches Silber auf die zu verspiegelnde Fläche niedergeschlagen wird.
Sämtliche Verfahren haben Übelstände und sind an Vorsichtsmassregeln gebunden, sodass nur der geübte Fachmann in der Lage ist, tadellose Spiegel herzustellen.
Das ist bei dem neuen Verfahren nicht der Fall : es ist so einfach. dass auch der Ungeübte damit Spiegel herstellen kann. Auch in den erforderlichen Einrichtungen ist das neue Verfahren viel anspruchsloser. Bisher musste man, wenn einmal ein Spiegelbelag veuf- dorben war, um die Platte von neuem zu belegen, dieselbe unter Umständen nochmals schleifen. Das ist bei dem neuen Verfahren nicht erforder ! ich.
Die bekannten Reduktionsverfahren haben auch endlich noch den grossen Nachteil. dass die Silberlösungen, weil sie bereits die reduzierenden Substanzen enthalten. fortwährend Silber ausscheiden und schon in den Flüsigkeitsbehaltern reduziert werden, sodass also nur ein Teil des ausgeschiedenen Silbers zur Bildung dem Spiegels ausgenutzt wird, wahrend
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hat aber andere Schwierigkeiten und wird in der Praxis nicht ausgeführt.
Auch das Verfahren von Drayton, welches darauf beruht, dass man eine an sich ! licht reduzierende Silberlösung auf die Spicgelglasplatte bringt und das Reduktionsmittel. bestehend aus einer allkoholischen Lösung von Nelkenöl, in die auf dem Glase ausgebreitete Flüssigkeit fallen lässt, hat sich in der Praxis keinen Eingang verschaffen können, da sich gezeigt hat, dass die nach diesem Verfahren hergestellten Spiegel nach einiger Zelt bräunlichrote Flecke bekommen.
Man hat nun gefunden, dass man alle Nachteile der bisher bekannten Verfahren vermeidet, indem man nicht wie bisher die alle zur Reduktion erforderlichen Bestandteile
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die an und für sich nicht verspiegelnd wirkt, weil sie entweder das Reduktionsmittel oder das für die Reduktion erforderliche alkalische Mittel nicht enthält, indem man erst in zweiter Phase durch Einwirkung dieser fehlenden Agenzien in Dampfform die Reduktion zu Silher herbeiführt. Eine Lösung von Silbernitrat in wenig Wasser, z. B. versetzt mit Formaldehyd, verspiegelt nicht. Erst wenn man die mit einer solchen Lösung überzogenen Flächen der Einwirkung alkalischer Reagenzien, z. B. Ammoniak, aussetzt, wird ein Spiegel gebildet.
Oder umgekehrt : Die Lösung von Silberoxydammoniak verspiegelt nicht ; erst wenn man die damit überzogene Fläche Formuldehyddämpfen aussetzt, entsteht der Spiegel.
Beispiel :
Man löst 6 Gewichtsteile (6 g) Silbernitrat in drei Raumteilen (3 cm3) destilliertem Wasser und bringt dazu ein Gemisch von G Raumteilen (6 cm3) 40prozentiger Formal- dehydlösung mit 7 Raumteilen (7'cm3) Glycerin oder starke Zuckerlösung, Sirup, Gummi-
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zu erzielen. Diese Lösung kann entweder'ohne weiteres oder nach dem Verdünnen mit Wasser verwendet werden. Die Verdünnung richtet sich nach der gewünschten Dicke des Belages.
Man bringt znn & cht eine kleine Menge der Lösung auf die Platte und reibt mit einem Pinsel oder Hirschlederlappen die ganze Fläche damit an ; hierauf giesst man eine grössere Menge. auf und lässt durch Neigen'der Fläche die Flüssigkeit an alle Stellen der zu verspiegelnden Fläche gelangen. Alsdann stellt man die Platte senkrecht nnd lässt den Überschuss der Lösung ablaufen. Es bleibt genügend Lösung an der Platte haften, um einen guten Spiegelbelag zu erzeugen. Wenn die überschüssige Flüssigkeit abgetropft ist, setzt man die Platte Ammoniak aus, indem man sie in eis Gefäss oder einen Raum stellt, auf dessen Boden Salmiakgeist ausgegossen ist, oder indem man Ammoniakdampf dagegen strömen lässt.
Die Spiegelbildung tritt im Gegensatz zu den bisherigen Verfahren fast augenblicklich ein. Der Spiegel wird hierauf noch kurze Zeit gewaschen, getrocknet und, wie bekannt, lackiert. Die erwähnten Zusätze von Gummi arabicum, Glycerin o. dgl. haben nur den Zweck, die Flüssigkeit zu verdicken oder die Benetzbarkeit gegenüber der zu verspiegelnden Fläche zu erhöhen. Sie sind von Vorteil, aber nicht nötig. Man kann auch Zusätze zur Verspiegelungslösung geben, welche, wie bei den anderen Versitberungsverfahren, gewisse Einwirkungen in der Farbe des Spiegels hervorrufen, z. B. Bleisalze.
Das Verfahren lässt sich abändern in der Wahl des Reduktionsmittels, der Konzentration und der Zusätze ; statt F'ormaldehyd können andere Reduktionsmittel benutzt werden. Man kann auch umgekehrt verfahren, d. h. eine alkalische Silberlösung, z. B. Silberoxydammoniaklösung, auf die Fläche auftragen und in zweiter Phase das Reduktionsmittel, z. B. Formaldehyddampf, einwirken lassen.
Ausser Glas kann man Gegenstände aus anderem Stoffe, z. B. Zelluloid, Glimmer, gehärtete Gelatine verspiegeln.
Wie schon erwähnt, lässt sich die Stärke der Siegelschicht je nach der Konzentration der Lösung sehr verschieden gestalten ; deshalb eignet sich das Verfahren auch besonders zur Herstellung von durchsichtigen Spiegeln, deren Herstellung bisher besondere Schwierigkeiten bereitet hat.
Natürlich kann man das Auftragen der Silberlösung auf beliebige Weise ausführf-n.
Ein besonders schätzenswerter Vorteil des Verfahrens besteht darin, dass man Spiegel. deren Belag irgendwie verdorben ist, von neuem belegen kann, ohne vorher die Platte wieder schleifen zu müssen. Spiegel, welche geschliffene Ränder, Facetten u. s. w. tragen sollen, wurden bisher nach den Belegen geschliffen. Dieses Verfahren gestattet auch, den bereits geschliffenen Gegenstand nachträghch zu verspiegeln, weil man den Silberbelag mit Leichtigkeit über die ganze Fläche und auch auf die Ränder ausbreiten kann.