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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Punische Wachs aus Würsten- un Steppengras, nach dem gelber Wachsstaub (Cuticulastaub) dieser Gräser in gesättigter Salzlake unter Zugabe von Natronpulver (Steppensalzsee-Alkalien) gekocht wird, dann die schaumartig an der Oberfläche abgeschiedene, weissbreiige Wachsmasse abgeschöpft und in kaltem Wasser abgeschreckt wird, worauf der vorhandene Wachskuchen durch wenigstens einmaliges Kochen in vorzugsweise eisenoxydhaltigem Wasser und Abkühlen in reinem Wasser gereinigt und anschliessend an der Sonne gebleicht wird.
Unter"Punischem Wachs"wird allgemein in der Kunst-und Pharmageschichte ein Naturwachs der Antike mit hervorragenden Eigenschaften verstanden. Neben einem hohen Schmelzpunkt, dauerhaftem Oberflächenglanz und bester Ölbindefähigkeit bei leichter Emulgierbarkeit ist jene materielle Qualität überliefert, welche dieses Naturwachs als vortreffliches Arzneimittel kennzeichnet
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"De materia medica", Liber II cap. 83 : Cera). Bisher ist es allerdings nicht gelungen, ein solches "Punisches Wachs" herzustellen, wobei von Bienenwachs ausgehende Versuche genauso scheiterten wie auf alten Rezepturen aufbauende Versuche.
Heute sind eine Reihe verschiedener Pflanzenwachse, wie Carnauba-, Candelilla-, Esparto- oder Ouricourywachs samt einigen Extraktionsverfahren zu deren Gewinnung (GB-PS Nr. 8, 268, A. D.
1908) bekannt, und es gibt auch Veredelungsverfahren zur Härtung tierischer und pflanzlicher
Wachse durch Erhitzen mittels alkalischer Basen (FR-PS Nr. 896. 787), doch bleiben die erzielbaren
Ergebnisse unbefriedigend und ermöglichen es nicht, ein mit dem Punische Wachs vergleichbares
Wachs zu schaffen.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, das es erlaubt, ein pflanzliches Naturwachs von weisser Farbe herzustellen, das sich durch seinen hohen Schmelzpunkt, seine Harzfreiheit, seine Emulgierbarkeit und sein Ölbindevermögen auszeichnet und in seinen Eigenschaften daher dem Punische Wachs der Antike gleicht.
Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, dass das beispielsweise nach den Rezepturen von Plinius und Dioskurides gereinigte, gebleichte Wachs einem Reaktionsbrennen mit Eisenkatalysatoren, beispielsweise Eisenspäne, unterworfen und zirka 3 h lang auf einer Temperatur von zirka 3000C gehalten wird, worauf das abgekühlte und durch Kochen im Wasser vom Katalysator befreite Wachs wieder einer Sonnenbleiche ausgesetzt wird.
Als Ausgangsmaterial für die Gewinnung von Punische Wachs dient Wachsstaub verschiedenster Würsten- un Steppengräser, z. B. Halfa- oder Alfagras und Espartogras, welcher Wachsstaub (Cuticulastaub) in grossen Mengen bei der mechanischen Vorreinigung für die Celluloseherstellung aus solchen Gräsern anfällt. Dieser Wachsstaub wird in gesättigte Salzlake eingebracht, die beispielsweise aus Wasser von Salzpfannen der Steppenlandschaft und zusätzlichen Salzen, wie Natriumchlorid, Magnesiumchlorid, Magnesiumsulfat, Kalziumsulfat, Kaliumchlorid, Kalziumkarbonat, Magnesiumbromid, bereitet wird. In diese kalte, bis zu 38 Vol.-% Salze enthaltende Lake wird der Wachsstaub langsam unter Umrühren eingebracht und dann aufgekocht.
Ein Einstreuen von Natronpulver in die siedende Brühe unter weiterem Umrühren führt zum Entstehen eines weissbreiigen Wachsschaumes und bewirkt das Abtauen der Pflanzenreste und Verunreinigungen. Natronpulver kann als brüchige, schaumig aussehende Kristallmasse vom Ufer der Steppensalzseen (Natronseen), die zerkleinert und gesiebt wird, gewonnen werden und ist ein Stoffgemenge aus Natriumhydrogenkarbonat (NaHCO.,), Natriumhydroxyd (NaOH), Kaliumhydroxyd (KOH), Natriumchlorat III (NaCI02) und Natriumnitril (NaN02) sowie Spuren von Hydroxyden anderer Erdalkalimetalle.
Nun wird der aufschäumende, heisse Wachsbrei abgeschöpft und in kaltem Wasser abgeschreckt, worauf der Wachskuchen an der Luft getrocknet und in eisenoxydhaltigem Wasser neuerlich aufgekocht wird, bis alles Wachs verflüssigt ist. Durch dieses Aufkochen sollen die noch enthaltenen Salze und Alkalien od. dgl. Verunreinigungen ausgewaschen werden, was sich durch Umrühren unterstützen lässt. Das heisse Wachs wird dann in kaltem Wasser abgekühlt und zu erstarrenden Wachsklumpen ausgepresst, wobei die Reinigungswaschung mehrfach wiederholbar ist. Das so gereinigte Wachs wird schliesslich in dünnen Platten von etwa 2 bis 3 mm Stärke einer Lufttrocknung und Sonnenbleiche ausgesetzt. Es liegt ein weisses pflanzliches Hartwachs vor, das in seinen Eigenschaften noch nicht überdurchschnittliche Qualität zeigt.
So wurde vor allem in diesem Wachs
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noch ein Anteil von zirka 20% an ungesättigten Fettsäuren und Harzgehalt festgestellt, wodurch sich ein niedriger Schmelzpunkt (zirka 78 C) ergibt und bei hohen Temperaturen Instabilität und
Glanzverlust auftreten.
Der entscheidende Schritt von diesem Ausgangsprodukt zum Punische Wachs besteht nun erfindungsgemäss in einem anschliessenden Reaktionsbrennen des Wachses mit einem Eisenkatalysator, der vorzugsweise in Form von Spänen od. dgl. Teilen grosser Oberflächen vorliegt. Das Wachs wird zusammen mit diesem Katalysator zirka 3 h lang auf Temperaturen von zirka 300 C gehalten, worauf es nach langsamer Abkühlung und einer Wasserkochung zur Trennung vom Katalysator neuerlich in dünnen Platten einer Sonnenbleiche ausgesetzt wird. Das Ergebnis ist nun ein-pflanzliches
Naturwachs von weisser Farbe, das einen Schmelzpunkt von 97 C aufweist. Es ist absolut harz- frei, lässt sich überaus leicht emulgieren und besitzt bestes Ölbindevermögen.
Es zeigt auch bei dünnschichtigem Auftragen beständige Festigkeit und dauerhaften Oberflächenglanz, wobei erst bei
Temperaturen oberhalb von zirka 85 C Aufweichungserscheinungen bemerkbar sind. Dieses gebrannte
Wachs zeichnet sich somit durch Eigenschaften aus, wie sie allein dem Punische Wachs der Antike zugesprochen werden können, und es lässt sich daher selbst Punische Wachs nennen.
Das gewonnene Punische Wachs kann in gewerblicher Nutzung zu Dichtungs-, Kitt- und Isolier- mitteln, als Substanz zur Kerzen-, Fackel-, Zündholz- und Glanzpastenerzeugung, als Rohstoff für. Gleit-, Schmier-und Klebstoffe ud. dgl. weiterverarbeitet werden. Ein grosser Nutzungsbereich liegt ausserdem in der Farbenherstellung, insbesondere für bauphysikalisch wertvolle Innen- und Aussenverputzansttiche, für Künstlerfarben in der Wachsmalerei, witterungsbeständige Enkaustik für Skulptur und Architektur und auch als Restaurierungswerkstoff und Konservierungsmittel für den Oberflächenschutz von Papier, Textil, Holz und Gestein.
Das erfindungsgemäss hergestellte Punische Wachs mit seinen chemischen Substanzgemengen aus dem Gewinnungsverfahren und angereichert mit den Sublimaten aus der Reaktionsbrennung ist darüber hinaus besonders geeignet zur Erzeugung kosmetischer und pharmazeutischer Produkte, wie Pasten, Salben, Pflaster und Emulsionen.