Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren
zur Extraktion von Fetten und Ölen aus Naturstoffen wie
z. B. pflanzlichen, tierischen oder mikrobiellen
Ausgangsmaterialien mit Hilfe von flüssigem Propan als
Lösemittel, wobei sich dieses Verfahren sowohl auf die
Gewinnung von Fetten und Ölen als auch auf die
Herstellung von entfetteten oder entölten Produkten
bezieht, die als fett- und somit kalorienarme Produkte im
Lebensmittelbereich zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Prinzipiell stehen für die Entfettung und Entölung bspw.
pflanzlicher Produkte zwei Verfahren zur Verfügung: Die
Extraktion und das Pressen. Das Pressen ist unter
wirtschaftlichen Gesichtspunkten nur dann vorteilhaft,
wenn der Fett- und Ölgehalt des Ausgangsmaterials relativ
hoch (< 25 Gew.-%) ist. Es verbleibt hierbei jedoch auch
unter optimaler Ausnutzung des Verfahrens im
Preßrückstand ein Restfettgehalt von mindestens 4 bis 5
Gew.-%. Dagegen sind extraktive Verfahren mit normalen
organischen Lösemitteln wie z. B. Hexan oder Leichtbenzin
auch für Ausgangsprodukte mit einem niedrigen Fettgehalt
geeignet, wobei der Restgehalt im Rückstand in der Regel
auf unter 1 Gew.-% gesenkt werden kann. Nachteilig bei
der herkömmlichen Lösemittelextraktion ist die Tatsache,
daß die meisten Lösemittel toxikologisch nicht
unbedenklich sind und daß die extrahierten Fette und Öle
sowie die Extraktionsrückstände weitgehend lösemittelfrei
sein müssen, bevor sie für Nahrungs- oder
Futtermittelzwecke eingesetzt werden können. Hierfür sind
vergleichsweise hohe Temperaturen erforderlich, welche
die sensorischen Eigenschaften der Produkte negativ
beeinflussen können.
Für die Entfettung von tierischem Ausgangsmaterial wie z. B.
fettes Fleisch besitzt das Separieren die größte
technische Bedeutung. Bei diesem Verfahren wird meist
nach einem thermischen oder mechanischen Aufschluß des
Eduktes der Dichteunterschied von Fleisch- und
Fettbestandteilen ausgenutzt, um eine Trennung in
Separatoren oder Dekantern durchzuführen. Aus
wirtschaftlichen Gründen können mit diesem Verfahren
keine Produkte aus fettem Fleisch hergestellt
werden, deren Fettgehalt niedriger als 10% ist, da sonst
die Verluste an Fleisch zu hoch sind. Für die Herstellung
von Fleischprodukten mit einem niedrigeren Fettgehalt
müssen deshalb extraktive Verfahren eingesetzt werden,
die im Falle der Verwendung von organischen Lösemitteln
die bereits erwähnten Nachteile aufweisen.
Zur Umgehung dieses Problems wurde in den letzten Jahren
die Extraktion mit verdichteten Gasen insbesondere für
die Gewinnung von empfindlichen Naturstoffen eingeführt,
wobei sich im technischen Bereich vor allem Kohlendioxid
(CO2) als Extraktionsmedium durchgesetzt hat. Die
Extraktion von Fetten und Ölen mit überkritischem CO2 ist
wegen dessen geringen Lösevermögens erst in sehr hohen
Druckbereichen (< 500 bar) befriedigend, was technisch
aufwendig und folglich kostenintensiv ist und somit nur
bei Produkten mit sehr hoher Wertschöpfung in Frage
kommt. Dieser Nachteil kann auch durch den Zusatz von
Schleppmitteln zu CO2 nur teilweise ausgeglichen werden,
wobei der zusätzliche Regelaufwand für die
Schleppmitteldosierung als weiterer Nachteil anzusehen
ist.
Als Alternative zum CO2 wurde entsprechend dem Stand der
Technik auch schon verdichtetes Propan als Lösemittel für
die Extraktion von Fetten und Ölen vorgeschlagen. So wird
gemäß der DE-PS 28 43 920 die Extraktion bei
überkritischem Druck ( 42 bar) und überkritischer
Temperatur ( 97°C) vorgenommen, während in mehreren
Druckschriften (US-PS 4 331 695, DE-PS 23 63 418,
US-PS 3 939 281, DE-PS 22 55 567, DE-PS 22 55 566) ein
Extraktionsdruck nahe oder oberhalb des kritischen
Druckes und unterkritische Extraktionstemperaturen
empfohlen werden. Gemäß der US-PS 2 560 935 bzw.
US-PS 2 682 551 wird zwar ebenfalls flüssiges Propan als
Lösemittel für Öle und Fette offenbart, doch werden keine
spezifischen Angaben hinsichtlich des Extraktionsdruckes
gemacht. Schließlich wird gemäß der US-PS 2 254 245 eine
Fettextraktion bei sehr niedrigen Temperaturen (< 0°C)
beschrieben, während gemäß der US-PS 1 802 533 ein
maximaler Extraktionsdruck von 7 bar empfohlen wird.
Kritische Zustandsparameter wurden außerdem oftmals bei
der Abscheidung der extrahierten Lipide gewählt, wobei
man in diesem Zustandsbereich eine Phasentrennung in eine
ölreiche und eine ölarme Propanphase ausnutzt, um das Öl
abzutrennen oder zu fraktionieren (vgl. bspw.
US-PS 2 660 590 oder US-PS 2 548 434).
Diese bekannten Verfahren sind alle mit Nachteilen
behaftet: Zum einen werden bei kritischen und
überkritischen Zustandsbedingungen Extraktionsergebnisse
erzielt, bei der die Qualität des extrahierten Öles oder
Fettes durch hohe thermische Belastung stark gemindert
wird. Zum anderen ist in Druckbereichen von < 10 bar die
Extraktion mit flüssigem Propan zwar selektiv, doch ist
der Stoffübergang bei der Extraktion limitiert, so daß
längere Extraktionszeiten und größere
Extraktionsmittelmengen erforderlich sind um das
Extraktionsziel der Entfettung oder Entölung zu
erreichen.
Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zur Extraktion von Fetten und
Ölen aus Naturstoffen mit Hilfe von Propan als Lösemittel
zu entwickeln, welches die genannten Nachteile des
Standes des Technik nicht aufweist, welches ohne großen
technischen Aufwand sowohl eine ausreichende
Gasbehandlung mit Fetten und Ölen als auch eine gute
sensorische Qualität der Produkte ermöglicht.
Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
man die Extraktion bei einem Druck von 10 bis 30 bar und
einer Temperatur von 10 bis 55°C durchführt und die
Abscheidung der extrahierten Fette und Öle vom Lösemittel
durch Druckerniedrigung und/oder Temperaturerhöhung bis
80°C vornimmt. Es hat sich nämlich überraschenderweise
gezeigt, daß man bei diesem relativ engen Druck- und
Temperaturbereich optimale Bedingungen für die Extraktion
von Fetten und Ölen mit flüssigem Propan vorfindet,
weil nicht nur gute Extraktausbeuten, sondern auch
qualitativ hochwertige Extrakte gewonnen werden, die
keine oder nur geringe Mengen an unerwünschten
Begleitstoffen enthalten. Dies ist deshalb so
überraschend, weil man verdichteten Gasen in flüssigem
(unterkritischem) Zustand i. a. ungünstigere
Extraktionseigenschaften zubilligt als bspw. Gasen im
kritischen oder überkritischen Zustand. Zudem wird ein
unnötig hoher Extraktionsdruck (< 30 bar) vermieden,
wodurch die Investitions- und Betriebskosten deutlich
reduziert werden können.
Für das erfindungsgemäße Verfahren können im Prinzip alle
fett- oder ölhaltigen Naturstoffe auf pflanzlicher,
tierischer oder mikrobieller Basis eingesetzt werden.
Beispiele für pflanzliche Fette oder Öle sind Olivenöl,
Palmöl, Bambusfett, Kokosfett, Kakaobutter, Kaffeeöle,
Erdnußbutter, Rapsöl (Rüböl), Flachsöl (Leinöl),
Sonnenblumenöl, Weizenkeimöl, Reiskeimöl, Baumwollsaatöl,
Maiskeimöl, Sojaöl, Palmkernöl sowie Kürbiskernöl. Als
tierische Produkte kommen bspw. Rind- oder Kalbfleisch
sowie Seetieröle wie z. B. Fischöle in Frage. Schließlich
kann das erfindungsgemäße Verfahren auch für
Fermentationsrückstände bspw. aus Hefen, Pilzen oder
Bakterien herangezogen werden.
Zur Erhöhung der Extraktionsausbeute empfiehlt es sich,
das Extraktionsgut in zerkleinerter, pelletierter Form
einzusetzen. Sollte das (insbesondere feste)
Ausgangsmaterial einen hohen Wassergehalt aufweisen wie
z. B. Fleisch oder Fermentationsrückstände, so hat es
sich als besonders vorteilhaft erwiesen, die Feuchte
durch geeignete Trocknungsmethoden vor der Extraktion auf
unter 50 Gew.-% zu reduzieren.
Es ist als erfindungswesentlich anzusehen, daß die
Extraktion mit flüssigem Propan in einem sehr engen und
definierten Druck- und Temperaturbereich durchgeführt
wird, der bei 10 bis 30 bar bzw. 10 bis 55°C liegt.
Vorzugsweise wird bei einem Extraktionsdruck von 15 bis
25 bar und einer Extraktionstemperatur von 20 bis 45°C
gearbeitet. In jedem Fall müssen Extraktionsdruck und
-temperatur so aufeinander abgestimmt werden, daß das
Propan in flüssigem Zustand vorliegt.
Bei Drücken < 30 bar werden die Extraktionseigenschaften
des flüssigen Propans insbesondere bei der Extraktion von
Ölsaaten zunehmend unselektiv, d. h. es werden auch
unerwünschte Farbstoffe und unverseifbare Anteile
mitextrahiert, wodurch die Qualität des extrahierten Öles
stark gemindert wird. Mit steigender
Extraktionstemperatur (nahe oder über TK) besteht zudem
die Gefahr, daß insbesondere bei Ölen mit einem hohen
Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren zum einen
unerwünschte Reaktionen in der komplexen Naturstoffmatrix
des Ausgangsmaterials auftreten (und dadurch die
Extraktausbeute sinkt) und zum anderen unerwünschte
Isomerisierungen an den Doppelbindungen der mehrfach
ungesättigten Fettsäuren (Entstehung von cis, trans
konjugierten Doppelbindungen) zu beobachten sind, die den
ernährungsphysiologischen Wert des Produktes negativ
beeinflussen.
Die eingesetzte Propangasmenge kann in weiten Grenzen
variiert werden und richtet sich im wesentlichen nach
der Menge des zu extrahierenden Öles oder Fettes. Je nach
Art des Ausgangsmaterials sind normalerweise pro g zu
extrahierendes Fett oder Öl 2,5 bis 500 g flüssiges
Propan erforderlich. Die maximale Gasbeladung mit lipiden
Stoffen beträgt unter diesen Extraktionsbedingungen je
nach Art des extrahierten Fettes oder Öles 5 bis
25 Gew.-%.
Die Reinheit des eingesetzten Propangases ist in den
meisten Fällen relativ unkritisch, d. h. es können auch
noch merkliche Mengen an Verunreinigungen homologer
Kohlenwasserstoffe (bedingt durch den Raffinationsprozeß)
zugegen sein, ohne daß es zu merklichen Qualitätseinbußen
kommt. Vorzugsweise wird Propan in technischer Reinheit
von ca. 90% und in desodorierter Form eingesetzt. Die
Extraktion mit flüssigem Propan kann zur vollständigen
Gewinnung der Fette oder Öle in manchen Fällen auch in
zwei Stufen durchgeführt werden.
Das Propangas wird vorzugsweise im Kreis geführt, um sich
mehrfach mit den gewünschten lipiden Stoffen beladen zu
können, doch ist es auch möglich, das Extraktionsgut nur
einmal mit dem Extraktionsmedium zu kontaktieren. Um eine
hohe Wirtschaftlichkeit des Verfahrens zu erzielen,
können mehrere Extraktionsautoklaven in Reihe geschaltet
und nacheinander vom Extraktionsmedium durchströmt
werden. Durch eine geeignete Schaltung der Reihenfolge
dieser Autoklaven (z. B. Durchströmung nach
fortgeschrittenem Extraktionsgrad) kann die maximale
Gasbeladung des flüssigen Propans stets optimal
ausgenutzt werden.
Im Anschluß an die Extraktion werden im flüssigen Propan
gelöste Fette und Öle durch eine Druckerniedrigung
und/oder Temperaturerhöhung abgeschieden, wobei sich eine
Druckerniedrigung auf 30 bar und eine
Temperaturerhöhung auf 80°C als besonders vorteilhaft
erwiesen hat. Auf diese Weise wird sichergestellt, daß
keine unerwünschten Reaktionen wie z. B. Isomerisierungen
der Doppelbindungen von mehrfach ungesättigten Fettsäuren
während der Abscheidung stattfinden. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Abscheidung durch
isobare Verdampfung des Lösemittels, wodurch die
Wirtschaftlichkeit des Verfahrens entscheidend erhöht
werden kann.
Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich
qualitativ hochwertige Produkte im Hinblick auf Farbe,
Geruch bzw. Geschmack in guter Ausbeute und unter
schonenden Bedingungen gewinnen. Wegen des
vergleichsweise geringen technischen Aufwandes ist dieses
Verfahren außerdem gut für die Anwendung im technischen
Maßstab geeignet.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher
erläutern.
Beispiele
Beispiel 1
200 g vorentfetteter Kakao (Granulat in 1 bis 2 mm Größe,
Fettgehalt ca. 11%) wurden im Druckautoklaven bei 20 bar
und 25°C mit verdichtetem Propan im Abstrom extrahiert.
Nach Durchfluß von 1 kg Propan wurde bei kontinuierlicher
Entspannung des Gases auf Atmosphärendruck keine
Kakaobutter mehr abgeschieden. Der Restfettgehalt im
Granulat war < 0,3%; die Ausbeute an extrahierter
Kakaobutter betrug 2,2 g.
Beispiel 2
140 g zermahlene Flachssamen (Ölgehalt ca. 41%) wurden
im Druckautoklaven bei 20 bar und 25°C mit verdichtetem
Propan im Abstrom extrahiert. Nach Durchfluß von 0,7 kg
Propan wurden 50 g Öl extrahiert (entspricht einer
87%igen Entfettung). Nach einer zweiten Vermahlung des
Rückstandes (Fettgehalt ca. 8%) wurde mit weiteren
0,15 kg Propan unter gleichen Bedingungen extrahiert,
wobei eine nahezu vollständige Entölung des Rückstandes
erzielt wurde. Die Abscheidung des Öles erfolgte in
beiden Stufen durch kontinuierliche Entspannung des Gases
auf Atmosphärendruck. Ein Restölgehalt im Rückstand
konnte mit Soxhlet-Extraktion mit Hexan (8 h) nicht
festgestellt werden; die Ausbeute an Öl betrug 57,5 g.
Beispiel 3
1 kg vorbehandelte Sojaflocken (Ölgehalt ca. 18%) wurden
im Druckautoklaven bei 30 bar und 45°C mit verdichtetem
Propan extrahiert. Die Extraktion wurde kontinuierlich im
Kreis geführt, wobei die Abscheidung des Öls durch
isobare Verdampfung des Propans bei 80°C im Abscheider
erfolgte, bevor das unbeladene Propan (gekühlt auf 45°C)
das Extraktionsgut erneut durchströmte. Nach einer
Gesamtmenge von 7 kg Propan,
die die Sojaflocken durchströmte, wurde die Extraktion
beendet. Der Restölgehalt des Rückstandes lag unter 1%;
die Ausbeute an Öl waren 175 g.
Beispiel 4
350 g mechanisch vorentfetteter und mittels
Gefriertrocknung auf einen Wassergehalt von ca. 20%
eingestellter Fleischpellets (Größe 0,5 bis 1,5 cm,
Fettgehalt i. Tr. 25%) wurden im Druckautoklaven bei 25
bar und 40°C mit 1,75 kg verdichtetem Propan extrahiert.
Im Kreisprozeß (analog Beispiel 3) erfolgte die
Fettabscheidung isobar durch Temperaturerhöhung auf
75°C. Der Fettgehalt im Extraktionsrückstand wurde
mittels Soxhlet (8 h mit Hexan) bei 3% i. Tr. bestimmt;
im Abscheider wurden 65 g Fett gesammelt.