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Verfahren zur Herstellung eines neuen Äthinylderivates des 8-iso-Östrons
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung neuer Äthinylderivate des 8-iso-Östrons, nämlich des 8-iso-17α-Äthinyl-östradiols der Formel
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sowie seiner Äther und Ester.
Die nach dem erfindungsgemässen Verfahren erhaltenen Verbindungen sind mit nützlichen physiologischen Eigenschaften ausgestattet und ihre pharmakologische Wirksamkeit ist bemerkenswert. Sie zeigen besonders eine wertvolle östrogene Wirkung.
So übt das 8-iso-17M-Äthinylöstradiol, eine nach dem erfindungsgemässen Verfahren bevorzugt hergestellte Verbindung, eine deutlich stärkere östrogene Wirkung aus als der Isomere mit normaler Konfiguration.
Es ist überraschend festzustellen, dass das 8-iso-17 cx- Äthinylöstradiol wirksamer als sein Isomeres mit normaler Konfiguration ist, da für bekannte Isoverbindungen, wie beispielsweise 8-iso-Testosteron, 8-iso- - Östron oder 8-iso-Progesteron das Gegenteil festgestellt worden ist.
Es handelt sich also um eine unerwartete, nicht vorhersehbare Erscheinung.
Das Verfahren zur Herstellung dieser Verbindungen ist im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, dass man 8-iso-Östron in an sich bekannter Weise mit einem Äthinylierungsmittel, wie einem Alkaliacetylid oder einem Äthinylmagnesiumhalogenid, zum 8-iso-17α-Äthinylöstradiol umsetzt und das Umsetzungsprodukt gegebenenfalls in üblicher Weise in Alkyläther oder Carbonsäureester mit 1 - 18 C-Atomen in 3- und bzw. oder 17-Stellung überführt.
Als Äthinylierungsreagens verwendet man beispielsweise Kaliumacetylid oder Äthinylmagnesiumjodid, -bromid oder -chlorid.
Die folgenden Beispiele veranschaulichen die Erfindung, ohne sie darauf zu beschränken.
Beispiel 1: Herstellung des 8-iso-17α-Äthinylöstradiols durch Umsetzung mit Kaliumacetylid,
Man führt 2, 5 g Kalium in ein Gemisch aus 25 ml t-Amylalkohol und 10 ml wasserfreiem Benzol mter Stickstoff ein, erwärmt unter Rühren 1 h lang auf 55 - 600C und leitet dann in die erhaltene Lösung mter Aufrechthaltung einer Temperatur von 55 bis 600C 1 1/2 h lang einen Strom von Acetylen ein.
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Nach Abkühlen auf Raumtemperatur führt man 500 mg 8-iso-Östron, erhalten nach A. Serini und W. Logemann, Berichte [1938] 71, S. 186 ff., in 16 ml Tetrahydrofuran und 10 ml wasserfreies Ben- zol ein. Man rührt das Reaktionsgemisch bei Raumtemperatur, wobei man etwa 2 h lang einen schwachen Strom Acetylen durchleitet, giesst dann in Wasser, dekantiert, wäscht die organische Phase mit Wasser, trocknet und verdampft im Vakuum zur Trockene. Der Rückstand, der in Gegenwart von Wasser kristallisiert, wird mit Cyclohexan gewaschen und ergibt das 8-iso-17a-Äthinylö. stradiol, F=1640C,
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Die Verbindung bildet weisse Kristalle, die in organischen Lösungsmitteln, wie Benzol, Chloroform, Alkohol, Äther und Aceton, löslich sind.
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<tb>
<tb>
Analyse <SEP> : <SEP> C2oH2402 <SEP> = <SEP> 296,39 <SEP> (bezogen <SEP> auf <SEP> die <SEP> bei <SEP> 1350C <SEP> getrocknete <SEP> Verbindung)
<tb> Berechnet <SEP> : <SEP> C% <SEP> 81, <SEP> 04 <SEP> H% <SEP> 8, <SEP> 16 <SEP>
<tb> Gefunden <SEP> : <SEP> 80,8 <SEP> 8,2
<tb>
Diese Verbindung ist in der Literatur nicht beschrieben.
Beispiel 2 : Herstellung des 8-iso-17α-Äthinylöstradiols durch Umsetzung mit Äthinylmagnesiumbromid.
Man leitet einen Strom von Methylbromid in eine Suspension von 12, 5 g Magnesium in 200 ml wasserfreiem Äther unter Rückfluss ein.
Zu 120 ml der so erhaltenen Methylmagnesiumverbindung setzt man 270 ml Tetrahydrofuran zu und leitet 3 h lang Acetylen ein.
Man erhält eine Lösung von Äthinylmagnesiumbromid, in welche man 1 g 8-iso-Östron in 40 ml Tetrahydrofuran einführt.
Man erwärmt das Reaktionsgemisch 2 h lang unter Stickstoff zum Rückfluss und setzt nach Abkühlung 150 ml einer gesättigten Ammoniumchloridlösung zu. Man giesst in Wasser und extrahiert mit Äther. Bei Eindampfen der ätherischen Lösung ergibt sich ein Rückstand, der, wie nach Beispiel 1 behandelt, 8-iso- -17α-Äthinylöstradiol liefert, welches in jeder Beziehung mit der im Beispiel 1 beschriebenen Verbindung identisch ist.
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von 8-iso-17α-Äthinylöstradiol.
Man löst unter Rühren unter Stickstoff bei Raumtemperatur 8-iso-17α-Äthinylöstradiol in 5 Vol.-Teilen 95%igem Alkohol und 2 Vol.-Teilen 2n Natronlauge. Man erwärmt dann auf 50 - 600C und setzt rasch 2, 35 Mol Methylsulfat zu. Nach 3 min Rühren wiederholt man die Zugabe von 2n Natronlauge und Methylsulfat noch dreimal. Nachher fügt man 1 V 01. - Teil 2n Natronlauge zu und rührt noch 15 min.
Man verdünnt mit Eiswasser, saugt ab, trocknet und erhält den Methyläther in Stellung 3 des 8-iso- - 17 : - Äthinylöstradiols.
Diese Verbindung ist in der Literatur nicht beschrieben.
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4 :1, 5 Vol. -Teile Hexahydrobenzoy1chlorid zu und lässt 24 h bei Raumtemperatur stehen. Nachher fügt man Wasser zu und extrahiert mit Chloroform. Man trocknet die Chloroformlösung, filtriert und verdampft das Chloroform. Man erhält das 3-Hexahydrobenzoat des 8-iso-17α-Äthinylöstradiols.
Diese Verbindung ist in der Literatur nicht beschrieben.
Beispiel 5 : Herstellung des Diazetats des 8-iso-17 (x-Äthinylöstradiols.
Man führt 1 g 8-iso-17c < -Äthinylöstradiol und 0, 3 g p-Toluolsulfonsäure (Monohydrat) in 20 ml reine
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den Uterus, wobei es die Vaginalschleimhaut nur in sehr geringem Masse angreift.
Das 8-iso-17α-Äthinylöstradiol kann zur Behandlung von Amenorrhöen, Hypomenorrhöen, Gelbkörperinsuffizienz, wiederholten Fehlgeburten, prämenstruellen Störungen und Beschwerden der Menopause verwendet werden.
Das 3,17ss-Dihydroxy-17α-äthinyl-8-iso-#1,3,5(10)-östratrien wird in peroraler,perlingujaler, subcutaner, lokaler oder rectaler Verabreichung verwendet.
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Es kann in Form von injizierbaren Lösungen oder Suspensionen, abgefüllt in Ampullen oder in Fläschchen für mehrfache Entnahme, ferner als Implantate, Tabletten, Glossetten, Suppositorien, Ovula und Salben dargeboten werden.
Die wirksame Dosis staffelt sich zwischen 0, 01 und 0, 5 mg per Dosis und 0, 1 und 4mg täglich beim Erwachsenen, je nach Anwendungsweise und dem Zufuhrwege sowie der gewünschten therapeutischen Wirkung.
Die pharmazeutischen Formen, wie injizierbare Lösungen oder Suspensionen, Implantate, Tabletten, Glossetten, Suppositorien, Ovula und Salben, werden nach üblichen Verfahren hergestellt.
Pharmakologische Prüfung des 8-iso-17 < x-Äthinylöstradiols :
Die östrogene Wirksamkeit des 8 - iso- 17 (X- Äthinylöstradiols wurde nach der von Feyel-Cabanes, C. R. Soc. Biol. [1956], 150,1881 beschriebenen Methode des Allen-Doisy-TestssowiedurchTestung des Gewichtes des Uterus im Vergleich zu Äthinylöstradiol bestimmt. a) Allen-Doisy-Test :
Die Prüfung der östrogenen Wirksamkeit wurde an kastrierten Ratten von einem Gewicht von 14020 g in Gruppen zu je 4 durchgeführt ; man wendet bei einer Gruppe die zu prüfende Verbindung und bei einer andern Gruppe Äthinylöstradiol in der gleichen Menge von 50y in Olivenöl, das mit 5%Benzylalkohol versetzt ist, oral an.
Jeden Tag zur gleichen Stunde werden Scheidenabstriche gemacht. Man hält als po- sitiv nur jene Abstriche zurück, die ausschliesslich aus keratinisierten Zellen bestehen. Folgende Ergebnisse wurden erhalten :
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<tb>
<tb> Behandlung <SEP> angewendete <SEP> Ratten-Zahl <SEP> der <SEP> Tage <SEP> während <SEP> der <SEP> die
<tb> Dosis <SEP> gruppen <SEP> Ratten <SEP> einen <SEP> Ölstrus <SEP> zeigen
<tb> +++ <SEP> ++ <SEP> + <SEP> 0 <SEP>
<tb> 8-iso-17a- <SEP> erste <SEP> 0 <SEP> 1 <SEP> 2 <SEP> 3
<tb> Äthinyl- <SEP> 50y <SEP> zweite <SEP> 0 <SEP> 0 <SEP> 2 <SEP> 4
<tb> östradiol <SEP> dritte <SEP> 0 <SEP> 0 <SEP> 1 <SEP> 5
<tb> vierte <SEP> 0 <SEP> 0 <SEP> 2 <SEP> 4
<tb> Äthinyl- <SEP> erste <SEP> 1 <SEP> 2 <SEP> 0 <SEP> 3
<tb> östradiol <SEP> 50y <SEP> zweite <SEP> 1 <SEP> 0 <SEP> 3 <SEP> 2
<tb> dritte <SEP> 0 <SEP> 1 <SEP> 3 <SEP> 2
<tb>
vierte <SEP> 1 <SEP> 0 <SEP> 3 <SEP> 2
<tb>
Erläuterung der Tabelle : Der Östrus tritt nach der Einspritzung der östrogenen Verbindung ein. Er dauert 6 Tage, wovon beispielsweise bei der ersten Ratte, falls mit 8-iso-17α-Äthinylöstradiol behandelt, sich ergeben :
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<tb>
<tb> 0 <SEP> Tage <SEP> mit <SEP> +++ <SEP> (starker <SEP> Östrus)
<tb> 1 <SEP> Tag <SEP> mit <SEP> ++ <SEP> (ziemlich <SEP> starker <SEP> Östrus)
<tb> 2 <SEP> Tage <SEP> mit <SEP> + <SEP> (mittelstarker <SEP> Östrus)
<tb> 3 <SEP> Tage <SEP> mit <SEP> 0 <SEP> (kein <SEP> Östrus)
<tb>
b) Testung des Gewichtes des Uterus :
Das 8-iso-17α-Äthinylöstradiol wurde gelöst in Olivenöl, welches 50/0 Benzylalkohol enthielt, oral angewendet bei Gruppen von nicht geschlechtsreifen Ratten von 22 bis 23 Tagen, in Mengen von insgesamt 0, 125, 0, 250, 0, 500y, aufgeteilt auf sechs Verabreichungen, zweimal täglich, drei Tage lang.
Die Wirksamkeit der Verbindung wurde im Vergleich zu Äthinylöstradiol bestimmt, das unter gleichen Bedingungen bei einem ersten. Versuch in Gesamtmengen von 0, 250, 0, 500 und 1)'und bei einem zweiten Versuch in Gesamtmengen von 0, 1875, 0, 375 und 0, 750y angewendet wurde. Die Tiere wurden am vierten Tag getötet und autopsiert, 72 - 75 h nach der ersten Verabreichung ; der Uterus wurde entnommen und gewogen.
Folgende Tabelle zeigt die erhaltenen Ergebnisse :
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Tabelle
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<tb>
<tb> Äthinylöstradiol <SEP> 8-iso-17α-Äthinylöstradiol
<tb> verabreichte <SEP> Dosis <SEP> Gewicht <SEP> des <SEP> verabreichte <SEP> Dosis <SEP> Gewicht <SEP> des <SEP>
<tb> (insgesamt) <SEP> Uterus <SEP> (insgesamt) <SEP> Uterus
<tb> in <SEP> mg <SEP> in <SEP> mg
<tb> 1. <SEP> Versuch <SEP> : <SEP> 0, <SEP> 250 <SEP> Y <SEP> 29, <SEP> 68 <SEP> O, <SEP> 125y <SEP> 30, <SEP> 2 <SEP>
<tb> 0, <SEP> 500 <SEP> y <SEP> 57, <SEP> 98 <SEP> 0, <SEP> 250y <SEP> 47, <SEP> 44 <SEP>
<tb> 1 <SEP> y <SEP> 81, <SEP> 42 <SEP> 0, <SEP> 500y <SEP> 60, <SEP> 26 <SEP>
<tb> 2. <SEP> Versuch <SEP> :
<SEP> 0, <SEP> 1875y <SEP> 28, <SEP> 04 <SEP> 0, <SEP> 125y <SEP> 36, <SEP> 04 <SEP>
<tb> 0, <SEP> 375 <SEP> y <SEP> 49, <SEP> 82 <SEP> 0, <SEP> 250y <SEP> 55, <SEP> 10 <SEP>
<tb> 0, <SEP> 750 <SEP> y <SEP> 66, <SEP> 68 <SEP> 0, <SEP> 500y <SEP> 74, <SEP> 56 <SEP>
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Während die östrogene Wirksamkeit des 8-iso-17α-Äthinylöstradiols bei dem vorhergehenden Test geringer ist als die Wirksamkeit des Äthinylöstradiols, zeigt die graphische Darstellung, dass nach Testung des Gewichtes des Uterus die erfindungsgemäss hergestellte Verbindung im Gegenteil eine mehr als das 1, 5 fache betragene Wirksamkeit gegenüber der als Bezugssubstanz verwendeten, östrogenen Verbindung entfaltet.