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Verfahren zur Entfernung des Formaldehydgeruches aus Textilien
Es wurde bereits mehrmals vorgeschlagen, bei der Trockenreinigung von Textilien zur gleichzeitigen
Desinfektion der Textilien Formaldehyd zuzusetzen (vgl. beispielsweise M. M. Richter, W. Rimpau,
R. Vierthaler, E. Finch u. a'.). Es sind auch bereits Decken, Kleidungsstücke, Matratzen u. dgl. mit For- maldehyd und Wasserdampf bei höherer Temperatur in geschlossenen Kammern behandelt worden, um sie zu entwesen oder entseuchen. Bei verschiedenen Veredelungsverfahrenwerden Fasern oder Textilien mit wässerigem Formaldehyd behandelt. Bei Wolle werden dadurch unter anderem die färberischen Eigen- schaften geändert und die Alkaliempfindlichkeit vermindert. Bei Cellulosefasern werden unter anderem die Wasseraufnahme und Quellfähigkeit und damit das Knittern in nassem Zustand vermindert.
Der Formaldehyd verbindet sich bei den genannten und andern Verfahren teilweise unter Bildung neuer geruchloser Verbindungen mit den Fasern, teilweise wird er aber lediglich adsorbiert. Der adsorbierte Formaldehyd wird langsam wieder abgegeben, besonders in feuchter Atmosphäre und/oder beim Erwärmen. Da der Formaldehydgeruch unangenehm ist und viele Menschen gegen Formaldehyd allergisch reagieren, muss der adsorbierte Formaldehyd aus den Textilien wieder entfernt werden.
Wo Nassprozesse möglich sind, beispielsweise bei den zuletzt genannten Veredelungsverfahren, kann man mit Wasser oder wässerigen Lösungen von bekannten Formaldehydbindern spülen, z. B. mit Ammo niak, Alkalibisulfit u. dgl. Von Schopner wurde der Vorschlag gemacht, die mit Formaldehyd begasten Textilien 2 h bei 67-68 C zu entlüften. Es wurde auch schon vorgeschlagen, an die Formaldehydbehandlung eine Begasung mit Ammoniak anzuschliessen, wobei der Formaldehyd in Hexamethylentetramin übergeführt wird, das an Stelle von Formaldehyd in der Faser verbleibt. Die genannten Desodorisierungsverfahren haben aber gewisse Nachteile, so dass sie nicht allgemein angewandt werden können.
Für empfindliche Textilien, z. B. Wolldecken, Pullover u. dgl. kommen Nassbehandlungen nicht in Frage, besonders nicht im Anschluss an eine Trockenreinigung. Eine 2stündige Behandlung mit Heissluft ist wieder zu teuer. Eine Begasung mit Ammoniak lässt das gebildete Hexamethylentetramin in den Textilien zurück, was ebenfalls nachteilig'ist, da es unter bestimmten Umständen wieder in Formaldehyd und Ammoniak gespalten wird. Ausserdem ist eine Behandlung mit gasförmigem Ammoniak unangenehm und nur in Spezialapparaten durchzuführen. Aus diesen Gründen haben sich einige an sich brauchbare Formaldehydbehandlungen nicht eingeführt.
Es wurde nun gefunden, dass man aus Textilien aller Art den adsorbierten Formaldehyd entfernen kann, wenn man die Textilien mit einer dem flüchtigen Formaldehyd äquivalenten oder einer überschüssigen Menge von carbonsauren Ammoniumsalzen in organischen Lösungsmitteln, gegebenenfalls in Gegenwart geringer Mengen Wasser, behandelt. Die carbonsauren Ammoniumsalze reagieren mit dem Formaldehyd sehr schnell unter Bildung von Hexamethylentetramin und freier Carbonsäure. Diese beiden Reaktionsprodukte werden bei richtiger Wahl von Carbonsäure und Lösungsmittel von diesem gelöst und von den Textilien entfernt. Prinzipiell sind sämtliche Carbonsäuren für das Verfahren geeignet, beispielsweise die Fettsäuren der natürlich vorkommenden Öle, Fette, Wachse und Harze sowie deren Veredelungsprodukte, z. B. Laurin-, Palmitin-, Stearin-, Ricinol-, Öl-, Abietinsaure u. dgl.
Ferner kann man synthetisch hergestellte, aliphatische, cycloaliphatische und aromatische Carbonsäuren sowie deren Substitutionsprodukte verschiedenster Art verwenden, beispielsweise Benzoesäure, Phthalsäure, Adipinsäurehalbester, Polystyromalsäure, Chlorstearinsäure u. dgl. Die Auswahl der Carbonsäuren hängt in erster Linie von deren Geruch und einer genügenden Löslichkeit ihrer Ammoniumsalze in den betreffenden Lö-
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sungsmitteln ab. Da geringe Reste der eingesetzten Chemikalien in den Textilien zurückbleiben können, sind unangenehm riechende Carbonsäuren in der Regel erfindungsgemäss nicht geeignet.
Bei der Wahl der Lösungsmittel ist man nur an die bekannten Regeln gebunden, die durch den Preis und die Einwirkungsmöglichkeit auf Textilfärbungen gegeben sind. Es kommen deshalb in erster Linie
Lösungsmittel in Frage, die preiswert sind und die Farbstoffe der Textilien nicht zum Ausbluten bringen.
In erster Linie handelt es sich um die Lösungsmittel, die bei der Trockenreinigung verwendet werden.
Die Erfindung wird in den nachfolgenden Beispielen erläutert, auf die sie jedoch nicht beschränkt ist.
Beispiel l : Aus
40 kg Ricinolsäure
20 kg Isopropanol
9 kg Salmiakgeist 25% zig und 31 kg Schwerbenzin stellt man sich durch einfaches Mischen ein Spülmittel für Schwerbenzin her.
In einer Trockenreinigungsanlage für Schwerbenzin werden baumwollene Mäntel bei 85%relativer Lösungsmittelfeuchte gereinigt. Dem Schwerbenzin werden pro Liter 20 g eines guten Reinigungsverstärkers und 1 g Formaldehyd in Form einer 40% igen wässerigen Lösung zugegeben. Nach 30 min Reinigen wird geschleudert und 10 min mit Schwerbenzir gespült, das pro Liter 10 g des beschriebenen Spülmittels enthält. Nach abermaligem Schleudern wird, wie üblich, im Tumbler getrocknet. In einem gesondert angestellten Versuch wurde vor dem Spülen ein Baumwollstreifen, der mit den Mänteln desinfizierend gereinigt wurde, aus der Trommel entnommen und untersucht. Er enthielt 0, 4ado adsorbierten Formaldehyd.
Die Nachkulturen der Testkeime, die während der Reinigung bei der Durchführung dieses Beispiels zugegeben wurden, ergaben, dass alle Keime getötet waren. Die gereinigten Textilien besassen keinen Formaldehydgeruch, auch nicht in feuchter Warmluft.
Beispiel 2 : Aus
13 kg destillierter und mit Bleicherde behandelter
Palmkernfettsäure
27 kg Ricinolsäure
10 kg Salmiakgeist 25% zig
20 kg Propanol. und 30 kg Perchloräthylen stellt man sich durch einfaches Mischen ein Spülmittel für Perchloräthylen her.
Man reinigt in einer geschlossenen Schrankmaschine beschränkt reinigungsfähige Krankenhauswolldecken in Perchloräthylen, dem pro Liter 10 g eines guten Reinigungsverstärkers und 0, 8 g Formaldehyd in Form einer 29% gen Lösung in Propanol zugegeben werden, bei 70% relativer Lösungsmittelfeuchte.
Nach 15 min Reinigungszeit wird geschleudert und 10 min mit Perchloräthylen gespült, dem 8 g des beschriebenen Spülmittels zugegeben werden. Nach abermaligem Schleudern wird, wie üblich, getrocknet. Die Decken sind frei von Formaldehydgeruch, auch in feuchter Warmluft, und enthalten keine lebensfähigen Keime.
Beispiel 3 : Krankenhausdecken aus einer Seuchenstation werden in einem Heissluftsterilisator durch 2stündiges Begasen mit Formaldehyd bei 700C und 80% relativer Feuchte sterilisiert. Danach werden sie nach kurzem Belüften des Apparates herausgenommen und in Perchloräthylen, das pro Liter 10 g des Spülmittels nach Beispiel 2 enthält, 10 min lang gespült. Anschliessend werden die Decken geschleu- dert und mit Heissluft getrocknet. Die Decken sind danach frei von Formaldehydgeruch.
An Stelle von Perchloräthylen können beliebige andere Lösungsmittel verwendet werden, sofern sie die Textilien nicht angreifen und genügend leicht verdampfbar sind, beispielsweise Tetrachlorkohlenstoff, Methylenchlorid, Trichloräthylen, Benzol, Toluol, Leichtbenzin u. dgl.
Die Beispiele 1 - 3 wurden mit diesen Lösungsmitteln durchgeführt und die angegebenen Ergebnisse auch damit erhalten.