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Verfahren zur Sicherung von Faserstoffen gegen >Mottenangriff Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Mottenschutz, durch das Faserstoffe, insbesondere
tierische Faserstoffe wie Pelz, - Federn, Wolle und Wollgewebe, vor Motten und deren
Larven geschützt werden. Die Verwendung von Chinin, dessen Salzen oder Derivaten
als Mottenbekämpfungsmittel ist bekannt. In ähnlicher Weise können verwandte Stoffe
benutzt werden, beispielsweise Cinchona-Alkaloide, Chinidin, Cinchonin, Cinchonidin
usw. Die Untersuchung dieser Stoffe hat gezeigt, daß eine ganze Reihe derselben
in wasserfreien organischen Lösungsmitteln, wie Alkohol, Benzol, Kohlenstofftetrachlorid,
Petroleumäther, Petroleumnaphtha und Petroleum, löslich sind, die für die Trockenreinigung
verwendet werden. Diese Lösungsmittel sind für die Herstellung eines Mottenbekämpfungsmittels
deshalb zweckmäßiger als Wasser, weil sie die tierische Faser des zu behandelnden
Stoffes nicht zum Quellen bringen oder ihre physikalische Beschaffenheit in anderer
Weise verändern. Ferner sind diese Lösungsmittel deswegen besonders geeignet, weil
sie die Wolle schnell benetzen und von dieser aufgesaugt werden. Als besonders geeignet
hat sich Naphtha, d. h. ein Gasoliv von hohem Siedepunkt, erwiesen.
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Die Untersuchung hat ferner gezeigt, daß die Stoffe am besten in Form
ihrer Fettsäuren, insbesondere der Oleate,Verwendung finden. Diese Stoffe sind in
den genannten Lösungsmitteln löslich, die für die sogenannte Trockenreinigung Verwendung
finden können.
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Die Benutzung des Mottenbekämpfungsmittels erfolgt in der Weise, daß
das Mittel in der Lösung auf dem Stoff zerstäubt wird. Auch kann man den Stoff in
die Lösung tauchen. Beispielsweise kann man das Mottenschutzmittel beim Reinigen
der Stoffe in der Reinigungsflüssigkeit auflösen. Auch kann man es in einem Spülbad
auflösen, das man nach dem Reinigen verwendet, sei dieses Wasser oder Naphtha. Man
kann daher die Behandlung mit dem Mottenschutzmittel mit anderen Arbeitsverfahren
vereinigen.
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Chinidin, ein typisches Cinchona-Alkaloid, ist alkalisch in seiner
Lösung, verhält sich wie eine zweiwertige Base und bildet zwei Gruppen von Salzen.
Zum Zwecke der Prüfung der Eigenschaften des Chinidins wurden mehrere dieser Salze
hergestellt, von denen einige noch nicht bekannt waren. Diese Salze wurden in geeigneten
Lösungsmitteln gelöst, worauf Stücke von Wolle und anderem Stoff eingetaucht bzw.
bespritzt wurden. Diese Stücke wurden in geschlossenen, mit Motten besetzten Schränken
aufbewahrt.
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Einer dieser Versuche verlief wie folgt: Chinidin-Alkaloid wurde in
ölsaures Chinidin übergeführt, indem das Alkaloid in dem doppelten
Gewicht
von Ölsäure gelöst wurde. Dieses ölsaure Chinidin ist sehr löslich in Petroleumnaphtha.
Stücke von Wolle wurden in eine Lösung des ölsauren Chinin in Naphtha getaucht und
geschleudert, andere wurden mit der Lösung bespritzt. Einmal wurden Wollstücke mit
einer sehr dünnen Lösung des ölsauren Chinins in Naphtha behandelt. Diese wurden
von den Motten in den Schränken angegriffen. Danach wurden andere Wollstücke mit
einer konzentrierteren Lösung des ölsauren Chinidins behandelt und in den mit Motten
besetzten Schrank gebracht. Dieses Verfahren wurde fortgesetzt, bis sich die Konzentration
des Chinidins als genügend erwies, um einen Mottenangriff zu verhindern. Hieraus
ergab sich als geringste Konzentration, daß eine Lösung von annähernd 10/, ausreicht
und daß annähernd 3/4 ccm des ölsauren Chinidins bei gleichmäßiger Verteilung durch
Eintauchen oder Spritzen für i Pfund Wolle ausreichend sind.
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Ferner hat sich gezeigt, daß gleiche Mengen von Chinidin in anderen
Verbindungen die gleiche Wirkung hervorrufen. Chinidin geht zahlreiche Verbindungen
ein, die in verschiedenen Lösungsmitteln lösbar sind. Zahlreiche Verbindungen wurden
untersucht, die löslich waren in Alkohol, Benzol, Kohlenstofftetrachlorid, Petroleumäther,
Petroleumnaphtha, Petroleum usw. Um Chinidin in einem gewünschten Lösungsmittel
lösen zu können, muß man es erst in das geeignete Salz überführen. Wird eine Lösung
in Naphtha gewünscht, so kann man das Chinidin in das ölsaure Salz überführen. Das
Sulfat ist in Alkohol löslich. Solche Lösungsmittel, die als trockene Reinigungsmittel
bezeichnet werden, werden zweckmäßig bei Geweben und Faserstoffen, Pelzen und Federn
verwendet. Sie verursachen kein Quellen oder anderweitige Veränderung des Faserstoffes.
Zu solchen trockenen Lösungsmitteln gehören Chlorkohlenwasserstoffe, Benzol, Petroleum,
Naphtha, Alkohol, Aceton usw.
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Die richtige Verwendung des Chinidins und der anderen Cinchona-Alkaloide
als Mottenmittel beruht auf der Isolation des gewünschten Alkaloids und der Herstellung
eines solchen Salzes, welches weitgehend löslich ist in einem für die Behandlung
von Wolle, Pelz, Federn usw. geeigneten Lösungsmittel. Zur Erzielung einer vollkommenen
Wirkung müssen die Lösungen eine bestimmte Stärke haben.
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Ölsaures Chinidin und die anderen ölsauren Cinchona-Alkaloide können
am besten in Lösung in einem geeigneten flüchtigen Lösungsmittel verwendet werden,
welches Motten und deren Larven vernichtet, beispielsweise Kohlenstofftetrachlorid
oder Petroleumnaphtha. Dieses Lösungsmittel verdampft und läßt das Mottenmittel
in feinster Verteilung in dem Stoff.
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Die höher siedenden Petroleumdestillate, wie z. B. besondere Petroleumnaphthas,
sind besonders vorteilhaft als Lösungsmittel für ölsaures Chinidin. Wenn wollene
Stoffe in eine solche Lösung getaucht werden, so verändern sie sich nicht in der
Weise, wie wenn sie mit Wasser benetzt werden. Wollstoffe schrumpfen nicht, wenn
sie mit Petroleumnaphtha angefeuchtet werden.
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Wenn Wollstoffe u. dgl. mit einer Lösung von ölsaurem Chinin mit einem
Petroleumnaphtha besprengt werden, so benetzt die Naphtha die Wolle schnell und
verteilt sich in ähnlicher Weise, wie Petroleum in einem Lampendocht aufgesaugt
wird. Diese Eigenschaft ist besonders vorteilhaft, da die ölsaure Chinidinlösung
in die Säume von Kleidungsstücken und in Polsterwaren dringt, die durch Spritzen
nicht unmittelbar erreicht werden. Schweres Petroleumnaphtha hat sich als besonders
vorteilhaft erwiesen.
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Die Verwendung einer Lösung von ölsaurem Cinchona-Alkaloid in Naphtha
empfiehlt sich insbesondere in Trockenreinigungsanstalten zur Behandlung von Wolle,
Pelz, Federn usw. Auch läßt sich die Lösung von annähernd i °/o zweckmäßig im Haushalt
verwenden, wo sie am besten durch Spritzen verteilt wird.
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In Trockenreinigungsanstalten kann man wie folgt vorgehen: Eine Lösung
. von ölsaurem Chinidin in besonders schwerem Naphtha wird hergestellt, indem 6
kg Chinidin in 6 kg Ölsäure gelöst werden. Diese Lösung wird darauf in 3-701 Petroleumnaphtha
eingetragen. Anzüge, Wollstoffe, Mäntel, Pelze, Federn usw. werden in diese Lösung
getaucht oder mit derselben bespritzt. Die angegebenen Verhältniszahlen führen mit
Sicherheit zum Erfolg. Auch geringere Mengen von Chinidin sind noch erfolgreich.
So genügt es, wenn man iioo ccm Chinidin in das Ölsalz überführt und danach in 3701
Petroleumnaphtha löst. Man erhält so eine rund i°%ige Lösung. Werden die Stoffein
die Lösung getaucht, so werden sie nach dem Befeuchten geschleudert und danach getrocknet.
Es bleibt dann genügend ölsaures Chinidin in dem Stoff, um Mottenfraß zu verhindern.
Die behandelten Stoffe bleiben äußerlich unverändert .und üben auch keinen nachteiligen
Einfluß auf die Haut aus. Sie nehmen keinen Geruch, keine Farbe, keinen Staub oder
andere Anzeichen der Behandlung an.
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In ähnlicher Weise kann man mit Chinidin-Alkaloid oder einem Cinchona-Alkaloid
in Lösung Teppiche, Vorhänge, Möbel, Wollstoffe usw. behandeln, bevor sie in den
Handel gebracht werden. Auch kann man Wollstoffe, Pelz und Federn bei der Verarbeitung
behandeln.
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Die in Wasser löslichen Salze der Cinchona-Alkaloide können auf Faserstoffe,
Pelze und Federn in derselben Weise wie Farbstoffe aufgebracht werden. Beispielsweise
kann man Wolle in ein heißes Bad von Chinidinhydrochlorid
in wäßriger
Lösung tauchen. Das Chinidin haftet dann an der Wolle derart, daß es durch Lösungsmittel,
in denen es sonst löslich ist, nicht leicht entfernt werden kann. :Ulan kann daher
die Stoffe dauernd unempfindlich gegen Mottenfraß machen.
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Wenn Wolle und Wollgewebe in der beschriebenen Weise behandelt werden,
so werden sie mottensicher. Die Mottenlarve greift sie nicht an oder stirbt, wenn
sie noch ganz klein ist. Daher wird der Stoff vor Beschädigung geschützt. Die Wirkung
des Mottenmittels dauert beliebig lange Zeit. Bei den Versuchen ist eine Verminderung
derWirksamkeit nicht festgestellt.