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Luftdruckgewehr oder anderes Luftdruckschiessgerät
Die Erfindung bezieht sich auf ein Luftdruckgewehr oder anderes Luftdruckschiessgerät, wie z. B.
Luftdruckpistole, Schlachtschussapparat für Tiere u. dgl. mit einer in der Verlängerung des Laufes ange- ordneten Verdichtungskammer und einem in dieser verschiebbaren Kolben, der durch seine während des
Abschusses erfolgende Bewegung die Luft in der Verdichtungskammer verdichtet und aus dieser durch einen Kanal unmittelbar in die Bohrung des Laufes drückt.
Bei den bisher üblichen Gewehren dieser Art ist die Verdichtungskammer, in der sich der Kolben be- wegt, unmittelbar mit dem Lauf durch einen engen, in der Fortsetzung dieser Kammer liegenden Kanal verbunden, der vollständig frei ist, so dass die Druckluft unmittelbar zur Rückseite des Geschosses gelangt und es durch den Lauf hinaustreibt, sobald der Druck der Luft genügend gross ist, um die Trägheit des Geschosses zu überwinden. Praktisch wird dieser Druck infolge des relativ grossen Volumens der Druckkam- mer schon nach einem kurzen Stück des Kolbenhubes erreicht, derart, dass das Ende dieses Hubes, währenddessen das Geschoss bereits den Lauf des Gewehres verlassen hat, einen Leerlauf und damit einen reinen Verlust darstellt.
Durch die Erfindung wird die Aufgabe gelöst, die in der Druckkammer gespeicherte Energie voll- ständig auszunützen. Dies wird erfindungsgemäss dadurch erreicht, dass in den Verbindungskanal von der Verdichtungskammer zur Bohrung des Laufes ein vorgespanntes Überdruckventil eingebaut ist, das sich erst nach Erreichen eines vorbestimmten, vorzugsweise einstellbaren Überdruckes in der Verdichtungskammer öffnet.
Auf diese Weise wird also der Augenblick, in dem der Druck auf das Geschoss wirkt, verzögert und dank dieses Umstandes wird bei der plötzlichen Öffnung des Ventils unter der Wirkung des dabei erreichtenDruckes das Geschoss einem höheren Luftdruck ausgesetzt als bei den bisher üblichen Luftdruckgewehren, wobei dieser Druck stosswellenartig wirkt. Dadurch erreicht man eine bedeutende Vergrösserung der Reichweite der Waffe und auch der Durchschlagskraft des Geschosses.
Anderseits bewirkt die Vergrösserung des Druckes auch eine Erhöhung der Temperatur, was die Verwendung von Geschossen gestattet, deren Energie durch diese Temperaturerhöhung noch gesteigert ist, indem diese erhöhte Temperatur die Erzeugung eines zusätzlichen Druckes durch die Entwicklung von Gasen aus einer oder mehreren Ladungen gestattet, die sich in einer Verlängerung an der Rückseite des Geschosses befinden. Diese Ladungen können aus mehreren Stoffen zusammengesetzt sein und die Form von Pillen haben, die sich unter der kombinierten Wirkung von Temperatur- und Druck explosionsartig zersetzen. Dieser zusätzliche Druck, welcher natürlich die Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses im Lauf erhöht, wird vorzugsweise mittels Ladungen von Nitrozellulose od. ähnl. Explosivstoffen erreicht, welche sich im Inneren einer Hülle aus zersetzbarem Material befinden.
Es ist übrigens bemerkenswert, dass dieser zusätzliche Druck nicht auch in der Druckluftkammer wirksam wird, weil das einstellbare Ventil unter der Wirkung dieses Druckes die Verbindung zwischen dieser Kammer und dem Lauf verschliesst.
Es wurden Schiessversuche mit einem Luftdruckgewehr vom Kaliber 4,5 mm, welches ein Verzögerungsventil nach der Erfindung enthielt, gemacht. Dabei wurden hohle Geschosse aus Blei mit einem Gewicht von 0,46 g verwendet, die an der Rückseite eine Ladung von 0,02 g Nitrozellulose erhielten, wobei ein Schuss auf die Entfernung von 5 m eine durch und durchgehende Durchquerung eines trockenen Holzbrettes von 5 cm Dicke ermöglichte und das Geschoss dann noch die Kraft hatte, nach dem Durchqueren
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des Brettes sich beim Auftreffen auf ein Stahlblech, das sich hinter dem Brett befand, in ein dünnes Plätt- chen zu verwandeln.
Die Verbesserung der Schiesseigenschaften einer Waffe gegebenen Kalibers gestattet die Erzeugung von leichten und billigen Gewehren, sowohl für Schiessübungen und schiesssportliche Wettbewerbe als auch für die Herstellung schwerer Verteidigungswaffen oder solcher für die Jagd ins Auge zu fassen. Bei jeder
Waffentype verfügt man dabei über eine grosse Skala der möglichen Schiessleistung, weil. man nach Wahl die Waffe mit einem einfachen Bleigeschoss oder auch mit einer Ladung für zusätzlichen variablen Vor- trieb verwenden kann. Auf diese Weise können schwere Verteidigungswaffen auch in Kriegswaffen um- gewandelt werden, u. zw. durch Beigabe von maximalen Ladungen von Stoffen, welche unter den oben angegebenen Bedingungen Treibgase entwickeln.
Nachstehend ist anHand der Zeichnung ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes näher er- läutert.
Die Fig. 1 zeigt einen Längsschnitt durch ein Luftdruckgewehr nach der Erfindung. Die Fig. 2 ist ein
Längsschnitt durch ein Geschoss zur Verwendung des Gewehres nach Fig. 1.
Das in der Zeichnung dargestellte Gewehr entspricht in wesentlichen Elementen einem Luftdruckge- wehr der üblichen Art, wobei die einzelnen Teile zum Verständnis der Erfindung näher beschrieben wer- den.
Auf dem Kolben 1 ist mittels der Schraube 2 ein Zylinder 3 befestigt, der einen nach vorne verlän- gerten nicht dargestellten Beschlag besitzt, an dem der Lauf 6 mittels einer Achse 4 angelenkt ist. Das vordere Ende des Zylinders 3 ist am Umfang mit einem zylindrischen Einsatz 7 versehen, welcher einen
Kanal 8 für die Verbindung der Druckkammer 9 der Pumpe im Vorderteil des Zylinders 3 mit der Bohrung
11 des Laufes aufweist, an dessen rückwärtiges Ende eine Dichtungseinlage 12 vorgesehen ist, die mit der Stirnfläche des erwähnten Einsatzes 7 zusammenwirkt. Ein auslösbarer Verschlussriegel 13 hält den verschwenkbaren Lauf 6 in der dargestellten Lage fest. Der Kanal 8 hat einen schrägen Verlauf entsprechend der Lage der Achse des Laufes, jedoch ist dies nicht notwendigerweise der Fall.
Im Inneren des Zylinders 3 ist eine später näher beschriebene bewegliche Garnitur 14 angeordnet, die einerseits dem verschwenkbaren Lauf 6 zur Auslösung des Schusses und anderseits dem Spann- und Abzugmechanismus 16 zugeordnet ist. Letzterer Mechanismus enthält eine Klinke 17, die am hinteren Ende des Rohres 3 angebracht und durch eine Feder 23 unter Spannung gehalten wird, wogegen sie bei Entspannung mit einem Querbolzen 18 in Berührung kommt. Diese Klinke wird durch den Abzughebel 19 in der gezeichneten Spannlage gehalten, der sich in den Drücker 21 fortsetzt und um die Achse 22 schwenkbar gelagert ist. Die Feder 23 hält die ganze Anordnung 17 - 21 unter Spannung.
Die bewegliche Garnitur 14 enthält im wesentlichen einen Kolben 24, der an der Innenwand des Zylinders 3 der Druckkammer, in dem sich dieser Kolben bewegt, dicht anliegt. Am hinteren Ende des Kolbens ist die Stirnwand 26 einer Rohrhülse 27 befestigt, welche ebenfalls im Zylinder 3 gleiten kann. Längs einer unteren Erzeugenden dieser Hülse ist ein Schlitz 28 angebracht, in den das hakenförmige Ende 29 einer Stange 31 einragt, welche an ihrem vorderen Ende 32 an einem am Lauf festsitzenden Flügel an der Unterseite des letzteren angelenkt ist. In der vordersten Stellung der beweglichen Garnitur 14 befindet sich das hakenförmige Ende 29 am rückwärtigen Ende des Schlitzes 28 und liegt an der Hülse 27 an, derart, dass eine anschliessende Verschwenkung des Laufes um die Achse 4 nach unten eine Verstellung der beweglichen Garnitur 14 nach hinten hervorruft.
Diese Verstellung, welche gegen die Wirkung der Druckfeder 33 erfolgt, deren Enden sich einerseits gegen die Stirnwand 26 der Hülse 27 und anderseits gegen ein Einsatzstück 34 stützen, bewirkt daher das Spannen des Gewehres mittels der am Kolben 24 festsitzenden Stange 36, die in Achsmitte der Hülse liegt und deren rückwärtiges Ende eine Nase 37 trägt, in welche die Klinke 17 in der Spannlage gegen die Wirkung der Feder 23 einrastet.
Wenn sich das Gewehr in der dargestellten, gespannten Lage befindet, bewirkt ein Druck des Fingers auf den Abzug 21 die Freigabe der Klinke 17 und die Entspannung der Feder 33, welche den Kolben 24 stossartig in die Druckkammer 9 eindrückt. Um zu verhindern, dass die dabei komprimierte Luft nicht sofort den Kanal 8 durchströmt und auf das im Gewehrlauf 11 befindliche Geschoss einwirkt, ist erfindunggemäss ein Verzögerungsventil 38 in diesem Kanal angeordnet, welches die Druckkammer 9 vom Lauf 6 so lange trennt, bis der Druck in der Kammer eine bestimmte Grösse erreicht hat.
Zu diesem Zwecke besitzt der Kanal 8 einen Absatz und die so gebildete Schulter in der Kanalwand 8 stellt den Sitz für eine Kugel 39 dar, auf welche eine Feder 41 drückt, welche sich am andern Ende gegen das innere Ende 42 eines Ringes 43 stützt, der in ein Muttergewinde 44 an dem einen grösseren Durchmesser aufweisenden Teile des Kanals 8 an der dem Lauf zugewandten Seite eingeschraubt ist. Einschnitte gestatten die Verstellung des Ringes 43 in seinem Muttergewinde mittels eines Schraubenziehers, derart, dass
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der durch die Feder 41 ausgeübte Druck ebenfalls eingeregelt werden kann und damit auch der Grenzdruck, der durch den Arbeitshub des Kolbens erzeugt wird und dazu bestimmt ist, den entgegenwirkenden Druck der Feder 41 zu überwinden.
Nachdem sich die Kugel von ihrem Sitze abgehoben hat, wird der in der Kammer 9 herrschende Druck plötzlich auf das Geschoss übertragen, welches durch die Laufmündung mit einer Anfangsgeschwindigkeit austritt, die höher ist als dies bei Nichtvorhandensein eines solchen Verzögerungsventils möglich wäre.
Der stark erhöhte Druck, welcher auf das Geschoss wirkt, ist mit einer Temperaturerhöhung verbunden, welche zugunsten einer weiteren Erhöhung der Treibkraft, die auf das Geschoss wirkt, ausgenützt wird.
Zu diesem Zwecke besitzt das Geschoss (Fig. 2) an der Rückseite des üblichen Bleikörpers 50 eine Verlängerung in Form eines leicht konisch verlaufenden, hohlen Ansatzstückes 51, in welchem eine oder zwei Ladungen 52 enthalten sind, die vorzugsweise aus einem Pressstück aus Nitrozellulose bestehen, das in einer Hülle aus leicht zersetzbarem Stoff eingeschlossen ist. Wenn man ein solches Geschoss im Gewehr nach Fig. 1 benützt, reicht die hohe Temperatur, welche sich beim Eintrittsende des Laufes im Augenblick entsteht, in welchem die unter hohem Druck stehende Luft in den Lauf eintritt, dazu aus, um die Zersetzung der Nitrozellulose und die Entwicklung von Gasen zu bewirken, welche den durch die Druckluft erzeugte Druck weiter erhöhen, derart, dass auch die Reichweite des Gewehres und die Durchschlagkraft des Geschosses in starkem Masse erhöht werden.
. Es ist klar, dass die Erfindung nicht auf das dargestellte und beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt ist, vielmehr kann das Spannen des Gewehres auch in beliebiger anderer Weise als der geschilderten durchgeführt werden. Die Dichtung 12 muss natürlich in einer Weise ausgeführt werden, dass sie fähig ist, der Temperatur zu widerstehen, die einerseits durch den hohen Druck im Inneren des Laufanfanges bei der Auslösung des Schusses und anderseits gegebenenfalls durch die Explosion der im Geschoss enthaltenen Treibladung entsteht. Sie kann beispielsweise aus Kupfer oder anderem Metall oder Kunststoff oder aus einer Kombination von Metall und Kunststoff bestehen.
Es ist klar, dass die wesentlichen Merkmale der Erfindung auch bei Geräten angewendet werden können, welche, ohne eigentliche Waffen zu sein, in der Industrie unter ähnlichen Bedingungen verwendet werden, z. B. Pistolen zum Einschiessen von Bolzen in Beton oder anderes Mauerwerk.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Luftdruckgewehr oder anderes Luftdruckschiessgerät, wie z. B. Luftdruckpistole, Schlachtschussapparat für Tiere usw., mit einer in der Verlängerung des Laufes angeordneten Verdichtungskammer und einem in dieser verschiebbaren Kolben, der durch seine während des Abschusses erfolgende Bewegung die Luft in der Verdichtungskammer verdichtet und aus dieser durch einen Kanal unmittelbar in die Bohrung des Laufes drückt, dadurch gekennzeichnet, dass in den Verbindungskanal (8) von der Verdichtungskammer : 9) zur Bohrung (11) des Laufes (6) ein vorgespanntes Überdruckventil (38) eingebaut ist, das sich erst nach erreichen eines vorbestimmten, vorzugsweise einstellbaren Überdruckes in der Verdichtungskammer (9) öffnet.