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Österreichische PATENTSCHRIFT Nr. 16981.
JOHANN LUX iN WIEN.
Verfahren, Rohzucker haltbar zu machen und zu reinigen.
Vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Behandlung von Rohzucker, bevor derselbe dem gewöhnlichen Raffinationsverfahren unterzogen wird. Diese Behandlung ermöglicht eine viel durchgreifendere Reinigung, als bisher erzielt wurde, und entfernt auch, wenn bei Rüben-Rohzucker angewandt, den unangenehmen Geschmack und Geruch der resultierenden Endmelasse oder Sirup, welche bisher solche Sirupe für menschlichen Genuss kaum brauchbar machten.
Ausserdem kann Rohzucker, welcher nach diesem Verfahren behandelt wurde, lange Zeit aufbewahrt werden, ohne dass der darin enthaltene kristallisierte oder kristallisierbare Zucker einer Veränderung unterliegt.
Das Verfahren wird in folgender Weise ausgeführt : Der zu behandelnde Rohzucker soll 3-4No Feuchtigkeit enthalten. Enthält er weniger, so kann das Fehlende leicht in Form von expandiertem Dampf oder zerstäubtem Wasser zugesetzt werden, auch empfiehlt es sich, den Rohzucker auf zirka 400 C anzuwärmen.
Dem Rohzucker werden hierauf 2-5 Gewichtsprozente (je nach der Qualität des Zuckers) fein gemahlener, gebrannter Kalk (Ca 0) gleichförmig zugesetzt, u. zw. in dem Verhältnis, dass auf ein und ein halb Gewichtsteile des im Rohzucker enthaltenen Nichtzuckers ein Gewichtsteil Kalkmehl entfällt. Das Vermischen kann entweder in einem geeigneten Mischapparat geschehen, oder ein bestimmtes Quantum Rohzucker wird in einer dünnen Schicht auf den Fussboden ausgebreitet, das entsprechende Quantum Kallipulver mittels eines feinen Siebes gleichmässig darüber verteilt und hierauf das ganze mittelst Schaufeln innig gemischt.
Die Folge dieser Veunischung ist, dass die Kalkmoleküle mit dem Wasser und dem Zucker, welcher die die Kristalle umgebende Melasse oder Mutterlauge enthält, eine Verbindung eingehen, wobei sich Zucketkalk bildet : gleichzeitig zersetzt der Kalk einen Teil der eiweisshältigen und anderen organischen Nichtzuckerstoffe der Mutterlauge, sowie auch Invertzucker oder Glukose, falls solche anwesend sind. Als ein Beweis dieser Zersetzung wird ein starker Geruch nach Ammoniak und anderen flüchtigen Stoffen bemerkar sein, besonders bei Behandlung von Rohrzucker.
Nachdem das Kalkmehl mit dem Zucker vermischt wurde, passiert er eine sich drehende, mit Dampf geheizte, an beiden Enden offene Trommel.
Der Zweck hievon ist, den Zucker auf zirka 700 C zu erwärmen und die innige
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in ganz feinen Teilchen auf den Zuckerkristallen festgesetzt. Zuckerkalk ist bekanntlich nicht oder nur in geringem Masse löslich in Sirupen oder in Dampf ? wogegen die vor- handenen Nicbtzuckerstoffe hierin löslich sind. Statt durch eine drehbare Trommel kann man den Rohzucker auch in einem feststehenden Trog, welcher Doppelwände besitzt, zwischen denen Dampf zirkuliert, mittelst einer Schraube oder sonstiger geeigneter Vorrichtung vorwärts bewegen und ihn dabei erwärmen und lüften. Nachdem der behandelte Rohzucker die Heiz- und Mischvorrichtung verlassen hat, kann er auf zweierlei Art weiter verarbeitet
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Durch ein systematisches Waschen (Affinieren) mit Sirup oder mit Dampf oder mit beiden mittelt der zu diesem Zwecke, gebräuchlichen Werkvorrichtungen. Hiedurch wird der Zucker einesteils in einen gewaschenen Rohzucker mit, den Kristallen anhaftenden Teilchen von Zuckerkalk, andernteils in einen Waschsirup von verhältnismässig sehr niedriger Reinheit zerlegt, wobei noch zu berücksichtigen ist, dass durch die bei diesem Verfahren besonders energische Wirkung des Kalkes ein bedeutender Teil des Nichtzuckers und der Farbstoffe entfernt werden. Der gewaschene Zucker nebst Zuckerkalk wird hierauf mit heissem Wasser auf die gewünschte Dichte aufgelöst und der Kalk in bekannter Weise mittels Kohlensäure oder verdünnter Phosphorsäure oder schwefeliger Säure niedergeschlagen und abfiltriert.
In gleicher Weise wird der Waschsirup behandelt.
2. Durch Auflösen des behandelten Rohzuckers, ohne selben vorher zu waschen, in heissem Wasser, Niederschlagen des Kalkes mittels Säuren und dessen Abscheiden in
Filtrierapparaten.
Mit Hilfe des beschriebenen Verfahrens ist es möglich, von 30-450/0 des Gesamt- nichtzuckers und von 40-700/0 der Gesamtfarbe aus Rohzucker zu entfernen. Der grösste
Teil des verbleibenden Nichtzuckers und der Farbe kann durch eine systematische Knochen- koblefiltration entfernt werden, indem nach Ausscheidung eines grossen Teiles des organischen
Nichtzuckers durch den Kalk die Knochenkohle äusserst energisch auf die verbleibenden
Salze einwirkt.
Es ist daher tunlich, durch eine kombinierte Anwendung des beschriebenen Kalk- verfahrens und von Knochenkohle die Ausbeute an raffiniertem Zucker sehr zu erhöhen und die Endmelasse auf einen sehr geringen Prozentsatz zu reduzieren, wobei selbe von guter Farbe und gutem Geschmack sein wird. Der gewöhnliche Kalk, der in der Zucker- industrie zur Verwendung kommt, kann auch bei diesem Verfahren benützt werden und kann einige Prozent Ulnreinigkeiten, wie Tonerde, Magnesia, Sand etc. enthalten. Um gut zu wirken, soll er frisch gebrannt und zu einem unfühlbar feinen Pulver gemahlen sein.
Der Kalk kann auch in trocken gelöschtem, fein gepulvertem Zustand angewendet werden, doch wirkt er weit energischer in ungelöschtem Zustand, sowohl bei der Bildung des Zuckerkalkes, als wie bei der Zersetzung des Nichtzuckers.
Es ist bekannt, dass Rohzucker, besonders roher Rohrzucker, der meistens etwas sauer ist, durch längeres Lagern an seinem Gehalt an kristallisierbarem Zucker einbüsst, indem ein Teil dieses Zuckers, vornehmlich bei feuchter und heisser Witterung, durch zunehmende Säurebildung in Invertzucker übergeht.
Auf diese Weise entstehen den Besitzern von eingelagertem Rohzucker oft grosse
Verluste.
Durch Anwendung des beschriebenen Verfahrens kann einer derartigen Veränderung und den damit verbundenen Verlusten vorgebeugt werden. Der zugesetzte Kalk wird den etwa vorhandenen Invertzucker zerstören und die Mutterlauge stark alkalisch machen, so dass eine Neubildung von Invertzucker ausgeschlossen ist.
PATENT-ANSPRÜCHE : 1. Verfahren, Rohzucker vor Invertierung zu schützen, dadurch gekennzeichnet, dass mit dem Rohzucker eine geringe Menge (2-5 Gewichtsprozente) von fein gemahlenem, gebranntem oder gelöschtem, pulverförmigen Kalk gemischt und die Mischung erwärmt und gelüftet wird.