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Verfahren zur Veränderung der Affinität von geformten Gebilden.
Es wurde bereits vorgeschlagen (österr. Patentschrift Nr. 153972), den chemischen Charakter von Gebilden, die aus Proteinstoffen bzw. Derivaten oder Umwandlungsprodukten derselben bestehen oder solche enthalten, durch Einwirkung von Alkylenoxyden, deren Derivaten und Analogen, die auch ausser dem reaktionsfähigen Heterocyclus noch basisehe oder saure Gruppen enthalten können, z. B. von Äthylenoxyd, 1. 2-Propylenoxyd, Epichlorhydrin, Piperidopropenoxyd, 1. 2-Propylensulfid, 1-Chlor- 2. 3-propylensulfid, N-Butyläthylenimin, Diäthyl-äthylen-iminiumehlorid, 2. 3-Epoxy-propan-l-sulfonsaurem Natrium mehr oder weniger tiefgreifend, insbesondere in bezug auf Farbaffinität und Echtheit der Färbungen zu verändern.
Es tritt hiebei unter Verschiebung des isoelektrischen Punktes bzw. Bereiches eine Substitution, u. zw. im allgemeinen sowohl an basischen wie an sauren Gruppen ein. In den meisten Fällen wird das Aufnahmevermögen für saure Stoffe gesteigert, das für basische vermindert, jedoch können die Verhältnisse auch umgekehrt liegen, wenn die substituierenden Reste saure Gruppen, insbesondere Sulfogruppen, enthalten.
Es wurde ferner gezeigt (französisches Patentschrift Nr. 798942), dass man Gebilde aus Proteinstoffen und andern basischen Hochmolekularen, die alkylierbare Reste enthalten, gegebenenfalls in schon gefärbtem Zustande in ähnlicher Weise und mit ähnlichem Ergebnis umwandeln kann, wenn man
Gemische von Alkylenoxyden"und von reaktionsfähigen Alkylestern anorganischer oder organischanorganischer Säuren zur Einwirkung bringt. Weiterhin ist empfohlen worden (österr.
Patentschrift Nr. 153974), mit sauren Farbstoffen gefärbte Gebilde, welche an natürliche oder kÜnstliche Polymere gebundene basische Reste enthalten, zur Verbesserung der Echtheit mit Alkylenoxyden, deren Derivaten oder Analogen nachzubehandeln. -Besonders starke Wirkungen dieser Art, die mit einer Verminderung der Quellbarkeit in alkalischem, Medium verbunden sein können, erzielt man mit mehrwertigen Verbindungen vom Typ des Epichlorhydrins.
Schliesslich ist noch vorgeschlagen worden (französisches Patent Nr. 810396), auf geformte
Gebilde, welche reaktionsfähigen Wasserstoff besitzen, Substanzen einwirken zu lassen, welche die
Gruppierungen
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X = OH, SH-, ROH, RS-, CONH, CSNH u. a. m. enthalten oder bilden können, worauf gegebenenfalls auch noch mit Alkylenoxyden nachbehandelt werden kann.
Es wurde nun weiter gefunden, dass man die Affinität geformter Gebilde, die noch nicht oder wenigstens nicht mit sauren Farbstoffen gefärbt sind, welche ganz oder teilweise aus nicht zur Klasse der Proteine oder ihrer Abkömmlinge gehörigen hochmolekularen Stoffe bestehen und alkylierbare salzbildende, mindestens zum Teil basische Gruppen chemisch gebunden enthalten, vorteilhaft abändern kann, wenn man sie ohne vorausgehende Färbung mit sauren Farbstoffen mit Alkylenoxyden, deren Analogen bzw. Ringisologen oder Derivaten von solchen behandelt.
Das zu behandelnde Gut kann neben den alkylierbaren, gegebenenfalls salzartig mit Säuren abgesättigten basischen Gruppen noch reaktionsfähige Karboxylgruppen, Sulfhydrylgruppen oder phenolische Hydroxylgruppen enthalten. Die basischen Grundstoffe oder Bestandteile können beispielsweise aus Zellulosederivaten und andern polymeren Kohlehydraten bestehen, welche basische Reste in der Stammkette bzw. in Äther-oder Estergruppen enthalten, wie die Umsetzungsprodukte von Zellulose und Zellulosederivaten mit Halogenalkylaminen, Halogenoxyalkylaminen, Äthyleniminen, substituierten Aminopropenoxyden u. a. m. Weiter kommen in Betracht Gebilde aus oder mit einem Zusatz basisch substituierter Polymerisate, z. B.
Polyvinylalkohol-oder Polyakrylsäurereihe, wie Umsetzungsprodukte aus Polyvinylalkoholat und Halogenalkylaminen, Kondensationsprodukte aus Polyakrylsäuremethylester und aliphatischen Polyaminen, wie S-Diäthylaminoäthylamin, ferner basisehe Aldehydharze, z. B. basisch substituierte Arylsulfamidharze, basische Phenolaldehydharze, basische Alkydharze.
Eine Reihe solcher Harze sind beispielsweise erwähnt in der französischen Patentschrift Nr. 797133 und in dem österr. Patentschrift Nr. 154888. Bei basisch substituierten Phenolharzen hat die Behandlung mit den Alkylenoxyden noch den besonderen Vorteil einer wesentlichen Verbesserung der Lichtbeständigkeit.
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Durch die Einwirkung der Alkylenoxyde und anderer zur Alkylierung befähigten Heterocyclen wird die Reaktionsfähigkeit der Gebilde, insbesondere das Farbaufnahmevermögen, beträchtlich modifiziert, so dass mannigfache Effekte ermöglicht werden. Je nach Wahl der Mittel kann die Affinität zu sauren oder zu basischen Stoffen, z. B. Farbstoffen oder Textilhilfsmitteln, im gewünschten Sinne beeinflusst werden. Ganz abgesehen von dem grösseren Spielraum in der Auswahl der Farbstoffe und der Färbeverfahren kommt noch hinzu, dass in vielen Fällen auch eine erhebliche Verbesserung der
Echtheit gegen Wasser, Wäsche, Walke, Schweiss erzielt wird.
Für das Verfahren kommen zahlreiche, zur Klasse der Alkylenoxyde und ihrer Derivate in engerem und weiterem Sinne gehörige Substanzen in Betracht, die die Eigenschaft besitzen, unter Ringspaltung alkylierend auf die Verbindungen mit reaktionsfähigen Gruppen einzuwirken. Beispiels-
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erhöhtem Druck zur Einwirkung gebracht. Weniger flüchtige Stoffe werden in wässrigen Behandlungsflotten, Klotzlösungen oder Druekpasten oder gelöst in organischen Lösungsmitteln, z. B. Alkohol, Aceton, Tetrachlorkohlenstoff, Butanol, Toluol, Benzin, angewandt. Die Reaktion kann durch kata-
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aber auch durch Säuren bzw. sauer reagierende Salze, wie Aluminiumchlorid oder Zinkchlorid, verstärkt werden. Die Katalysatoren können gegebenenfalls auch nur örtlich bzw. mustergemäss zur Anwendung gebracht werden, wobei Musterungseffekte entstehen.
Auch die Gegenwart kondensierender Mittel, insbesondere Carbonylverbindungen und Abkömmlinge derselben, kann von Vorteil sein.
Beispiele :
1. Acetatkunstseide, welche 10% des durch Erhitzen von Polyacrylsäureähtylester und der äqui- molekularen Menge ss-Diäthylaminoäthylamin auf 120-1300 C hergestellten basischen Harzes (fran-. zösische Patentschrift Nr. 798460) enthält, wird nach Spülen mit verdünnter Essigsäure und Trocknen bei 92% relativer Feuchtigkeit und 80 C mit 20% Epichlorhydrindampf 15 Stunden lang erwärmt.
Die so behandelte Acetatseide ist in ihren färberischen Eigenschaften verbessert. Die Affinität zu vielen sauren Farbstoffen, insbesondere solchen, die vorher nur mässig zogen, z. B. Alizarineyaningrün, ist beträchtlich gesteigert und auch die Waschechtheit der Färbungen ist erhöht.
2. Ein Viskosegewebe wird mit Piperidopropenoxyd umgesetzt. Die mit verdünnter Salzsäure und dann mit Wasser gewaschene Ware wird nach dem Trocknen 14 Stunden bei 90 C und 76% relativer Luftfeuchtigkeit mit 20% 1. 2-Propylensulfiddampf behandelt. Man erzielt auf diese Weise eine Ver- minderung der Quellbarkeit und eine Verbesserung der Echtheit der Färbungen. Durch Nachbehandlung mit Chromsalze und andern gerbenden Stoffen kann die Quellbarkeit weiter herabgesetzt werden.
Ein ähnliches Ergebnis erzielt man, wenn man das Propylensulfid durch Butadiendioxyd ersetzt und die Faser mit einer 5% igen Ammoniumrhodanidlosung vorimprägniert.
3. Aeetatkunstseide, welche 7'5% des durch Erwärmen von Dimethylaminomethanol mit einem
Novolak aus 10 Mol Phenol und 7 Mol Formaldehyd in Alkohol hergestellten basischen Harzes enthält, wird zwölf Stunden bei 80 C mit 10% Epiehlorhydrin und 10% Äthylenoxyd bei 92% relativer
Feuchtigkeit behandelt. Färbungen mit sauren Farbstoffen, z. B. Alizarindirektblau A (Sehultz, Farb- stofftabellen, 7. Aufl., Band II, S. 9), zeigen eine bessere Echtheit, als wenn ohne die Vorbehandlung gefärbt wurde. Die Faser zeigt auch eine geringere Neigung zur Vergilbung als vor der Behandlung mit dem Alkylenoxydgemisch.
4. Diäthylaminoäthylzellulose, hergestellt durch Umsetzung von Alkalizellulose und-Chlor- äthyldiäthylamin, wird in bekannter Weise acetyliert. Aus dieser Aeetylaminoäthylzellulose erhaltene
Fäden werden nach Vorbehandlung der Faser mit ganz verdünnter Salzsäure und nachfolgendem Spülen mit Wasser mit 20% Epiehlorhydrin 15 Stunden bei 80 C behandelt. Die färberischen Eigenschaften des Materials sind verbessert, z. B. werden Farbstoffe vom Typ des Alizarincyaningrün G extra (Schultz,
Farbstofftabellen, 7. Aufl., Band 1, S. 532) reichlicher aufgenommen und echter fixiert.
Eine Steigerung der Affinität ergibt sich, wenn an Stelle der Salzsäure Rhodanwasserstoffsäure verwendet wird bzw. wenn eine Zwisehenbehandlung mit einem Rhodansalz erfolgt. Das Epichlor-
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Nr. 662335 behandelt wurde, wird mit einer Lösung von cyclohexyliminodipropenoxyd bzw. dessen
Jodmethylat oder Dimethylsulfat-Additionsprodukt imprägniert und dann acht Stunden bei 75% relativer Luftfeuchtigkeit auf 900 C erwärmt. Gleichzeitig oder anschliessend können noch stiekstofffreie Alkylenoxyde zur Einwirkung gebracht werden. Die Echtheit ist nicht unwesentlich verbessert.
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