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Verfahren zur Herstellung von Druckverdickungen, Schlichten und Appreturmitteln aus Johannis- brotkernmehl.
Die Herstellung von haltbaren Kleistern aus Johannisbrotkernmehl ist bisher auf Schwierig- keiten gestossen. Im allgemeinen waren die daraus bereiteten Abkochungen weder haltbar noch widerstandsfähig gegen Alkalien, was besonders bei der Verwendung der Küpenfarben hinderlich ist.
So ist z. B. im D. R. P. Nr. 553047 (Kästner) ein Verfahren veröffentlicht worden, welches darauf ab- zielt, die Keime und Schalen der Samen des Johannisbrotbaumes zu entfernen und die derart gereinigten Keimhüllen, die verkocht werden, zu Emulsionen für Schmelzöle zu benützen. Derartige
Emulsionen aus unvorbehandelten Schleimen aus Johannisbrotmehl sind aber für die Herstellung von Druckverdickungen und ähnlichen Massen nicht verwendbar.
Ein weiterer Vorschlag ging dahin, die wässerige Aufschlämmung mit Sauerstoff abgebenden Mitteln vor dem Aufkochen zu bearbeiten. Eine andere, erst vor kurzem bekanntgemachte Aufschliessungsmethode arbeitet mit sauren Lösungen, mit denen das Johannisbrotkernmehl im kochenden Zustande bearbeitet wird. Auch dieses letztgenannte Verfahren führt nicht zu Verdickungs-oder sonstigen Kleistermassen von den obgenannten Eigenschaften.
Eine Vorbearbeitung des Mehls aus dem Samen des Johannisbrotbaums ist auch im österr.
Patent Nr. 136997 (Tres) beschrieben. Hier soll das Mehl mit Salzen der Kieselfluorwasserstoffsäure oder mit der freien Säure selbst verarbeitet werden. Nach den Ausführungen dieser Patentschrift verfolgt diese Arbeitsweise den Zweck, die daraus hergestellten Kleister haltbar zu machen und deren Altern zu verhüten. Es handelt sich hier also vor allem um ein Konservierungsmittel, welches aber an sich nicht die Natur des ursprünglichen Produktes verändert und dieses auch nicht für die Erzeugung einer technisch brauchbaren Verdickung geeignet macht. Eine Aufschliessung, d. h. eine chemische Veränderung des Ausgangsmaterials, ist auch auf diese Weise nicht erzielbar.
Es wurde nun gefunden, dass ein überraschend gutes Ergebnis auf dem Wege der sauren Aufschliessung in der Weise erzielt werden kann, dass man das Mehl in trockenem Zustande mittels eines Zerstäubers befeuchtet und unter ständigem Rühren in einem Kessel trocken erhitzt und darauf kalt rührt. Man erhält auf diese Weise ein Aufschliessungsprodukt, welches einen durch praktisch unbegrenzte Zeit haltbaren Kleister liefert, der überdies noch gegen Alkalien in den im Küpendruck üblichen Mengen widerstandsfähig ist.
Ausführungsbeispiel : 400 g konzentrierte Salzsäure 220 Bé in 5 l Wasser verteilt, werden in 2007eg Johannisbrotkernmehl, welches in einem doppelwandigen, mit Dampf heizbaren trockenen Kessel eingefüllt, verstäubt und die schwach feuchte Masse unter weiterem Rühren durch drei Stunden erhitzt, wobei die Temperatur durch die Reaktion auf 1300 C steigt. Im selben Kessel wird die Masse bis auf eine Temperatur von 30 C kalt gerührt. Der Gewichtsverlust beträgt etwa 12%. Statt der Salzsäure können, ohne den Charakter der Erfindung zu ändern, andere anorganische oder organische Säuren in den obigem Masse entsprechenden stöchiometrischen Mengen angewendet werden.
Die so erhaltene Verdiekung weist einen pH-Wert von 5-8 auf, zum Unterschied vom gewöhnlichen Johannisbrotkernmehlkleister, der normal einen pH-Wert von 6-2 aufweist. Sie gibt einen sehr viskosen Kleister, ist dabei gut löslich, so dass das Einstellen stärker konzentrierter Sehliehtmassen in diesem Falle leicht durchführbar ist, was einen grossen Vorteil bedeutet.
Für die Herstellung von alkalischen pottaschehältigen Verdickungen für den Küpendruck empfiehlt sich ein Verkochen dieser Verdickung aus Johannisbrotkernmehl mit Weizenmehl oder - stärke. Überdies ist auch die Eignung der erfindungsmässig hergestellten Kleister für Voll-oder
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Rückenappreturen und für die Zumischung zu den als"Kolloresin"bezeichneten Alkylzellulosen zu erwähnen.
Es ist wohl bekannt, Stärke aller Art in der oben dargestellten Art zu dextrinieren, doch konnten aus diesem Verhalten der Stärke keine Schlüsse auf die Johannisbrotkernmehl-Erzeugnisse gezogen werden, bei denen eine Dextrinienmg im landläufigen Sinne ihrer ganzen Natur nach ausgeschlossen ist. Über die Zusammensetzung der Johannisbrotkernmehle sind die Ansichten noch nicht geklärt, wie aus der Appreturzeitung, Frankfurt a. M., April 1936, Heft 4 : Monographie des Johannisbrotkernmehles (Carl Heinz Fischer) zu entnehmen ist, dagegen steht es nach der zitierten Stelle fest, dass diese Produkte keineswegs mit Stärkesorten identisch sind.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von Druckverdiekungen, Schlichten und Appreturmitteln aus Johannisbrotkernmehl unter Verwendung saurer Aufschliessungsmittel, dadurch gekennzeichnet, dass man verdünnte Säure in das trockene Johannisbrotkernmehl zerstäubt, die Masse unter ständigem Rühren auf Temperaturen bis zu 130 C erhitzt und im selben Arbeitsgang wieder kalt rührt, worauf man sie zu Kleister verkocht.