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Verfahren zur Verarbeitung von Linoxyn mit Celluloid, Nitrocellulose u. dgl. CelluloseEstern zu Imprägniermitteln, Streichmitteln, Spritzmitteln, Kittmitteln, Klebmitteln, Appretiermitteln und Adhäsionsmitteln, sowie elastischen bis lederzähen oder horn- harten Massen.
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hergestellt wird.
Linoxyn ist ein gelbbrauner, elastischer, gallertartiger, fester Körper von geringer Festigkeit und leichter Klebrigkeit.
Es ist bekannt, dass sich Linoxyn in organischen Lösungsmitteln lösen lässt, z. B. in Tetralin oder
Trichloräthylen durch Erwärmen am Rückflusskühler oder auch unter Druck und Hitze im Autoklaven leicht und rasch in beliebigen organischen Lösungsmitteln, z. B. Benzol, Xylol, Toluol, Methylacetat, Essigäther, Alkohol oder Gemischen solcher Lösungsmittel.
Beim Verdampfen der Lösungsmittel hinterlassen die Linoxynlösungen nicht festes Linoxyn, sondern ein Öl, das Lösungslinoxynöl, dessen Jodzahl dieselbe ist wie die Jodzahl des Ausgangslinoxynes, nämlich etwa 40-60 statt einer Leinöljodzahl von 186.
Beim Lösungsprozess des festen Linoxynes werden die Peroxydgruppen also nicht gespalten, sondern die Bildung des Lösungslinoxydöles ist aufzufassen als eine Depolymerisationserscheinung, d. h. eine Zerreissung der Polymerisationsbindungen im festen Lynoxyn und Rückbildung einfacher, öliger Ketten, die ihre Peroxydgruppen behalten.
Dieses Lösungslinoxynöl trocknet nicht wie Firnis an der Luft, lässt sich aber durch Hitze (180 bis 2500 C) spontan wieder zu festem Linoxyn repolymerisieren.
Das Lösungslinoxynöl ist in Alkohol in allen Verhältnissen glatt löslich und diese dem Rizinusöl verwandten Lösungsverhältnisse in Alkohol legten den Gedanken nahe, das Lösungslinoxynöl an Stelle von Rizinusöl zur Kombination mit Celluloseestern oder Celluloseäthern, speziell mit Nitrocellulose oder auch mit Celluloid, zur Kunstlederherstellung zu verwenden.
Es ist gefunden worden, dass, während man auf 10 Teile Nitrocellulose nur 16 Teile Rizinusöl oder 30 Teile geblasenes Rizinusöl verwenden kann, um zu Kunstlederbedeckungen zu kommen, welche Öl nicht ausschwitzen, man das Lösungslinoxynöl in jedem beliebigen Verhältnis mit Nitrocellulose kombinieren kann, ohne dass dieses Lösungslinoxynöl ausgeschwitzt wird.
Man erhält beispielsweise noch trockene unklebrige Imprägnierungen und Kunstlederbedeckungen aus : 80 Teilen Lösungslinoxynöl und 20 Teilen Nitrocellulose, sobald deren Lösemittel aus z. B. 100 Teilen Essigäther und Alkoholgemisch verdunstet ist. Selbst Mischungen aus 90 Teilen Lösungslinoxynöl, und 10 Teilen Nitrocellulose geben bei Zufügung von 30 Teilen Russ u. dgl. Füllstoffen nach Verdunstung des Lösemittels der Nitrocellulose noch gut trocknende Grundierungen.
Da Nitrocellulose fünfmal so teuer ist als Lösungslinoxynöl und dieses wiederum ein Drittel billiger als Rizinusöl oder geblasenes Rizinusöl, so bietet die Verwendung von Lösungslinoxynöl in Kombination mit Nitrocellulose bedeutende wirtschaftliche Vorteile, wo es sich um die Herstellung von Imprägnier-
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cellulose enthaltenden Lackenanstrichen, Farbenanstriehen, Grundierungen, Rostschutzanstriehen und Schiffsbodenanstrichen, Planen, Bedachungsstoffen, Bucheinbänden, wasserdichten Stoffen usw. gebraucht werden.
Die Kombinationen aus Lösungslinoxynöl und Nitroeellulose bieten gegenüber anderen Weichhaltungsmitteln aber auch noch den wesentlichen technischen Fortschritt, dass das Endprodukt nach
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z. B. ein Produkt aus Nitrocellulose und Rizinusöl, weil die Peroxydgruppen des Lösungslinoxynes in Beziehungen zur Nitrocellulose treten, die nicht rein physikalischer oder kolloidaler Natur sind, sondern auf chemische Anlagerung hinzudeuten scheinen. Daher bieten auch Kombinationen aus z. B. 25 Teilen
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Kombinationen hervorragend geeignet, wenn eine Beanspruchung der bedeckten Stoffe auf grosse Biegung bei Kältegraden über minus 60 C nicht eintritt.
Für Schuhbestandteile, die durch die Fusswärme und die besondere Art der Einarbeitung in den Schuh durch Spannung und Gewölbeversteifung geschützt sind, genügen die erwähnten Kombinationen aus z. B. 50 Losungslinoxynöl und 50 Nitrocellulosetrockensubstanz vollkommen für jede auftretende Kälte, also bis Minus 30 C.
Zur Herstellung von Streichmitteln, Spritzmitteln, Imprägniermitteln, Kittmitteln, Klebmitteln, Adhäsionsmitteln und Appretiermitteln und Lederersatzmassen aus Losungslinoxynöl und Nitrocellulose löst man z. B. Waltonlinoxyn oder Taylorlinoxyn im Autoklaven bei 100-150 C und 2-10 Atm. Überdruck in der gleichen bis doppelten Menge Alkohol und erhält nach der Verdampfung des Alkohols ein öliges Produkt von der Jodzahl 40-60, das Lösungslinoxynöl, welches sieh mit Cellulo ;
dquellungen oder Nitrocellulosequellungen oder Celluloidlösungen oder Nitrocelluloselösungen in beliebigen Lösemitteln unter eventuellem Zusatz von Farbstoffen, Füllstoffen und Fasern in jedem gewünschten Verhältnis mischen lässt, so dass man es in der Hand hat, dem Endprodukt gummielastisehen oder lederzähen oder hornharten Charakter zu geben, sobald das Lösungsmittel verdunstet ist. Damit lassen sich die Kombinationen von Lösungslinoxynöl und Nitrocellulose den verschiedensten Verwendungsarten und Verwendungsindustrien anpassen. Je nach dem Zweck kann man z.
B. sowohl 90 Teilen Lösungslinoxynöl und 10 Teile Nitrocellulose (Trockensubstanz) kombinieren für sehr weiche Imprägniermittel, als auch 10 Teile Lösungslinoxynöl und 90 Teile Nitrocellulose (Trockensubstanz) für sehr harte Kitte und Spritzlacke und Schuhbestandteile. In den beliebig gewählten Zwisehenlagen kann man je nachdem gummielastische oder lederzähe oder hornharte Bedeckungen, Imprägnierungen usw. herstellen.
Es führt aber noch ein anderer Weg zur direkten Vereinigung von festem Waltonlinoxyn oder Taylorlinoxyn mit dicken Nitrocellulosequellungen zu neuen festen homogenen transparenten Körpern, den Linoloiden, die andere Löslichkeitseigenschaften haben als die Komponenten, und die je nach dem Prozentsatz zwischen Linoxyntrockensubstanz und Nitroeellulosetrockensubstanz gummielastiseh oder lederzähe oder hornhart sind.
Diese aus festem Linoxyn und Nitrocellulose hergestellten festen Linoloide lösen sich nämlich ohne Anwendung von Druck und Hitze im einfachen Rührwerk in organischen Lösemitteln, z. B. leicht in Gemischen von Essigäther, Aeeton oder Methylacetat mit Alkohol und verhalten sich somit ganz anders als die Linoloidkomponente Linoxyn, welches sich unter diesen Bedingungen nicht löst.
Die Linoloide sind transparente, homogene neue Körper, in denen das Linoxyn auf einem andern Wege durch seine Peroxydgruppen mit der Nitrocellulose verbunden ist. Die Linoloide werden so hergestellt, dass man in einer Knetmaschine festes Linoxyn mit einer Nitrocellulosequellung (1 : 1 bis zu
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der durch Zusatz von Farbstoffen, Füllstoffen und Fasern variiert sein kann. Aus dieser Mischmasse wird dann das Quellmittel der Nitrocellulose durch Vakuum oder durch Durchsaugen von Luft entfernt, und es hinterbleibt je nach dem Prozentsatz der Komponenten eine plastische bis pulverige undurchsichtige Masse von Rohlinoloid.
Dieses Rohlinoloid wird durch Druck oder durch Druck und Wärme zu dem neuen festen transparenten Körper, dem Linoloid, umgewandelt, welches je nach dem Prozentsatz der Ausgangskomponenten elastisch oder lederzäh oder hornhart ist und sich im Gegensatz zur Komponente (Linoxyn) ohne Druck und Wärme leicht und glatt in einem Gemisch aus Essigäther und Alkohol löst.
Damit hat man es in der Hand, aus Linoloidlösungen dieselben Imprägniermittel, Spritzmittel.
Klebmittel, Kittmittel, Appretiermittel und Adhäsionsmittel sowie Lederersatzstoffe für Schuhbestandteile zu machen, wie sie für das Lösungslinoxynöl erwähnt wurden, und diese durch Variation des Prozentsatzes der Komponenten den Verwendungszwecken und Verwendungsindustrien anzupassen.
Die festen, elastischen, lederzähen oder hornharten Linoloide lassen sich auch direkt zu Formartikeln und Pressartikeln, z. B. Sehuhbestandteilen, Knöpfen u. dgl., verarbeiten.
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Man kann die festen Rohlinoloide auch als Zwischenprodukt, also vor ihrer Homogenisierung, durch Druck, nämlich in dem pulverigen oder plastischen Zustande, wie sie nach Abdunstung der Nitro- cellulosequellnittel das Knetwerk verlassen, direkt mit Geweben, Filzen u. dgl. Textilien vereinigen, u. zw. durch Walzendruck oder Pressendruek, kalt oder warm, plastisch oder thermoplastisch, etwa in der Art, wie Linoleumgrundmasse oder Kautschuk auf Gewebe aufkalandriert wird.
Zusatz von Farbstoffen und Füllstoffen sowie Fasern, z. B. Spinnabfillen (Linters), zu den Linoloidkomponenten in der Knetmaschine bei der Herstellung führt zu Linoloidmischungen für Presslinge aller denkbaren Art, wie Griffen, Knöpfen usw.
Vereinigt man neben Lösungslinoxynöl oder festem Linoxyn mit der Nitrocellulose noch geringe Mengen einer Altkautschuklösung, z. B. Benzol, allenfalls unter Beifügung geringer Mengen NH-und NH2gruppenfÜhrender Körper, z. B. Anilinöl, Harnstoff, Thioharnstoff usw., so erhalten alle die erwähnten Erzeugnisse neben grosser Nagelhärte noch besondere Zähigkeit.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Verarbeitung von Linoxyn mit Celluloid, Nitrocellulose od. dgl. Celluloseestern zu Imprägniermitteln, Streichmitteln, Kittmitteln, Klebmitteln. Appretiermitteln und Adhäsionsmitteln, Lederersatzstoffen sowie elastischen, lederzähen bis hornharten Massen, dadurch gekennzeichnet, dass man Linoxyn mit Nitrocelluloselösungen oder Nitrocellulosequellungen unter eventuellem Zusatz von Farbstoffen, Füllmitteln und Fasern vereinigt und aus der Kombination das Lösungsmittel durch Verdunsten entfernt.