Beschreibung
Verfahren zum Einbringen von Druckeigenspannungen in eine Welle, insbesondere in Wellenkerben
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einbringen von Druckeigenspannungen in Wellenkerben einer Welle, die als gestufte Wellen mit aufeinander folgenden Stufen unterschiedlichen Durchmessers ausgeführt sind, wobei zwischen jeweils be- nachbarten Stufen Durchmesserübergänge bzw. Kerbbereiche an¬ geordnet sind.
Derartige Wellen sind bekannt und werden z.B. in Strömungs¬ maschinen, beispielsweise Dampfturbinen, die einen Nieder- druckteil (ND) aufweisen, eingesetzt, so dass diese auch als ND-Wellen bezeichnet werden können. Die Welle trägt Lauf¬ schaufeln, die zusammen mit zugeordneten Leitschaufeln ein Schaufelgitter bilden, durch die ein Strömungsmedium beispielsweise Dampf strömt.
Insbesondere im Niederdruckteil der Strömungsmaschine besteht die Welle aus einem Grundwerkstoff mit kaltzähen Eigenschaf¬ ten, beispielsweise werden 2-3, 5-NiCrMoV-Stähle zur Herstel¬ lung der ND-Welle verwendet.
Das Strömungsmedium wirkt zum Teil als korrosives Medium auf die Bauteile der Strömungsmaschine beispielsweise auf Schei¬ ben in Scheibenläufern oder auf oberflächennahe Bereiche der Welle, insbesondere der Wellen von Niederdruckteilturbinen. Durch den Einfluss dieser korrosiven Medien kann die Dauerfestigkeit des Grundwerkstoffs erheblich verringert werden. Eine Verringerung der Dauerfestigkeit des Grundwerkstoffs, beispielsweise der Wellen in Niederdruckteilturbinen, bewirkt aber nachteiligerweise gleichfalls eine Verringerung der Lebensdauer der Welle.
Um dieses Problem zu lösen ist es bekannt, Schwingtestig- keitsuntersuchungen unter dem Einfluss korrosiver Medien
durchzuführen, wobei entsprechende Auslegungsdaten zur Anwendung in der Berechnung (abgesenkt gegenüber Luftumgebung) erstellt werden. Bekannt ist aber auch, Betriebsspannungen zu reduzieren, indem beispielsweise Druckeigenspannungen in Nie- derdruckklauen und Nutbereichen durch Rollieren oder Kugeldruckstrahlen im fertig bearbeiteten Zustand bzw. bei der finalen Endkontur der Welle eingebracht werden. Möglich ist aber auch, Druckspannungen im kerbfreien Bereich der Welle durch eine geeignete Wärmebehandlung einzubringen. Bei der Herstellung der Wellen müssen höchste Toleranzen eingehalten werden, wobei die Lebensdauer der Bauteile, insbesondere der Wellen, durch von vorhandenen Durchmesserübergängen bzw. Kerbbereichen ausgehenden Rissen reduziert werden kann. Die Rissempfindlichkeit, insbesondere an Durchmesserübergängen bzw. Kerbbereichen wirkt sich höchst nachteilig auf die Lebensdauer der Wellen aus (Bauteilversagen) .
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Einbringen von Druckeigenspannungen in Wellenkerben einer Welle der eingangs genannten Art mit einfachen Mitteln dahingehend zu verbessern, dass die Beständigkeit gegenüber Bau¬ teilversagen in Folge Korrosion und Schwingungsbeanspruchung erheblich verbessert ist.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass die
Durchmesserübergänge bzw. Kerbbereiche der Welle nach einer letzten Anlassbehandlung beispielsweise einer Vergütungswärmebehandlung bei Anlasstemperatur und/oder unterhalb der Anlasstemperatur kontrolliert abgeschreckt werden.
Damit wird die Welle, insbesondere in ihren Wellenkerben vor einer Dauerfestigkeitsreduzierung beispielsweise durch Nassdampf geschützt. Hierbei wird vorteilhaft neben dem Aufbrin¬ gen von z.B. einer Schutzschicht erfindungsgemäß ein Verfah- ren zur gezielten Erhöhung der Druckeigenspannungen in Durchmesserübergängen bzw. Kerbbereichen durchgeführt.
Es ist günstigerweise vorgesehen, dass die Durchmesserübergänge bzw. Kerbbereiche zum Abschrecken gezielt mit einer Kühlflüssigkeit bzw. einem Abschreckmedium besprüht werden. Zum kontrollierten Abschrecken kann aber auch vorgesehen wer- den, dass die Welle als Ganzes in ein Tauchbad überführt wird.
Es kann auch nach der Anlassbehandlung der Vergütung eine separate Wärmebehandlung durchgeführt werden, mit dem allei- nigen Ziel der Einbringung von Druckeigenspannungen. Um die erzielten mechanischen Eigenschaften nicht zu beeinflussen, wird dabei zweckmäßiger Weise eine Temperatur gewählt, die einen ausreichenden Abstand zur letzten Wärmebehandlungstemperatur hat, aber noch ausreichend hoch ist, um den gewünsch- ten Effekt zu erzielen.
Als Kühlflüssigkeit bzw. Abschreckmedium zum Abschrecken kann jedes geeignete Medium gewählt werden, vorzugsweise Wasser, wobei aber auch Luft-Wasser-Gemische, geeignete Polymere oder Öl bzw. Emulsionen als Kühlflüssigkeit bzw. Abschreckmedium verwendet werden können.
Um zu gewährleisten, dass nach dem Abschrecken (Sprühen oder Tauchen) ein möglicher Verzug des Bauteils bzw. der Welle ausgeglichen werden kann, ist es günstig im Sinne der Erfindung, wenn die Durchmesserübergänge bzw. die Kerbbereiche in einer Vergütungskontur mit einem, bezogen auf eine finale Endkontur, versehenen Aufmaß hergestellt sind, wobei die Ver¬ gütungskontur bei der Herstellung der finalen Endkontur nach dem Abschrecken entfernt wird. Nach der Fertigbearbeitung bzw. der Herstellung der finalen Endkontur bleiben durch das vorgesehene Aufmaß noch ausreichend hohe Druckeigenspannungen in der Wellenoberfläche speziell in den Übergangsradien (Durchmesserübergänge bzw. Kerbbereiche) mit einer definier- ten Tiefenwirkung erhalten.
Zweckmäßig im Sinne der Erfindung ist, wenn das Aufmaß bezo¬ gen auf die endgültige Kontur der Welle beim finalen Einsatz einen Betrag von maximal 10 bis 40 mm aufweist.
Vorteilhaft ist vorgesehen, dass die Durchmesserübergänge bzw. Kerbbereiche bei ihrer Vergütungskontur einen Radius mit einem Betrag R von 25 bis 50 mm aufweisen. Die Radien (Durchmesserübergänge bzw. Kerbbereiche) der Vergütungskontur der Welle werden demnach speziell mit einem definierten Maß als Funktion der in der Fertigkontur benötigten Druckeigenspannungen und Tiefenverteilung ausgeführt.
Insgesamt wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Verringerung der örtlichen Spannungsbelastung bei Stillstand und im Betrieb der Welle erreicht. Zudem wird eine Rissempfind¬ lichkeit an Radien bzw. Durchmesserübergängen reduziert, was zu einer verbesserten bzw. verlängerten Lebensdauer der Welle bzw. des erfindungsgemäß behandelten Bauteils führt. Durch die gezielte Einstellung von Druckeigenspannungen von -100 bis -400 MPa an der Wellenoberfläche, insbesondere in den
Durchmesserübergängen bzw. Übergangsradien in Folge des gezielten Abschreckens der Welle, können auch größere oberflä¬ chennahe Fehlstellen im behandelten Bauteil bzw. der Welle zulässig sein, so dass die Welle insgesamt preiswerter herzu- stellen ist, da enge Toleranzen für mögliche Fehlstellen aus dem Herstellungsprozess nicht mehr unbedingt einzuhalten sind.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen und der folgenden Figurenbeschreibung offenbart .
Es zeigt die einzige
Fig. 1 eine Prinzipdarstellung einer Welle für einen
Niederdruckteil einer Strömungsmaschine bzw. einer Dampfturbine.
Fig. 1 zeigt einen Ausschnitt einer Welle 1, die als gestufte Welle mit aufeinander folgenden Stufen 2 unterschiedlichen Durchmessers D 1 bis D4 bezogen auf eine Mittelachse X ausge¬ führt ist, wobei beispielhaft vier Stufen 2 dargestellt sind. Die dargestellte, beispielhafte Welle 1 ist Bestandteil eines Niederdruckteils einer Strömungsmaschine beispielsweise einer Niederdruckteilturbine einer Dampfturbine. Die Welle 1 ist beispielsweise aus einem Werkstoff mit kaltzähen Eigenschaf¬ ten hergestellt z.B. werden 2-3, 5-NiCrMoV-Stähle zur Herstel- lung der ND-Welle verwendet. Natürlich können die Wellen aber auch aus anderen Werkstoffen oder Werkstoffkombinationen hergestellt sein.
Zwischen jeweils zwei benachbarten Stufen 2 sind Durchmesser- Übergänge 3 bzw. Kerbbereiche angeordnet. Die Durchmesser¬ übergänge 3 sind bezogen auf die Mittelachse X leicht in Richtung zur Mittelachse X gewölbt bzw. konvex mit einem Radius R ausgeführt.
Um eine gezielte Einstellung von Druckeigenspannungen von -100 bis -400 MPa an der Wellenoberfläche, insbesondere an den Durchmesserübergängen 3 bzw. den Übergangsradien zu erreichen, werden diese bzw. die Kerbbereiche im Rahmen einer Wärmebehandlung bzw. nach Erwärmung der Welle kontrolliert abgeschreckt.
Bevorzugterweise werden die Durchmesserübergänge 3 bzw. Kerb¬ bereiche nach einer letzten Anlassbehandlung bei Anlasstemperatur kontrolliert abgeschreckt. Eine nachfolgende, separate Erwärmung und Abschreckung nach dem Anlassen als separater Prozessschritt ist natürlich auch möglich.
Bei dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel wird zur kontrollierten Abschreckung nach der letzten Anlassbehandlung bei Anlasstemperatur eine Kühlflüssigkeit bzw. ein Abschreckmedium auf die Durchmesserübergänge 3 aufgesprüht, was mit¬ tels der fächerförmigen Sprühstrahlen 4 dargestellt ist. Als Kühlflüssigkeit bzw. Abschreckmedium zum Abschrecken kann
jedes geeignete Medium gewählt werden, vorzugsweise Wasser, wobei aber auch Luft-Wasser-Gemische, geeignete Polymere oder Öl bzw. Emulsionen eingesetzt werden können. Die Welle 1 kann aber auch als ganzes getaucht werden.
Bei dem in Fig. 1 prinzipiell dargestellten Ausführungsbei¬ spiel ist die Welle 1 mit einer Wärmebehandlungskontur 6 ausgeführt. Bezogen auf eine Fertigkontur (gestrichelte Linie 7, zur Verdeutlichung übertrieben dargestellt) , also einer fer- tig bearbeiteten Welle 1 mit ihrer zum Einbau in den Niederdruckteil der Dampfturbine fertig bearbeiteten Finalkontur weist die Wärmebehandlungskontur 6 ein Aufmaß 8 von maximal 10 bis 40 mm im jeweiligen Wellenradius rl bis r4 (r=D/2) auf .
Das Aufmaß 8 der Welle 1 in der Wärmebehandlungskontur 6 wird für die Vergütungswärmebehandlung (Anlassbehandlung) also gezielt um maximal 10 bis 40 mm bevorzugt im jeweiligen Wel¬ lenradius r bzw. dem jeweiligen Durchmesserübergang 3 gegen- über der finalen Endkontur 7 vergrößert. Damit ist gewährleistet, dass nach dem Abschrecken (Sprühen oder Tauchen) ein möglicher Verzug der Welle 1 noch ausgeglichen werden kann.
Es kann bei z.B. zweifacher Anlassbehandlung auch eine mecha- nische Bearbeitung durchgeführt werden. Hierbei können dann die Aufmaße angepasst werden, bzw. kann auch eine mechanische Bearbeitung erfolgen, wenn eine separate Wärmebehandlung zur Erzeugung von (Druck) Eigenspannungen im Anschluss an die Anlassbehandlung aus dem Vergüten erfolgt.
Nach der Fertigbearbeitung (Herstellung der finalen Endkontur) bleiben durch dieses maximale Aufmaß 8 noch ausreichend hohe Druckeigenspannungen in der Wellenoberfläche und spe¬ ziell in den Übergangsradien bzw. Durchmesserübergängen 3 mit einer definierten Tiefenwirkung erhalten. In der Wärmebehandlungskontur 6 weisen die Radien R einen Betrag von R etwa gleich 25 bis 50 mm auf.
Die jeweiligen Übergänge von den Durchmesserübergängen 3 zu den jeweiligen Stufen 2 sind in dem beispielhaften Ausführungsbeispiel überzogen scharf dargestellt und werden selbst¬ verständlich zumindest zur Herstellung der finalen Endkontur entsprechend bearbeitet.