VERFAHREN ZUR POLYMERISATION ETHYLENISCH UNGESÄTTIGTER POLYI SOBUTΞN
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Polymerisation von ethylenisch ungesättigten Monomeren und insbesondere zur Herstellung von hochreaktiven Isobutenhomo- oder -copolymeren, bei dem man ethylenisch ungesättigte Monomere, z.B. Isobuten oder ein Isobuten-haltiges Monomerengemisch, in Gegenwart eines sol- vensstabilisierten Übergangsmetallkomplexes mit schwach koordinierenden Anionen als Polymerisationskatalysator polymerisiert. Ferner betrifft die Erfindung bestimmte solvensstabilisierte Übergangsmetallkomplexe mit schwach koordinierenden Anionen. Gegenstand der Erfindung sind außerdem Copolymere, die aufgebaut sind aus Monomeren umfassend Isobuten und wenigstens eine vinylaromatische Verbindung, die durch das erfindungsgemäße Verfahren erhältlich sind.
Unter hochreaktiven Polyisobutenhomo- oder -copolymeren versteht man im Unterschied zu den sogenannten niedrigreaktiven Polymeren solche Polyisobutene, die einen hohen Gehalt an terminal angeordneten ethylenischen Doppelbindungen enthalten. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sollen unter hochreaktiven Polyisobutenen solche Polyisobutene verstanden werden, die einen Anteil an Vinyliden-Doppelbindun- gen (α-Doppelbindungen) von wenigstens 60 Mol-%, vorzugsweise von wenigstens 70 Mol-% und insbesondere von wenigstens 80 Mol-%, bezogen auf die Polyisobuten- Makromoleküle, aufweisen. Unter Vinylidengruppen werden im Sinne der vorliegenden Erfindung solche Doppelbindungen verstanden, deren Lage im Polyisobuten- Makromolekül durch die allgemeine Formel
Polymer
beschrieben wird, d.h. die Doppelbindung befindet sich in der Polymerkette in α- Stellung. "Polymer" steht für den um eine Isobuteneinheit verkürzten Polyisobutenrest. Die Vinylidengruppen zeigen die höchste Reaktivität, wohingegen eine weiter im Inneren der Makromoleküle liegende Doppelbindung keine oder auf jeden Fall geringere Reaktivität bei Funktionalisierungsreaktionen zeigt. Hochreaktive Polyisobutene werden unter anderem als Zwischenprodukte zur Herstellung von Additiven für Schmier- und Kraftstoffe verwendet, wie dies beispielsweise in DE-A 2702604 beschrieben wird.
Derartige hochreaktive Polyisobutene sind z. B. nach dem Verfahren der DE-A 2702604 durch kationische Polymerisation von Isobuten in flüssiger Phase in Gegen-
wart von Bortrifluorid als Katalysator erhältlich. Nachteilig hierbei ist, dass die dabei erhaltenen Polyisobutene eine relativ hohe Polydispersität aufweisen. Die Polydispersi- tät ist ein Maß für die Molekulargewichtsverteilung der erhaltenen Polymerketten und entspricht dem Quotienten aus gewichtsmittlerem Molekulargewicht Mw und zahlenmitt- lerem Molekulargewicht Mn (PDI = Mw/Mn).
Polyisobutene mit einem ähnlich hohen Anteil an endständigen Doppelbindungen, jedoch mit einer engeren Molekulargewichtsverteilung sind beispielsweise nach den Verfahren der EP-A 145235, US 5,408,018 sowie WO 99/64482 erhältlich, wobei die Po- lymerisation in Gegenwart eines desaktivierten Katalysators, zum Beispiel eines Komplexes aus Bortrifluorid, Alkoholen und/oder Ethern, erfolgt. Nachteilig hierbei ist, dass bei Temperaturen deutlich unterhalb von 0 0C gearbeitet werden muss, um tatsächlich zu hochreaktiven Polyisobutenen zu gelangen.
Hochreaktive Polyisobutene sind auch durch lebende kationische Polymerisation von Isobuten und anschließender Dehydrohalogenierung des erhaltenen Polymerisationsprodukts erhältlich, beispielsweise gemäß dem Verfahren aus der US 5,340,881. Auch hier muss zur Herstellung hochreaktiver Polyisobutene bei tiefen Temperaturen gearbeitet werden.
Die EP-A 1344785 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung hochreaktiver Polyisobutene unter Verwendung eines solvensstabilisierten Übergangsmetallkomplexes mit schwach koordinierenden Anionen als Polymerisationskatalysator. Als geeignete Metalle werden solche der 3. bis 12. Gruppe des Periodensystems allgemein genannt; in den Beispielen wird jedoch lediglich Mangan eingesetzt. Zwar kann bei diesem Verfahren bei Reaktionstemperaturen oberhalb von 0 0C polymerisiert werden, nachteilig ist jedoch, dass die Polymerisationszeiten inakzeptabel lang sind, so dass eine wirtschaftliche Nutzung dieses Verfahrens unattraktiv wird.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, zum einen ein Verfahren zur Herstellung von hochreaktiven Polyisobutenhomo- oder -copolymeren bereitzustellen, insbesondere zur Herstellung von Polyisobutenpolymeren mit einem Gehalt an endständigen Vinyliden-Doppelbindungen von wenigstens 70 Mol-%, insbesondere von wenigstens 80 Mol-%, welches einerseits eine Polymerisation von Isobuten oder Isobu- ten-haltigen Monomerenquellen bei wenigstens 0 0C erlaubt, gleichzeitig jedoch deutlich kürzere Polymerisationszeiten ermöglicht. Das Verfahren sollte darüber hinaus auch auf die Polymerisation anderer Monomere vorteilhaft anwendbar sein.
Die Aufgabe wurde gelöst durch ein Verfahren zur Polymerisation von ethylenisch ungesättigten Monomeren, dadurch gekennzeichnet, dass man die ethylenisch ungesättigten Monomere in Gegenwart eines Katalysators der Formel I
[ M(L)3 r+ m (A ) (I)
worin
M für Cu (Kupfer), Fe (Eisen), Mo (Molybdän) oder Co (Cobalt) steht;
L für ein Solvensmolekül steht;
A- für ein schwach oder nicht koordinierendes Anion steht;
a für eine ganze Zahl von 4 bis 6 steht; und
m für 1 , 2 oder 3 steht,
polymerisiert.
Die nachfolgenden Angaben zu geeigneten und bevorzugten Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Gegenstände der Erfindung, insbesondere zu den in das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzten Monomeren und Katalysatoren, zu den Reaktionsbedingungen und zu den damit erhältlichen Polymeren gelten sowohl allein für sich genommen als auch insbesondere in Kombination miteinander.
Unter Isobutenhomopolymeren versteht man im Rahmen der vorliegenden Erfindung solche Polymere, die bezogen auf das Polymer zu wenigstens 98 Mol-%, vorzugsweise zu wenigstens 99 Mol-% aus Isobuten aufgebaut sind. Dementsprechend versteht man unter Isobutencopolymeren solche Polymere, die mehr als 2 Mol-% Monomere einpo- lymerisiert enthalten, die von Isobuten verschieden sind.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung gelten für generisch definierte Reste folgende Definitionen:
Ci-C4-Alkyl ist ein linearer oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen. Beispiele hierfür sind Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl, 2-Butyl, Isobutyl oder tert-Butyl. Ci-C2-Alkyl ist Methyl oder Ethyl, Ci-C3-Alkyl ist darüber hinaus n-Propyl oder Isopropyl.
Ci-Cβ-Alkyl ist ein linearer oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen. Beispiele hierfür sind die oben genannten Ci-C4-Alkylreste und darüber hinaus Pentyl, 1-Methylbutyl, 2-Methylbutyl, 3-Methylbutyl, 2,2-Dimethylpropyl, 1-Ethylpropyl, Hexyl, 1 ,1-Dimethylpropyl, 1 ,2-Dimethylpropyl, 1-Methylpentyl, 2-Methylpentyl, 3-
Methylpentyl, 4-Methylpentyl, 1,1-Dimethylbutyl, 1 ,2-Dimethylbutyl, 1,3-Dimethylbutyl, 2,2-Dimethylbutyl, 2,3-Dimethylbutyl, 3,3-Dimethylbutyl, 1-Ethylbutyl, 2-Ethylbutyl, 1 ,1 ,2-Trimethylpropyl, 1 ,2,2-Trimethylpropyl, 1-Ethyl-1-methylpropyl, 1 -Ethyl-2- methylpropyl, Heptyl, Octyl und deren Konstitutionsisomere wie 2-Ethylhexyl.
Ci-C4-Halogenalkyl steht für einen linearen oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 4 C- Atomen, der durch wenigstens einen Halogenrest substituiert ist. Beispiele hierfür sind CH2F, CHF2, CF3, CH2CI, CHCI2, CCI3, CH2FCH2, CHF2CH2, CF3CH2 und dergleichen.
Aryl steht im Rahmen der vorliegenden Erfindung für gegebenenfalls substituiertes Phenyl, gegebenenfalls substituiertes Naphthyl, gegebenenfalls substituiertes Anthra- cenyl oder gegebenenfalls substituiertes Phenanthrenyl. Die Arylreste können 1 bis 5 Substituenten tragen, die beispielsweise ausgewählt sind unter Hydroxy, Ci-C8-Alkyl, Ci-Cβ-Halogenalkyl, Halogen, NO2 oder Phenyl. Beispiele für Aryl sind Phenyl, Naphthyl, Biphenyl, Anthracenyl, Phenanthrenyl, ToIyI, Nitrophenyl, Hydroxyphenyl, Chlorphenyl, Dichlorphenyl, Pentafluorphenyl, Pentachlorphenyl, (Trifluormethyl)- phenyl, Bis(trifluormethyl)phenyl, (Trichlor)methylphenyl, Bis(trichlormethyl)phenyl und Hydroxynaphthyl.
Ci-C4-Carbonsäuren stehen für aliphatische Carbonsäuren mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen. Beispiele hierfür sind Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure und Isobuttersäure.
CrC4-AIkOhOl steht für einen wie oben definierten Ci-C4-Alkylrest, in dem wenigstens ein Wasserstoffatom durch eine Hydroxygruppe ersetzt ist. Vorzugsweise steht es für einen einwertigen Alkohol, d.h. für eine Ci-C4-Alkylgruppe, in der ein Wasserstoffatom durch eine Hydroxygruppe ersetzt ist. Beispiele hierfür sind Methanol, Ethanol, Propa- nol, Isopropanol, n-Butanol, sec-Butanol, Isobutanol und tert-Butanol.
Halogen steht im Rahmen der vorliegenden Erfindung für Fluor, Chlor, Brom oder lod.
Vinylaromatische Verbindungen sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung Styrol und Styrol-Derivate, wie α-Methylstyrol, Ci-C4-Alkylstyrole, wie 2-, 3- oder 4- Methylstyrol und 4-tert-Butylstyrol, und Halogenstyrole, wie 2-, 3- oder 4-Chlorstyrol.
Bevorzugte vinylaromatische Verbindungen sind Styrol und 4-Methylstyrol sowie Gemische davon, wobei Styrol besonders bevorzugt ist.
Im Katalysator der Formel I steht M vorzugsweise für Kupfer, Eisen oder Cobalt. Be- sonders bevorzugt steht M für Kupfer oder Eisen.
M besitzt eine Oxidationszahl von vorzugsweise Il oder IM und besonders bevorzugt von II.
L steht für ein Solvensmolekül, d. h. für ein Lösungsmittelmolekül, das koordinativ binden kann. Hierbei handelt es sich um Moleküle, die üblicherweise als Lösungsmittel eingesetzt werden, gleichzeitig aber über wenigstens eine dative Gruppierung, z.B. über ein freies Elektronen paar, verfügen, die eine koordinative Bindung zum Zentralmetall eingehen kann. Beispiele hierfür sind Nitrile, wie Acetonitril, Propionitril und Benzonitril, offenkettige und cyclische Ether, wie Diethylether, Dipropylether, Diisopro- pylether, Methyl-tert-butylether, Ethyl-tert-butylether, Tetrahydrofuran und Dioxan, Carbonsäuren, vor allem Ci-C4-Carbonsäuren, wie Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure und Isobuttersäure, Carbonsäureester, vor allem die Ester von d- C4-Carbonsäuren mit Ci-C4-Akoholen, wie Ethylacetat und Propylacetat, und Carbon- säureamide, vor allem von Ci-C4-Carbonsäuren mit Di-(Ci-C4-alkyl)-aminen, wie Di- methylformamid.
Bevorzugte Solvensmoleküle sind solche, die einerseits koordinativ an das Zentralmetall binden, andererseits jedoch keine starken Lewisbasen darstellen, so dass sie im Verlauf der Polymerisation aus der Koordinationssphäre des Zentralmetalls leicht verdrängt werden können. Vorzugsweise sind die Solvens-Liganden L, die gleich oder verschieden sein können, ausgewählt unter Nitrilen der Formel N≡ C-R1, worin R1 für Ci-Cβ-Alkyl oder Aryl steht, und offenkettigen und cyclischen Ethern.
In den Nitrilen steht der Rest R1 vorzugsweise für Ci-C4-Alkyl oder Phenyl. Beispiele für solche Nitrile sind Acetonitril, Propionitril, Butyronitril, Pentylnitril und Benzonitril. Besonders bevorzugt steht R1 für Methyl, Ethyl oder Phenyl, d. h. das Nitril ist besonders bevorzugt unter Acetonitril, Propionitril und Benzonitril ausgewählt. Insbesondere steht R1 für Methyl oder Phenyl, d. h. das Nitril steht insbesondere für Acetonitril oder Benzonitril. Speziell steht R1 für Methyl, d.h. das Nitril steht speziell für Acetonitril.
Geeignete offenkettige und cyclische Ether sind Diethylether, Dipropylether, Diisopro- pylether, Methyl-tert-butylether, Ethyl-tert-butylether, Tetrahydrofuran und Dioxan, wobei Diethylether und Tetrahydrofuran bevorzugt sind.
Besonders bevorzugt steht L für ein Nitril der Formel N≡C-R1, worin R1 vorzugsweise für Methyl, Ethyl oder Phenyl, besonders bevorzugt für Methyl oder Phenyl und insbesondere für Methyl steht.
L kann für gleiche oder verschiedene Solvensmoleküle stehen. Bevorzugt stehen in Verbindung I jedoch alle L für die gleichen Solvens-Liganden.
A- steht für ein schwach oder nicht koordinierendes Anion. Schwach oder nicht koordi- nierende Anionen sind solche, die mit dem Zentralatom keine koordinative Bindung eingehen, die also keine Lewis-basische Gruppierung besitzen. Generell handelt es sich bei schwach oder nicht koordinierenden Anionen um solche, deren negative Ladung über eine große Fläche von nicht nukleophilen und chemisch robusten Gruppen delokalisiert ist. Beispielsweise handelt es sich bei schwach bzw. nicht koordinierenden Anionen um ein- oder zweikernige Anionen mit einem Lewis-sauren Zentralatom, dessen Elektronenmangel jedoch durch das Anbinden eines schwach koordinierenden Substituenten kompensiert ist.
Vorzugsweise ist das schwach oder nicht koordinierende Anion A- ausgewählt unter BX4-, B(Ar)4-, verbrückten Anionen der Formel [(Ar)3B-(μ -Y)-B(Ar)3]-, SbX6-, Sb2Xn", AsX6-, As2Xn-, ReX6-, Re2Xn", AIX4-, AI2X7-, OTeX5 ", B(OTeXs)4 ", Nb(OTeXs)6 ", [Zn(OTeXs)4J2-, OSeXs", Trifluormethansulfonat, Perchlorat, Carboraten und Kohlen- stoffcluster-Anionen, wobei
Ar für Phenyl steht, das 1 bis 5 Substituenten tragen kann, die ausgewählt sind unter Halogen, Ci-C4-Alkyl und Ci-C4-Halogenalkyl;
Y für eine verbrückende Gruppe steht; und
X für Fluor oder Chlor steht.
Ar steht beispielsweise für Phenyl, Pentafluorphenyl oder Bis(trifluormethyl)phenyl, z.B. 3,5-Bis(trifluormethyl)phenyl. Vorzugsweise steht Ar im Anion B(Ar)4- für ein substituiertes Phenyl, besonders bevorzugt für Bis(trifluormethyl)phenyl, z.B. 3,5- Bis(trifluormethyl)phenyl, oder insbesondere für Pentafluorphenyl. Auch in den verbrückten Anionen steht Ar vorzugsweise für eine substituierte Phenylgruppe, besonders bevorzugt für Bis(trifluormethyl)phenyl, z.B. 3,5-Bis(trifluormethyl)phenyl, oder insbesondere für Pentafluorphenyl.
Bei der verbrückenden Gruppe Y kann es sich beispielsweise um CN, NH2 oder eine cyclische verbrückende Einheit handeln. Cyclische verbrückende Einheiten sind solche Cyclen, die über zwei Lewis-basische Gruppierungen gebunden sind. Beispiele hierfür sind gesättigte oder ungesättigte Heterocyclen mit wenigstens 2 Heteroatomen, vor- zugsweise mit wenigstens 2 N-Atomen, wie Pyrazoldiyl, Pyrazolindiyl, Pyrazolidindiyl, Imidazoldiyl, Imidazolindiyl, Imidazolidindiyl, Triazoldiyl, Triazolindiyl, Triazolidindiyl, Pyrimidindiyl, Pyrazindiyl und Pyridazindiyl. Bevorzugt sind dabei aromatische Heterocyclen. Besonders bevorzugte cyclische verbrückende Einheiten sind lmidazol-1,3-yl und Triazoldiyl, z.B. [1,2,4]Triazol-2,4-diyl.
Vorzugsweise ist Y unter cyclischen verbrückenden Gruppen ausgewählt, wobei Triazoldiyl und insbesondere lmidazol-1 ,3-yl besonders bevorzugt sind.
X steht vorzugsweise für Fluor.
Unter Carboraten versteht man im Rahmen der vorliegenden Erfindung die Anionen von Carboranen, d.h. von käfigartigen Bor-Kohlenstoff-Verbindungen, z.B. die Anionen von closo-, nido- oder arachno-Carboranen. Beispiele hierfür sind die folgenden closo- Carborate: [CBnHi
2]-, [CB
9Hi
0]
" und [CBn(CH
3)I
2]-. Bevorzugt sind jedoch solche Car- borate, in denen ein Teil der Wasserstoffatome durch Halogenatome substituiert ist. Beispiele hierfür sind [CBnH
6CI
6]-, [1-H-CBiI(CH
3)SCI
6]-, [CBnH
6F
6]- und [1-H-
Unter Kohlenstoffcluster-Anionen versteht man im Rahmen der vorliegenden Erfindung die Anionen von Kohlenstoffclustem, z.B. von Fullerenen. Ein Beispiel hierfür ist C60-.
Besonders bevorzugt ist das schwach oder nicht koordinierende Anion A- ausgewählt unter BX4-, B(Ar)4-, verbrückten Anionen der Formel [(Ar)3B-(μ -Y)-B(Ar)3]-, SbX6-, Sb2Xn", AsX6-, As2Xn-, ReX6-, Re2Xn", AIX4-, AI2X7-, OTeX5 ", B(OTeXs)4-, Nb(OTeXs)6 ", [Zn(OTeX5)4]2 ", OSeX5 ", Trifluormethansulfonat und Perchlorat.
Stärker bevorzugte schwach oder nicht koordinierende Anionen A" sind ausgewählt unter B(Ar)4- und verbrückten Anionen der Formel [(Ar)3B-(μ -Y)-B(Ar)3]-. Bevorzugt sind dabei solche Borate B(Ar)4-, in denen Ar für 3,5-Bis(trifluormethyl)phenyl oder ins- besondere Pentafluorphenyl steht. Bevorzugte verbrückte Anionen sind solche, in denen Ar für Pentafluorphenyl steht und Y für eine Imidazol-1,3-Brücke steht.
a steht vorzugsweise für 6. Der Metallkomplex ist in diesem Fall vorzugsweise ok- taedrisch oder nahezu oktaedrisch.
m steht vorzugsweise für 2.
Verfahren zur Herstellung von solvensstabilisierten Metallkomplexen mit schwach oder nicht koordinierenden Gegenanionen sind grundsätzlich bekannt und beispielsweise in W. E. Buschmann, J. S. Miller, Chem. Eur. J. 1998, 4(9), 1731 , R. E. LaPointe, G.R. Ruff, K. A. Abboud, J. Klosin, New Family of Weakly Coordinating Anions, J. Am. Chem. Soc. 2000, 122(39), 9560, W. E. Buschmann, J. S. Miller, Inorganic Chemistry 33, 2002, 83, O. Nuyken, F. E. Kühn, Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 2003, 42, 1307, O. Nuyken, F. E. Kühn, Chem. Eur. J. 2004, 10, 6323 und EP-A-1344785 sowie in der darin zitierten Literatur beschrieben, worauf hiermit in vollem Umfang Bezug genommen wird. Die erfindungsgemäß eingesetzten Katalysatoren der Formel I können in Analogie zu den dort beschrieben Verfahren hergestellt werden.
So kann man den Katalysator der Formel I beispielsweise herstellen, indem man ein Salz der Formel MX+(CI )X in einem Lösungsmittel, das dem Solvensmolekül L entspricht, löst. Dann wird diese Lösung zur Einführung des Anions A- mit einem Silbersalz des entsprechenden Anions, insbesondere mit [Ag(L)4J+(A-), vorzugsweise bei einer Temperatur von -10 0C bis Raumtemperatur, versetzt. Das dabei präzipitierende Silberchlorid wird aus der Reaktionslösung beispielsweise durch Filtration, Dekantieren oder Zentrifugieren abgetrennt. Anschließend wird in der Regel das Lösungsmittel zumindest teilweise entfernt, was beispielsweise destillativ, insbesondere unter verringertem Druck, erfolgen kann. Die Isolierung des Katalysators I kann nach üblichen Verfahren erfolgen, beispielsweise durch Entfernen des Lösungsmittels bis zur Trockne oder vorzugsweise durch Kristallisation in geeigneten Lösungsmitteln.
Im erfindungsgemäßen Verfahren werden die Katalysatoren der Formel I in Bezug auf die eingesetzten Monomere in dem Molverhältnis von 1 :10 bis 1 :1.000.000, besonders bevorzugt von 1 :5.000 bis 1 :500.000 und insbesondere von 1 :5000 bis 1 :100.000, z.B. 1 :10.000 bis 1 :100.000, eingesetzt.
Die Konzentration der eingesetzten Katalysatoren I in der Reaktionsmischung liegt im Bereich von vorzugsweise 0,01 mmol/l bis 5 mmol/l, besonders bevorzugt 0,01 bis 1 mmol/l, stärker bevorzugt 0,01 bis 0,5 mmol/l und insbesondere 0,01 bis 0,1 mmol/l.
Als ethylenisch ungesättigte Monomere kommen alle Monomere in Betracht, die unter kationischen Polymerisationsbedingungen polymerisierbar sind. Beispiele hierfür sind lineare Alkene, wie Ethen, Propen, n-Buten, n-Penten und n-Hexen, Alkadiene, wie Butadien und Isopren, Isoalkene, wie Isobuten, 2-Methylbuten-1 , 2-Methylpenten-1 , 2-
Methylhexen-1, 2-Ethylpenten-1 , 2-Ethylhexen-1 und 2-Propylhepten-1 , Cycloalkene, wie Cyclopenten und Cyclohexen, vinylaromatische Verbindungen, wie Styrol, α- Methylstyrol, 2-, 3- und 4-Methylstyrol, 4-tert-Butylstyrol sowie 2-, 3- und 4-Chlorstyrol, und Olefine, die eine Silylgruppe aufweisen, wie 1-Trimethoxysilylethen, 1- (Trimethoxysilyl)propen, 1-(Trimethoxysilyl)-2-methylpropen-2, 1 -[Tri(methoxy- ethoxy)silyl]ethen, 1-[Tri(methoxyethoxy)silyl]propen, und 1-[Tri(methoxyethoxy)silyl]-2- methylpropen-2, sowie Gemische dieser Monomere.
Bevorzugte Monomere sind Isobuten, Isobuten-haltige Monomerengemische, Styrol, Styrol-haltige Monomerengemische, Styrolderivate, insbesondere α-Methylstyrol und 4- Methylstyrol, die oben genannten Cycloalkene, die oben genannten Alkadiene sowie Gemische davon.
Besonders bevorzugte Monomere sind Isobuten, Isobuten-haltige Monomerengemi- sehe, Styrol, Styrol-haltige Monomerengemische sowie Gemische davon. Insbesondere setzt man in das erfindungsgemäße Polymerisationsverfahren Isobuten, Styrol oder Gemische davon als Monomere ein.
Wird Isobuten oder ein Isobuten-haltiges Monomerengemisch als zu polymerisierendes Monomer eingesetzt, so eignet sich als Isobuten-Quelle sowohl Isobuten selbst als auch Isobuten-haltige C4-Kohlenwasserstoffströme, beispielsweise C4-Raffinate, C4- Schnitte aus der Isobutan-Dehydrierung, C4-Schnitte aus Steamcrackem und aus FCC- Crackern (fluid catalysed Cracking), sofern sie weitgehend von darin enthaltenem 1,3- Butadien befreit sind. Geeignete C4-KOh len wasserstoffströme enthalten in der Regel weniger als 500 ppm, vorzugsweise weniger als 200 ppm, Butadien. Die Anwesenheit von 1 -Buten sowie von eis- und trans-2-Buten ist weitgehend unkritisch. Typischerweise liegt die Isobutenkonzentration in den C4-KoIi lenwasserstoffströmen im Bereich von 40 bis 60 Gew.-%. Das Isobuten-haltige Monomerengemisch kann geringe Mengen an Kontaminanten, wie Wasser, Carbonsäuren oder Mineralsäuren enthalten, ohne dass es zu kritischen Ausbeute- oder Selektivitätseinbußen kommt. Es ist zweckdienlich, eine Anreicherung dieser Verunreinigungen zu vermeiden, indem man solche Schadstoffe beispielsweise durch Adsorption an feste Adsorbentien, wie Aktivkohle, Molekularsiebe oder Ionenaustauscher, aus dem Isobuten-haltigen Monomerengemisch entfernt.
Es können auch Monomermischungen von Isobuten beziehungsweise des Isobuten- haltigen Kohlenwasserstoffgemischs mit olefinisch ungesättigten Monomeren, welche mit Isobuten copolymerisierbar sind, umgesetzt werden. Sofern Monomermischungen des Isobutens mit geeigneten Comonomeren copolymerisiert werden sollen, enthält die
Monomermischung vorzugsweise wenigstens 5 Gew.-%, besonders bevorzugt wenigstens 10 Gew.-% und insbesondere wenigstens 20 Gew.-% Isobuten, und vorzugsweise höchstens 95 Gew.-%, besonders bevorzugt höchstens 90 Gew.-% und insbesondere höchstens 80 Gew.-% Comonomere.
Als copolymerisierbare Monomere kommen Vinylaromaten wie Styrol und α- Methylstyrol, Ci-C4-Alkylstyrole wie 2-, 3- und 4-Methylstyrol sowie 4-tert-Butylstyrol, Isoolefine mit 5 bis 10 C-Atomen wie 2-Methylbuten-1 , 2-Methylpenten-1 , 2- Methylhexen-1, 2-Ethylpenten-1 , 2-Ethylhexen-1 und 2-Propylhepten-1 in Betracht. Als Comonomere kommen weiterhin Olefine in Betracht, die eine Silylgruppe aufweisen, wie 1-Trimethoxysilylethen, 1-(Trimethoxysilyl)propen, 1-(Trimethoxysilyl)-2- methylpropen-2, 1 -[Tri(methoxyethoxy)silyl]ethen, 1 -[Tri(methoxyethoxy)silyl]propen, und 1 -[Tri(meth-oxyethoxy)silyl]-2-methylpropen-2.
Sollen mit dem erfindungsgemäßen Verfahren Copolymere hergestellt werden, so kann das Verfahren so ausgestaltet werden, dass bevorzugt statistische Polymere oder bevorzugt Blockcoplymere entstehen. Zur Herstellung von Blockcopolymeren kann man beispielsweise die verschiedenen Monomere nacheinander der Polymerisationsreaktion zuführen, wobei die Zugabe des zweiten Comonomers insbesondere erst dann er- folgt, wenn das erste Comonomer zumindest teilweise schon polymerisiert ist. Auf diese Weise sind sowohl Diblock-, Triblock- und höhere Blockcopolymere zugänglich, die je nach Reihenfolge der Monomerzugabe einen Block des einen oder anderen Comonomers als terminalen Block aufweisen. Blockcopolymere entstehen in einigen Fällen aber auch dann, wenn alle Comonomere zwar gleichzeitig der Polymerisationsreaktion zugeführt werden, eines davon aber signifikant schneller polymerisiert als das oder die anderen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Isobuten und eine vinylaromati- sche Verbindung, insbesondere Styrol, im erfindungsgemäßen Verfahren copolymeri- siert werden. Dabei entstehen vorzugsweise Blockcopolymere mit einem terminalen Polyisobutenblock. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die vinylaromatische Verbin- düng, speziell Styrol, signifikant schneller polymerisiert als Isobuten.
Die Polymerisation kann sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich erfolgen. Kontinuierliche Verfahren können in Analogie zu bekannten Verfahren des Standes der Technik zur kontinuierlichen Polymerisation von Isobuten in Gegenwart von Lewissäu- re-Katalysatoren in flüssiger Phase durchgeführt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist sowohl für eine Durchführung bei niedrigen Temperaturen, z.B. bei - 78 bis 0 0C, als auch bei höheren Temperaturen, d.h. bei wenigstens 0 0C, z.B. bei 0 bis 100 0C, geeignet. Die Polymerisation wird vor allem aus wirt-
schaftlichen Gründen vorzugsweise bei wenigstens 0 0C, z.B. bei 0 bis 100 0C, besonders bevorzugt bei 20 bis 60 0C durchgeführt, um den Energie- und Materialverbrauch, der für eine Kühlung erforderlich ist, möglichst gering zu halten. Sie kann jedoch genauso gut bei niedrigeren Temperaturen, z.B. bei - 78 bis <0 0C, vorzugsweise bei - 40 bis - 10 0C, durchgeführt werden.
Erfolgt die Polymerisation bei oder oberhalb der Siedetemperatur des zu polymerisie- renden Monomers oder Monomerengemischs, so wird sie vorzugsweise in Druckgefäßen, beispielsweise in Autoklaven oder in Druckreaktoren, durchgeführt.
Vorzugsweise wird die Polymerisation in Gegenwart eines inerten Verdünnungsmittels durchgeführt. Das verwendete inerte Verdünnungsmittel sollte geeignet sein, die während der Polymerisationsreaktion in der Regel auftretende Erhöhung der Viskosität der Reaktionslösung soweit zu verringern, dass die Abführung der entstehenden Reakti- onswärme gewährleistet werden kann. Als Verdünnungsmittel sind solche Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemische geeignet, die gegenüber den eingesetzten Reagenzien inert sind. Geeignete Verdünnungsmittel sind beispielsweise aliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Butan, Pentan, Hexan, Heptan, Octan und Isooctan, cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Cyclopentan und Cyclohexan, aromatische Kohlenwasserstof- fe, wie Benzol, Toluol und die XyIoIe, und halogenierte Kohlenwasserstoffe, wie Methylchlorid, Dichlormethan und Trichlormethan, sowie Mischungen der vorgenannten Verdünnungsmittel. Bevorzugt verwendet man wenigstens einen halogenierten Kohlenwasserstoff, gegebenenfalls im Gemisch mit wenigstens einem der vorstehend genannten aliphatischen oder aromatischen Kohlenwasserstoffe. Insbesondere verwen- det man Dichlormethan. Vorzugsweise werden die Verdünnungsmittel vor ihrem Einsatz von Verunreinigungen wie Wasser, Carbonsäuren oder Mineralsäuren befreit, beispielsweise durch Adsorption an feste Adsorbentien, wie Aktivkohle, Molekularsiebe oder Ionenaustauscher.
Vorzugsweise wird die Polymerisation unter weitgehend aprotischen, insbesondere unter wasserfreien, Reaktionsbedingungen durchgeführt. Unter aprotischen beziehungsweise wasserfreien Reaktionsbedingungen versteht man, dass der Wassergehalt (bzw. der Gehalt an protischen Verunreinigungen) im Reaktionsgemisch weniger als 50 ppm und insbesondere weniger als 5 ppm beträgt. In der Regel wird man daher die Einsatzstoffe vor ihrer Verwendung physikalisch und/oder durch chemische Maßnahmen trocknen. Insbesondere hat es sich bewährt, die als Lösungsmittel eingesetzten aliphatischen oder alicyclischen Kohlenwasserstoffe nach üblicher Vorreinigung und Vortrocknung mit einer metallorganischen Verbindung, beispielsweise einer Organo- lithium-, Organomagnesium- oder Organoaluminium-Verbindung, in einer Menge zu
versetzen, die ausreicht, um die Wasserspuren aus dem Lösungsmittel zu entfernen. Das so behandelte Lösungsmittel wird dann vorzugsweise direkt in das Reaktionsgefäß einkondensiert. In ähnlicher Weise kann man auch mit den zu polymerisierenden Monomeren, insbesondere mit Isobuten oder mit den Isobuten-haltigen Mischungen verfahren. Auch die Trocknung mit anderen üblichen Trockenmitteln, wie Molekularsieben oder vorgetrockneten Oxiden wie Aluminiumoxid, Siliciumdioxid, Calciumoxid oder Bariumoxid, ist geeignet. Die halogenierten Lösungsmittel, für die eine Trocknung mit Metallen, wie Natrium oder Kalium, oder mit Metallalkylen nicht in Betracht kommt, werden mit dafür geeigneten Trocknungsmitteln, beispielsweise mit Calciumchlorid, Phosphorpentoxid oder Molekularsieb, von Wasser(spuren) befreit. In analoger Weise kann man auch diejenigen Einsatzstoffe trocknen, für die eine Behandlung mit Metallalkylen ebenfalls nicht in Betracht kommt, beispielsweise vinylaromatische Verbindungen.
Die Polymerisation des Monomers und insbesondere des Isobutens bzw. des isobu- tenhaltigen Einsatzmaterials, erfolgt spontan beim Vermischen des Initiatorsystems (d.h. des Katalysators I) mit dem Monomer bei der gewünschten Reaktionstemperatur. Hierbei kann man so vorgehen, dass man das Monomer gegebenenfalls im Lösungsmittel vorlegt, auf Reaktionstemperatur bringt und anschließend den Katalysator I zu- gibt. Man kann auch so vorgehen, dass man den Katalysator I gegebenenfalls im Lösungsmittel vorlegt und anschließend das Monomer zugibt. Als Polymerisationsbeginn gilt dann derjenige Zeitpunkt, zu dem alle Reaktanden im Reaktionsgefäß enthalten sind. Zur Herstellung von Copolymeren kann man so vorgehen, dass man die Monomere, gegebenenfalls im Lösungsmittel, vorlegt und anschließend den Katalysator I zugibt. Die Einstellung der Reaktionstemperatur kann vor oder nach der Katalysatorzugabe erfolgen. Man kann auch so vorgehen, dass man zunächst nur eines der Monomere, gegebenenfalls im Lösungsmittel, vorlegt, anschließend den Katalysator I zugibt und erst nach einer gewissen Zeit, z.B. wenn wenigstens 60 %, wenigstens 80 % oder wenigstens 90 % des Monomers umgesetzt sind, das oder die weiteren Monomere zugibt. Alternativ kann man den Katalysator I, gegebenenfalls im Lösungsmittel, vorlegen, anschließend die Monomere gleichzeitig oder nacheinander zugeben und dann die gewünschte Reaktionstemperatur einstellen. Als Polymerisationsbeginn gilt hier derjenige Zeitpunkt, an dem der Katalysator und wenigstens eines der Monomere im Reaktionsgefäß enthalten sind.
Neben der hier beschriebenen diskontinuierlichen Vorgehensweise kann man die Polymerisation auch als kontinuierliches Verfahren ausgestalten. Hierbei führt man die Einsatzstoffe, d.h. das oder die zu polymerisierenden Monomere, gegebenenfalls das Lösungsmittel sowie den Katalysator der Polymerisationsreaktion kontinuierlich zu und
entnimmt kontinuierlich Reaktionsprodukt, so dass sich im Reaktor mehr oder weniger stationäre Polymerisationsbedingungen einstellen. Das oder die zu polymerisierenden Monomere können als solche, verdünnt mit einem Lösungsmittel oder als monomerhal- tiger Kohlenwasserstoffstrom zugeführt werden.
Zum Reaktionsabbruch wird das Reaktionsgemisch vorzugsweise desaktiviert, beispielsweise durch Zugabe einer protischen Verbindung, insbesondere durch Zugabe von Wasser, Alkoholen, wie Methanol, Ethanol, n-Propanol und Isopropanol oder deren Gemische mit Wasser, oder durch Zugabe einer wässrigen Base, z.B. einer wässrigen Lösung eines Alkali- oder Erdalkalihydroxids, wie Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Magnesiumhydroxid oder Calciumhydroxid, eines Alkali- oder Erdalkalicarbonats, wie Natrium-, Kalium-, Magnesium- oder Calciumcarbonat, oder eines Alkali- oder Erdalka- lihydrogencarbonats, wie Natrium-, Kalium-, Magnesium- oder Calciumhydrogencarbo- nat.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung dient das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Isobutenhomo- oder -copolymeren mit einem Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen (α-Doppelbindungen) von wenigstens 50 MoI- %. Besonders bevorzugt dient es zur Herstellung von hochreaktiven Isobutenhomo- oder -copolymeren mit einem Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen (α-
Doppelbindungen) von wenigstens 60 Mol-%, vorzugsweise von wenigstens 70 Mol-%, besonders bevorzugt von wenigstens 80 Mol-%, stärker bevorzugt von wenigstens 85 Mol-%, noch stärker bevorzugt von wenigstens 90 Mol-% und insbesondere von wenigstens 95 Mol-%, z.B. von etwa 100 Mol-%.
Bevorzugte Isobuten-Copolymere sind Copolymere, die aufgebaut sind aus Monomeren umfassend Isobuten und wenigstens eine vinylaromatische Verbindung. Vorzugsweise sind diese Copolymere hochreaktiv. Besonders bevorzugte Copolymere sind Isobuten-Styrol-Copolymere.
Dementsprechend dient das erfindungsgemäße Verfahren in einer bevorzugten Ausführungsform zur Herstellung von Copolymeren, die aufgebaut sind aus Monomeren umfassend Isobuten und wenigstens eine vinylaromatische Verbindung, und speziell von Isobuten-Styrol-Copolymeren, mit einem Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppel- bindungen (α-Doppelbindungen) von wenigstens 50 Mol-%. Besonders bevorzugt dient es zur Herstellung von hochreaktiven Copolymeren, die aufgebaut sind aus Monomeren umfassend Isobuten und wenigstens eine vinylaromatische Verbindung, und speziell von hochreaktiven Isobuten-Styrol-Copolymeren, mit einem Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen (α-Doppelbindungen) von wenigstens 60 Mol-%, Vorzugs-
weise von wenigstens 70 Mol-%, besonders bevorzugt von wenigstens 80 Mol-%, stärker bevorzugt von wenigstens 85 Mol-%, noch stärker bevorzugt von wenigstens 90 Mol-% und insbesondere von wenigstens 95 Mol-%, z.B. von etwa 100 Mol-%.
Zur Herstellung solcher Copolymere wird Isobuten oder ein Isobuten-haltiger Kohlenwasserstoffschnitt mit wenigstens einer vinylaromatischen Verbindung, insbesondere mit Styrol, copolymerisiert. Besonders bevorzugt enthält ein solches Monomerenge- misch 5 bis 95 Gew.-%, besonders bevorzugt 30 bis 70 Gew.-% vinylaromatische Verbindung.
Bei der Copolymerisation von Isobuten oder von Isobuten-haltigen Kohlenwasserstoffschnitten mit der wenigstens einen vinylaromatischen Verbindung entstehen auch bei gleichzeitiger Zugabe der Comonomere vorzugsweise Blockcopolymere, wobei der Isobutenblock in der Regel den terminalen, d.h. den zuletzt gebildeten Block darstellt.
Vorzugsweise weisen die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Polymere, insbesondere die Isobutenhomo- oder -copolymere und speziell die Isobutenhomopolymere eine Polydispersität (PDI = Mw/Mn) von vorzugsweise 1,0 bis 3,0, besonders bevorzugt von 1 ,0 bis 2,5, stärker bevorzugt von 1 ,0 bis 2,0, noch stärker be- vorzugt von 1,0 bis 1,8 und insbesondere von 1 bis 1,5 auf.
Vorzugsweise besitzen die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Polymere, insbesondere die Isobutenhomo- oder -copolymere, ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von 500 bis 1.000.000, besonders bevorzugt von 500 bis 250.000, stär- ker bevorzugt von 500 bis 100.000, noch stärker bevorzugt von 500 bis 80.000 und insbesondere von 500 bis 60.000.
Isobutenhomopolymere besitzen noch stärker bevorzugt ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von 500 bis 10.000 und insbesondere von 500 bis 5.000, z.B. von etwa 1000 oder von etwa 2300.
Copolymere, die aufgebaut sind aus Monomeren umfassend Isobuten und wenigstens eine vinylaromatische Verbindung, und speziell Isobuten-Styrol-Copolymere besitzen, insbesondere dann, wenn sie als Thermoplasten eingesetzt werden sollen, ein zah- lenmittleres Molekulargewicht Mn von vorzugsweise 500 bis 1.000.000, besonders bevorzugt von 10.000 bis 1.000.000, stärker bevorzugt von 50.000 bis 1.000.000 und insbesondere von 50.000 bis 500.000.
Die im Rahmen der Erfindung gemachten Angaben zu gewichtsmittleren und zahlenmittleren Molekulargewichten Mw und Mn und ihrem Quotienten PDI (PDI = Mw/Mn) beziehen sich auf werte, die mittels Gelpermeationschromatographie bestimmt wurden. Der Anteil an terminal angeordneten ethylenischen Doppelbindungen wurde mittels 1H- NMR bestimmt.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren werden ethylenisch ungesättigte Monomere, die unter kationischen Bedingungen polymerisierbar sind, mit hohen Umsätzen in kurzen Reaktionszeiten selbst bei relativ hohen Polymerisationstemperaturen erfolgreich polymerisiert. Bei Verwendung von Isobuten oder Isobuten-haltigen Monomerengemi- schen erhält man hochreaktive Isobutenhomo- oder -copolymere mit einem hohen Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen und mit einer recht engen Molekulargewichtsverteilung.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann nicht nur bei Temperaturen von wenigstens 0 0C erfolgreich durchgeführt werden, es erlaubt zudem bei einem vergleichbaren Umsatz und vergleichbaren Produkten deutlich kürzere Reaktionszeiten als das Verfahren der EP 1344785.
Vorzugsweise wird für einen Isobutenumsatz von wenigstens 80 %, z.B. von wenigstens 90 %, eine Polymerisationszeit von höchstens 2 Stunden, besonders bevorzugt von höchstens einer Stunde benötigt.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Katalysator der Formel I
[ M(L)a]m+ m (A ) (I)
worin
M für Cu, Fe, Co oder Mo steht;
L für ein Solvensmolekül steht;
A- für ein schwach oder nicht koordinierendes Anion steht, das ausgewählt ist unter B(Ar)4-, verbrückten Anionen der Formel [(Ar)3B-(μ -Y)-B(Ar)3]-, SbX6-, Sb2Xn",
AsX6-, As2Xn-, ReX6-, Re2Xn", AIX4-, AI2X7-, OTeX5 ", B(OTeXs)4 ", Nb(OTeXs)6 ", [Zn(OTeXs)4J2 ", OSeXs", Trifluormethansulfonat, Perchlorat, Carboraten und Koh- lenstoffcluster-Anionen, wobei
Ar für Phenyl steht, das 1 bis 5 Substituenten tragen kann, die ausgewählt sind unter Halogen, Ci-C4-Alkyl und Ci-C4-Halogenalkyl;
Y für eine verbrückende Gruppe steht; und
X für Fluor oder Chlor steht;
a für eine ganze Zahl von 4 bis 6 steht; und
m für 1, 2 oder 3 steht.
Bezüglich geeigneter und bevorzugter Ausführungsformen der Metalle M, der Solvens- Liganden L, des Anions A-, der Gruppen Ar, Y und X sowie der Indizes a und m wird auf die vorstehenden Ausführungen verwiesen.
Besonders bevorzugt steht M für Kupfer, Eisen oder Cobalt. Insbesondere steht M für Kupfer oder Eisen und speziell für Kupfer.
Besonders bevorzugt steht L für Acetonitril oder Benzonitril und speziell für Benzonitril.
Besonders bevorzugt steht A- für B(Ar)4- oder ein verbrücktes Anion der Formel [(Ar)3B-(μ -Y)-B(Ar)3]-. Die obigen Aussagen zu geeigneten und bevorzugten Gruppen Ar und Y gelten hier entsprechend.
a steht vorzugsweise für 6.
m steht vorzugsweise für 2.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Copolymer, aufgebaut aus Monomeren umfassend Isobuten und wenigstens eine vinylaromatische Verbindung, das durch das erfindungsgemäße Polymerisationsverfahren erhältlich ist. Vorzugsweise besitzen die erfindungsgemäßen Copolymere einen Gehalt an terminalen Vinyliden- Doppelbindungen (α-Doppelbindungen) von wenigstens 50 Mol-%. Besonders bevorzugt sind die erfindungsgemäßen Copolymere hochreaktiv, d.h. sie besitzen einen ho- hen Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen (α-Doppelbindungen), z.B. von wenigstens 60 Mol-%, vorzugsweise von wenigstens 70 Mol-%, besonders bevorzugt von wenigstens 80 Mol-%, stärker bevorzugt wenigstens 85 Mol-% und insbesondere von wenigstens 90 Mol-%, z.B. von wenigstens 95 Mol%, oder von etwa 100 Mol-%.
Bevorzugt handelt es sich bei der vinylaromatischen Verbindung um Styrol oder 4- Methylstyrol und besonders bevorzugt um Styrol. Dementsprechend sind besonders bevorzugte Copolymere Isobuten-Styrol-Copolymere.
Im erfindungsgemäßen Copolymer beträgt der Gesamtanteil an einpolymerisierter vi- nylaromatischer Verbindung, bezogen auf das Gesamtgewicht des Polymers, vorzugsweise 5 bis 95 Gew.-% und besonders bevorzugt 30 bis 70 Gew.-%.
Beim erfindungsgemäßen Copolymer handelt es sich vorzugsweise um ein Blockcopo- lymer, z.B. um ein Diblock-, Triblock- oder ein höheres Blockcopolymer, das wenigstens einen Polyisobuten-Block und wenigstens einen Block aus vinylaromatischen Verbindungen umfasst, wobei es sich bei dem Block aus vinylaromatischen Verbindungen vorzugsweise um einen Styrol block handelt. Vorzugsweise stellt dabei der Polyisobu- tenblock den terminalen, d.h. den zuletzt gebildeten Block dar. Besonders bevorzugt ist das Blockcopolymer ein Diblockcopolymer, das aus einem Polyisobutenblock und einem vinylaromatischen Block aufgebaut ist, wobei der terminale Block vorzugsweise ein Polyisobutenblock ist. Besonders bevorzugt ist der Block aus vinylaromatischen Verbindungen ein Styrolblock.
Vorzugsweise besitzen die erfindungsgemäßen Copolymere ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von 500 bis 1.000.000. Je nach Verwendungszweck besitzen die erfindungsgemäßen Copolymere vorzugsweise ein höheres Molekulargewicht oder vorzugsweise ein niedrigeres Molekulargewicht. Sollen die erfindungsgemäßen Copolymere beispielsweise als Thermoplaste eingesetzt werden, so besitzen sie ein zahlen- mittleres Molekulargewicht Mn von vorzugsweise 10.000 bis 1.000.000, besonders bevorzugt von 50.000 bis 1.000.000 und insbesondere von 50.000 bis 500.000. Sollen die erfindungsgemäßen Copolymere beispielsweise Funktionalisierungsreaktionen zur Einführung polarer Kopfgruppen, wie sie z.B. in der WO 03/074577 oder in der deutschen Patentanmeldung DE 102005002772.5 beschrieben sind, unterworfen werden, so besitzen sie ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von vorzugsweise 500 bis 250.000, besonders bevorzugt von 500 bis 100.000, stärker bevorzugt von 500 bis 80.000 und insbesondere von 1000 bis 60.000.
Erfindungsgemäße Copolymere, die aufgebaut sind aus Monomeren umfassend Isobu- ten und wenigstens eine vinylaromatische Verbindung, und speziell Isobuten-Styrol- Copolymere lassen sich nicht nur an den Vinyliden-terminierten Kettenenden analog zu hochreaktiven Polyisobutenen funktionalisieren, um sie für eine bestimmte Anwendung zu optimieren, sie besitzen zudem thermoplastische und/oder elastische Eigenschaften. Insbesondere sind sie bzw. ihre Funktionalisierungsprodukte für eine Anwendung
in Folien, Dichtungsmaterialien, Klebstoffen, Haftvermittler, medizinischen Produkten, z.B. in Form bestimmter Implantate, vor allem Arterienimplantate (Stents), und Compounds geeignet.
Die Funktionalisierung kann analog zu Derivatisierungsreaktionen erfolgen, wie sie z.B. in der WO 03/074577 oder in der deutschen Patentanmeldung DE 102005002772.5 beschrieben sind, worauf hiermit in vollem Umfang Bezug genommen wird.
Die Erfindung wird nunmehr durch die folgenden, nicht limitierenden Beispiele veran- schaulicht.
Beispiele
Allgemeines
Alle Synthesen und Umsetzungen erfolgten unter Argonatmosphäre unter Anwendung der Schlenk-Technik. Methylenchlorid wurde über Calciumhydrid getrocknet, n-Hexan wurde über Natrium/Benzophenon getrocknet und über 4A-Molekularsieb aufbewahrt, Acetonitril wurde über Calciumhydrid getrocknet und über Molekularsieb 3A aufbe- wahrt.
Als Katalysator wurde [Cu(NCCH3)6][B(C6F5)4]2 eingesetzt.
1.1 Herstellung des Katalysators
Eine Lösung aus Ag[B(CeFs)4] (1,00 g, 1,27 mmol) in 20 ml trockenem Acetonitril wurde bei Raumtemperatur unter Argon mit CuCb (0,07 g, 0,64 mmol) versetzt. Die Reaktionslösung wurde im Dunkeln über Nacht gerührt. Der gebildete Niederschlag (AgCI) wurde entfernt und das Filtrat wurde unter verringertem Druck auf ein Volumen von etwa 3 ml eingeengt und bei - 35 0C aufbewahrt. Man erhielt den Katalysator in Form eines hellgrünen Feststoffs in einer Ausbeute von 0,66 g (73 % der Theorie).
Elementaranalyse von C6OHi8CuB2F40N6 (1667,974): Berechnet: C: 43,20 %, H: 1 ,08 %, N: 5,04 %. Gefunden: C: 42,98 %, H: 1 ,22 %, N: 5,09 %.
IR (KBr, cm 1) (ausgewählte Banden: VCN): 2340, 2279.