Neue Cystein-verarmte Hydrophobinfusionsproteine, deren Herstellung und Verwendung
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft neue Hydrophobinfusionsproteine, deren Herstellung und Verwendung
Stand der Technik
Hydrophobine sind kleine Proteine von etwa 100 AS, die charakteristisch für filamentö- se Pilze sind und nicht in anderen Organismen vorkommen. Kürzlich wurden Hy- drophobin-ähnliche Proteine in Streptomyces coelicolor entdeckt, die als „Chapline" bezeichnet werden und ebenfalls hoch oberflächenaktive Eigenschaften haben. An Wasser/Luft-Grenzflächen können sich Chapline zu Amyloid-ähnlichen Fibrillen as- semblieren (Classen et al. 2003 Genes Dev 1714-1726 ; Elliot et al. 2003, Genes Dev. 17, 1727-1740).
Hydrophobine sind in einer wasserunlöslichen Form auf der Oberfläche von verschie- denen pilzlichen Strukturen, wie z.B. Lufthyphen, Sporen, Fruchtkörpern, verteilt. Die Gene für Hydrophobine konnten aus Ascomyzeten, Deuteromyzeten und Basidiomyzeten isoliert werden. Einige Pilze enthalten mehr als ein Hydrophobingen, z.B. Schi- zophyllum commune, Coprinus cinereus, Aspergillus nidulans. Offensichtlich sind verschiedene Hydrophobine in unterschiedlichen Stadien der pilzlichen Entwicklung in- volviert. Die Hydrophobine sind dabei vermutlich verantwortlich für unterschiedliche Funktionen (van Wetter et al., 2000, Mol. Microbiol., 36, 201-210; Kershaw et al. 1998, Fungal Genet. Biol, 1998, 23, 18-33).
Als biologische Funktion für Hydrophobine wird neben der Reduzierung der Oberflä- chenspannung von Wasser zur Generierung von Lufthyphen auch die Hydrophobisie- rung von Sporen beschrieben (Wösten et al. 1999, Curr. Biol., 19, 1985-88; Bell et al. 1992, Genes Dev., 6, 2382-2394). Weiterhin dienen Hydrophobine zur Auskleidung von Gaskanälen in Fruchtkörpern von Flechten und als Komponenten im Erkennungssystem von pflanzlichen Oberflächen durch pilzliche Pathogene (Lugones et al. 1999, Mycol. Res., 103, 635-640; Hamer & Talbot 1998, Curr. Opinion Microbiol., Band 1, 693-697).
Komplementationsexperimente haben gezeigt, dass Hydrophobine sich innerhalb einer Klasse bis zu einem gewissen Grad funktionell ersetzen können.
Die bisher bekannten Hydrophobine lassen sich mit üblichen proteinchemischen Reini- gungs- und Isolationsverfahren nur in massiger Ausbeute und Reinheit darstellen. Auch Versuche, mit Hilfe von gentechnischen Verfahren, grossere Mengen an Hydrophobinen bereitzustellen, waren bisher nicht erfolgreich.
Aufgabenstellung
Es bestand die Aufgabe, neuartige Hydrophobine und deren Herstellungsverfahren bereitzustellen, die eine wirtschaftliche Produktion der Hydrophobine und deren Einsatz auf verschiedenen technischen Gebieten erlauben.
Beschreibung der Erfindung
Gegenstand der Erfindung sind Polypeptide der allgemeinen Strukturformel (I)
Xn-C -Xi_5o-C -Xo-5-C -Xp-C -Xi-ioo-C -Xi_5o-C -X0-S-C -Xi-S0-C -Xm (I)
wobei X für jede der 20 natürlich vorkommenden Aminosäuren (Phe, Leu, Ser, Tyr, Cys, Trp, Pro, His, GIn, Arg, Ne Met, Thr, Asn, Lys, VaI, AIa, Asp, GIu, GIy) stehen kann und die bei X stehenden Indizes die Anzahl der Aminosäuren darstellen, wobei die Indizes n und m für Zahlen zwischen 0 und 500 , bevorzugt zwischen 15 und 300, ste- hen, p für eine Zahl zwischen 1 und 250, bevorzugt 1-100 steht, und C für Cystein, Alanin, Serin, Glycin, Methionin oder Threonin steht, wobei mindestens vier der mit C benannten Reste für Cystein stehen, mit der Maßgabe, dass wenigstens eine der mit Xn oder Xn, oder Xp abgekürzten Peptidsequenzen für eine mindestens 20 Aminosäuren lange Peptidsequenz steht , die natürlicherweise nicht mit einem Hydrophobin ver- knüpft ist, die nach Beschichten einer Glasoberfläche eine Kontaktwinkeländerung von mindestens 20° bewirken.
Die mit C1 bis C8 benannten Aminosäuren sind bevorzugt Cysteine; sie können aber auch durch andere Aminosäuren ähnlicher Raumerfüllung, bevorzugt durch Alanin, Serin, Threonin, Methionin oder Glycin ersetzt werden. Allerdings sollen mindestens vier, bevorzugt mindestens 5, besonders bevorzugt mindestens 6 und insbesondere
mindestens 7 der Positionen C1 bis C8 aus Cysteinen bestehen. Cysteine können in den erfindungsgemässen Proteinen entweder reduziert vorliegen oder miteinander Disulfidbrücken ausbilden. Besonders bevorzugt ist die intramolekulare Ausbildung von C-C Brücken, insbesondere die mit mindestens einer, bevorzugt 2, besonders bevor- zugt 3 und ganz besonders bevorzugt 4 intramolekularen Disulfidbrücken. Bei dem oben beschriebenen Austausch von Cysteinen durch Aminosäuren ähnlicher Raumerfüllung werden vorteilhaft solche C-Positionen paarweise ausgetauscht, die intramolekulare Disulfidbrücken untereinander ausbilden können.
Falls in den mit X bezeichneten Positionen auch Cysteine, Serine, Alanine, Glycine, Methionine oder Threonine verwendet werden, kann sich die Nummerierung der einzelnen C-positionen in den allgemeinen Formeln entsprechend verändern.
Besonders vorteilhafte Polypeptide sind solche der allgemeinen Formel (II)
Xn-C -X3-25-C -Xθ-2"C -X5-50-C -X2-35"C -X2-15"C -Xθ-2"C -X3-35"C -Xm (H)
wobei X für jede der 20 natürlich vorkommenden Aminosäuren (Phe, Leu, Ser, Tyr, Cys, Trp, Pro, His, GIn, Arg, Ne Met, Thr, Asn, Lys, VaI, AIa, Asp, GIu, GIy) stehen kann und die bei X stehenden Indizes die Anzahl der Aminosäuren darstellen, wobei die Indizes n und m für Zahlen zwischen 2 und 300 stehen und C für Cystein, Alanin, Serin, Glycin, Methionin oder Threonin steht, wobei mindestens vier der mit C benannten Reste für Cystein stehen, mit der Maßgabe, dass wenigstens eine der mit Xn oder Xm abgekürzten Peptidsequenzen für eine mindestens 35 Aminosäuren lange Peptidse- quenz steht , die natürlicherweise nicht mit einem Hydrophobin verknüpft ist, die nach Beschichten einer Glasoberfläche eine Kontaktwinkeländerung von mindestens 20° bewirken.
Ganz besonders vorteilhaft sind solche Polypeptide der allgemeinen Formel (III)
Xn-C -Xö-g-C -C -Xn-39-C -X2-23"C -Xδ-g-C -C -Xß-Iδ-C -Xm (Hl)
wobei X für jede der 20 natürlich vorkommenden Aminosäuren (Phe, Leu, Ser, Tyr, Cys, Trp, Pro, His, GIn, Arg, Ne Met, Thr, Asn, Lys, VaI, AIa, Asp, GIu, GIy) stehen kann und die bei X stehenden Indizes die Anzahl der Aminosäuren darstellen, wobei die Indizes n und m für Zahlen zwischen 0 und 200 stehen und C für Cystein, Alanin, Serin, Glycin, Methionin oder Threonin steht, wobei mindestens sechs der mit C benann-
ten Reste für Cystein stehen, mit der Maßgabe, dass wenigstens eine der mit Xn oder Xm abgekürzten Peptidsequenzen für eine mindestens 40 Aminosäuren lange Peptid- sequenz steht , die natürlicherweise nicht mit einem Hydrophobin verknüpft ist, die nach Beschichten einer Glasoberfläche eine Kontaktwinkeländerung von minde- stens 20° bewirken.
Bevorzugte Ausführungsformen der beschriebenen Erfindung sind Polypeptide mit der allgemeinen Strukturformel (I) (II) oder (IM), wobei diese Strukturformel mindestens ein Hydrophobin der Klasse I, bevorzugt mindestens ein Hydrophobin dewA, rodA, hypA, hypB, sc3, basfl, basf2, oder Teile oder Derivate davon umfasst. Die genannten Hydrophobine sind im nachfolgenden Sequenzprotokoll strukturell charakterisiert. Es können auch mehrere Hydrophobine, bevorzugt 2 oder 3, gleicher oder unterschiedlicher Struktur miteinander verknüpft und mit einer entsprechenden geeigneten Polypep- tidsequenz, die natürlicherweise nicht mit einem Hydrophobin verbunden ist, verknüpft werden.
Besonders bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung sind die neuen Proteine mit der in SEQ ID NO: 20, 22, 24 dargestellen Polypeptidsequenzen sowie den dafür codierenden Nukleinsäuresequenzen, insbesondere den Sequenzen gemäss SEQ ID NO: 19, 21, 23. Auch Proteine, die sich ausgehend von den in SEQ ID NO. 22, 22 oder 24 dargestellten Polypeptidsequenzen durch Austausch, Insertion oder Deletion von mindestens einer, bis hin zu 10. bevorzugt 5 , besonders bevorzugt 5% aller Aminosäuren ergeben, und die die biologische Eigenschaft der Ausgangsproteine noch zu mindestens 50% besitzen, sind besonders bevorzugte Ausführungsformen. Unter biologischer Eigenschaft der Proteine wird hierbei die Änderung des Kontaktwinkels wie in Beispiel 10 beschrieben, verstanden.
Die erfindungsgemässen Proteine tragen an mindestens einer Position, die mit Xn oder Xm oder Xp abgekürzt wird, eine Polypeptidsequenz aus mindestens 20 bevorzugt mindestens 35 besonders bevorzugt mindestens 50 und insbesonders mindestens 100 Aminosäuren (im folgenden auch Fusionspartner genannt), die nicht natürlicherweise mit einem Hydrophobin verknüpft ist. Damit soll ausgedrückt werden, dass die erfindungsgemässen Proteine aus einem Hydrophobinteil und einem Fusionspartnerteil bestehen, die in der Natur nicht zusammen in dieser Form vorkommen.
Der Fusionspartnerteil kann aus einer Vielzahl von Proteinen ausgewählt werden. Es können auch mehrere Fusionspartner mit einem Hydrophobinteil verknüpft werden,
beispielsweise am Aminoterminus (Xn) und am Carboxyterminus (Xm) oder inmitten (Xp) des Hydrophobinteils. Es können aber auch beispielsweise zwei Fusionspartner mit einer Position (Xn oder Xn,) des erfindungsgemässen Proteins verknüpft werden.
Als Fusionspartner sind besonders bevorzugt solche Polypeptidsequenzen, die dazu führen, dass das erfindungsgemässe Protein zur Beschichtung von Glasoberflächen fähig ist und die mit Protein behandelte Glasoberfläche resistent wird gegenüber einer Detergenzbehandlung, wie sie im experimentellen Teil (Beispiel 10) ausführlich beschrieben ist (z.B. 1% SDS / 800C / 10 min) ist.
Besonders geeignete Fusionspartner sind Polypeptide, die natürlicherweise in Mikroorganismen, insbesondere in E. coli oder Bacillus subtilis vorkommen. Beispiele für solche Fusionspartner sind die Sequenzen yaad (SEQ ID NO:15 und 16 ) , yaae(SEQ ID NO:17 und 18 ), und Thioredoxin. Gut geeignet sind auch Fragmente oder Derivate dieser genannten Sequenzen, die nur einen Teil, bevorzugt 10-90%, besonders bevorzugt 25-75% der genannten Sequenzen umfassen. Eine Deletion am C-terminalen Ende wird dabei bevorzugt; beispielsweise ein yaad-Fragment, das nur aus den ersten 75 N-terminalen Aminosäuren besteht, oder bei denen einzelne Aminosäuren, bzw. Nukleotide gegenüber der genannten Sequenz verändert sind. Beispielsweise können am C-terminalen Ende der Sequenzen yaad und yaae noch zusätzliche Aminosäuren, insbesondere zwei zusätzliche Aminosäuren, bevorzugt die Aminosäuren Arg, Ser, angefügt sein. Ferner können bevorzugt in der Sequenz yaae zusätzliche Aminosäuren gegenüber der natürlich vorkommenden Sequenz eingefügt sein, beispielsweise die Aminosäure Nr. 2 (GIy) in SEQ ID NO: 17 und 18.
Weitere Beispiele für Fusionspartner, insbesondere solche an der Position Xp in der allgemeinen Formel (I) sind enzymatisch-aktive Domänen, antimikrobielle Domänen, agonistisch-/antagonistisch- wirkende Polypeptidsequenzen auf Rezeptoren, Färb-, Geschmacks- und Geruchsstoffe, Metall-bindende Domänen. Weiterhin können gezielt Kopplungsstellen für die kovalente Bindung verschiedener Wirk- und Effektstoffe geschaffen werden. Beispielsweise können zusätzliche Lysine in diesen Loop eingefügt werden, um über die primäre Aminogruppe mit Hilfe der dem Fachmann bekannten heterobifunktionellen Linkern, Wirk- und Effektstoffe gezielt an das Hydrophobinmole- külgrundgerüst zu koppeln.
Weiterhin können auch an den Verknüpfungsstellen zweier Fusionsparter zusätzliche Aminosäuren eingefügt werden, die sich dadurch ergeben, dass auf der Nukleinsäure- ebene Erkennungsstellen für Restriktionsendonukleasen entweder neu kreiert oder inaktiviert werden.
Die erfindungsgemässen Proteine können auch noch in ihrer Polypeptidsequenz modifiziert sein, beispielsweise durch Glycosilierung, Acetylierung oder auch durch chemische Quervernetzung beispielsweise mit Glutardialdehyd.
Eine Eigenschaft der erfindungsgemässen Proteine ist die Änderung von Oberflächeneigenschaften, wenn die Oberflächen mit den Proteinen beschichtet werden. Die Änderung der Oberflächeneigenschaften lässt sich experimentell dadurch bestimmen, dass der Kontaktwinkel eines Wassertropfens vor und nach der Beschichtung der Oberfläche mit dem erfindungsgemässen Protein gemessen wird und die Differenz der beiden Messungen ermittelt wird.
Die genauen experimentellen Bedingungen zur Messung des Kontaktwinkels sind im experimentellen Teil in Beispiel 10 niedergelegt. Unter diesen Bedingungen besitzen die erfindungsgemässen Proteine die Eigenschaft, den Kontaktwinkel um mindestens 20, bevorzugt 25, besonders bevorzugt 30 Grad zu vergrössem.
Im Hydrophobinteil der bisher bekannten Hydrophobine sind die Positionen der polaren und unpolaren Aminosäuren konserviert, was sich in einem charakteristischen Hy- drophobizitätsplot äußert. Unterschiede in den biophysikalischen Eigenschaften und in der Hydrophobizität führten zur Einteilung der bisher bekannten Hydrophobine in zwei Klassen, I und Il (Wessels et al. 1994, Ann. Rev. Phytopathol., 32, 413-437).
Die assemblierten Membranen aus Klasse I Hydrophobinen sind hochgradig unlöslich (selbst gegenüber 1% SDS bei erhöhter Temperatur) und können nur durch konzen- trierte Trifluoressigsäure (TFA), bzw. Ameisensäure wieder dissoziiert werden. Im Gegensatz dazu sind die assemblierten Formen von Klasse Il Hydrophobinen weniger stabil. Sie können bereits durch 60%iges Ethanol, bzw. 1% SDS (bei Raumtemperatur) wieder aufgelöst werden. Diese hohe Stabilität gegenüber Lösungsmitteln und Deter- gentien ist eine besondere Eigenschaft der Hydrophobine und unterscheidet Beschich- tungen mit den erfindungsgemäßen Polypeptiden von „unspezifischen" Proteinbe- schichtungen, wie sie eine Vielzahl von Proteinen an Oberflächen ausbilden.
Ein Vergleich der Aminosäuresequenzen zeigt, dass die Länge des Bereichs zwischen Cystein C3 und C4bei Klasse Il Hydrophobinen deutlich kürzer ist, als bei Hydrophobinen der Klasse I.
Klasse Il Hydrophobine weisen weiterhin mehr geladene Aminosäuren als Klasse I auf.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind Verfahren zur Herstellung der erfindungs- gemässen Proteine. Diese Polypeptide lassen sich chemisch durch bekannte Verfahren der Peptidsynthese beispielsweise durch Festphasensynthese nach Merrifield her- stellen.
Besonders geeignet sind jedoch gentechnische Verfahren, bei denen eine für den Fusionspartner und eine für den Hydrophobinteil codierende Nukleinsäuresequenz, insbesondere DNA-Sequenz, so kombiniert werden, dass in einem Wirtsorganismus dur- ch Genexpression der kombinierten Nukleinsäuresequenz das gewünschte Protein erzeugt wird.
Geeignete Wirtsorganismen (Produktionsorganismen) können dabei Prokaryonten (einschliesslich der Archaea) oder Eukaryonten sein, besonders Bakterien einschliess- lieh Halobacterien und Methanococcen, Pilze, Insektenzellen, Pflanzenzellen und Säugerzellen, besonders bevorzugt Escherichia coli, Bacillus subtilis, Bacillus. megateri- um, Aspergillus oryzea, Aspergillus nidulans, Aspergillus niger, Pichia pastoris, Pseudomonas spec, Lactobacillen, Hansenula polymorphe, Trichoderma reesei, SF9 (bzw. verwandte Zellen) u.a.
Gegenstand der Erfindung sind ausserdem Expressionskonstrukte, enthaltend unter der genetischen Kontrolle regulativer Nukleinsäuresequenzen eine für ein erfindungs- gemässes Polypeptid kodierende Nukleinsäuresequenz, sowie Vektoren, umfassend wenigstens eines dieser Expressionskonstrukte.
Vorzugsweise umfassen solche erfindungsgemässen Konstrukte 5"-stromaufwärts von der jeweiligen kodierenden Sequenz einen Promotor und 3"-stromabwärts eine Terminatorsequenz sowie gegebenenfalls weitere übliche regulative Elemente, und zwar jeweils operativ verknüpft mit der kodierenden Sequenz.
Unter einer'Operativen Verknüpfung'Versteht man die sequentielle Anordnung von Promotor, kodierender Sequenz, Terminator und gegebenenfalls weitererregulativer
Elemente derart, dass jedes der regulativen Elemente seine Funktion bei der Expression der kodierenden Sequenz bestimmungsgemäss erfüllen kann.
Beispiele für operativ verknüpfbare Sequenzen sind Targeting-Sequenzen sowie En- hancer, Polyadenylierungssignale und dergleichen. Weitere regulative Elemente umfassen selektierbare Marker, Amplifikationssignale, Replikationsursprünge und dergleichen. Geeignete regulatorische Sequenzen sind z. B. beschrieben in Goeddel, Gene Expression Techno- logy : Methods in Enzymology 185, Academic Press, San Diego, CA (1990).
Zusätzlich zu diesenRegulationssequenzen kann die natürliche Regulation dieser Sequenzen vor den eigentlichen Strukturgenen noch vorhanden sein und gegebenenfalls genetisch verändert worden sein, so dass die natürliche Regulation ausgeschaltet und die Expression der Gene erhöht wurde.
Ein bevorzugtesNukleinsäurekonstrukt enthält vorteilhafterweise auch eine oder mehrere der schon erwähnten"Enhancer"Sequenzen, funktionell verknüpft mit dem Promotor, die eine erhöhte Expression der Nukleinsäuresequenz ermöglichen. Auch am 31- Ende der DNA-Sequenzen können zusätzliche vorteilhafte Sequenzen inseriert wer- den, wie weitere regulatorische Elemente oder Terminatoren.
Die erfindungsgemässen Nukleinsäuren können in einer oder mehreren Kopien im Konstrukt enthalten sein. Im Konstrukt können noch weitere Marker, wie Antibiotikaresistenzen oder Auxotrophien komplementierende Gene, gegebenenfalls zur Selektion auf das Konstrukt enthalten sein.
Vorteilhafte Regulationssequenzen für das erfindungsgemässe Verfahren sind beispielsweise in Promotoren wie cos-, tac-, trp-, tet-, trp-tet-,lpp-, lac-,lpp-lac-,laclq-T7- , T5-, T3-, gal-, trc-, ara-,rhaP(rhaPBAD) SP6-, lambda-PR-oder imlambda-P-Promotor enthalten, die vorteilhafterweise in gram-negativen Bakterien Anwendung finden. Weitere vorteilhafte Regulationssequenzen sind beispielsweise in den gram-positiven Promotoren amy und SP02, in den Hefe-oder Pilzpromotoren ADC1 ,MFalpha, AC, P- 60, CYC1 , GAPDH, TEF, rp28, ADH enthalten.
Es können auch künstliche Promotoren für die Regulation verwendet werden.
Das Nukleinsäurekonstrukt wird zur Expression in einem Wirtsorganismus vorteilhafterweise in einen Vektor, wie beispielsweise einem Plasmid oder einem Phagen inseriert, der eine optimale Expression der Gene im Wirt ermöglicht. Unter Vektoren sind ausser Plasmiden und Phagen auch alle anderen dem Fachmann bekannten Vektoren, also z. B. Viren, wie SV40, CMV, Baculovirus und Adenovirus, TransposonsJS- Elemente, Phasmide, Cosmide, und lineare oder zirkuläre DNA, sowie das Agrobacterium- System zu verstehen.
Diese Vektoren können autonom im Wirtsorganismus repliziert oder chromosomal re- pliziert werden. Diese Vektoren stellen eine weitere Ausgestaltung der Erfindung dar. Geeig- nete Plasmide sind beispielsweise in E. coli pLG338,pACYC184, pBR322, pUC18,pUC19, pKC30, pRep4, pHS1 , pKK223-3, pDHE19.2, pHS2, pPLc236, pMBL24, pLG200, pUR290,plN-llllI3-B1, tgt11 oderpBdCI, in StreptomycesplJ101, plJ364,plJ702 oderplJ361 , in Bacillus pUB110, pC194 oder pBD214, in Corynebacteri- um pSA77 oder pAJ667, in Pilzen pALS1, plL2 oder pBB116, in Hefen 2alpha, pAG-1, YEp6, YEp13 oder pEMBLYe23 oder in Pflanzen pLGV23,pGHIac+,pBIN19, pAK2004 oder pDH51. Die genannten Plasmide stellen eine kleine Auswahl der möglichen Plasmide dar. Weitere Plasmide sind dem Fachmann wohl bekannt und können beispielsweise aus dem Buch Cloning Vectors (Eds. Pouwels P. H. et al. Elsevier, Ams- terdam-New York-Oxford, 1985, ISBN 0 444 904018) entnommen werden.
Vorteilhafterweise enthält das Nukleinsäurekonstrukt zur Expression der weiteren enthaltenen Gene zusätzlich noch 3"-und/oder δ'-terminale regulatorische Sequenzen zur Steigerung der Expression, die je nach ausgewähltem Wirtorganismus und Gen oder Gene für eine optimale Expression ausgewählt werden.
Diese regulatorischen Sequenzen sollen die gezielte Expression der Gene und der Proteinexpression ermöglichen. Dies kann beispielsweise je nach Wirtsorganismus bedeuten, dass das Gen erst nach Induktion exprimiert oder überexprimiert wird, oder dass es sofort exprimiert und/oder überexprimiert wird.
Die regulatorischen Sequenzen bzw. Faktoren können dabei vorzugsweise die Genexpression der eingeführten Gene positiv beeinflussen und dadurch erhöhen. So kann eine Verstärkung der regulatorischen Elemente vorteilhafterweise auf der Transkriptionsebene erfolgen, indem starke Transkriptionssignale wie Promotore- nund/oder"Enhancer"verwendet werden. Daneben ist aber auch eine Verstärkung der Translation möglich, indem beispielsweise die Stabilität dermRNA verbessert wird.
In einer weiteren Ausgestaltungsform des Vektors kann der das erfindungsgemässe- Nukleinsäurekonstrukt oder die erfindungsgemässe Nukleinsäure enthaltende Vektor auch vorteilhafterweise in Form einer linearen DNA in die Mikroorganismen eingeführt werden und über heterologe oder homologe Rekombination in das Genom des Wirtsorganismus integriert werden. Diese lineare DNA kann aus einem linearisierten Vektor wie einem Plasmid oder nur aus dem Nukleinsäurekonstrukt oder der erfindungsge- mässen Nukleinsäure bestehen.
Für eine optimale Expression heterologer Gene in Organismen ist es vorteilhaft die Nukleinsäuresequenzen entsprechend des im Organismus verwendeten spezifischen "codon usage"zu verändern. Der"codon usage"lässt sich anhand von Computerauswertungen anderer, bekannter Gene des betreffenden Organismus leicht ermitteln.
Die Herstellung einer erfindungsgemässen Expressionskassette erfolgt durch Fusion eines geeigneten Promotors mit einer geeigneten kodierenden Nukleotidsequenz sowie einem Terminator-oder Polyadenylierungssignal. Dazu verwendet man gängige Rekombinations-und Klonierungstechniken, wie sie beispielsweise in T. Maniatis, E. F.Fritsch und J. Sambrook, Molecular Cloning : A Laboratory Manual, CoId Spring Har- bor Laboratory, CoId Spring Harbor, NY (1989) sowie in T. J. Silhavy, M. L. Berman und L. W. Enquist, Experiments with Gene Fusions, CoId Spring Harbor Laboratory, CoId Spring Harbor, NY (1984) und in Ausubel, F. M. etal., Current Protocols in Molecular Biology, Greene Publishing Assoc. andWiley Interscience (1987) beschrieben sind.
Das rekombinante Nukleinsäurekonstrukt bzw. Genkonstrukt wird zur Expression in einem geeigneten Wirtsorganismus vorteilhafterweise in einen wirtsspezifischen Vektor insertiert, der eine optimale Expression der Gene im Wirt ermöglicht. Vektoren sind dem Fachmann wohl bekannt und können beispielsweise aus"Cloning Vectors" (Pou- weis P. H. etal., Hrsg, Elsevier, Amsterdam-New York-Oxford, 1985) entnommen werden.
Mit Hilfe der erfindungsgemässen Vektoren sind rekombinante Mikroorganismen herstellbar, welche beispielsweise mit wenigstens einem erfindungsgemässen Vektor transformiert sind und zur Produktion der erfindungsgemässen Polypeptide eingesetzt werden können. Vorteilhafterweise werden die oben beschriebenen erfindungsgemä-
ssen rekombinanten Konstrukte in ein geeignetes Wirtssystem eingebracht und expri- miert. Dabei werden vorzugsweise dem Fachmann bekannte geläufige Klonierungsund Transfektionsmethoden, wie beispielsweise Co-Präzipitation, Protoplastenfusion, Elektroporation, retrovirale Transfektion und dergleichen, verwendet, um die genannten Nukleinsäuren im jeweiligen Expressionssystem zur Expression zu bringen. Geeignete Systeme werden beispielsweise in Current Protocols in Molecular Biology, F.Ausubel etal., Hrsg., Wiley Interscience, New York 1997, oder Sambrook et al. Molecular Clon- ing : A Laboratory Manual. 2. Aufl., CoId Spring Harbor Laboratory, CoId Spring Harbor Laboratory Press, CoId Spring Harbor, NY, 1989 beschrieben.
Erfindungsgemäss sind auch homolog rekombinierte Mikroorganismen herstellbar. Dazu wird ein Vektor hergestellt, der zumindest einen Abschnitt eines erfindungsgemä- ssen Gens oder einer kodierenden Sequenz enthält, worin gegebenenfalls wenigstens eine Aminosäure-Deletion, -Addition oder-Substitution eingebracht worden ist, um die erfin- dungsgemässe Sequenz zu verändern, z. B. funktionell zu disruptieren ("Knockout"- Vektor). Die eingebrachte Sequenz kann z. B. auch ein Homologes aus einem verwandten Mikroorganismus sein oder aus einer Säugetier-, Hefe-oder Insektenquelle abgeleitet sein. Der zur homologen Rekombination verwendete Vektor kann alternativ derart ausgestaltet sein, dass das endogene Gen bei homologer Rekombina- tion mu- tiert oder anderweitig verändert ist, jedoch noch das funktionelle Protein kodiert (z. B. kann der stromaufwärts gelegene regulatorische Bereich derart verändert sein, dass dadurch die Expression des endogenen Proteins verändert wird). Der veränderte Abschnitt des erfindungsgemässen Gens ist im homologen Rekombinationsvektor. Die Konstruktion geeigneter Vektoren zur homologen Rekombination ist z. B. beschrieben in Thomas, K. R. und Capecchi, M. R. (1987) Cell 51 : 503.
Als rekombinante Wirtsorganismen für die erfindungsgemässe Nukleinsäure oder dem Nukleinsäurekonstrukt kommen prinzipiell alle prokaryontischen oder eukaryontischen Organismen in Frage. Vorteilhafterweise werden als Wirtsorganismen Mikroorganis- men wie Bakterien, Pilze oder Hefen verwendet. Vorteilhaft werden gram-positive oder gram-negative Bakterien, bevorzugt Bakterien der Familien Enterobacteriaceae, Pseu- domonadaceae, Rhizobiaceae, Streptomycetaceae oder Nocardiaceae, besonders bevorzugt Bakterien der Gattungen Escherichia, Pseudomonas, Streptomyces, Nocar- dia, Burkholderia, Salmonella, Agrobacterium oder Rhodococcus verwendet.
Die im erfindungsgemässen Verfahren verwendeten Organismen werden je nach Wirtsorganismus in dem Fachmann bekannter Weise angezogen bzw. gezüchtet. Mi-
kroorganismen werden in der Regel in einem flüssigen Medium, das eine Kohlenstoffquelle meist in Form von Zuckern, eine Stickstoffquelle meist in Form von organischen Stickstoffquellen wie Hefeextrakt oder Salzen wie Ammoniumsulfat, Spurenelemente wie Eisen-, Mangan-, Magnesiumsalze und gegebenenfalls Vitamine enthält, bei Te m- peraturen zwischenO C und100 C, bevorzugt zwischen 10 C bis60 C unter Sauerstoffbegasung angezogen. Dabei kann der pH der Nährflüssigkeit auf einen festen Wert gehalten werden, das heisst während der Anzucht reguliert werden oder nicht. Die Anzucht kann"batch"-weise,"semi batch"-weise oder kontinuierlich erfolgen. Nährstoffe können zu beginn der Fermentation vorgelegt oder semikontinuierlich oder konti- nuierlich nachgefüttert werden. Die Enzyme können nach dem in den Beispielen beschriebe- nen Verfahren aus den Organismen isoliert werden oder als Rohextrakt für die Reakti- on verwendet werden.
Gegenstand der Erfindung sind weiterhin Verfahren zur rekombinanten Herstellung erfindungsgemässe Polypeptide oder funktioneller, biologisch aktiver Fragmente davon, wobei man einen Polypeptide-produzierenden Mikroorganismus kultiviert, gegebenenfalls die Expression der Polypeptide induziert und diese aus der Kultur isoliert. Die Polypeptide können so auch in grosstechnischem Massstab produziert werden, falls dies erwünscht ist. Der rekombinante Mikroorganismus kann nach bekannten Ver- fahren kultiviert und fermentiert werden. Bakterien können beispielsweise in TB-oder LB-Medium und bei einer Temperatur von 20 bis40°C und einem pH-Wert von 6 bis 9 vermehrt werden. Im Einzelnen werden geeignete Kultivierungsbedingungen beispielsweise in T. Maniatis, E. F. Fritsch and J. Sambrook, Molecular Cloning : A Labo- ratory Manual, CoId Spring Harbor Laboratory, CoId Spring Harbor, NY (1989) be- schrieben.
Die Zellen werden dann, falls die Polypeptide nicht in das Kulturmedium sezerniert werden, aufgeschlossen und das Produkt nach bekannten Proteinisolierungsverfahren aus dem Lysat gewonnen. Die Zellen können wahlweise durch hochfrequenten Ultra- schall, durch hohen Druck, wie z. B. in einer French-Druckzelle, durch Osmolyse, durch Einwirkung von Detergenzienjytischen Enzymen oder organischen Lösungsmitteln, durch Homogenisatoren oder durch Kombination mehrerer der aufgeführten Verfahren aufgeschlossen werden.
Eine Aufreinigung der Polypeptide kann mit bekannten, chromatographischen Verfahren erzielt werden, wie Molekularsieb-Chromatographie (Gelfiltration), wie Q- Sepharo- se-Chromatographie, lonenaustausch-Chromatographie und hydrophobe Chromato-
graphie, sowie mit anderen üblichen Verfahren wie Ultrafiltration, Kristal I isati- on, Aussalzen, Dialyse und nativerGelelektrophorese. Geeignete Verfahren werden beispielsweise in Cooper, F. G., Biochemische Arbeitsmethoden, Verlag Water de Gruyter, Berlin, New York oder in Scopes, R., Protein Purification, Springer Verlag, New York, Hei- delberg, Berlin beschrieben.
Vorteilhaft kann es sein, zur Isolierung des rekombinanten Proteins Vektorsysteme oder Oligonukleotide zu verwenden, die die cDNA um bestimmte Nukleotidsequenzen verlängern und damit für veränderte Polypeptide oder Fusionsproteine kodieren, die z. B. einer einfacheren Reinigung dienen. Derartige geeignete Modifikationen sind beispielsweise als Anker fungierende sogenannte'Tags", wie z. B. die als Hexa-Histidin- Anker bekannte Modifikation oder Epitope, die als Antigene von Antikörpern erkannt werden können (beschrieben zum Beispiel inHarlow, E. and Lane, D., 1988, Antibodies : A Laboratory Manual. CoId Spring Harbor (N. Y. ) Press). Weitere geeignete Tags sind z.B. HA, Calmodulin-BD, GST, MBD; Chitin-BD, Steptavidin-BD-Avi-Tag, Flag- Tag, T7 etc. Diese Anker können zur Anheftung der Proteine an einen festen Träger, wie z. B. einer Polymermatrix, dienen, die beispielsweise in einer Chromatographiesäule eingefüllt sein kann, oder an einer Mikrotiterplatte oder an einem sonstigen Träger verwendet werden kann. Die entsprechenden Reinigungsprotokolle sind von den kommerziellen Affinitäts-Tag-Anbietern erhältlich.
Viele Hydrophobin-beschichtete pilzliche Oberflächen (Sporen, Fruchtkörper, Myzel) zeigen mikroskopisch nachweisbare, charakteristische Strukturen, sogenannte Rod- lets. Ähnliche Rodlets mit einer Stärke von ca. 10 nm können auch auf mit Hydropho- bin beschichteten hydrophilen Oberflächen (z.B. Glas, Glimmer etc.) nachgewiesen werden (Wösten et al., 1993, Plant Cell, 5, 1567-1574).
Aufgrund der außergewöhnlichen Eigenschaften von Hydrophobinen zur Beschichtung von Oberflächen (z.B. widerstandsfähig gegenüber Detergentien wie z.B. 1%iger SDS Lösung) besitzen diese Proteine ein hohes Potential für zahlreiche technische Anwendungen. In verschiedenen Patentschriften sind Beispiele für derartige Anwendungen benannt, auf die hiermit hinsichtlich der Anwendung von Hydrophobinen Bezug genommen wird. Nr. Prio Anmelder
Die technische Nutzung von Hydrophobinen, insbesondere solchen der Klasse I scheiterte bislang an einer effizienten Herstellungs- und Reinigungsmethode. Die bisher beschriebenen Verfahren, ausgehend von natürlichen Quellen (Sporen, Pilzmyzel etc.,) führen nur zu Materialmengen im mg-Maßstab. (z.B. WO 96/41882).
Ebenso erwiesen sich Ansätze über eine rekombinante Herstellung in verschiedenen Produktionsorganismen als äußerst aufwendig und wenig zufriedenstellend.
Die erfindungsgemässen Hydrophobin-Proteine besitzen sowohl in ihrer fusionierten Form, d.h. zusammen mit dem Fusionspartnerteil, als auch in isolierter Form die wünschenswerten Eigenschaften von Hydrophobinen. Man kann also die erfindungsgemässen Proteine sowohl direkt als Fusionsproteine als auch nach Abspaltung und Abtrennung des Fusionspartners als „reine" Hydrophobine verwenden.
Wenn eine Abtrennung des Fusionspartners vorgesehen ist, empfiehlt es sich eine potentielle Spaltstelle (spezifische Erkennungsstelle für Proteasen) in das Fusionsprotein zwischen Hydrophobinteil und Fusionspartnerteil einzubauen. Als Spaltstelle geeignet sind insbesondere solche Peptidsequenzen geeignet, die ansonsten weder im Hydrophobinteil noch im Fusionspartnerteil vorkommen, was sich mit bioinformatischen Tools leicht ermitteln lässt. Besonders geeignet sind beispielsweise BrCN-Spaltung an Methionin, oder durch Protease vermittelte Spaltlung mit Faktor Xa-, Enterokinase-, Thrombin, TEV-Spaltung (Tobacca etch virus Protease).
Experimenteller Teil
Beispiel 1
Vorarbeiten für die Klonierung von yaad-His6/ yaaE-His6
Mit Hilfe der Oligonukleotide Hal570 und Hal571 (HaI 572/ HaI 573) wurde eine Polymerase Kettenreaktion durchgeführt. Als Template DNA wurde genomische DNA des Bakteriums Bacillus subtilis verwendet. Das erhaltene PCR Fragment enthielt die codierende Sequenz des Gens yaaD / yaaE aus Bacillus subtilis, und an den Enden je eine Ncol bzw. BgIII Restriktionsschnittstelle. Das PCR Fragment wurde gereinigt und mit den Restriktionsendonukleasen Ncol und BgIII geschnitten. Dieses DNA Fragment wurde als I nsert verwendet, und in den zuvor mit den Restriktionsendonukleasen Ncol und BgIII linearisierten Vektor pQE60 der Firma Qiagen kloniert. Die so enstandenen Vektoren pQE60YAAD#2 / pQE60YaaE#5 können zur Expression von Proteinen bestehend aus, YAAD::HIS6 bzw. YAAE::HIS6 verwendet werden.
Hal570: gcgcgcccatggctcaaacaggtactga Hal571 : gcagatctccagccgcgttcttgcatac Hal572: ggccatgggattaacaataggtgtactagg Hal573: gcagatcttacaagtgccttttgcttatattcc
Beispiel 2a
Klonierung von yaad-Hydrophobin DewA-His6
Mit Hilfe der Oligonukleotide KaM 416 und KaM 417 wurde eine Polymerase Kettenre- aktion durchgeführt. Als Template DNA wurde genomische DNA des Schimmelpilzes Aspergillus nidulans verwendet. Das erhaltene PCR Fragment enthielt die codierende Sequenz des Hydrophobin Gens dewA und einer N-Terminalen FaktorXa Proteinase Schnittstelle. Das PCR Fragment wurde gereinigt und mit der Restriktionsendonuklea- se Barn H I geschnitten. Dieses DNA Fragment wurde als I nsert verwendet, und in den zuvor mit der Restriktionsendonuklease BgIII linearisierten Vektor pQE60YAAD#2 kloniert.
Der so enstandene Vektor #508 kann zur Expressions eines Fusionsproteins bestehend aus, YAAD::Xa::dewA::HIS6 verwendet werden.
KaM416: GCAGCCCATCAGGGATCCCTCAGCCTTGGTACCAGCGC
KaM417: CCCGTAGCTAGTGGATCCATTGAAGGCCGCAT- GAAGTTCTCCGTCTCCGC
Beispiel 2b Herstellung eines Chimären Fusionsproteins mit anti-mikrobiellen Eigenschaften
Für das Einbringen einer Peptidsequenz mit antimikrobiellen Eigenschaften wurde nach der folgenden Klonierungsstrategie vorgegangen:
Ausgehend von unserem Yaad-DewA Expressionsplasmids „pQE60 Yaad dewA His" wurde zwischen die Cysteine 3 und 4 die antimikrobielle Peptidsequenz über Fusions PCR eingefügt.
Abb. 2
1a) PCR Bereich YaaD-dewA bis Cys3 incl. T7 Novispirin-Überhang Template: pQE60 YaaD dewA 6His Primer: Primer 1
(AATTAACCATGGCTCAAACA) 20-mer Primer 2 (GCCATATTTTTTAATAATATGAATAATTTTACGGGTAA-
TACGACGCAGGTTTTTGCAGCAAGCGATCGAGCCGA) 74-mer PCR-Bedingungen: 55°C, 1118 bp
1b) PCR Bereich Novispirin-Überhang bis 6His/Stop Template: pQE60 YaaD dewA 6His Primer: Primer 3
(ATATTATTAAAAAATATGGCAACTCCCCCGCTGAGACCAA) 40-mer
Primer 4
(CTAATTAAGCTTAGTGATGGT) 21-mer PCR-Bedingungen: 54°C, 306 bp
2) Annealing-PCR
50 pmol von PCR 1a und 1 b zusammengeben und mittels Pfu-Polymerase eine Annealing-PCR durchführen (1 min. 95°C, 5 min. 72°C - 10 Zyklen) Anschließend werden die außenliegenden Primer hinzugegeben und eine normale 35- Zyklen-PCR durchgeführt Primer: Primer 1
(AATTAACCATGGCTCAAACA) 20-mer Primer 4 (CTAATTAAGCTTAGTGATGGT) 21-mer
PCR-Bedingungen: 53°C, 1404 bp
3) Ligation
Vektor: pQE60 YaaD dewA 6His Verdau mit Ncol/Kpnl
Präparatives Gel, Isolieren der 3428 bp-Bande Insert: Produkt aus Annealing-PCR
Verdau mit Ncol/Kpnl
Präparatives Gel, Isolieren der 1350 bp-Bande
4) Transformation in XL10/TG10 chemokomp. Zellen
Abb. 3
pQE60 YaaD-dewA Cys3-G10-Novispirin
1a) PCR Bereich YaaD-dewA bis Cys3 incl. G10 Novispirin-Überhang Template: pQE60 YaaD dewA 6His Primer: Primer 1
(AATTAACCATGGCTCAAACA) 20-mer
Primer 5 (G CCATATTTTTTAATAATATG AATG CCTTTACG AATAA-
TACGACGCAGGTTTTTGCAGCAAGCGATCGAGCCGA) 74-mer PCR-Bedingungen: 55°C, 1118 bp
1b) PCR Bereich Novispirin-Überhang bis 6His/Stop
Abb. 4
Template: pQE60 YaaD dewA 6His Primer: Primer 6
(ATATTATTAAAAAATATGGCAACTCCCCCGCTGAGACCAA) 40-mer Primer 4
(CTAATTAAGCTTAGTGATGGT) 21-mer PCR-Bedingungen: 54°C, 306 bp
2) Annealing-PCR 50 pmol von PCR 1a und 1b zusammengeben und mittels Pfu-Polymerase eine Annealing-PCR durchführen (1 min. 95°C, 5 min. 72°C - 10 Zyklen)
Anschließend werden die außenliegenden Primer hinzugegeben und eine normale 35- Zyklen-PCR durchgeführt Primer: Primer 1
(AATTAACCATGGCTCAAACA) 20-mer Primer 4
(CTAATTAAGCTTAGTGATGGT) 21-mer PCR-Bedingungen: 53°C, 1404 bp
3) Ligation Vektor: pQE60 YaaD dewA 6His
Verdau mit Ncol/Kpnl
Präparatives Gel, Isolieren der 3428 bp-Bande Insert: Produkt aus Annealing-PCR
Verdau mit Ncol/Kpnl Präparatives Gel, Isolieren der 1350 bp-Bande
4) Transformation in XL10/TG10 chemokomp. Zellen
Abb. 5
Reinigung und Bewertung der Proteine erfolgt analog zu Beispiel 8.-10. Die anti-mikrobiellen Eigenschaften konnten getestet werden:
Der Test auf antimikrobielle Wirkung wird in 6-WeII Mikrotiterplatten durchgeführt. Diese werden mit dem für ein entsprechendes Wachstum benötigten Agar befüllt. (LB, YM ). Die Platten werden anschliessend mit Übernachtkulturen beimpft. Folgende Mikroorganismen sind im Test.
Bacillus subtilis
Bacillus megaterium
E. coli XU Blue MR Micrococcus luteus
Pantoea
Kurthia gibs.
Pseudomonas sp.
Carnobacterium Candida albicans
Fusarium oxysporum
Bis auf Camobakterium und Pseudomonas werden alle MO in YPD über Nacht als 20ml Kulturen angezogen. ( 300C, 200 Upm ). Carnobacterium in TSB und Pseudomonas in CASO. Von der jeweiligen Bakterien- bzw. Pilzsuspension werden 20μl pro well
der Mikrotiterplatte aufgetragen und leicht ausplattiert. Die Suspension lässt man etwas in den Agar einziehen. Anschließend werden ebenfalls 20μl einer Hydrophobinlösung in der Mitte des wells aufgetragen; Inkubation der Agarplatten bei 300C im Brutschrank. Erste Ergebnisse sind bereits nach Übernachtkultur zu beobachten: bei antimikrobieller Wirkung zeigt sich rund um den Auftragspunkt kein Wachstum, bei keiner antibakteriellen Wirkung ist das gesamte well bewachsen.
Beispiel 3
Klonierung von yaad-Hydrophobin RodA-His6
Die Klonierung des Plasmids #513 erfolgte analog zu Plasmid #508 unter Verwendung der Oligonukleotide KaM 434 und KaM 435.
KaM434: GCTAAGCGGATCCATTGAAGGCCGCATGAAGTTCTCCATTGCTGC KaM435: CCAATGGGGATCCGAGGATGGAGCCAAGGG
Beispiel 4
Klonierung von yaad-Hydrophobin BASF1-His6
Die Klonierung des Plasmids #507 erfolgte analog zu Plasmid #508 unter Verwendung der Oligonukleotide KaM 417 und KaM 418.
Als Template DNA wurde ein künstlich synthetisierte DNA Sequenz - Hydrophobin BASF1 -eingesetzt (siehe Anhang).
KaM417!CCCGTAGCTAGTGGATCCATTGAAGGCCGCAT- GAAGTTCTCCGTCTCCGC KaM418: CTGCCATTCAGGGGATCCCATATGGAGGAGGGAGACAG
Beispiel 5 Klonierung von yaad-Hydrophobin BASF2-His6
Die Klonierung des Plasmids #506 erfolgte analog zu Plasmid #508 unter Verwendung der Oligonukleotide KaM 417 und KaM 418.
Als Template DNA wurde ein künstlich synthetisierte DNA Sequenz - Hydrophobin
BASF2 -eingesetzt (siehe Anhang).
KaM417:CCCGTAGCTAGTGGATCCATTGAAGGCCGCAT-
GAAGTTCTCCGTCTCCGC
KaM418: CTGCCATTCAGGGGATCCCATATGGAGGAGGGAGACAG
Beispiel 6
Klonierung von yaad-Hydrophobin SC3-His6
Die Klonierung des Plasmids #526 erfolgte analog zu Plasmid #508 unter Verwendung der Oligonukleotide KaM464 und KaM465.
Als Template DNA wurde cDNA von Schyzophyllum commune eingesetzt (siehe Anhang).
KaM464: CGTTAAGGATCCGAGGATGTTGATGGGGGTGC KaM465: GCTAACAGATCTATGTTCGCCCGTCTCCCCGTCGT
Beispiel 7 Fermentation des rekombinanten E.coli Stammes yaad-Hydrophobin DewA-His6
Inokulation von 3ml LB Flüssigmedium mit einem yaad-Hydrophobin DewA-His6 expri- mierenden E.coli Stamm in 15ml Greiner Röhrchen. Inkubation für 8h bei 37°C auf einem Schüttler mit 200 UpM. Je 2 11 Erlenmeyer Kolben mit Schikanen und 250ml LB Medium (+ 100μg/ml Ampicillin) werden mit jeweils 1ml der Vorkultur angeimpft und 9h bei 37°C auf einem Schüttler mit 180 UpM inkubiert.
13.51 LB-Medium (+100μg/ml Ampicillin) in einem 2Ol Fermenter mit 0,51 Vorkultur (OD6oonm 1 :10 gegen H2O gemessen) animpfen. Bei einer OD60nm von -3.5 Zugabe von 140ml 10OmM IPTG. Nach 3h Fermenter auf 10°C abkühlen und Fermentationsbrühe abzentrifugieren. Zellpellet zur weiteren Aufreinigung verwenden.
Beispiel 8
Reinigung des rekombinanten Hydrohobin-Fusionsproteins
( Reinigung von Hydrophobin-Fusionsproteinen, die ein C-terminales His6-tag besitzen)
100 g Zellpellet (100 - 500 mg Hydrophobin) werden mit 50 rtiM Natriumphosphatpuffer, pH 7,5 auf 200 ml Gesamtvolumen aufgefüllt und resuspendiert. Die Suspension wird mit einem Ultraturrax Typ T25 (Janke und Kunkel; IKA-Labortechnik) für 10 Minuten behandelt und anschliessend für 1 Stunde bei Raumtemperatur mit 500 Einheiten Benzonase (Merck, Darmstadt; Best.-Nr. 1.01697.0001) zum Abbau der Nukleinsäuren inkubiert. Vor dem Zellaufschluss wird mit einer Glaskartusche (P1) filtriert. Zum Zellaufschluß und für das Scheren der restlichen genomischen DNA werden zwei Homo-
genisatorläufe bei 1.500 bar durchgeführt (Microfluidizer M- 110EH; Microfluidics Corp.). Das Homogenisat wird zentrifugiert (Sorvall RC-5B, GSA-Rotor, 250 ml Zentrifugenbecher, 60 Minuten, 4°C, 12.000 Upm, 23.000 g), der Überstand auf Eis gestellt und das Pellet in 100 ml Natriumphosphatpuffer, pH 7,5 resuspendiert. Zentrifugation und Resuspendieren werden dreimal wiederholt, wobei der Natriumphosphatpuffer bei der dritten Wiederholung 1 % SDS enthält. Nach der Resuspension wird für eine Stunde gerührt und eine abschliessende Zentrifugation durchgeführt (Sorvall RC-5B, GSA- Rotor, 250 ml Zentrifugenbecher, 60 Minuten, 4°C, 12.000 Upm, 23.000 g). Gemäß SDS-PAGE Analyse ist das Hydrophobin nach der abschliessenden Zentrifugation im Überstand enthalten (Abbildung 1). Die Versuche zeigen, dass das Hydrophobin wahrscheinlich in Form von Einschlusskörpern in den entsprechenden E. coli Zellen enthalten ist. 50 ml des Hydrophobin-enthaltenden Überstandes werden auf eine 50 ml Nik- kel-Sepharose High Performance 17-5268-02 Säule aufgetragen (Amersham), die mit 50 rtiM Tris-Cl pH 8,0 Puffer äquilibriert wurde. Die Säule wird mit 50 mM Tris-Cl pH 8,0 Puffer gewaschen und das Hydrophobin anschliessend mit 50 mM Tris-Cl pH 8,0 Puffer, der 200 mM Imidazol enthält, eluiert. Zur Entfernung des Imidazols wird die Lösung gegen 50 mM Tris-Cl pH 8,0 Puffer dialysiert.
Abbildung 1 zeigt die Reinigung des erfindungsgemässen Hydrophobins: Spur 1 : Auftrag Nickel-Sepharose Säule (1 :10 Verdünnung)
Spur 2: Durchlauf = Eluat Waschschritt
Spuren 3 - 5: OD 280 Maxima der Elutionsfraktionen
Das erfindungsgemässe Hydrophobin der Abbildung 1 besitzt ein Molekulargewicht von ca. 53 kD. Die kleineren Banden repräsentieren zum Teil Abbauprodukte des Hy- drophobins.
Beispiel 9
Beschichtung/Evaluierung von Oberflächen mit Hydrophobin
Die Evaluierung der Beschichtungseigenschaften von Hydrophobin bzw. Hydrophobin- fusionsprotein wird bevorzugt auf Glas bzw. Teflon als Modelle für eine hydrophile bzw. hydrophobe Oberflächen vorgenommen.
Standard-Versuche für Beschichtung
Glas:
Konzentration Hydrophobin: 1 - 100 μg/mL
- Inkubation von Glasplättchen über Nacht (Temperatur: 800C) in 5OmM Na- Acetat pH 4 + 0,1% Tween 20 nach Beschichtung waschen in VE-Wasser
- danach Inkubation 10min / 800C / 1% SDS
- waschen in VE-Wasser
Teflon:
Konzentration: 1 - 100 μg/mL
Inkubation von Teflonplättchen über Nacht (Temperatur: 80°C) in 1OmM Tris pH 8 nach Beschichtung waschen in VE-Wasser
- Inkubation 10min / 800C / 0,1% Tween 20
- waschen in VE-Wasser
- danach Inkubation 10min / 80°C / 1% SDS
- waschen in VE-Wasser
Die Proben werden an der Luft getrocknet und der Kontaktwinkel (in Grad) eines Tropfens von 5 μl Wasser bestimmt. Es ergeben sich z.B. folgende Werte:
Ansatz mit yaad-DewA Fusionsprotein gemäss Beispiel 8(Kontrolle: ohne Protein; y- aad-dewA-his6: 100 μg/ml gereinigter Fusionspartner):
Beispiel 10
Beschichtung/Evaluierung von Oberflächen mit Hydrophobin
Glas (Fensterglas, Süddeutsche Glas, Mannheim):
- Konzentration Hydrophobin: 100 μg/mL
Inkubation von Glasplättchen über Nacht (Temperatur 80°C) in 5OmM Na- Acetat pH 4 + 0, 1 % Tween 20 nach Beschichtung waschen in destilliertem Wasser
- danach Inkubation 10min / 800C / 1% SDS-Lösung in dest. Wasser
- waschen in dest. Wasser
Die Proben werden an der Luft getrocknet und der Kontaktwinkel (in Grad) eines Tropfens von 5 μl Wasser bestimmt.
Die Kontaktwinkelmessung wurde auf einem Gerät Dataphysics Contact Angle System OCA 15+, Software SCA 20.2.0. (November 2002) bestimmt. Die Messung erfolgte gemäss den Herstellerangaben.
Unbehandeltes Glas ergab einen Kontaktwinkel von 30 ± 5°; eine Beschichtung mit einem funktionellen Hydrophobin gemäss Beispiel 8 (yaad-dewA-his6) ergab Kontaktwinkel von 75 ± 5°.
Zuordnung der Sequenznamen zu DNA- und Polypeptidsequenzen im Sequenzprotokoll