Neuartige Chi nonimin-Schwefelfarbstoff -Zusammensetzungen sowie Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zum Färben von cellulosehaltigem Material
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft neuartige Leukoschwefelfarbstoff-Zusammensetzungen der Chinonimin-Schwefelfarbstoffgruppe sowie deren Herstellung mittels einer elektrochemischen Reduktion durch gezielte Variation der angewendeten elektrochemischen Verfahrensbedingungen.
Unter der Gruppe der Chinonimin-Schwefelfarbstoffe fasst man Farbstoffe zusammen, die z.B. durch Umsetzung polynitrierter Phenole, Halogenbenzole bzw. Indophenole oder Iπdoaniline mit Schwefel, Alkalisulfiden oder Alkalipolysulfiden in wässrigen oder alkoholischen Medien entstehen. Diese Farbstoffgruppe umfasst vor allem die violetten, blauen, grünen, rotbraunen und schwarzen Schwefelfarbstoffe. Die entstehenden oligomeren bzw. polymeren Produkte enthalten sich wiederholende organische Strukturelemente, wie z. B. Phenothiazon-, Thiazon-, Thiaπthreπ- oder Phenoxazon-Substrukturen, die über Disulfidbrücken miteinander verbunden sind. Die Schrift Angewandte Chemie 60 (1948), 141-147 beschreibt diese Strukturen.
Zum Färben werden diese Schwefelfarbstoffe mittels Verwendung unterschiedlicher Reduktionsverfahren in eine färbefertige Leuko-Form überführt, wobei einerseits die Chinon- imiπ-Funktionalitäten reduziert und andererseits die Disulfidbrücken reduktiv gespalten werden. Die entstehenden Leuko-Verbindungen besitzen in der Regel niedrigere molare Massen und umfassen einen weiten molekularen Speziesbereich. Sie sind in wässrig alkalischem Medium löslich und können zum Färben von cellulosehaltigem Material eingesetzt werden,
In Gegenwart geeigneter Oxidationsmittel, z.B. Luftsauerstoff, Peroxiden oder Bromat, erfolgt eine mehr oder weniger vollständige Rückoxidation des Farbstoffes entsprechend unten stehender Gleichung, wobei R für sich wiederholende organische Strukturelemeπte, wie z. B. Phenothiazon-, Thiazon-, Thianthren- oder Phenoxazon-Substrukturen steht. n r-. π ■-> Reduktion
R-S-S-R »- R-S + R-S
Oxidation R-S + R-S *■ R-S-S-R
Neben den vollständig oxidierten Schwefelfarbstoffen, die erst unmittelbar beim Färbeprozess durch Zusatz von organischen oder anorganischen Reduktionsmitteln in die färbefertigen Leuko-Formen umgewandelt werden, sind auch mehr oder weniger färbefertige, vorreduzierte Leuko-Schwefelfarben-Marken im Markt erhältlich, wie z.B. das Cassulfon® Carbon CMR. Diese werden vorzugsweise durch Zugabe anorganischer oder organischer Reduktionsmittel, wie z.B. Natriumhydrogensulfid oder Glucose im alkalischen Milieu, im großtechnischen Mafistab hergestellt.
Djese bekannten Verfahren haben den Nachteil, dass auf Grund der verwendeten Reduktionsmittel sehr hohe Konzentrationen an Abfallprodukten und Salzfrachten vorliegen, die zu hohen CSB- und TOC-Frachten im Färbereiabwasser führen. Diese Nebenprodukte sind vor der Abwasserklärung nur mit hohem technischen Aufwand und durch kostspielige und aufwendigen Maßnahmen, wie z.B. Membrantechniken, entfernbar
Eine alternative und umweltfreundliche Variante der Reduktion ist beispielsweise aus den Dokumenten DE1906083 und EP10122210 bekannt. In DE 1906083 wird die Farbstoffreduktion mit Hilfe der kathodischen Reduktion in wässriger Lösung bei Stromdichten zwischen 5mA/cm2 und 50 mA/cm2 empfohlen. Dieses Verfahren ist jedoch bei den im Handel erhältlichen vorreduzierten Schwefelfarbstoffen, welche üblicherweise in der Färbelösung mit weiteren stabilisierenden Reduktionsmitteln versetzt werden, aufgrund starker Wasserstoffentwicklung während der Reduktion nicht anwendbar. In der Patentschrift EP 1012210 wird ein Verfahren zur Reduktion von Schwefelfarbstoffen bei einer Stromdichte von 0,5mA/cm2 bis 5 mA/cm2 beschrieben.
Es wurde nun überraschend gefunden, dass durch Anwendung von Stromdichten zwischen 50mA/cm2 und 500 mA/cm2 bei einer Strömungsgeschwindigkeit von 0,1 m/s bis 0,4 m/s neue Leuko-Schwefelfarbstoff-Zusammensetzungen zugänglich sind, die durch herkömmliche Reduktion mit organischen oder anorganischen Reduktionsmitteln nicht erhalten werden können.
Die Erfindung betrifft somit neue Leuko-Schwefelfarbstoff-Zusammensetzungen, dadurch gekennzeichnet, dass sie bei Stromdichten zwischen 50mA/cm2 und 500 mA/cm2, bevorzugt zwischen 50 mA/cm2 und 150 mA/cm2 und einer Strömungsgeschwindigkeit von 0,1m/s bis 2 m/s, bevorzugt bei 0,1 bis 0,4 m/s zugänglich sind.
Das Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Leuko-Schwefelfarbstoff- Zusammensetzungen ist neu und ebenfalls Gegenstand der Erfindung. Zur Vermeidung der bei diesen hohen Stromdichten auftretenden Wasserstoffentwicklung wird die elektrochemische Reduktion in Gegenwart von recht hohen Farbstoffkonzentrationeπ durchgeführt wird, wobei beginnend mit 80 g/l bei einer anfänglichen Stromdichte von 0,5
mA/cm2 kontinuierlich die Konzentration bis hin zu 500g/l und die Stromdichte bis 500 mA/cm2 kontinuierlich gesteigert wird. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können Farbstoffkonzentrationen bis zu 500g/l reduziert werden.
Die erfindungsgemäßen Leuko-Schwefelfarbstoff-Zusammensetzungen werden im Alkalischen, bevorzugt bei einem pH >9,5 hergestellt. Als Leitelektrolyt werden dabei bevorzugt alkalische Lösungen von Alkalisalzen, insbesondere Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid oder Soda verwendet. Besonders bevorzugt kommt verdünnte Natronlauge zum Einsatz. Die Konzentration an zugesetztem Leitsalz beträgt zwischen 0,1 mol/l bis 5 mol/l bevorzugt zwischen 0,1 mof/l bis 1 ,5 mol/l. Alternativ kann man die Wasserstoffentwicklung verhindern durch katalytischen Zusatz von Bunte-Salzen der allgemeinen Formel
R-S-SO3Na,
wobei R für sich wiederholende organische Strukturelemente, wie z. B. Phenothiazon-,
Thiazon-, Thianthren- oder Phenoxazon-Substrukturen, oder durch katalytischen Zusatz von chemischen Reduktionsmitteln, wie z.B. Natriumdithionit, org. Sulfinsäuren und/oder organischen Zuckern. Die hierbei eingesetzten Mengen können dabei bis zu 5 Gew.-% der Startmenge des eingesetzten zu reduzierenden Schwefelfarbstoffes betragen. Hierbei wird wiederum nach Zugabe der Bunte-Salze oder der Reduktionsmittel beginnend mit 80 g/l bei einer anfänglichen Stromdichte von 0,5 mA/cm2 kontinuierlich die Konzentration bis hin zu 500g/l kontinuierlich gesteigert.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Leuko-Schwefelfarstoff-Zusammensetzungen eignen sich im Wesentlichen alle geteilten Durchflusszellen. Als Kathode kann sowohl eine massive Plattenelektrode als auch eine dreidimensionale Kathode verwendet werden.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Leuko-Schwefelfarbstoff-Zusammensetzungen erfolgt bevorzugt bei 20 bis 1350C, besonders bevorzugt bei 20 bis 95°C.
Gegebenenfalls kann die Reduktion auch in Gegenwart von handelsüblichen Netzmitteln, beispielsweise Ligninsulfonaten durchgeführt werden.
Bevorzugt werden nach dem erfindungsgemäßen Verfahren Cl. Leuco Sulfur Black 1 oder Cl. Vat Blue 43 reduziert. Prinzipiell können auch Mischungen unterschiedlicher Schwefelfarbstoffe nach dem erfindungsgemäßen Verfahren reduziert werden.
Die im FaI! der erfindungsgemäßem Reduktion von Cl. Leuco Sulfur Black 1 aufgenommene Konzentration an Reduktionsäquivalenten liegt zwischen 150 Ah/kg und 534 Ah/kg bezogen auf 1 kg trockenen festen Farbstoff.
Die im Fall der erfindungsgemäßem Reduktion von Cl. Vat Blue 43 aufgenommene Konzentration an Reduktionsäquivalenten liegt zwischen 75 Ah/kg und 225 Ah/kg bezogen auf 1 kg trockenen festen Farbstoff.
Die Zusammensetzung der jeweiligen Leukoschwefel-Farbstoffmischungen wird unter Verwendung von gängigen HPLC-Techniken und Materialien, wie beispielsweise im Dokument DE 10 120 821 beschrieben, bestimmt.
Tabelle 1 zeigt das Ergebnis der HPLC-Spektren von sulfidisch reduziertem Cl. SuIf ur Black 1 , im Vergleich zu Muster 1 bis 3, die bei unterschiedlichen Stromdichten elektrochemisch reduziert wurden, wobei Muster 1 nach dem erfindungsgemäßen Verfahren, Muster 2 gemäß Dokument DE 1906083 und Muster 3 gemäß EP 10122210 reduziert wurden.
Tabelle 1 :Zusammensetzung von Cl. Sulfur Black 1 gemäß HPLC
Überraschender Weise führt die Anwendung hoher Stromdichten >50 mA/cm2 in Verbindung mit der hohen Strömungsgeschwindigkeit, die einen optimalen Farbstofftransport zur Elektrode hin erlaubt bei C. I. Sulfur Black 1 zu einer engeren Speziesverteilung und somit einer engeren Molekularverteilung.
Tabelle 2 zeigt das Ergebnis der HPLC-Spektren von sulfidisch reduziertem Cl. Vat Blue 43, im Vergleich zu Muster 6 bis 8, die bei unterschiedlichen Stromdichten elektrochemisch
reduziert wurden, wobei Muster 6 nach dem erfindungsgemäßen Verfahren, Muster 7 gemäß Dokument EP 10122210 reduziert wurden.
Die erfinduπgsgemäßeπ Leuko-Schwefelfarbstoff-Lösungen lassen sich sowohl nach den klassischen Färbemethoden, die mit einem großen Überschuss an Hydrosulfid (NaHS) arbeiten, als auch mit optimierten Färberezepten unter Schutzgas oder elektrochemisch, wie in Offeπlegungsschrift DE 10234825 A1 beschrieben, auf die Faser applizieren. Hierbei dienen die reduktiven Bedingungen lediglich als Kompensation des in die Färbeflotte eingetragenen Luftsauerstoffes. Auf diese Weise kann ein salz-, CSB- und TOC-armes Abwasser erhalten werden. Die Verwendung der erfindungsgemäßen Leukoschwefel- Farbstoff-Zusammensetzungen bedeutet daher einen großen ökologischen und ökonomischen Vorteil.
Alternativ ist es auch möglich die elektrochemische Reduktion zur Herstellung der erfindungsgemäßen Farbstoffzusammensetzungen auch im Färbebad direkt herzustellen.
Dabei wird beispielsweise in einer durch Kationenaustauschermembran geteilten Zelle, die eine Edelstahlkathode und eine edelstahlmischoxidbeschichteten Titan elektrode als Anode enthält, in Gegenwart von Leitelektrolyt, bei Stromdichten von 50 mA/cm2 bis 500mA/cm2, bevorzugt zwischen 50 mA/cm2 und 150 mA/cm2 und einer Strömungsgeschwindigkeit von 0,1m/s bis 2 m/s, bevorzugt bei 0,1 bis 0,4 m/s zugänglich sind, elektrolysiert, wobei das
Färbebad durch das Färbegut zirkuliert und als Teilstrom durch den Kathodenraum gepumpt wird, sodass eine laufende Regeneration des Färbebades durch Austausch mit dem Katholyten erfolgt. Der Katholyt, enthält den zu reduzierenden Schwefelfarbstoff, beispielsweise C. I. SuIf ur Black 1 oder C. I. Vat Blue 43, gegebenenfalls Netzmittel, Leitelektrolyt, bevorzugt alkalische Lösungen von Alkalisaizen, insbesondere
Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid oder Soda verwendet, wobei besonders bevorzugt verdünnte Natronlauge zum Einsatz kommt, sowie Leitsalz. Die Konzentration an
zugesetztem Leitsalz beträgt zwischen 0,1 mol/l bis 5 mol/l bevorzugt zwischen 0,1 mol/l bis 1 r5 mol/l.
Im Färbebad befindet sich das färbefertig vorbehandelte cellulosehaltige Material. Das Färbeprogramm besteht aus mehreren Phasen: Reduktioπs- und Aufheizphase Färbe und Abkühlphase Fertigstellung der Färbung durch Oxidation des Schwefelfarbstoffs, Spülen und Trocknen.
Die coloristische Bewertung der mit den erfindungsgemäßen Leuko-Schwefelfarbstoffe erhaltenen Färbungen zeigt, dass sich diese im Vergleich zu herkömmlich durch Verwendung von chemischen Reduktionsmitteln hergestellten Leuko-Schwefelfarbstoffe durch einen deutlich niedrigeren Anteil an nicht faseraffinen Abfallprodukte auszeichnen. Dies führt zu einer größere Reinheit im Farbton bei gleichzeitiger Farbton-Verschiebung der elektrochemisch hergestellten Leukoschwefel-Farbstoff-Zusammensetzungen. So konnte beim CJ. Sulfur Black 1 eine deutliche Farbnuance-Verschiebung nach blauer, röter, reiner beobachtet werden. Diese Effekte werden analog bei der elektrochemischen Reduktion von Cl. Vat Blue 43 beobachtet.
Die Bewertung der Färbung erfolgt farbmetrisch durch Farbortmessung gemäß DIN 6174 und DIN 5033 beschrieben werden.
Wie die L-Werte in Tabelle 3 zeigen, kann im Falle einer elektrochemischen Reduktion bei erhöhten Stromdichten gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren bei geringeren Farbstoffmengen die gleiche Farbstärke erreicht werden.
Tabelle 3:
Die Farbtiefe und Farbnuance kann mittels einer Ausziehfärbung in Abhängigkeit der Konzentration an Farbstoff und eingesetzter Stromdichte durch Farbortmessung der Ausfärbungen (10%-ige sulfidische Ausfärbung) beschrieben werden. Auch im Falle des Cl. Vat Blue 43 erhält man eine eindeutige Verschiebung der Farbnuance in Abhängigkeit von der eingesetzten Stromdichte (röter im Falle der höheren Stromdichte), wie in Tabelle 4 gezeigt
Tabelle 4:
Neben den Aspekten der Farbnuance fällt auf, dass die erfindungsgemäßen Schwefelfarbstoffe bezogen auf eine vergleichbare Farbstärke bis zu 10% weniger
Schwefelfarbstoff-Paste und somit bis zu 10% weniger Rohstoffeinsatz benötigen als die chemisch hergestellten Leuko-Schwefelfarbstoff-Lösungen.
Die erfindungsgemäßen elektrochemisch reduzierten Leuko-Chinonimin-Schwefelfarbstoff- Zusammensetzungen können durch Isolierung als Feststoff stabilisiert werden. Gegenstand der Erfindung ist daher auch ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen reduzierten Chinoimin-Schwefelfarbstoffe in ihrer festen Form, durch Herabsteüen des pH-Wertes auf < 9 und/oder Trocknung der elektrochemisch reduzierten Leuko-Chinonimin-Schwefelfarbstoff- Lösungen. Eine Form der erfindungsgemäßen Isolierung besteht im Herabsetzen des pH-Wertes auf ≤ 9, wobei dies durch Zusatz organische Säuren, Mineralsäuren und Kohlendioxid zu den reduzierten Lösungen erfolgen kann. Ferner können die reduzierten Schwefelfarbenlösungen durch Wasserzugabe auf einen pH-Wert < 9 eingestellt und die Farbstoffe somit präzipitiert werden. Die Gewinnung der erfindungsgemäßen Produkte erfolgt dann durch Filtration und anschließender Trocknung. Dabei verbleiben die Salze und die nicht faseraffinen organischen Bestandteile in Lösung. Das hierbei anfallende Filtrat kann oxidativ behandelt und die CSB-Fracht somit merklich verringert werden. Die auf diese Weise erhaltenen
trockenen Schwefelfarbstoffe enthalten einen Restsalzgehalt < 10 Gew.-% bezogen auf die Gesamtmasse.
Die zweite Möglichkeit zur Isolierung der festen Leuko-Chinonimin-Schwefelfarbstoffe besteht in der vollständigen Trocknung der bei der Reduktion anfallenden Lösung. Die
Trocknung kann unter Verwendung üblicher Trocknungssysteme und -apparate (z.B.
Verdampfer), z.B. durch Sprühtrocknung oder Dünnschichttrocknung erfolgen und das getrocknete Produkt kann bis zur gewünschten Teilchengröße weiter zerkleinert werden, um das trockene, reduzierte, in Alkali lösliche Produkt beispielsweise in die Form von Pellets, Pulver oder Schuppen zu überführen. Ferner sind Formulierungen mit geeigneten
Hilfsmitteln durch Mischen möglich. Eine weitere Möglichkeit zur Trocknung besteht in der
Gefriertrocknung.
Die auf diese Weise erhaltenen trockenen Leuko-Schwefelfarbstoffe können beispielsweise im Falle des Cl. Leuco Sulfur Black 1 eine Konzentration an Reduktonsäquivalenten zwischen 150 Ah/kg und 534 Ah/kg und im Falle ein Cl. Vat Blue 43 zwischen 75 Ah/kg und 225 Ah/kg bezogen auf 1 kg trockenen festen Farbstoff haben.
Als trockenes Produkt wird ein Leukoschwefelfarbstoff verstanden, mit einem Wassergehalt < 5 Gew.-%, vorzugsweise ≤ 2 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Produkt. Durch das beschriebene Verfahren können auf sehr einfache Weise die erfindungsgemäßen Leukoschwefelfarbstoffe in ihrer stabilisierten (ohne Zusatz von weiteren Sulfiden undanderen Hilfsmitteln) Leucoschwefelfarbstoff-Zusamrnensetzungen in sehr hoher Konzentration erhalten werden, die praktisch frei von Sulfiden und im Falle einer Isolierung mittels Präzipitation bei niedrigeren pH-Werten frei von Salzen und organischen nicht faseraffinen Bestandteilen sind. Der noch vorliegende Gehalt ist < 1 Gew.-% und vorzugsweise < 0,5 Gew.-% bezogen auf das gesamte Produkt. Die hergestellten Farbstoffe zeichnen sich durch Beständigkeit gegen atmosphärische Oxidation aus. Die zur Isolierung der erfindungsgemäßen Produkte eingesetzten Leukoschwefelfarbstoff- Lösungen können Konzentrationen von 20 bis 600 g/L an eingesetzten Farbstoff enthalten. Die erfindungsgemäßen Produkte können nach Lösen in Wasser und gegebenenfalls Alkalizusatz zum Färben von cellulosehaltigem Material oder Leder eingesetzt werden. Die erfindungsgemäßen trockenen Leuko-Schwefelfarbstoff-Zusammeπsetzungen lassen sich nach dem Lösen sowohl nach den klassischen Färbemethoden, die mit einem Überschuss an chemischen Reduktionsmitteln arbeiten, als auch mit optimierten Färberezepten unter Schutzgas oder elektrochemisch, wie in Offenlegungsschrift DE 10234825 A1 beschrieben, auf die Faser applizieren. Hierbei dienen die reduktiveπ Bedingungen lediglich der Kompensation des in der Färbeflotte eingetragenen Luftsauerstoffes. Die Verwendung der
erfindungsgemäßen Leukoschwefelfarbstoff-Zusammensetzungen bedeutet daher einen großen ökologischen und ökonomischen Vorteil. Die Coloristik der Produkte entspricht der Coloristik der in der Anmeldung DE 102004040601.4 beschriebenen Muster.
Die nachstehenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Erfindung.
Herstellbeispiel 1 (Muster 1 )
In einer durch eine Kationenaustauscher-Membran (Nafion 424) geteilten Durchflusszelle wird eine wässrige Suspension eines in der Produktion anfallenden Cl, Sulfur Black 1 Presskuchens elektroiysiert. Hierbei wird mit einer geringen Farbstoff Menge gestartet, die im Laufe der Elektrolyse sukzessive erhöht wird. Dabei wird mit 156,9 g Cl. Sulfur Black 1 ber. tr. in 2L Wasser mit 8 mL Natronlauge 50% und 4 ml Primasol NF als Netzmittel begonnen und bis zu einer Mengen von 2271 g Cl. Sulfur Black 1 ber. tr. in 5,815 L Gesamtvolumen Umgesetzt. Als Anolyt wird dabei Natronlauge (1 mol/l) verwendet. Die Elektrolyse wird über 3510 Minuten mit einer Stromdichte von 100 mA/cm2 bei einer Strömungsgeschwindingkeit von 0,2 m/s durchgeführt. Der nach der Elektrolyse feststeilbare Gehalt an Reduktionsäquivalenten beträgt 4,2, was einer Ladungsmenge von 378 Ah pro kg Farbstoff entspricht. Die so hergestellte Lösung kann entweder ohne weitere Zusätze oder mit minimierten Zusätzen an Reduktionsmitteln zu Färbezwecken eingesetzt werden. Das HPLC Spektrum des Reaktions Produktes ist in Abbildung 1 wiedergegeben.
Herstellbeispiel 2 (Muster 2)
In einer durch eine Kationenaustauscher-Membran (Nafion 424) geteilten Durchflusszelle wird gemäß DE1906083 die Elektrolyse einer Cl. Sulfur Black 1 -Suspension bei einer Stromdichte 20 mA/cm2 durchgeführt.
Das HPLC Spektrum des Reaktionsproduktes ist in Abbildung 2 wiedergegeben.
Hersteilbeispiel 3 (Muster 3)
In einer durch eine Kationenaustauscher-Membran (Nafion 424) geteilten Durchflusszelle wird analog EP10122210 die Elektrolyse einer Cl. Sulfur Black 1 -Suspension bei einer Stromdichte von 0,48 mA/cm2 durchgeführt.
Das HPLC Spektrum des Reaktionsproduktes ist in Abbildung 3 wiedergegeben.
Herstellbeispiei 4 (Muster 4)
In einer durch eine Kationenaustauscher-Membran (Nafion®424) geteilten Durchflusszelle wird eine wässrige Suspension eines in der Produktion anfallenden Cl. Sulfur Black 1 Presskuchens elektrolysiert. Hierbei wird mit 337 g Cl. Sulfur Black 1 ber. tr. In 4L Wasser mit 16ml_ Natronlauge 50% begonnen und bis zu einer Menge von 1740g Cl. Sulfur Black 1 ber. Tr. In 6,8L Gesamtvolumen umgesetzt, in dem sukzessive über einen Zeitraum von 1320 Minuten Portionen von 126g bis 253g Cl. Sulfur Black 1 ber. tr. zugesetzt werden. Die Elektrolyse wird mit einer Stromdichte von 0,83 mA/cm2 begonnen und mit zunehmender Konzentration an Leukofarbstoff bis auf 100 mA/cm2 bei einer Strömungsgeschwindigkeit von 0,2m/s durchgeführt. Der nach der Elektrolyse feststellbare Gehalt an Reduktionsäquivalenten beträgt 5,67, was einer Ladungsmenge von 504 Ah pro kg Farbstoff entspricht. Die so erhaltene Lösung entspricht in ihrer molekularen Zusammensetzung der in Herstellbeispiel 1 hergestellten Farbstoff-Lösung.
Das HPLC Spektrum des Reaktionsproduktes ist in Abbildung 5 wiedergegeben Das Reaktionsprodukt kann wie folgt als Feststoff isoliert werden:
Variante 1 :
Die Farbstoff Lösung wird auf 1300C erhitzt und 12 Stunden bei 130°C gehalten bis ein trockener Rückstand vorliegt. Man isoliert 34g eines trockenen schwarzen Produktes, das gut und vollständig in Wasser löslich ist und zum Färben verwandt werden kann.
Variante 2:
100g der Leukofarbstoff-Lösung werden bei 6O0C mit Kohlendioxid versetzt bis ein pH-Wert < 9 vorliegt und der Farbstoff vollständig präzipitiert ist. Der ausgefallene Farbstoff wird unter Argon abfiltriert und bei 8O0C im Vakuum getrocknet. Man isoliert 22g eines trockenen schwarzen Produktes, das gut und vollständig in verdünnter Natronlauge löslich ist und zum Färben verwandt werden kann.
Herstellbeispiel 5 (Muster 6) In einer durch eine Kationenaustauscher-Membran (Nafion 424) geteilten Durchflusszelle wird eine wässrige Suspension eines in der Produktion anfallenden Presskuchen von Cl. Vat Blue 43 elektrolysiert, wobei mit 50,0 g Cl. Vat Blue 43 ber. tr. in 3L Wasser mit 8 mL Natronlauge 50% und 4 ml Primasol NF als Netzmittel begonnen wird. Diese Menge wird sukzessive bis zu 400 g Cl. Vat Blue 43 ber. tr. in 4,6 L Gesamtvolumen erhöht. Als Anolyt
wird Natronlauge (1 mol/l) verwendet. Die Elektrolyse wird über 650 Minuten bei einer Strömungsgeschwindigkeit von 0,2 m/s mit einer Stromdichte von 100 mA/cm2 durchgeführt. Der nach der Elektrolyse feststellbare Gehalt an Reduktioπsäquivalenten beträgt 3, was einer Ladungsmenge von 221 ,5 Ah pro kg Farbstoff entspricht. Die so hergestellte Lösung kann entweder ohne weitere Zusätze oder mit minimierten Zusätzen an Reduktionsmitteln zu Färbezwecken eingesetzt werden.
Das HPLC Spektrum des Reaktionsproduktes ist in Abbildung 6 wiedergegeben Isolierung als Feststoff:
100g der Farbstoff lösung, werden bei 6O0C mit Kohlendioxid versetzt bis ein pH-Wert < 9 vorliegt und der Farbstoff vollständig präzipitiert ist. Der ausgefallene Farbstoff wird unter Argon abfiltriert und bei 800C im Vakuum getrocknet. Man isoliert 15g eines trockenen tiefblaues Produktes, das gut und vollständig in verdünnter Natronlauge löslich ist und zum Färben verwandt werden kann.
Herstellbeispiel 6 (Muster 7)
In einer durch eine Kationenaustauscher-Membran (Nafion 424) geteilten Durchflusszelle wird analog EP101222104 die Elektrolyse einer Cl. Vat Blue 43 -Suspension bei einer Stromdichte von 10 mA/cm2 durchgeführt.
Das HPLC Spektrum des Reaktionsproduktes ist in Abbildung 7 wiedergegeben
Herstellbeispiel 7
100g einer Leu kos chwefe I schwarz 1 - Lösung mit einer Farbstoffkonzentration von 330 g/L, die entsprechend Herstellbeispiel 4 der Anmeldung DE 102004040601.4 hergestellt wurde, wird auf 13O0C erhitzt und 12 Stunden bei 1300C gehalten bis ein trockener Rückstand vorliegt. Man isoliert 34g eines trockenen schwarzen Produktes, das gut und vollständig in Wasser löslich ist und zum Färben verwandt werden kann.
Herstellbeispiel 8:
100g einer Leukoschwefelschwarz 1 - Lösung mit einer Farbstoff konzentratioπ von 330 g/L, die entsprechend Herstellbeispiel 4 der Anmeldung DE 102004040601.4 hergestellt wurde, werden bei 600C mit Kohlendioxid versetzt bis ein pH-Wert < 9 vorliegt und der Farbstoff vollständig präzipitiert ist. Der ausgefallene Farbstoff wird unter Argon abfiltriert und bei 800C
im Vakuum getrocknet. Man isoliert 22g eines trockenen schwarzen Produktes, das gut und vollständig in verdünnter Natronlauge löslich ist und zum Färben verwandt werden kann.
Herstellbeispiel 9: 100g einer Lösung von reduziertem Cl. Vat Blue 43 mit einer Farbstoffkonzentration von 250g/L, die entsprechend Herstellbeispiel 5 der Anmeldung DE 102004040601.4 hergestellt wurde, werden bei 6O0C mit Kohlendioxid versetzt bis ein pH-Wert < 9 vorliegt und der Farbstoff vollständig präzipitiert ist. Der ausgefallene Farbstoff wird unter Argon abfiltriert und bei 8O0C im Vakuum getrocknet. Man isoliert 15g eines trockenen tiefblaues Produktes, das gut und vollständig in verdünnter Natronlauge löslich ist und zum Färben verwandt werden kann.
Färbungen Färbung im konventionellen Ausziehverfahren
Mit einer Färbeflotte, die jeweils 16% im Falle des Cl. Sulfur Black 1 und 10% im Falle des C. I. Vat Blue 43, gemäß Herstellbeispieleπ 1- 5 hergestellten Leuko-Farbstofflösung, 2 g/l anionisches Netzmitte!, 2 ml/l Natronlauge 380Be, 10ml/l Suffhydrat F 150%, 5 ml/l Stabilisal S fl., 30 g/l Natriumsulfat und ca. 50 ml VE-Wasser enthält, sodass die Gesamtflotte 100 ml beträgt, wird im Flottenverhältnis 1:10 ein Baumwollgewebe, beispielsweise Baumwoll- Wirkware gebleicht, im Ausziehverfahren gefärbt, wobei von einer Anfangstemperatur von 50°C ausgegangen wird, in der Aufheizzeit wird 27Minute bis 95°C aufgeheizt, dann bei 950C 45 Minuten lang gefärbt und anschließend mit 3°C/Minute auf 6O0C abgekühlt. Zur Nachbehandlung wird ca. 5 Minuten lang mit kaltem VE-Wasser gespült und anschließend nachoxidiert. Dazu wird das gefärbte Gewebe im Flottenverhältnis 1
:10 mit 1% Wasserstoffperoxid 35% und 2% Essigsäure bei einem pH von 4,5 für 15 Minuten bei 700C behandelt. Die Oxidation zum festen Schwefelfarbstoff kann alternativ durch Einblasen von Luft bei 600C über zwei Stunden erfolgen
Anschließend wird 3 bis 5 Minuten in heißem VE-Wasser und danach bis 5 Minuten in kaltem VE-Wasser gespült, das gefärbte Gewebe wird abgequetscht und getrocknet.
Elektrochemisches Färben
In einer durch eine Katioπenaustauschermembran geteilten Zelle mit einem Volumen von 25 I1 mit einer dreilagigen zylindrischen Edeistahlkathode mit einer Gesamtoberfläche von
2m2, einer edelmetallmischoxidbeschichteten Titanelektrode sowie 0,1 M NaOH als Anolyt und Katholyt enthaltend 540 g Cl. Sulfur Black 1 als 33% feuchte Paste, 52 ml Netzmittel, 210 ml Natronlauge 50%, sowie 1 ,56 kg NaCI wird in der Anfangsphase der Elektrolyse bei einem Zellenstrom von 25 A, einer Zellenspannung von 25 A bei ca. 8 Volt bei einer Stromdichte von 125 mA/cm2 reduziert. Das Färbebad wird dabei mit ca. 35 l/kg durch das Färbegut, einem färbefertig vorbehandelte Kreuzspulen mit Baumwollgarn Nm 69 mit einer Masse von 2700 g, zirkuliert und als Teilstrom durch den Kathodenraum gepumpt, sodass eine laufende Regeneration des Färbebades durch Austausch mit dem Katholyteπ erfolgt.
Das Färbeprogramm besteht aus mehreren Phasen: 1. Reduktions- und Aufheizphase: während dieser Phase wird das Färbebad auf die erforderliche Färbetemperatur gebracht, gleichzeitig wird die erforderliche Stromdichte zur Farbstoffreduktion angelegt.
2. Färbe und Abkühlphase: der eigentliche Färbevorgang wird bei 800C durchgeführt
3. Fertigstellung: Oxidation mit Wasserstoffperoxid, Spülen und Trocknen. Die auf diesem Weg erhaltene Färbung hat einen L-Wert von 27, 11 , einen s-Wert von +0,66 und einen b-Wert von -1,95.