Verfahren zur Gewinnung und Reinigung substituierter Benzolsulfonate
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung und Reinigung substituierter Benzolsulfonate, wobei ein Gemisch, das mindestens ein substituiertes Benzolsulfonat oder mindestens eine korrespondierende substituierte
Benzolsulfonsäure, Schwefeltrioxid, Schwefelsäure und/oder Chlorwasserstoff in freier oder gebundener Form enthält, in einer wässerigen Phase mit einem Alkalihydroxid neutralisiert und in dieser wässerigen Phase gereinigt wird und wobei das mindestens eine substituierte Benzolsulfonat anschließend aus dieser wässerigen Phase abgetrennt wird.
Substituierte Benzolsulfonate haben einen weiten Einsatzbereich. Alkyibenzolsulfonate mit mehr als 5 Kohlenstoffatomen in der Alkylgruppe sind die am häufigsten eingesetzten seifenfreien Tenside, da sie gut reinigende, emulgierende, schaumbildende und benetzende Eigenschaften besitzen. Lineare Alkyibenzolsulfonate sind biologisch gut abbaubar und sind deshalb wesentlicher
Bestandteil von vielen Waschmitteln und anderen Reinigungsmitteln. Amidosäurephenylestersulfonate dienen als Bleichaktivatoren in Waschmitteln und anderen Reinigungsmitteln, die Bleichen enthalten. Diese Aktivatoren haben mehrere vorteilhafte Eigenschaften wie exzellente Bleichleistung bei minimaler Schädigung von Gewebefarben, gute Kompatibilität mit Waschmaschinen und ein gutes Geruchsprofil in der Wäsche.
Aus dem Stand der Technik sind viele unterschiedliche Synthesewege für substituierte Benzolsulfonate bekannt.
Es ist bekannt [„Surfactants" in Ullmann's Encyclopedia of industrial Chemistry, Vol.
A25, p. 747 + 817, Weinheim 1994, und Deutsche Auslegeschrift 1 131 662], oberflächenwirksame Alkyibenzolsulfonate in der Weise zu gewinnen, daß man Alkylbenzole mit einer Seitenkette von 8 bis 20 Kohlenstoffatomen mit Oleum sulfoniert, die überschüssige Schwefelsäure abtrennt und im Anschluß daran das Reaktionsprodukt mit Natronlauge neutralisiert. Die so erhaltenen Produkte enthalten jedoch nach der Neutralisation noch 10 bis 15 % Fremdsalze, die im wesentlichen aus Natriumsulfat bestehen, das aus dem überschüssigen
Sulfonierungsmittel herrührt, sowie aus einer geringen Menge an Natriumchlorid, das aus dem sich an die Neutralisation gegebenenfalls anschließenden
Bleichprozeß mit Natriumhypochlorit stammt.
In bekannter Weise wird die Befreiung des Alkylbenzolsulfonates von diesen anorganischen Salzen durch Extraktion mit organischen Lösungsmitteln, wie Alkoholen oder auch chlorierten Kohlenwasserstoffen, durchgeführt. Diese Verfahren sind jedoch umständlich und führen nicht immer zu den gewünschten Erfolgen.
Aus „Surfactants" in Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, Vol. A25, p. 747 ■*- 817, Weinheim 1994, ist ferner bekannt, die Sulfonierung mit reinem Schwefeltrioxid durchzuführen, wodurch der Anfall von Fremdsalzen bei der Neutralisation verringert wird. Das Sulfonierungsverfahren mit Schwefeltrioxid in vergaster oder flüssiger Form ist aber, apparativ betrachtet, kompliziert. Außerdem enthalten die Natriumalkylbenzolsulfonate aus diesen Verfahren weiterhin einen Anteil an Fremdsalzen (Natriumsulfat, Natriumchlorid) im Prozentbereich bezogen auf die aktive Substanz.
Es ist weiterhin bekannt, als Sulfonierungsmittel Chlorsulfonsäure zu verwenden. In diesem Falle bilden sich teilweise Alkylbenzolsulfochloride, die bei der Weiterverarbeitung zur Bildung von Natriumchlorid und Natriumsulfat als Nebenprodukten führen.
Es ist weiterhin bekannt, Natriumalkylbenzolsulfonate mit Natriumchlorid aus wässerigen Lösungen, die auch Natriumsulfat gelöst enthalten können, auszusalzen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß man auf diese Weise erst nach längeren Absitzzeiten zu fremdsalzarmen Alkylbenzolsulfonaten gelangt, die aber stets noch einen bestimmten Gehalt an Natriumsulfat aufweisen. Diese Produkte sind daher nicht zur Herstellung von gegen Natriumsulfat empfindlichen kosmetischen Erzeugnissen und ebenfalls nicht für den Einsatz als Emulgatoren in großtechnischen Prozessen, die in der Emulsionsphase stattfinden, verwendbar.
Aus der Deutschen Auslegeschrift 1 131 662 ist ferner bekannt, daß man
Alkyibenzolsulfonate mit einem Gemisch aussalzen kann, das neben Natriumchlorid und Natriumsulfat noch einen Anteil an Alkylpolysulfonaten enthält, und daß die Schichtentrennung zwischen wässeriger Phase und alkylbenzolsulfatreicher Phase dadurch schneller erzielt wird, wonach die als wässerige Paste anfallenden fremdsalzarmen Alkyibenzolsulfonate in bekannter Weise von der Unterschicht abgetrennt werden können. Dieses Verfahren hat den Nachteil, daß sich die verwendeten Alkylpolysulfonate zum einen Teil als unerwünschte Bestandteile im Produkt wiederfinden und zum anderen Teil das Abwasser aus dem Prozeß belasten. Außerdem betragen die Absitzzeiten auch nach diesem Verfahren noch mehrere Stunden.
Es sind weiterhin unterschiedliche Wege zur Synthese von
Amidosäurephenylestersulfonaten aus dem Stand der Technik bekannt, wie z. B. in WO 95/07882, WO 96/28417, EP 0 922 694 und EP 0 922 695 beschrieben. Aus
WO 99/09004 ist ein Verfahren zur Herstellung und Reinigung von Amidosäurephenylestersulfonaten bekannt.
Alle diese oben beschriebenen Verfahren zur Gewinnung und Reinigung von substituierten Benzolsulfonaten, insbesondere von p-substituierten
Benzolsulfonaten, besitzen die gemeinsame Problematik, daß die substituierten Benzolsulfonate nach Durchführung der beschriebenen Verfahren in Gegenwart von Wasser und/oder gegebenenfalls von Lösungsmittel in pastösen bis gelartigen Konsistenzen vorliegen, so daß die substituierten Benzolsulfonate nur sehr langsam und mit unbefriedigender Reinheit aus den Synthese- und/oder
Reinigungsgemischen abgetrennt werden können. Die Folge sind unwirtschaftlich große Trennapparate und unerwünscht hohe Produktverunreinigungen durch Nebenprodukte, wie z. B. Fremdsalze, oder Ausbeuteverluste beim Einsatz von Wäschen und/oder Bleichmitteln [„Surfactants" in Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, Vol. A25, p. 747 + 817, Weinheim 1994, und Deutsche
Auslegeschrift 1 131 662].
Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Gewinnung und Reinigung von substituierten Benzolsulfonaten zu entwickeln, das zum einen nicht
den Nachteil der sehr langsamen mechanischen Abtrennung des Produktes besitzt und zum anderen befriedigend hohe Reinheiten erzielt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur Gewinnung und Reinigung substituierter Benzolsulfonate, wobei ein Gemisch, das mindestens ein substituiertes Benzolsulfonat oder mindestens eine korrespondierende substituierte Benzolsulfonsäure, Schwefeltrioxid, Schwefelsäure und/oder Chlorwasserstoff in freier oder gebundener Form enthält, in einer wässerigen Phase mit einem Alkalihydroxid neutralisiert und in dieser wässerigen Phase gereinigt wird und wobei das mindestens eine substituierte Benzolsulfonat anschließend aus dieser wässerigen Phase abgetrennt wird, dadurch gekennzeichnet, daß das besagte Gemisch vor oder bei dem Eintrag in diese wässerige Phase in Partikel zerteilt wird, deren Sauterdurchmesser einen Wert aus dem Bereich von 1 μm bis 2 cm hat.
„Neutralisation" und damit sinnverwandte Wörter wie z. B. „neutralisieren" beziehen sich im Sinne dieser Erfindung ganz allgemein auf die Neutralisationsreaktion : Base + Säure - Salz + Wasser, und nicht unbedingt auf die speziellere Definition des Neutralstellens, die mit einem pH-Wert von ca. 7 verbunden wird.
Partikelschwärme bestehen in aller Regel nicht aus einheitlichen Partikeln gleicher Größe. Zur Charakterisierung der Partikelgröße eines Partikelschwarms wird in dieser Erfindung der Sauterdurchmesser verwendet, da er für verfahrenstechnische Trennoperationen mit umströmten Teilchen, wie z. B. die Filtration, ausschlaggebend ist. Der Sauterdurchmesser eines Partikelschwarms ist zu berechnen aus dem Volumen VP und der Oberfläche A aller Partikel eines Schwarms als: 6VP/A, siehe M. Zogg, „Einführung in die mechanische
Verfahrenstechnik", S. 15 + 17, Stuttgart 1993.
Die substituierten Benzolsulfonate im Sinne dieser Erfindung besitzen die allgemeine Strukturformel :
(I)
oder
wobei die beiden Substituenten am Benzolring sowohl in der gezeigten paraStellung als auch in meta- oder ortho-Stellung vorliegen können. Bevorzugt liegen die beiden Substituenten am Benzolring in der gezeigten para-Stellung vor. R ist eine lineare oder verzweigte Alkyl- oder Alkylengruppe mit 3 bis 20 Kohlenstoffatomen, die zum einen durch mindestens eine -O- und/oder -NH-Gruppe unterbrochen sein kann und die zum anderen durch mindestens eine Oxo-Gruppe substituiert sein kann. M steht für ein Alkalimetall, bevorzugt Natrium.
Besonders bevorzugte substituierte Benzolsulfonate sind lineare Natrium- Alkyibenzolsulfonate mit 8 bis 16 Kohlenstoffatomen in der Alkylgruppe, sowie 4-
Sulfophenyl-[(1-oxyalkanoyl)amino]alkanoate.
Ein ganz besonders bevorzugtes substituiertes Benzolsulfonat ist Natrium-n- Nonanoylamidohexanoyl-oxy-benzolsulfonat.
Eine besondere Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet, daß das Gemisch in Partikel zerteilt wird, deren Sauterdurchmesser einen Wert aus dem Bereich von 10 μm bis 0,5 cm, bevorzugt von 20 μm bis 1000 μm und besonders bevorzugt von 25 μm bis 300 μm, ganz besonders bevorzugt von 30 μm bis 100 μm hat.
Das Gemisch enthält bevorzugt 0,1 bis 20 %, besonders bevorzugt 1 bis 15 %, ganz besonders bevorzugt 2 bis 10 % Schwefeltrioxid, Schwefelsäure und/oder Chlorwasserstoff in freier oder gebundener Form.
Das Gemisch kann beliebige weitere Komponenten wie Nebenprodukte,
Lösungsmittel und Katalysatoren enthalten.
Das Zerteilen des Gemischs in Partikel kann durch alle Prozesse durchgeführt werden, die dem Fachmann zu diesem Zweck bekannt sind, beispielsweise durch
Zerstäuben, Zerwellen, Zertropfen oder Abtropfen, wie dies z. B. in P.Walzel, „Zerstäuben von Flüssigkeiten", Chem.-Ing.-Tech. 62 (1990) Nr. 12, S. 983 - 994 beschrieben ist (im englischen Sprachgebrauch werden für diese Begriffe die Bezeichnungen „Jetting", „Sinusodial waves", „Laminar jet disintegration" und „Dripping" verwendet, s. „Spraying and Atomizing of Liquids" in Ullmann's encyclopedia of industrial chemistry, Vol. B2, p. 6-1 - • 6-14, Weinheim 1988). Bevorzugt wird das Gemisch vor dem Eintrag in die wässerige Phase oberhalb der Oberfläche dieser Phase zerstäubt, besonders bevorzugt durch Verwendung mindestens einer Einstoffdüse.
In einer besonderen Ausführungsform des Verfahrens wird das Gemisch vor dem Zerteilen mit Hilfe mindestens eines magnetischen Abscheiders und/oder mindestens eines Siebes und/oder mindestens eines Filters und/oder mindestens einer Naßzerkleinerungsmaschine und/oder mindestens einer Homogenisiermachine von größeren Partikeln befreit, die das Organ, daß das
Gemisch in Partikel zerteilt, verstopfen können.
Durch Zugabe des Alkalihydroxids wird der pH-Wert der wässerigen Phase, in der das Gemisch neutralisiert und gereinigt wird, bevorzugt in einem Bereich von 7 bis 9, besonders bevorzugt von 7,5 bis 8,5 gehalten.
Durch direkte oder indirekte Kühlung wird die Temperatur der wässerigen Phase, in der das Gemisch neutralisiert und gereinigt wird, bevorzugt in einem Bereich von 0°C bis 80°C, besonders bevorzugt von 10°C bis 50°C, ganz besonders bevorzugt von 20°C bis 40°C gehalten.
In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird die wässerige Phase, in der das Gemisch neutralisiert und gereinigt wird, durch mindestens ein Rührorgan
mit Umfangsgeschwindigkeiten aus dem Bereich von 0,05 bis 5 m/s, bevorzugt von
0,1 bis 1 m/s, besonders bevorzugt von 0,2 bis 0,5 m/s durchmischt.
Die Abtrennung des substituierten Benzolsulfonats aus der wässerigen Phase, in der das Gemisch neutralisiert und gereinigt wird, kann durch alle Prozesse durchgeführt werden, die dem Fachmann zu diesem Zweck bekannt sind, beispielsweise durch Sedimentation, Filtration oder Zentrifugation. Bevorzugt wird das substituierte Benzolsulfonat durch Vakuumfiltration aus der wässerigen Phase abgetrennt.
In einer besonderen Ausführungsform des Verfahrens wird ein Teil der abgetrennten wässerigen Phase zur Neutralisation und Reinigung des Gemischs wiederverwendet.
Während oder nach der Abtrennung des substituierten Benzolsulfonats aus der wässerigen Phase, in der das Gemisch neutralisiert und gereinigt wird, kann das substituierte Benzolsulfonat mit einem Waschsystem gewaschen werden. Bevorzugt besteht das Waschsystem zu mehr als 60 Gew.-% aus Wasser.
In einer besonderen Ausführungsform des Verfahrens wird das Waschsystem nach der Abtrennung von dem gewaschenen substituierten Benzolsulfonat ganz oder in Teilen als Waschsystem wiederverwendet und/oder der wässerigen Phase zur Neutralisation und Reinigung des Gemischs zugeführt.
Das substituierte Benzolsulfonat kann nach der Abtrennung aus der wässerigen
Phase zur weiteren Aufreinigung getrocknet werden. Dazu sind alle Prozesse verwendbar, die dem Fachmann zu diesem Zweck bekannt sind.
Das Verfahren kann ganz oder in Teilen absatzweise oder kontinuierlich betrieben werden, vorzugsweise wird das Verfahren vollständig kontinuierlich betrieben.
Die Erfindung beruht unter anderem auf dem überraschenden Effekt, daß die Abtrennung eines substituierten Benzolsulfonats aus der wässerigen Phase sehr viel schneller und mit einem wesentlich besseren Trennergebnis, d. h. einer höheren
Reinheit, verläuft, wenn das Gemisch, daß das substituierte Benzolsulfonat oder die korrespondierende substituierte Benzolsulfonsäure enthält, der wässerigen Phase zur Neutralisation und Reinigung in Form von Partikeln, die von ihrer Partikelgröße und -form her selber gut abtrennbar wären, zugeführt wurde, obwohl das zugeführte Gemisch selbst flüssig ist.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens sind im wesentlichen darin zu sehen, daß ein substituiertes Benzolsulfonat mit hoher Reinheit und guter Ausbeute mit geringem apparativem und energetischem Aufwand gewonnen wird.