Polster eines Sitzes oder eines Liegemöbeis mit einem desorbierenden Feuchtiαkeitsspeicher
Anwendungsgebiet der Erfindung Die vorliegende Erfindung betrifft ein Polster eines Sitzes oder eines Liegemöbels mit einem desorbierenden Feuchtigkeitsspeicher, welcher vorzugsweise als Schichteinlage mit hydrophilem Charakter zwischen dem Bezug des Polsters und dem Polsterkern angeordnet ist und die vom Benutzer aufgenommene Feuchtigkeit wieder in die Raumluft abgibt. Polsterkerne jedoch bestehen oft- mals aus Kunststoff, die von Natur aus nicht hydrophil sind, so dass sich ein unangenehmer Feuchtigkeitsstau zwischen dem Polster und der mit diesem in Kontakt kommenden Körperfläche der sitzenden Person, infolge unzureichender Feuchtigkeitsabfuhr, bildet. Es ist hinlänglich bekannt, dass mit dem Abführen derartiger Feuchtigkeit und Vermeidung eines Feuchtigkeitsstaus der Komfort wesentlich verbessert werden kann. Besonders wünschenswert ist eine Verbesserung des Sitzklimas auf Polstern, die ohne Unterbrechung längere Zeitspannen benutzt werden, wie z.B. Bürostühle, Kraftfahrzeugsitze und Sitze in Verkehrsmitteln für Langstrecken.
Stand der Technik
Gemäss der EP 0 126 798 B1 wurde zunächst vorgeschlagen, die Abfuhr sich sammelnder Feuchtigkeit durch Anordnung einer Wasserdampf durchlässigen Matte auf der dem Benutzer zugewandten Fläche des Schaumstoffkerns zu begünstigen, wobei im Schaumstoffkern Kanäle zum Ableiten der Feuchtigkeit vor- gesehen sind. Diese Kanäle sollen sich bei Kompression durch die Last des Benutzers nicht gänzlich verengen. Als Wasserdampf durchlässige Matte, die von einem äusseren Überzugsstoff überspannt ist, wird ein Vlies mit hydrophilem Binder eingesetzt. Das Vlies soll sowohl einen Anteil Feuchtigkeit speichern können als auch bei Sättigung Feuchtigkeit durchlassend ableiten.
In den Patentpublikationen DE 36 09 095 C2, DE 40 01 207 A1 und der DE 197 26 810 C1 wird zur intensiveren Feuchtigkeitsabfuhr ergänzend vorgeschlagen, die den Schaumstoffkern aufgebrachte Vliesschicht zwangsweise zu belüften
und mit einer Heizung zu kombinieren Die Vliesschicht enthalt ein hydrophiles faser- und/oder pulverformiges Absorbtionsmateπal
Aus der DE 40 34 920 A1 ist bekannt, die hydrophilen Schichten für Sitze aus kovalent vernetzten Copolymeren zu bilden, welche in verschiedenen Ausfuhrungsformen zum Einsatz kommen Erwähnt ist, das hydrophile Copolymer in Teilchenform in offenporigen Schaumstoff einzuschaumen oder zwischen Vlies- schichten einzustreuen und durch Kleben oder Einnahen in Taschen zu fixieren Damit soll eine ungleichmassige Verteilung des Copolymers vermieden werden Ferner ist angegeben, aus dem Copolymer die flussige Komponente zu entfernen, um eine Folie oder Watte herzustellen, und in dieser Form zwischen den Schaumstoffkern und den ausseren Sitzbezug anzuordnen, z B in ein Vlies einzuweben
Die DE 41 27 337 A1 lehrt ergänzend für die hydrophile Schicht superabsorbierende Polymere, d h lineare, wasserlösliche oder vernetzte, wasserquellbare makromolekulare Stoffe zu verwenden Als besonders zweckmassig wird angegeben, die hydrophile Schicht zum Benutzer des Sitzes hingewandt mittels einer die Feuchtigkeit durchlassigen, hydrophoben Schicht abzugrenzen und auf der Ruckseite der hydrophilen Schicht eine Belüftung vorzusehen
In der DE 198 09 156 A1 wird beschrieben, die hydrophile Schicht aus drei zusammenhangenden Schichten aufzubauen Hierbei sollen die zwei Aussenschichten, zumindest die zum Benutzer des Sitzes hingewandte Aussenschicht, Feuchte durchlassig sein Zwischen den Aussenschichten liegt als Abstandsge- wirk eine Tragerschicht aus losen, ineinander gekrauselten Fasern, in denen die Absorberpartikel gehalten werden
Der insoweit vorbekannte Stand der Technik weist folgende Nachteile auf - Das Fixieren von granulatformigem Superabsorber auf oder in einem Trager- matenal durch Einweben, Einnahen oder Kleben ist relativ arbeitsintensiv und man benotigt hierzu Vorrichtungen und Maschinen, um Einzelteile herzustellen
- Hergestellte Konfektionsteile mit eingearbeitetem Superabsorber können nachträglich nicht mehr zugeschnitten werden da ansonsten Granulat aus dem beschnittenen Konfektionsteil herausrieseln wurde
- Das Einarbeiten des Superabsorbers durch z B Einweben, Einnahen oder Kleben in Polstermateπal, bedingt eine begrenzt offen hegende Oberflache
- Das Granulat des Superabsorbers haftet nur bedingt am Tragermaterial, so dass unter Belastung die Gefahr der Migration des Granulats mit ungleich- massiger Verteilung besteht
- Bei höherer Feuchtigkeitsaufnahme geht das Granulat des Superabsorbers in einen geleeartigen Zustand über, so dass sich Klebverbindungen mit dem
Tragermaterial losen
Aufgabe der Erfindung
Angesichts der vorgenannten Nachteile beim bisher praktizierten Einbringen von Superabsorbern in hydrohpile Schichten, die in Polstern zur Abfuhr von vom Benutzer stammenden Feuchtigkeit eingefugt werden, liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine derart aufgebaute hydrophile Schicht vorzuschlagen, wo die erwähnten Nachteile nicht auftreten Der Fertigungsaufwand beim Herstellen eines Polsters mit einem desorbierenden Feuchtigkeitsspeicher soll sich vermin- dem und insgesamt kosteneffizienter werden
Übersicht über die Erfindung
Die hydrophile Schicht wird aus einem an sich bekannten Tragermateπal, gebildet, die aus einem Geflecht einzelner besteht, auf das ein Superabsorber direkt aufpolymeπsiert ist Das Fasergeflecht ist entweder direkt der aussere Überzug des Polsters oder eine Einlage, die in das Polster separat eingefugt oder mit dem Überzug verbunden wird Das Aufbringen des Superabsorbers geschieht z B durch Aufsprühen auf das Tragermaterial und anschhessenden Polymensa- tionsprozess Die einzelnen Fasern des Tragermaterials sind mit Superabsorber beschichtet, quasi umhüllt
Ein so mit einem Superabsorber beschichtetes Tragermaterial kann problemlos auf herkömmlichen Anlagen zugeschnitten werden Die konfektionierten Zuschnitte lassen sich in das Polster einfugen, vorzugsweise zwischen den aus-
seren Überzug und den geschäumten Polsterkern Auch bei maximaler Sättigung mit Feuchtigkeit behalt der Superabsorber im gelierten Zustand durch die Umhüllung der Fasern seine Verbindung zu diesen Als weiterer Vorteil ergibt sich eine räumlich gunstigere Verteilung des Superabsorbers als Umhüllung der tragenden Fasern mit einer wesentlich vergrosserten saugfahigen Oberflache
Als Alternative zum vliesartigen Tragermateπal kann man dafür auch einen offenporigen Kunststoffschaum einsetzen Schhesshch ist es möglich, auf ein separates Tragermatenal zu verzichten und den Superabsorber selbst zu schau- men der dann in dieser Konfiguration die hydrophile Schicht bildet
Ausfuhrungsbeispiel
Üblicherweise besteht ein Polster aus einem geschäumten Kunststoffkern und einem darüber gezogenem ausseren Überzug aus textilem Material, ggf auch Leder Das Polster ist zumeist zweigeteilt, nämlich in ein Polster für die horizontale Sitz- oder Liegeebene - zur Aufnahme des Gesasses des Benutzers bzw seines gesamten Korpers in liegender Haltung - und in ein Polster für die Vertikalebene als Ruckenlehne Die erfindungsgemasse hydrophile Schicht ist für beide Ebenen geeignet, d h für Sitze in Gestalt von Hockern, Stuhlen, Sesseln, Banken, Bodenkissen und Fahrzeugsitzen sowie für Liegemobel, also Sofas, Betten und Liegestuhle
Der Aufbau der hydrophilen Schicht im Polster kann in zwei prinzipiellen Varianten erfolgen namhch mit oder ohne Tragermaterial Für die Anordnung der hydrophilen Schicht im Polster werden mehrere Untervarianten vorgeschlagen
Variante I → Aufbau der hydrophilen Schicht mit Tragermatenal
Untervaπante A
Zwischen dem Kern des Polsters, welcher vorzugsweise aus geschäumtem Kunststoff beschaffen ist, und einem ausseren Überzug, welcher Feuchtigkeit durchlaset aber nicht aufnimmt, wird eine hydrophile Schicht eingebracht Diese hydrophile Schicht besteht aus einem Vlies als Tragermatenal, auf dessen Fasern ein chemisch an sich bekannter Superabsorber aufpolymeπsiert wurde Vorzugsweise wird die erfindungsgemasse hydrophile Schicht in Form von Mat- ten hergestellt, so dass sich daraus die verschieden konfigurierten Schichteinia-
gen - z B für die Sitzflache und die Ruckenlehne eines Burostuhls - schneiden lassen Zwischen dem ausseren Überzug und der eingelegten hydrophilen Schicht kann eine hydrophobe Zwischenlage angeordnet sein
Untervaπante B
Das vhesformige Tragermaterial mit dem aufpolymeπsierten Superabsorber und der so entstandenen hydrophilen Beschichtung ist auf den ausseren Überzug für das Polster aufkaschiert Das Aufkaschieren auf den ausseren Überzug geschieht in aller Regel auf der dem Benutzer abgewandten Seite
Untetvaπante C
Anstelle eines faserformigen Tragermaterials wird ein offenporiger Kunststoff- schaum, vorzugsweise eine Polyurethan-Schaum, verwendet, auf den der Superabsorber aufpolymeπsiert ist Eine so aufgebaute hydrophile Schicht lasst sich ebenfalls in das Polster zwischen Polsterkern und ausseren Überzug einfugen, eventuell unter Zwischenfugung einer hydrophoben Einlage Auch ist es möglich, die hydrophile Schicht mit einem Kunststoffschaum als Tragermatenal direkt oder indirekt auf den ausseren Überzug aufzu kaschieren
Untervariante D
In vereinfachter Weise ist der Superabsorber direkt auf die dem Benutzer abgewandte Seite des ausseren Überzugs aufpolymeπsiert Somit bildet der Überzug unmittelbar das faserformige Tragermatenal für die hydrophile Schicht
Variante II - Aufbau der hydrophilen Schicht ohne Tragermatenal
Die Variante I beruht auf der Benutzung eines faserformigen oder geschäumten Tragermateπals, das mit dem Superabsorber überzogen ist Bei der Variante II hingegen wird für den Superabsorber kein eigentliches Tragermatenal verwendet Der Superabsorber als solcher wird geschäumt und ergibt so die hydrophile Schicht Die Untetvaπanten A und B sind hier analog realisierbar, d h Einfugen einer allein aus Superabsorber geschäumten hydrophilen Schicht in das Polster oder Aufkaschieren dieser Schicht direkt bzw indirekt auf den ausseren Überzug
Die Feuchtigkeit, die ein Benutzer an den Koπtaktflachen mit dem Polster abgibt diffundiert durch den Überzug und wird von der hydrophilen Schicht, die als desorbierender Feuchtigkeitsspeicher wirkt, aufgenommen bis deren Sättigung erreicht wäre Damit wird die korpernahe Feuchtigkeit des Benutzers von seiner Kleidung oder blosser Hautoberflache abgeführt und das unangenehme Gefühl von geschwitzter Feuchtigkeit vermieden Wird das Polster vom Benutzer freigegeben, so dass Raumluft an die mit Feuchtigkeit beladenen Flachen der hydrophilen Schicht gelangt, tritt ein reversibler Prozess ein Durch den Überzug hindurch gibt die hydrophile Schicht die aufgenommene Feuchtigkeit sukzessive an die Umgebungsluft wieder ab Die Abgabe von Feuchtigkeit aus der hydrophilen Schicht lasst sich auch dann erreichen, wenn der Benutzer auf dem Polster verweilt, aber im Polster Freiflächen geschaffen sind, über die zirkulierende Raumluft an die hydrophile Schicht gelangen kann