Verfahren zur Verbindung elektrischer Kontaktstellen
B e s c h r e i b u n g
Technisches Gebiet
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur gleichzeitigen Verbindung von zwei oder mehreren Substraten mit einem oder mehreren elektrischen Kontakten unter Benutzung des anodischen Bondverfahrens gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Stand der Technik
Die gleichzeitige Herstellung vieler elektrischer Kon¬ taktstellen ist eine Aufgabe, die insbesondere in der Mikroelektronik zu bewältigen ist. Dazu sind eine Reihe von Verfahren in Gebrauch, von denen die bekanntesten das Ultraschallbonden und das Bumpbonden sind. Das Ultraschallbonden ist zwar ein sehr ausgereiftes Verfah¬ ren, hat aber den Nachteil, daß aufgrund der Drahtdicke die Kontaktfläche etwa 50 um x 100 um groß sein muß. Ein weiterer Nachteil besteht darin, daß ein gewisser Anteil der Ultraschallverbindungen defekt sein kann. Im Laufe der Zeit kommt es zum Abriß der Bonddrähte. In der Regel werden die Bondungen automatisch ausgeführt. Es gibt jedoch auch spezielle Bauelemente, wie z.B.' die sog. Streifendetektoren zum Nachweis ionisierender Strahlung, bei denen bis zu mehrere tausend Kontakte manuell gebondet werden müssen. Dies ist ein extrem aufwendiger Prozeß, bei dem es zu mangelhaften Verbin-
dungen kommen kann.
Darstellung der Erfindung
Das Bumpbonden ist ein technologisch anspruchsvoller Prozeß, bei dem die Kontaktstellen mit kugelförmigen, niedrigschmelzenden Metallen beschichtet werden. Beim Verbindungsvorgang werden beide Bauteile, der elektro¬ nische Chip und das Substrat, aufeinander gelegt und erwärmt. Dabei legieren die Kontaktkugeln mit den Me¬ tallkontakten auf dem Substrat. Diese Technologie ist nicht mit allen Bauelementen kompatibel und steht in vielen Fertigungen oder Labors nicht zur Verfügung.
Die beschriebenen Nachteile beider Verfahren können durch das erfindungsgemäße Verfahren der gleichzeitigen Verbindung mehrerer Kontaktstellen vermieden werden. Bei dieser Technik macht man von dem bekannten an¬ odischen Bondverfahren Gebrauch, welches in der Sensor¬ technologie zur Verbindung von Siliciumchips mit Glass¬ ubstraten verwendet wird. Dabei wird die saubere plane Siliciumfläche mit einer sauberen planen Pyrex- glasfläche zusammengebracht, auf Temperaturen bis ca. 400 °C erwärmt, ein elektrisches Feld angelegt und die beiden Teile lokal zusammengedrückt. Unter diesen Be¬ dingungen kommt es zu einer innigen, unlösbaren Verbin¬ dung zwischen dem Pyrexglas und dem Siliciumchip.
Dieses Verfahren wurde bisher in der Verbindungstechnik benutzt, um z.B. Sensorchips aus Silicium mit einem Glassubstrat zu verbinden, jedoch nicht zum Herstellen elektrischer Kontakte. Das Verfahren kann erfindungsge¬ mäß dazu benutzt werden, gleichzeitig eine große Anzahl elektrischer Leitungen miteinander zu verbinden. Dabei wird nach Anspruch 1 von der enormen Verbindungskraft
zwischen Pyrexglas und Silicium Gebrauch gemacht, die die Kontakte nach Anspruch 2 gegeneinander, ineinander oder aufeinander preßt. Durch Ultraschalleinwirkung oder Legierung vor, während oder nach dem Bondprozeß kann nach Anspruch 3 bzw. Anspruch 4 die elektrische Verbindung noch verbessert werden.
Nach dem heutigen Wissensstand funktioniert das an¬ odische Bonden besonders gut zwischen Silicium und Pyrexglas. Aus diesem Grunde müssen die beiden zu ver¬ bindenden Substrate im Bondbereich nach Anspruch 5 und 6 vorzugsweise eine Pyrexglasfläche bzw. eine Silicium- oberfläche oder eine Siliciumoxidoberfläche aufweisen. Im einfachsten Fall können z.B. Siliciumchips mit me¬ tallisierten Pyrexsubstraten direkt gebondet werden. Es ist jedoch manchmal vorteilhafter Substrate aus anderem Material zu verwenden, die dann lediglich im Bondbe¬ reich mit Pyrexglas bzw. Silicium beschichtet werden müssen.
Eine elektrische Verbindung läßt sich nach Anspruch 7 am einfachsten zwischen zwei Substraten herstellen, wenn diese jeweils eine dünne Metallschicht im Kontakt¬ bereich aufweisen. Diese Metallschicht kann z.B., wie in der Halbleiterfertigung üblich, durch einen Sputter- prozeß aufgebracht und photolithographisch strukturiert sein. Werden derartig präparierte Substrate mit ihren Kontaktflächen in Berührung gebracht, so werden sich in der Regel die Bondbereiche, da sie tiefer liegen, nur dann berühren können, wenn sich mindestens eines der beiden Substrate verformt. Dabei tritt ein Luftspalt zwischen der Kontaktstelle und dem Bondgebiet auf, dessen Breite von dem Abstand der beiden Substrate, deren Elastizität und unter Umständen dem Anpreßdruck
beim Bondvorgang abhängig ist. Die doppelte Breite dieses Luftspaltes plus gewünschter Breite des Bondbereiches stellen gleichzeitig auch die Untergrenze für den Abstand der Kontaktstellen dar, falls zwischen ihnen gebondet werden soll.
In Fig. 1 ist die Breite dieses Luftspaltes als Funkti¬ on des Abstandes (Summe der Schichtdicke beider Kontak¬ te) aufgetragen. Hierbei wurde als erstes Substrat eine Siliciumscheibe von 380 um Dicke und als zweites Sub¬ strat eine Pyrexglasscheibe von 800 um Dicke verwendet. Es ist zu sehen, daß bei einer Gesamtkontaktdicke von 1,35 um der Spalt etwa 500 um breit wird. Die Kontakt¬ stellen müssen demnach mehr als 1 mm voneinander ent¬ fernt sein, falls zwischen ihnen gebondet werden soll. Dies ist allerdings nicht unbedingt erforderlich. Um eine Spaltbreite von nur einigen um zu erreichen, müs¬ sen die Abstände unter 10 nm reduziert werden. Dies läßt sich nach Anspruch 8 auch ohne Verringerung der Kontaktmetalldicke dadurch erreichen, daß der Kontakt¬ bereich in mindestens eines der Substrate eingebettet wird.
Da die elektrischen Kontakte durch Gegeneinanderpressen der beiden Substrate im Kontaktbereich zustande kommen, ist es vorteilhaft, wenn nach Anspruch 9 diese leicht verformbar sind. Dies ist z.B. für Metalle wie Aluminium oder Gold zutreffend. Besonders vorteilhaft kann es sein, spezielle Kontaktstrukturen zu benutzen, die zahnförmig ineinandergreifen. Dies wird später an einem Ausführungsbeispiel gezeigt.
Für manche Anwendungen ist es nach Anspruch 10 ausrei¬ chend, die Metallkontakte auf einem der beiden Sub-
strate als Federn oder Stifte auszuführen, die wie bei bekannten Steckverbindungen den Kontakt herstellen.
Sind sehr viele elektrische Kontakte zu verbinden, so können nach Anspruch 11 die dazugehörigen Leiterbahnen in mehreren übereinander liegenden Ebenen in die Sub¬ strate eingebettet werden. Dabei kann man die bekannten Techniken für die Herstellung mehrlagiger Substrate zur Anwendung bringen.
Besonders interessant ist das erfindungsgemäße Verfah¬ ren nach Anspruch 13 für das Kontaktieren vom Silicium- Bauelement mit sehr vielen Kontakten, da gleichzeitig mit der Herstellung der elektrischen Kontakte das Baue¬ lement unlösbar mit dem zweiten Substrat verbunden wird. Wenn das zweite Substrat gleichzeitig als Chipträger mit den üblichen Steckkontakten ausgeführt ist, entfällt die Montage des Chips auf dem Träger.
Für eine Reihe von Anwendungen in der Grundlagenfor¬ schung ist es erforderlich mehrere großflächige Halb¬ leitersensoren, sog. Streifendetektoren möglichst eng miteinander elektrisch und mechanisch, unter möglichst geringem Materialeinsatz, zu verbinden. Dies läßt sich mit diesem Verfahren nach Anspruch 12 leicht erreichen, da das zweite Substrat sowohl zur Kontaktierung der Streifendetektoren untereinander als auch als mechani¬ sches Verbindungsteil dienen kann.
Auch für ein sandwichartiges Zusammenpacken mehrerer Lagen von Halbleiterbaulementen, insbesondere Strah¬ lungsdetektoren oder Speicherchips, ist das Verfahren nach Anspruch 13 geeignet.
Nach Anspruch 14 kann z.B. ein metallisiertes zweites Substrat auch einen Kontakt zu dotierten Bereichen eines ersten Substrates, vorzugsweise eines Siliciumbauele entes, herstellen. Schließlich bietet das erfindungsgemäße Verfahren nach Anspruch 14 sogar die Möglichkeit MIS-, vorzugsweise MOS-Strukturen zu realisieren, die als wesentliche Teile von Bauelemen¬ ten, insbesondere von Strahlungsdetektoren, benutzt werden können.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
Das erfindungsgemäße Verfahren soll nun anhand einiger Ausfuhrungsbeispiele erläutert werden, die in den fol¬ genden Figuren dargestellt sind. Dabei zeigen:
Fig. 1 die Breite des Luftspaltes zwischen den
Leiterbahnen und den Bondbereichen in Abhängig¬ keit von dem Abstand der beiden Substrate. Als Substrate wurden ein Pyrexglas mit 800 um Dicke und ein Siliciumscheibe mit 380 μm Dicke verwendet.
Fig. 2 einen Querschnitt durch den Kontaktbereich zweier Substrate (S1,S2), wobei die Leiter¬ bahnen (KG2, M2) des zweiten Substrates (S2) in dieses eingebettet sind.
Fig. 3 trapezförmig strukturierte Kontakte (M1,M2), die beim Kontaktieren ineinandergreifen.
Fig. 4 eine schematische Darstellung des Kontakt¬ bereichs eines konventionellen Streifen¬ detektors zur Ortsbestimmung durchfliegender Teilchen in der Aufsicht.
Fig. 5 eine schematische Aufsicht auf den Kontakt¬ bereich eines Streifendetektors, der mit Hilfe der erfindungsgemäßen Verbindung kontaktiert ist.
Fig. 6 die Aufsicht von mehreren Streifendetektoren, die mit Hilfe von Kontaktsubstraten elektrisch und mechanisch miteinander verbunden sind.
Fig. 7a eine schematische Darstellung eines zweiten
Substrates (KSL) aus Pyrexglas, das leiterförmig gestaltet ist und zur Aufnahme von Streifen¬ detektoren und der Ausleseelektronik (AE) dient.
Fig. 7b die Aufsicht auf mehrere Streifendetektoren (SD1,SD2, SD3) , die mit Hilfe eines leiter- förmigen Kontaktsubstrates (KSL) elektrisch miteinander verbunden und mechanisch fixiert sind.
Die Bedeutung der Fig. 1 wurde bereits vorher erläutert. Aus der Graphik ist der Zusammenhang zwischen Substratab¬ stand und Breite des Luftspaltes zwischen Leiterbahn und Bondstelle aufgetragen. Aus ihr können die Mindestabstände der Leiterbahnen für dieses System abgelesen werden.
Da die Leiterbahnen in der Mikroelektronik aus Leitfähig¬ keitsgründen typischerweise Dicken von ca. 1 um bis 1,5 μm aufweisen, ist es sinnvoll die Bahnen in mindestens eines der Substrate (Sl) oder (S2) einzubetten, um den Abstand der Bondbereiche möglichst unter 40 nm zu reduzieren. Eine derartige Anordnung ist im Ausführungsbeispiel der Fig. 2 dargestellt. Auf der linken Seite ist eine Gruppe (KG1, KG2) eng nebeneinanderliegender Kontakte zu sehen, die nur im Außenbereich (AB) anodisch gebondet werden. In
der rechten Gruppe dagegen sind die Metallkontakte (Ml, M2) jeweils durch eine Bondfläche (BF) voneinander ge¬ trennt. Dieses Beispiel soll zeigen, daß der Entwurf der Kontaktbereiche in hohem Maße an das spezielle Design eines Bauelementes angepaßt werden kann. Dies ist ein Vorteil, den keines der bekannten Kontaktierungsverfahren bieten kann.
In Fig. 3 sind die Metallkontakte der beiden Substrate (Sl) und (S2) trapezförmig gestaltet und greifen beim Ausführen des Bondvorganges in den Bereichen (AB) ineinan¬ der, so daß sich bei genauer Justage eine sehr innige Verbindung der Metallschichten (Ml) und (M2) erreichen läßt.
Da das erfindungsgemäße Kontaktierungsverfahren besonders vorteilhaft bei Bauelementen mit extrem hoher Kontaktdich¬ te ist, sind in Fig. 4 und Fig. 5 die Kontaktbereiche eines Streifendetektors (SD) schematisch dargestellt. In Fig. 4 sind die Bondpads (BPD) des Detektors mit den Bond- pads (BPL) der Leiterplatine (LP) durch Drähte (BD) ver¬ bunden, die durch konventionelles Ultraschallbonden ange¬ bracht wurden. In Fig. 5 sind die Metallstreifen (MS) des Streifendetektores (SD) direkt auf die Kontaktstreifen (KS) des Substrates (S2) gepreßt. Pressung und anodisches Bonden finden im Randbereich (AB) statt. Diese Detektoren können mehrere tausend Kontaktstellen aufweisen, so daß bei der klassischen Ultraschallverbindung die Bondpads in mehreren Reihen angeordne werden müssen und somit wertvol¬ le Sensorfläche verloren geht. Beim erfindungsgemäßen Kontaktieren sind überhaupt keine zusätzlichen Kontaktpads erforderlich, da direkt auf die Streifendioden kontaktiert werden kann. Damit vereinfacht sich nicht nur das Layout des Detektors sondern auch die Kontrolle der elektrischen
Parameter im Kontaktbereich (AB) . Desweiteren ist das Problem des Verbiegens und die Kurzschlußgefahr der Bonddrähte (BD) völlig eliminiert.
Die besonderen Vorteile des gleichzeitigen Kontaktierens werden beim Zusammensetzen von Arrays von Streifendetek¬ toren ersichtlich, wie sie in den Experimenten der Hoch¬ energiephysik erforderlich sind. Dies ist schematisch in Fig. 6 dargestellt, wo mehrere Streifendetektoren (SD1, SD2, SD3) mit Hilfe von metallisierten Kontaktsubstraten
(KS1, KS2) völlig freitragend miteinander verbunden sind. Die Verbindung zur Ausleseelektronik wird durch ein metallisiertes Substrat (KS3) hergestellt. Eine stabilere Konfiguration ist in Fig. 7a bzw. Fig. 7b zu sehen, bei der das Kontaktsubstrat gleichzeitig neben der elektri¬ schen Verbindung auch als mechanische Stütze benutzt wird. Es ist aus Stabilitätsgründen als ein leiterförmiger Rah¬ men (KSL) ausgeführt auf den die Detektoren (SD1, SD2, SD3) anodisch gebondet sind. Die Zwischenräume sind erfor¬ derlich um einen Teilchenstrahl passieren zu lassen. Die Bondverbindung kann am Randbereich der rechteckigen Dete¬ ktoren stattfinden. Die elektrische Kontaktierung erfolgt in den Kontaktbereichen (KS1, KS2, KS3) . Auf dem Substrat
(KSL) können auch Teile der Ausleseelektronik (AE) inte¬ griert werden.
Auch zur Herstellung eines in P 41 14 821.5 bzw. P 41 20 443.3 beschriebenen Streifendetektors kann das beschriebe¬ ne Verfahren herangezogen werden. Dieser Detektor benutzt als Streifen keine dotierten Bereiche, sondern Akkumulations- und Inversionsschichten, die mit Hilfe von MOS-Strukturen erzeugt werden. Solche MOS-Strukturen las¬ sen sich durch Anbonden von metallisierten Substraten auf beiden Seiten einer oxidierten Siliciumscheibe ausbilden.
Wenn die Dicke dieser Substrate z.B. nur 100 um beträgt, so stellen sie für manche Strahlung kein großes Hindernis dar, dienen aber gleichzeitig als eine Schutzschicht für das darunter liegende Silicium.
Die hier aufgeführten Beispiele wurden ausgewählt, um die Einsatzmöglichkeit der erfindungsgemäßen gleichzeitigen Kontaktierung zu veranschaulichen. Sie decken jedoch kei¬ neswegs alle Anwendungsfälle ab. Insbesondere ist es mög¬ lich anstelle der Substratkombination Silicium/Pyrexglas auch andere anodisch bondbare Substrate, wie z.B. Sili- cium/silicium zu verwenden. Dieses Paar weist den Vorteil auf, daß aufgrund des gleichen Materials keine mechani¬ schen Spannungen auftreten und daß durch anisotrope Ätzte¬ chniken Gräben für die Leiterbahnen hergestellt werde können. Dieses Ziel kann allerdings auch durch Ersatz des Pyrexglaseε, z.B. durch mit Pyrexglas beschichtetes Sili¬ cium, erreicht werden.