Beschreibung
Verfahren und Vorrichtung zum Betreiben einer Eisenbahn-Nebenstrecke
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Eisenbahn-Nebenstrecke, welche Streckeneinrichtungen, insbe¬ sondere Weichen, Signale, Achszähler, Balisen und/oder Anrückmelder, für spezifische Funktionen aufweist, wobei mindestens eine erste Streckeneinrichtung in Aktivmodus und in Energiesparmodus betreibbar ist, sowie eine zur Durchführung des Verfahrens geeignete Vorrichtung.
Aus der DE 10 2008 033 712 AI ist eine Eisenbahnsicherungsanlage bekannt, bei der ein stellwerkseitig generiertes Daten¬ telegramm die Streckeneinrichtung von Energiesparmodus in Aktivmodus umschaltet. Um eine zeitgerechte Umschaltung zu ge¬ währleisten, muss dabei stellwerkseitig die genaue Position der Schienenfahrzeuge bekannt sein. Bei Nebenstrecken, d. h. bei Schwachlastverkehr mit typischerweise maximal zwei Befah- rungen pro Stunde, ist diese Kenntnis jedoch nicht immer ge¬ geben .
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Aktivierung von Streckeneinrichtungen, die in Aktivmodus und Energiesparmodus betreibbar sind, zu vereinfachen, den Energieverbrauch zu minimieren und aufwendige Verkabelungen entbehrlich zu machen.
Verfahrensgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass der Ak¬ tivmodus der ersten Streckeneinrichtung bei Überfahrt eines Schienenfahrzeugs über eine zweite Streckeneinrichtung von der zweiten Streckeneinrichtung, gegebenenfalls nach Ablauf einer Verzögerungszeit, aktiviert wird.
Die zweite Streckeneinrichtung ist dazu gemäß Anspruch 5 mit einer Überfahrterkennungseinrichtung zur Erkennung der Überfahrt durch ein Schienenfahrzeug ausgestattet, wobei die Überfahrterkennungseinrichtung über eine Kommunikationsverbindung mit der mindestens einen ersten Streckeneinrichtung verbunden ist, deren Aktivmodus bei Überfahrterkennung oder nach einer pro ektierten Verzögerungszeit aktivierbar ausgebildet ist.
Die von dem Energiesparmodus in den Aktivmodus umzuschaltende erste Streckeneinrichtung wird von der vorzugsweise in der Nähe der ersten Streckeneinrichtung angeordneten zweiten Streckeneinrichtung angesteuert, wobei letztere Streckeneinrichtung die Information über die Annäherung eines Schienenfahrzeuges an die erste Streckeneinrichtung besitzt. Der Anstoß für die zeitgerechte Umschaltung in den Aktivmodus er¬ folgt dabei von der zweiten Streckeneinrichtung, wenn von dieser Streckeneinrichtung aus ein Schienenfahrzeug in Richtung auf die zu aktivierende erste Streckeneinrichtung startet. Die zeitgerechte Umschaltung ist dabei derart projek¬ tiert, dass die Beendigung des Energiesparmodus so spät wie möglich erfolgt. Vorzugsweise wird die Verzögerungszeit an¬ hand der sensorisch erfassten Überfahrt des Schienenfahrzeugs und einer von einer maximalen Streckengeschwindigkeit abhängigen Annäherung an die zu aktivierende Streckeneinrichtung projektiert. Dadurch wird das Zeitfenster, in dem die erste Streckeneinrichtung im Aktivmodus betrieben wird, optimal festgelegt. Der Energieverbrauch wird minimiert, wodurch zu¬ sätzlich eine Lebensdauerverlängerung der in Energiespar- und in Aktivmodus betreibbaren Streckeneinrichtung erreicht werden kann. Im Energiesparmodus wird die Streckeneinrichtung im Sinne eines Sleep-Modus oder Stand-by-Betriebes stromlos ge¬ schaltet. Lediglich für Kommunikation oder/und Lebenszeichen-
signalisierung erforderliche Systeme bleiben dauerhaft funk¬ tionsbereit .
Neben der Aktivierung einer in Fahrtrichtung vor dem Schie- nenfahrzeug befindlichen ersten Streckeneinrichtung ist auch die Aktivierung einer bereits passierten Streckeneinrichtung möglich, um diese zeitgerecht für ein nachfolgendes Schienen¬ fahrzeug in den Aktivmodus umzuschalten. Die zu aktivierende Streckeneinrichtung kann sogar auf dem Gegengleis bei zwei- gleisigen Nebenstrecken oder an einem Ausweichgleis bei eingleisigen Nebenstrecken angeordnet sein.
Bei Überfahrung der zweiten Streckeneinrichtung wird gemäß Anspruch 2 an die zweite Streckeneinrichtung Energie, insbe- sondere die für die Aktivierung der ersten Streckeneinrichtung benötigte Energie, übertragen. Die Energie kann bei¬ spielsweise aus dem Fahrtwind oder aus der Fahrterschütterung gewonnen und induktiv an die gerade überfahrene Streckeneinrichtung übertragen werden.
Gemäß Anspruch 3 ist vorgesehen, dass die erste Streckeneinrichtung nach Ausführung ihrer spezifischen Funktion in den Energiesparmodus zurückgeschaltet wird. Die Beendigung der Aktivierung nach vollständiger Ausführung der spezifischen Funktion der ersten Streckeneinrichtung kann entweder selbsttätig durch die Streckeneinrichtung oder aber durch einen Umschaltimpuls des überfahrenden Schienenfahrzeugs erfolgen.
Die Energie sparende Betriebsweise ist besonders vorteilhaft, wenn die zu aktivierende erste Streckeneinrichtung und/oder die die Aktivierung auslösende zweite Streckeneinrichtung gemäß Anspruch 4 durch eine von einem Energieversorgungsnetz unabhängige dezentrale Energieerzeugungseinrichtung bestromt wird/werden. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Foto-
voltaikanlage mit Solarpaneel und Akku handeln. Der Energie¬ bedarf wird im Energiesparmodus stark minimiert, so dass die dezentrale Energieerzeugungseinrichtung auch bei ungünstigen Streckenverhältnissen noch kostengünstig dimensioniert werden kann. Energieversorgungsleitungen zu weit entfernten Energiequellen sind nicht erforderlich.
Wenn die Kommunikationsverbindung zwischen der ersten und der zweiten Streckeneinrichtung gemäß Anspruch 6 kabellos ausge- führt ist, können zusätzlich auch Ansteuerleitungen eingespart werden, wodurch sich erhebliche, für Nebenstrecken besonders wichtige Einsparpotentiale ergeben.
Vorzugsweise ist gemäß Anspruch 7 mindestens eine Strecken- einrichtung als umschaltbare erste Streckeneinrichtung und gleichzeitig auch als die Umschaltung einer weiteren
Streckeneinrichtung auslösende zweite Streckeneinrichtung ausgebildet. Im Falle eines Lichtsignals könnte dieses bei¬ spielsweise von einer gerade überfahrenen Balise von einem Energie sparenden Dunkelzustand in den Aktivzustand zur An¬ zeige des aktuellen Signalbegriffs umgeschaltet werden und bei Passage durch das Schienenfahrzeug einen Schaltimpuls er¬ zeugen, der dazu genutzt wird, eine demnächst durch das
Schienenfahrzeug zu überfahrende Weiche hochzufahren, so dass die Weiche umsteuerbar bestromt wird.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand figürlicher Darstellungen näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 eine Eisenbahn-Nebenstrecke mit Streckeneinrichtun¬ gen und
Figur 2 eine weitere Aus führungs form oder einen weiteren
Abschnitt der Eisenbahn-Nebenstrecke gemäß Figur 1.
Eisenbahn-Nebenstrecken sind dadurch charakterisiert, dass typischerweise maximal zwei Befahrungen pro Stunde stattfin¬ den. Die spezifischen Funktionen von Streckeneinrichtungen, beispielsweise von Weichen, Signalen und Bahnübergängen, werden folglich nur in großen zeitlichen Abständen benötigt. Der Einsatz von Streckeneinrichtungen, die in Energiesparmodus und in Aktivmodus betreibbar sind, ist somit bei Neben¬ strecken besonders effektiv. Nachfolgend werden diese
Streckeneinrichtungen als erste Streckeneinrichtungen 1 bezeichnet. Um die Streckeneinrichtung 1 von Energiesparmodus in Aktivmodus umzuschalten, ist eine Kommunikationsverbindung 2 in Form einer Signalleitung oder kabellos mit einer zweiten Streckeneinrichtung 3 vorgesehen, bei deren Überfahrt durch ein Schienenfahrzeug 4 das Umschaltsignal erzeugt wird.
Gemäß Figur 1 ist die zweite Streckeneinrichtung 3 eine Ba- lise, die mit einer fahrzeugseitigen Baiisenantenne 5 zusammenwirkt. Die Balise, die an sich für andere Funktionen vor¬ gesehen ist, wird zusätzlich quasi zweckentfremdet noch dafür genutzt, einen Schaltimpuls zu erzeugen und über die Kommuni¬ kationsverbindung 2 an die erste Streckeneinrichtung 1 zu übertragen. Figur 1 zeigt beispielhaft ein bedarfsweise akti¬ vierbares Achszählsystem als erste Streckeneinrichtung 1.
Bei der Aus führungs form gemäß Figur 2 ist die zweite
Streckeneinrichtung 3, die auch ein Achszählsystem oder das als erste Streckeneinrichtung 1 in Figur 1 ausgebildete Achszählsystem sein kann, mit einer Signaleinrichtung als erster Streckeneinrichtung 1 verbunden. Die Signaleinrichtung besteht dabei aus einem Lichtsignal 6 und einer Steuereinrich¬ tung 7, welche zur Stromversorgung mit einem Solarpaneel 8
und einem zwischengeschalteten Akku 9 verbunden ist. Der Einsatz der Fotovoltaikanlage 7/8 ist mit vertretbarem Aufwand erst durch den geringen Stromverbrauch im Energiesparmodus möglich. Die Steuereinrichtung 7 aktiviert das Lichtsignal 6 rechtzeitig vor dem Eintreffen des erwarteten Schienenfahrzeugs 4, wobei von dessen Überfahrt über die zweite Strecken¬ einrichtung 3 bis zum Aktivierungszeitpunkt eine projektierte Verzögerungszeit vorgesehen sein kann. Vorzugsweise dient die Steuereinrichtung 7 darüber hinaus in üblicher Weise dem Funkkontakt mit einer nicht dargestellten Leitzentrale .