Ungesättigte Fettsäuren als Thrombin-Inhibitoren
Eine Thrombose ist definiert als intravitale Blutgerinnung in einem Gefäß oder einer Herzhöhle durch ein als Thrombus bezeichnetes, fibrinhaltiges Thrombozytenaggregat. Bei einer Thrombose handelt sich demnach um eine Blutgerinnselbildung in der Blutstrombahn, die nicht der Blutstillung nach einer Verletzung dient, sondern den Blutstrom in dem betroffenen Gefäß behindert. Kommt es zur Ablösung des Thrombus und einer Verschleppung in enger werdende Gefäße mit der Folge ihres Verschlusses, wird von einer
Thromboembolie gesprochen .
Die Hälfte aller Sterbefälle in Deutschland sind
thrombosebedingt oder thrombosemitbedingt. Über achtzig Prozent dieser Todesfälle ereignen sich in der Gruppe der über 60-Jährigen. Nach Schätzungen wird diese Altersgruppe im Jahr 2050 37 % der Bevölkerung ausmachen. Bereits ab dem Jahr 2020 wird die Gruppe der 50- bis 64-Jährigen 39 % des Arbeitskräftepotentials stellen.
Für die Primär- und Sekundärprophylaxe thromboembolischer Erkrankungen stehen Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmer zur Verfügung. Innerhalb der 33
verordnungsstärksten Indikationsgruppen hatten im Jahr 2003 Antikoagulantien die stärkste Zuwachsrate (+ 11,8 %) und Thrombozytenaggregationshemmer die drittstärkste
Zuwachsrate (+ 10,5 %) . Zwischen 1994 und 2003 hat sich die Verordnungshäufigkeit der Antikoagulantien fast
verdreifacht, die der Thrombozytenaggregationshemmer fast versechsfacht. Es wird erwartet, daß sich der Markt für antithrombotische Medikamente von 2001 bis 2010 mehr als verdoppeln wird.
Etwa eine halbe Millionen Menschen werden derzeit allein in Deutschland mit Antikoagulantien behandelt. Dabei werden Heparine und Vitamin-K-Antagonisten seit über 50 Jahren erfolgreich in der Therapie thromboexnbolischer Erkrankungen eingesetzt. Trotzdem weisen beide Substanzgruppen
Beschränkungen bei ihrer Anwendung auf. Heparine müssen parenteral appliziert werden und hemmen nur das freie
Thrombin, nicht aber das fibringebundene. Vitamin-K- Antagonisten haben ein schmales therapeutisches Fenster bei gleichzeitigem Interaktionsrisiko mit Nahrungs- und
Arzneimitteln, sowie eine interindividuell variable
Kinetik. Daher wird trotz Therapiebedarf nicht ausreichend mit Antikoagulantien behandelt. So erhalten 41 % aller Patienten mit Vorhofflimmern keine antithrombotische
Therapie, obwohl ihr Schlaganfallrisiko fünffach höher ist.
Im Juni 2004 wurde mit Ximelagatran der erste direkte
Thrombin-Inhibitor, der oral verfügbar ist, europaweit (bis auf Großbritannien und Irland) für die Indikation der kurzzeitigen Thromboembolie-Prophylaxe zugelassen. Dieser Wirkstoff erfüllt viele Anforderungen, die an ein ideales Antikoagulanz gestellt werden. Man kann ihn in einer fixen Dosierung geben, er verfügt über einen schnellen
Wirkungseintritt und hemmt auch fibringebundenes Thrombin. In zahlreichen Studien wurde die Wirksamkeit dieses
Wirkstoffs belegt. Allerdings haben zwei amerikanische Studien (EXULT A; EXXJLT B) gezeigt, daß es bei höherer Dosierung sowie bei längerfristigerer Anwendung zu
Leberschädigungen kommen kann. Aus diesem Grund hat die amerikanische Zulassungsbehörde FDA im Oktober 2004 diesem Wirkstoff die Zulassung verweigert. Bei Patienten mit
Leberfunktionsstörungen ist Ximelagatran kontraindiziert. Das Bundesministerium für Arzneimittel und Medizinprodukte empfiehlt eine Kontrolle der Leberfunktion 4-6 Wochen nach
Beendigung der Therapie. Ob sich Ximelagatran in der
Langzeittherapie und somit als Ersatz für Vitamin-K- Antagonisten bewähren wird, ist derzeit also fraglich. Die Nachteile der bekannten Antikoagulantien und
Thrombozytenaggregationshemmer verdeutlichen, daß ein
Bedarf an neuen Mitteln zur Prophylaxe bzw. Behandlung von Thrombosen und Thromboembolie besteht, die diese Nachteile nicht aufweisen.
Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Aufgabe bestand daher darin, neue Wirkstoffe und Mittel zur
Prophylaxe und/oder Behandlung von Thrombosen und
Thromboemblien bereitzustellen.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß ungesättigte
Fettsäuren, die eine Kettenlänge von 18 oder 20
Kohlenstoffatomen aufweisen, wobei die ungesättigten
Fettsäuren mit einer Kettenlänge von 18 Kohlenstoffatomen 1 bis 3 Doppelbindungen und die ungesättigten Fettsäuren mit einer Kettenlänge von 20 Kohlenstoffatomen 1 bis 4
Doppelbindungen in ihrer Kohlenstoffkette aufweisen, die Doppelbindung oder eine der Doppelbindungen sich an
Position 9 oder 11 der Kohlenstoffkette befindet, und die ungesättigten Fettsäuren in der all-cis Konfiguration vorliegen, als Inhibitoren des Thrombins identifiziert wurden.
Verblüffenderweise ist die Sterblichkeitsrate aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland höher als in den Mittelmeerländern, obwohl in den letztgenannten Ländern Alkohol- und Nikotinabusus erheblich verbreiteter ist. In der medizinischen Literatur wie auch in der Presse findet man für dieses Phänomen den Terminus technicus
„Mediterranes Paradoxon" .
Da bislang keine genetischen Faktoren als Ursache für das „mediterrane Paradoxon" ausfindig gemacht werden konnten, wird der Grund dafür in der unterschiedlichen Ernährung der Menschen gesucht. Hierbei ist der häufigere und mengenmäßig höhere Verzehr von frischen Salaten in den Mittelmeer- ländern besonders augenfällig. Vermutlich existieren pflanzliche InhaltsstoffΘ, die Herz-KreislaufProblemen vorbeugen können. Eine weitergehende Vermutung der Erfinder war, daß diese Inhaltsstoffe die Gerinnungsfähigkeit des Blutes beeinflussen, so daß eine Infarktbildung verhindert wird. Eine Möglichkeit dazu wäre, daß einige der
Inhaltsstoffe als Inhibitoren des Thrombins wirken.
Um diese Annahme zu prüfen, wurden Dichlormethan- und
Methanolextrakte aus den pflanzlichen Drogen von 78
Pflanzen hergestellt und auf Thrombin-Inhibition hin getestet .
Als Testsystem wurde ein amidolytischer Assay mit Chromozym TH (Tosylglycyl-prolyl-arginin-4-nitranilinacetat) als Substrat für Thrombin verwendet. Das Prinzip des
Testsystems beruht auf der Spaltung des Substrats durch Thrombin und der Freisetzung von p-Nitroanilin, welches bei einer Wellenlänge von 405 um absorbiert. Die Zunahme der Absorption mit der Zeit wurde photometrisch detektiert.
Durch Vergleich der linearen Anfangsphase der Absorptionszunahme zwischen den Versuchsansätzen mit einem Extrakt und dem Blindwert wurde die Inhibition von Thrombin berechnet. Die Methanol-Extrakte von Fructus Cardamomi, Fructus
Sabalae, Semen Erucae, Fructus Anisi und Fructus Foeniculi, sowie die Dichlormethan-Extrakte. von Flores Sambuci, Herba Adonidis, Radix Althaeae, Fructus Anisi, Fructus Carvi, Fructus Coriandri und Fructus Sabalae erwiesen sich nach
dem Fällen und Entfernen der in den Extrakten enthaltenen Gerbstoffe, indem den Extrakten eine Polyvinylpyrrolidon- Lösung zugesetzt und anschließend zentrifugiert wurde, als Thrombin zu mehr als 50 % inhibierend. Bei diesen
pflanzlichen Drogen verringerte das Entfernen der
Gerbstoffe die thrombininhibierende Wirkung der Extrakte allenfalls unwesentlich.
Die Extrakte von drei dieser pflanzlichen Drogen stellten sich bei dieser Untersuchung als Thrombin besonders wirksam inhibierend heraus: Semen Erucae, Flores Sambuci und Herba Adonidis.
Semen Erucae sind die Samen des weißen Senfs (Sinapis alba L.). Weißer Senf gehört zur Familie der Brassicaceae. Die einjährige Pflanze ist 20 - 60 cm hoch und trägt eine 2 bis 4 cm lange Schote als Frucht, welche die bräunlichen bis weißlichen Samen enthält. Die Pflanze wird in Nordamerika sowie Nord- und Westeuropa angebaut, kommt aber auch in Sibirien und Ostasien vor. Als Droge (Seinen Erucae) werden die Samen verwendet. Die Droge enthält Glucosinolate.
Hauptglucosinolat ist Sinaibin, aus welchem in Gegenwart von Wasser durch das Enzym Myrosinase das nichtfluchtige Sinalbin-Senföl p-Hydroxybenzylsenföl entsteht. Daneben enthält Semen Erucae 20 - 35 % fette Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren (vor allem Erucasäure) , Eiweißstoffe (ca. 40 %) und Phenylpropanderivate (vor allem Sinapin) . Semen Erucae wirkt antibakteriell, hautreizend und hyperämisierend. Semen Erucae findet äußerlich
Verwendung bei Katarrhen der Atemwege,
Weichteilrheumatismus sowie chronisch-degenerativen
Gelenkerkrankungen.
Als Flores Saxnbuci werden die getrockneten Blüten des
Holunders (Sambucus nigra L.) verwendet, der zur Familie der Caprifoliaceae gehört. Die Pflanze ist ein bis zu 7 m hoher Strauch oder Baum. Die gelblichweißen Blüten bilden Trugdolden mit 5 Hauptästen. Flores Sambuci enthält bis 3 % Flavonoide, ätherisches Öl, Sterole und Triterpene. Ein Holunderblütentee führt zu einer Steigerung der
Bronchialsekretion und wird bei Katarrhen der Atexnwege sowie bei trockenem Reizhusten verwendet. Ferner wird die schweißtreibende Wirkung von Flores Sambuci
volksmedizinisch zur Behandlung von fieberhaften
Erkältungskrankheiten genutzt.
Herba Adonidis ist das Kraut des Adonisröschens (Adonis vernalis L.), das zur Familie der Ranunculaceae gehört. Die Pflanze ist 10 - 40 cm hoch und wird überwiegend in
Bulgarien, Rußland und Ungarn kultiviert. Das Kraut wird in der Blütezeit gesammelt. Herba Adonidis enthält 0,2 - 0,8 % herzwirksame Glykoside vom Cardenolidtyp, vor allem
Adonitoxigenin- und Strophantidinglykoside (z.B. Cymarin) , sowie 1 % Flavonoide mit der Hauptkomponente Adonivernith. Die Droge wirkt positiv inotrop und venokonstriktorisch und wird bei Herzinsuffizienz (Grad I - II NYHA) , besonders mit nervöser BegleitSymptomatik, verwendet.
Diese drei Thrombin besonders wirksam inhibierenden Drogen wurden nach dem Screening näher untersucht . Unter anderem wurden die gesamten Lipide dieser Drogen mit einem Gemisch aus Hexan und Isopropanol (3:2) extrahiert, die freien Fettsäuren durch präparative Dünnschichtchromatographie einzeln abgetrennt und mittels Massenspektrometrie
identifiziert .
In allen drei Drogen wurden überraschenderweise Fettsäuren als Thrombin hemmendes Prinzip gefunden. Dabei sind in Herba Adonidis Linolsäure und Linolensäure für die
thrombininhibierende Wirkung verantwortlich. Die ebenfalls in dieser Droge vorkommende Palmitinsäure war hingegen wirkungslos. In den beiden anderen Drogen wurden neben Linol- und Linolensäure noch Öl- und Eicosensäure als thrombininhibierende Substanzen gefunden.
Nach Identifizierung von Fettsäuren als Inhibitoren des Thrombins wurde eine Reihe von Fettsäuren auf
thrombininhibierende Wirkung untersucht . Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind in Tabelle 1 zusammengefaßt.
Tabelle 1
Anzahl der
Kohlenstoffatome :
Trivialname Hemmung (%) Systematische Bezeichnung der Fettsäure
Anzahl der
Doppelbindungen
9-Decensäure - 3,7 10:1 9-Decensäure
Docosahexaensäure - 2,5 20:6 4-cis,7-cis,10-cis,13-cis,16-cis,19-cis-Docosahexaensäure
Eicosapentaensäure - 1,0 20:5 5-cis,8-cis,ll-cis,14-cis,17-cis-Eicosapentaensäure
Octansäure 0,7 8:0 Octansäure
Palmitinsäure 1,4 16:0 Hexadecansäure
Stearidonsäure 2,4 18:4 6-cis,9-cis,12-cis,15-cis-θctadecatetraensäure
Elaidinsäure 7,4 18:1 9-trans-Octadecensäure
Erucasäure 17,8 22:1 13-cis-Docosaensäure
Ricinolsäure 43,9 18:1 12-Hydroxy-9-cis-θctadecensäure
Eicosensäure 60,7 20:1 11-cis-Eicosensäure
Ölsäure 65,8 18:1 9-cis-θctadecensäure
Linolsäure 71,7 18:2 9-cis,12-cis-θctadecadiensäure
Arachidonsäure 75,2 20:4 5-cis,8-cis,ll-cis,14-cis-Eicosatetraensäure
Linolensäure 75,5 18:3 9-cis,12-cis,15-cis-θctadecatriensäure
Eicosatriensäure 76,0 20:3 ll-cis,14-cis,17-cis-Eicosatriensäure
Vaccensäure 79,9 18:1 11-cis-θctadecensäure
Spitzenreiter mit 8Obiger Hemmung ist die cis-Vaccensäure, die z. B. in Getreide und Soja vorkommt, aber auch in Sanddorn, Rettich, Lilie, Klette, Lotus und Karotte nachgewiesen wurde, gefolgt von Eicosatriensäure,
Linolensäure, Arachidonsäure, Linolsäure und Ölsäure, die noch eine 66%ige Hemmung von Thrombin aufweist.
Die thrombininhibierenden Fettsäuren sind ungesättigte Fettsäuren, die sich durch folgende Merkmale auszeichnen:
- eine Kohlenstoffkette aus 18 oder 20 Kohlenstoff- atomen;
- 1 bis 3 Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen in der Kohlenstoffkette bei einer Kettenlänge von 18 Kohlen- Stoffatomen oder
- 1 bis 4 Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungβn in der Kohlenstoffkette bei einer Kettenlänge von 20 Kohlenstoffatomen;
- die Doppelbindung oder eine der Doppelbindungen an
Position 9 oder 11 der Kohlenstoffkette; und
- Vorliegen in der all-cis Konfiguration.
Für die thrombininhibierende Wirkung ist es unerheblich, ob die Fettsäure natürlichen oder synthetischen Ursprungs ist.
Während der günstige Einfluß von bestimmten Fettsäuren auf unterschiedliche Parameter kardiovaskulärer Erkrankungen bekannt ist, wurde die hier gefundene Hemmung des Thrombins bislang nicht beschrieben und dürfte einen wesentlichen Bestandteil der dem „mediterranen Paradoxon"
zugrundeliegenden Wirkung darstellen. Ölsäure, Linolsäure und Linolensäure sind in Speiseölen (z.B. Olivenöl)
enthalten, die zur Bereitung von Salaten genutzt werden. Sie werden dem Körper durch das Lymphsystem wohldosiert, fast wie eine Dauerinfusion, zugeführt.
Bislang war nicht bekannt, daß bestimmte ungesättigte
Fettsäuren Thrombin inhibieren. Damit rückt eine nicht toxische Verbindungsklasse in den Focus der Herz-Kreislauf- Spezialisten und erlaubt, neue Mittel zur Prophylaxe
und/oder Behandlung von Thrombosen und thromboeinbolischen Erkrankungen bereitzustellen, die die Nachteile der
bekannten Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmer nicht aufweisen dürften.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit die
Verwendung einer oder mehrerer ungesättigter Fettsäuren, deren Kohlenstoffkette 18 oder 20 Kohlenstoffatomθ
aufweist, wobei die ungesättigten Fettsäuren mit einer Kettenlänge von 18 Kohlenstoffatomen 1 bis 3
Doppelbindungen und die ungesättigten Fettsäuren mit einer Kettenlänge von 20 Kohlenstoffatomen 1 bis 4
Doppelbindungen in ihrer Kohlenstoffkette aufweisen, sich die Doppelbindung oder eine der Doppelbindungen an Position 9 oder 11 der Kohlenstoffkette befindet und die
ungesättigten Fettsäuren in der all-cis Konfiguration vorliegen, zur Prophylaxe und/oder Behandlung bzw. zur Herstellung eines Mittels zur Prophylaxe und/oder
Behandlung von Thrombose und thromboembolischen
Erkrankungen.
Besonders bevorzugt ist die Fettsäure bzw. sind die
Fettsäuren aus der Gruppe von Fettsäuren ausgewählt, die Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure, Eicosensäure,
Ricinolsäure, Vaccensäure, Eicosatriensäure und
Λrachidonsäure umfaßt.
Die vorliegende Erfindung betrifft ferner die Verwendung von pflanzlichen Drogen, welche mindestens eine der
thrombininhibierenden Fettsäuren enthält, zur Prophylaxe und/oder Behandlung von bzw. zur Herstellung eines Mittels zur Prophylaxe und/oder Behandlung von Thrombosen und thromboembolischen Erkrankungen. Dabei kann die Fettsäure entweder als freie Fettsäure in der pflanzlichen Droge oder
als Fettsäurerest eines Triglycerids in dem in der
pflanzlichen Droge enthaltenen Fett bzw. Öl vorliegen, da die Fettsäuren in den Pflanzen größtenteils als
Triglyceride vorliegen, aus denen sie durch Hydrolyse hervorgehen. Die Fettsäuren werden jedoch in der
Dantischleimhaut mit Monoacylglycerolen zu Triglyceriden resynthetisiert, als Chylomikronen über die Lymphe
abtransportiert und im Serum an Lipoproteine gebunden. Daher betrifft die Erfindung auch die Verwendung von pflanzlichen Drogen, die ein Fett oder Öl enthalten, bei dem zumindest eine thrombininhibierende Fettsäure als
Fettsäurerest eines der in dem Fett oder Öl enthaltenen Triglyceride vorliegt, zur Prophylaxe und/oder Behandlung von bzw. zur Herstellung eines Mittels zur Prophylaxe und/oder Behandlung von Thrombosen und thromboembolisehen Erkrankungen.
Vorzugsweise handelt es sich bei der pflanzlichen Droge um Fructus Cardamomi, Fructus Sabalae, Fructus Anisi, Fructus Foeniculi, Radix Althaeae, Fructus Carvi, Fructus Coriandri oder Fructus Sabalae, besonders bevorzugt um Semen Erucae, Flores Sambuci oder Herba Adonidis. Die vorliegende Erfindung betrifft auch Mittel zur
Prophylaxe und/oder Behandlung von Thrombosen und
thromboembolischen Erkrankungen, die als Wirkstoff
mindestens eine ungesättigte Fettsäure enthalten, welche eine Kohlenstoffkette mit 18 oder 20 Kohlenstoffatomen aufweist, wobei die Fettsäure mit einer Kettenlänge von 18 Kohlenstoffatomen 1 bis 3 Doppelbindungen und die Fettsäure mit einer Kettenlänge von 20 Kohlenstoffatomen 1 bis 4 Doppelbindungen in ihrer Kohlenstoffkette aufweist, die Doppelbindung oder eine der Doppelbindungen sich an
Position 9 oder 11 der Kohlenstoffkette befindet und die ungesättigte Fettsäure in der all-cis Konfiguration
vorliegt, oder mindestens eine pflanzliche Droge enthalten, die mindestens eine dieser Fettsäuren oder ein Triglycerid mit mindestens einer dieser Fettsäuren als Fettsäurerest aufweist .
Vorzugsweise ist die ungesättigte Fettsäure in dem Mittel zur Prophylaxe und/oder Behandlung von Thrombosen und thromboembolisehen Erkrankungen aus der Ölsäure,
Linolsäure, Linolensäure, Eicosensäure, Ricinolsäure,
Vaccensäure, Eicosatriensäure und Arachidonsäure
umfassenden Gruppe ausgewählt . Bei dem erfindungsgemäßen Mittel kann es sich
beispielsweise um ein Arzneimittel oder ein Nahrungs- ergänzungsmittel handeln. Es ist aber auch möglich, das Mittel als dietätisches Salatöl oder, z. B. gewürzt, als Zusatz für Suppen oder Soßen anzubieten.
Das erfindungsgemäße Mittel kann sowohl in fester wie auch in flüssiger oder halbflüssiger Form vorliegen. Geeignete Formen zur Verabreichung des erfindungsgemäßen Mittels sind beispielsweise Pulver, Granulate, Kapseln, Tabletten, Dragees, Suspensionen, Lösungen, Emulsionen, Salben, Gele, Cremes oder Pasten. Die für die Herstellung der jeweiligen Verabreichungsform gebräuchlichen Grundstoffe und
Hilfsstoffe sind dem Fachmann grundsätzlich bekannt. Vorzugsweise handelt es sich bei den erfindungsgemäßen
Mitteln um oral zu verabreichende Mittel, aber auch Mittel in parenteral verabreichbarer Form kommen in Betracht, beispielsweise eine intramuskulär oder subkutan zu
verabreichende Injektionslösung auf nicht wäßriger
Grundlage .
Besonders bevorzugt liegt das erfindungsgemäße Mittel in transdermal zu verabreichender Form vor, z. B. als
transdermales therapeutisches System (haftklebendes
Wirkstoffpflaster) .
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform weist das erfindungsgemäße Mittel eine Depotwirkung auf, d. h. es gibt nach Applikation die thrombininhibierende (n)
Fettsäure (n) kontinuierlich über einen längeren Zeitraum an den Organismus des zu behandelnden Patienten ab. Geeignete Mittel mit Depotwirkung sind die schon erwähnten
Injektionslösungen auf nicht wäßriger Grundlage und die transdermalen therapeutischen Systeme. Des weiteren sind oral zu verabreichende gastroretentive Systeme geeignete Darreichungsformen. Auch die für die Herstellung von
Mitteln mit Depotwirkung gebräuchlichen Grund- und
Hilfsstoffe sowie die dafür anwendbaren Verfahren sind dem Fachmann grundsätzlich bekannt. Beispiel
Für den Thrombin-Inhibitionstest wurde, bis auf die Enzymkonzentration, die Methode nach Stürzebecher verwendet (Stürzebecher, J., Vieweg, H. (1995). Structure-Activity Relationships of Inhibitors derived from 3-Amidinophenyl- alanine. J Enzyme Inhib, 9, 87-99) .
Puffer: Es wurden 608 mg Tris Puffer und 900 mg NaCl in 100 ml bidest. Wasser gelöst. Der pH-Wert des Puffers wurde anschließend mit HCl
(2mMol) auf 8,0 eingestellt (Konzentrationen im Ansatz: 0,05 mol/1 Tris-HCl, 0,154 mol/1 NaCl) .
Die zu untersuchende Substanz wurde in
Ethanol (5 % vom Gesamtvolumen) gelöst.
Anschließend wurde mit Puffer aufgefüllt.
Enzym: 1 mg/ml (= 50 NIH-U/ml) Thrombin wurden in
0,9 %iger NaCl-Lösung gelöst (Stammlösung). Für den Ansatz wurde 1:100 mit einer Lösung aus 0,9 % NaCl und 1 % Rinderserumalbumin verdünnt.
Substrat 6,6 mg Chromozym TH wurden in 10 ml bidest.
Wasser gelöst (Konzentration = 1 mmol/1) .
Meßansatz: 200 μl Puffer/Substanz
25 μl Substrat
50 μl Enzym
Bedingungen: Raumtemperatur Durchführung: Puffer und Enzym werden zusammenpipettiert und für 15 Min. inkubiert. Die Reaktion wurde durch Zugabe des Substrats gestartet.
Für die Absorptionsmessungen wurde ein Plate Reader iEMS Reader MF der Firma Labsystems mit 96er Microtiterplatten verwendet. Die Messungen erfolgten bei einer Wellenlänge von 405 um, alle 10 Sekunden, 60 Messungen. Vor Beginn der Messungen wurde die
Microtiterplatte bei 600 RPM geschüttelt.
Auswertung: Die Messungen wurde mittels iEMS Accent
Software aufgezeichnet und mittels Microsoft Excel 97 Software ausgewertet.
Zur Berechnung der Inhibition wurde die
Steigung in der linearen Anfangsphase der Absorptionszunähme bei den Ansätzen mit zu untersuchender Substanz mit der Steigung der Absorptionszunähme bei der Blindprobe
verglichen. Für die Auswertung blieben die ersten 5 Meßwerte unberücksichtigt, da die durch das Mischen entstehenden Luftblasen zu Beginn der Reaktion zu Störungen führen können. Die Inhibition berechnet sich wie folgt :
Inhibition = 100 - (SteigungInhibitor / SteigungBiindwert * 100) Die Korrelation zwischen Zeit und Absorption wurde mit der „KORREL" Funktion von Excel für den gleichen Abschnitt berechnet.