EP1067227B1 - Füllmaterial aus Mischfaservlies - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Füllmaterial aus Mischfaservlies aus Polyesterfasern und Zellulosefasern. - Unter einem Vlies bzw. Faservlies ist nach allgemeinem Verständnis ein textiles Flächengebilde aus Fasern zu verstehen, dessen Zusammenhalt regelmäßig durch die den Fasern eigene Haftung gegeben ist. Mischfaservlies bezeichnet infolgedessen ein aus zwei oder mehr Fasern zusammengesetztes textiles Flächengebilde der vorstehenden Ausgestaltung.

Ein Mischfaservlies der eingangs beschriebenen Gestaltung ist durch die DE 44 45 085 C2 bekannt geworden. Hier werden als Zellulosefasern Ramiefasern eingesetzt, bei denen es sich um ein reines Naturprodukt aus überwiegend Zellulose handelt. Derartige Ramiefasern zeichnen sich durch eine relativ gute Saugfähigkeit und besondere Verrottungsbeständigkeit aus, sind jedoch empfindlich, was ihre Knickund Biegefestigkeit und folglich das Relaxationsverhalten nach Verformung angeht. Folglich schlägt die bekannte Lehre ein Mischfaservlies aus Polyesterfasern und Ramiefasern vor, wobei auf zumeist 60 Gew.-% Polyester zurückgegriffen wird, um dennoch die bei der Verwendung als Füllmaterial für Kissen, Bettdecken, Matratzenauflagen, Schlafsäcke, Bekleidung usw. erforderliche Elastizität zur Verfügung stellen zu können. Mit anderen Worten erfordert der Stand der Technik gleichsam einen bestimmten Mindestanteil an Polyesterfasern, damit die mit der Verwendung von Ramiefasern zwangsläufig verbundenen Einschränkungen hinsichtlich der Elastizität des Mischfaservlieses die Einsatzgebiete nicht einengen.

Darüber hinaus kennt man durch die DE 40 30 172 C2 ein Mischfaservlies aus Schafschurwolle und einem weiteren Fasermaterial, nämlich Kapok. Bei diesem Mischfaservlies wird die erforderliche Elastizität und das Feuchtigkeitsaufnahmevermögen weitgehend von der Schafschurwolle bestimmt, während der wasserabweisende Kapok seine antibakterielle und fäulnishemmende Wirkung sowie eine erhöhte Wärmeisolationsfähigkeit beisteuern soll. Außerdem soll durch den Zusatz des Kapok die Verfilzungstendenz der Schafschurwolle verringert werden und der Schafschurwolle seine wasserabweisende Wirkung übertragen werden. Hierdurch glaubt man einen Feuchtigkeitsausgleich dahingehend zu erreichen, daß aufgenommene Feuchtigkeit schnell wieder abgegeben wird. Dies wird jedoch mit dem Nachteil erkauft, daß ein solches Füllmaterial auf Schafschurwollbasis kaum den heutigen Erfordernissen an Flexibilität und Relaxationsfähigkeit eines Kissens, guter Reinigbarkeit, Hygiene und gleichzeitig Formstabilität unter Berücksichtigung eines hervorragenden Feuchtigkeitsaufnahmevermögens gerecht wird. Hier will die Erfindung insgesamt Abhilfe schaffen.

Der Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, ein Mischfaservlies der eingangs beschriebenen Ausgestaltung so weiter zu bilden, daß sich dieses durch Flexibilität, gutes Relaxationsvermögen und gleichzeitig hohe Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit auszeichnet.

Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung bei einem gattungsgemäßen Mischfaservlies aus Polyesterfasern und Zellulosefasern vor, daß die Zellulosefasern Viskosefasern sind. Dabei erlaubt das Mischfaservlies eine außerordentlich große Variation des Polyesteranteils, der Werte zwischen 20 Gew.-% und 80 Gew.-% einnehmen kann, da die Viskosefasern - im Gegensatz zu Ramiefasern - äußerst biegsam sind und ein einwandfreies Relaxationsvermögen aufweisen, so daß der Polyesteranteil im Vergleich zu der Lehre nach DE 44 45 085 C2 deutlich verringert werden kann. Insbesondere empfehlen sich Polyesteranteile bis zu ca. 50 Gew.-%. Schließlich werden im allgemeinen Viskosefasern mit einer Feinheit (Titer) von 1 bis 30 dtex, vorzugsweise 3 bis 20 dtex, eingesetzt.

Im Ergebnis eröffnet der Rückgriff auf die erfindungsgemäß eingesetzten Zellulosefasern eine Vielzahl von Vorteilen. Denn unter Viskosefasern sind Zellulosefasern zu verstehen, die nach dem sogenannten Viskose-Verfahren hergestellt worden sind. Dieses sieht im Kern vor, daß der von den Zellwerkstoffen gelieferte Holzzellstoff zunächst in (Natron-)Lauge gelöst wird und dann die gereifte Natronzellulose mit Schwefelkohlenstoff umgesetzt wird. Bei dieser Sulfidierung entsteht eine orange/gelbe zähe Masse, die als Viskose bezeichnet wird. Diese Viskose wird zur Herstellung einer sogenannten Spinnlösung mit ca. 80 Gew.-% Wasseranteil versetzt und durch Spinndüsen gepreßt, so daß düsenausgangsseitig die Viskose-(Spinn-)Fasern zur Verfügung stehen.

Je nach Variation der Spinnrezepturen für das Vikose-Verfahren lassen sich verschiedene Spinnfasergrundtypen herstellen. Diese zeichnen sich insgesamt durch eine gute Verarbeitbarkeit, hohe Naßfestigkeit und eine einwandfreie Biegsamkeit gepaart mit hohem Wasseraufnahmevermögen aus.

Insbesondere weisen solche Viskosefasern relativ große Hohlraumvolumina auf, die bei Biegebeanspruchungen eine problemlose Aufnahme der im Bogen verdrängten Fasersubstanz gewährleisten. Gleichzeitig erklärt sich hierdurch die gute Wasseraufnahmefähigkeit bzw. das große Wasserrückhaltevermögen. In diesem Zusammenhang hat man darüber hinaus festgestellt, daß solche Viskosefasern Mikrohohlräume enthalten, welche nicht nur für eine schnelle Feuchtigkeitsaufnahme sorgen, sondern auch die hohe Biegefestigkeit der Viskosefasern erklären.

Zusammenfassend sind die Viskosefasern in besonderem Maße geeignet, die Feuchtigkeit aufzunehmen, welche ein Mensch abgibt. Dies gelingt bei einwandfreier Verarbeitbarkeit und im übrigen guter Ausrüstbarkeit derartiger Viskosefasern, und zwar auch unter Berücksichtigung deren besonderer Biegefestigkeit. Außerdem handelt es sich bei Viskosefasern um äußerst beständige Chemiefasern aus natürlichen Polymeren, so daß Probleme wie Verrottung, Verfilzung usw. keine Rolle spielen.

Die Polyesterfasern sorgen nun dafür, daß die Feuchtigkeit entweder auf direktem Weg oder überschüssige Feuchtigkeit von den Viskosefasern aufgenommen und später an die Atmosphäre abtransportiert wird. Das gelingt problemlos in dem erforderlichen Umfang, weil die Viskosefasern die aufgenommene Feuchtigkeit hinreichend und schnell speichern können, bis also deren vollständiger Abtransport über die Polyesterfasern erfolgt ist.

Folglich liegt ein Benutzer auf beispielsweise einem Unterbett mit einer Füllung aus dem erfindungsgemäßen Mischfaservlies gleichsam trocken und fühlt sich wohl, weil er nicht transpiriert. Dabei stehen die Feuchtigkeitsaufnahme und deren Abtransport an die Atmosphäre derart im Gleichgewicht, daß die vom Menschen während des Schlafes abgegebene Feuchtigkeit unter Beibehaltung der gewünschten, möglichst trockenen Wärme, aufgenommen, ggf. gespeichert und schließlich an die Atmosphäre abgegeben wird. Hinzu kommt, daß das Relaxationsvermögen des Unterbettes und natürlich auch der anderen mit dem erfindungsgemäßen Mischfaservlies gefüllten Gegenstände hervorragend ist, so daß Verklumpungen, Dellen usw. nicht beobachtet werden.

Die Herstellung des erfindungsgemäßen Mischfaservlieses kann so erfolgen, daß die Viskosefasern zusammen mit den Polyesterfasern nach homogenem Vermischen gekräuselt bzw. gekrempelt werden, um einen besonders bauschigen Faserverbundvlies zu erhalten. In diesem Zusammenhang können die homogen vermischten Fasern gekreuzt, gestapelt und zusätzlich teilweise aufgerichtet werden. Dieser Vliesverbund wird ohne Zwischenlagerung dem nachgeordneten Transport-, Ablage- und Steppautomaten zugeführt.

Im Ergebnis wird ein besonders geeignetes Füllmaterial für Kissen, Bettdecken, Betteinlagen, Steppdecken, Matratzen, Matratzenauflagen, Polster, Bekleidung od. dgl. geschaffen, welches seinem Benutzer trockene Wärme gewährleistet.

Claims (4)

1. Füllmaterial für Kissen, Bettdecken, Steppdecken, Matratzen, Matratzenauflagen, Schlafsäcke oder dergleichen, bestehend aus einem Mischfaservlies aus Polyesterfasern und Zellulosefasern, dadurch gekennzeichnet, dass die Zellulosefasern Viskosefasern sind.
2. Füllmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern nach dem Viskoseverfahren hergestellt sind.
3. Füllmaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Mischfaservlies 20 bis 80 Gew.-% Polyesteranteil, vorzugsweise bis zu ca. 50 Gew.-% Polyesteranteil, aufweist.
4. Füllmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Viskosefasern eine Feinheit (Titer) von 1 bis 30 dtex, vorzugsweise 3 bis 20 dtex, aufweisen.