DE4030172C2 - - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Mischfaservlies mit Schafschurwolle und einem weiteren Fasermaterial sowie ein Ver­ fahren zur Herstellung eines solchen Mischfaservlieses.

Schafwolle, insbesondere Schafschurwolle, zeichnet sich bekanntermaßen dadurch aus, daß sie eine hohe Elastizität besitzt und daß sie bis zu etwa 17% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufzunehmen vermag, ohne noch als feucht in Er­ scheinung zu treten. Sie wirkt damit klimatisierend, wodurch sie sich vorteilhaft von vielen anderen, vor allem den Synthe­ sefasermaterialien unterscheidet. Dazu noch bildet sie ein rei­ nes Naturprodukt, was aus medizinischer wie auch umweltpoliti­ scher Sicht immer mehr geschätzt wird. Nachteilig ist indessen, daß Schafwolle, zumal wenn unbehandelt, zum Verfilzen neigt und deshalb, wenn überhaupt, ähnlich Daunen nur sehr schonenden Waschoperationen unterzogen werden kann. Aus hygienischen Grün­ den wünschenswerte Reinigungen werden deshalb gerne hinausge­ schoben, sofern sie nicht gar gänzlich unterbleiben, insbesondere wo es sich um die Anwendung lediglich als Füllmaterial, wie etwa in Bettdecken, Matratzenauflagen, Schlafsäcken oder Kissen han­ delt. Außerdem kann Schafwolle bei Durchfeuchtung schimmeln und ferner ihre Elastizität verlieren.

Bisherige Versuche, Schafwolle zu Füllzwecken in einem Mischfaservlies zusammen mit anderen Fasermaterialien zu verwenden, führten von einem reinen Naturprodukt weg, ohne den genannten Nachteil entscheidend beseitigen zu können.

Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Füllmaterial für Bettdecken, Matratzenauflagen, Betteinla­ gen, Liegenauflagen, Schlafsäcke, Gesundheitskissen, Beklei­ dung, Kinderausstattung und dergl. zu schaffen, das auch bei längerem Gebrauch und unter praktisch allen dabei auftretenden Gegebenheiten elastisch bleibt und vor allem den hygienischen Bedürfnissen nicht zuletzt auch in Krankenhäusern, Kureinrich­ tungen und Pflegeheimen Rechnung trägt, dabei aber ein reines Naturprodukt bildet, das umweltfreundlich entsorgt werden kann.

Diese Aufgabe ist mit einem Mischfaservlies gemäß den Merkmalen des Pa­ tentanspruch 1 gelöst. Anspruch 3 gibt ein zweckmäßiges Verfah­ ren zur Herstellung eines solchen Mischfaservlieses an. Die je­ weiligen Unteransprüche beinhalten darüber hinaus bestehende vorteilhafte Ausgestaltungsmöglichkeiten.

Kapok, wie Wolle ein reines Naturprodukt, wirkt be­ kanntermaßen wasserabweisend sowie, aufgrund eines Bitterstof­ fes, ungezieferabweisend und fäulnishemmend. Des weiteren ist er, da die Kapokfasern hohl sind, besonders leicht und selbst in komprimiertem Zustand wärmeisolierend. Aber Kapok ist verhältnismäßig unelastisch, und die Kapokfasern besitzen nur eine so geringe Festigkeit, so daß beispielsweise ein Verspinnen unmöglich ist.

Es hat sich nun gezeigt, daß, dessen ungeachtet, Ka­ pok mit Schafschurwolle zu einem für Füllzwecke etwa in Bett­ decken, Matratzen, Matratzenauflagen, Betteinlagen, Liegenauf­ lagen für Garten und Camping, Schlafsäcken, Gesundheitskissen, aber auch in Bekleidungsstücken, insbesondere auch solchen für Kleinkinder, etc. hervorragend geeigneten Mischfaservlies vear­ beitet werden kann. Dabei wird dessen Elastizität, Dauerhaftig­ keit und Feuchtigskeitsaufnahmevermögen weitgehend von der Schafschurwolle bestimmt, während der Kapok seine antibakteri­ elle und fäulnishemmende Wirkung sowie eine erhöhte Wärmeisola­ tionsfähigkeit beisteuert. Hinzu kommen jedoch noch als überra­ schende weitere Vorteile, daß das eingesetzte Kapokmaterial die Verfilzungstendenz der Wolle wesentlich zu verringern vermag und daß es seine wasserabweisende Wirkung der Wolle mitteilt. Durch die letztgenannte Eigenschaft wird ein Feuchtigkeitsaus­ gleich begünstigt, d. h. aufgenommene Feuchtigkeit wird über­ raschend schnell abgegeben.

Alles in allem werden damit Eigenschaften erhalten, die das erfindungsgemäße Mischfaservlies für eine Anwendung als Füllmaterial für Bettdecken, Matratzen, Matratzenauflagen, Betteinlagen, Liegenauflagen, Schlafsäcke, Gesundheitskissen, wie Nacken- und Venenkissen, Bekleidungsstücke und dergl. mehr in ganz besonderem Maße geeignet machen. Gewisse Schwierigkei­ ten bei der Verarbeitung des Kapoks aufgrund dessen Glätte und Brüchigkeit lassen sich durch die in Anspruch 3 angegebene Verfahrensweise umgehen.

In der CH-PS 2 44 663 ist zwar bereits davon die Rede, Gemische von Fasermaterialien pflanzlicher und tierischer Herkunft wie u.a. auch Kapok und Wolle in Vliesform zu bringen, doch handelt es sich hiernach lediglich um ein Zwischenprodukt, das mit mehreren anderen vliesartigen Textilmaterialschichten durch Nähte zu einer Polstermatte verbunden wird. Die betref­ fende Polstermatte soll besonders preiswert sein, weshalb die Verwendung von Schafschurwolle auszuschließen sein dürfte, ganz abgesehen davon, daß die vorerwähnten vorteilhaften Kombina­ tionseigenschaften gerade von Wolle und Kapok nicht erkannt und zielgerichtet ausgenutzt werden. Die durch die Wolle und im besonderen Schafschurwolle vermittelbare Lockerkeit und Plasti­ zität des gesamten Vlieses wird durch die Vernähung weitgehend aufgehoben.

Zweckmäßigerweise kommen bei dem Mischfaservlies gemäß Anspruch 1 zwischen 30 und 60 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 40 und 50 Gew.-% und insbesondere ca. 45 Gew.-% Kapokfasermaterial bezogen auf das Gesamtgewicht des Fa­ sermaterials zur Anwendung.

Um die Wolle noch nachhaltiger vor einem Verfilzen zu bewahren, vor allem für den Fall, daß das Vlies waschbar sein soll, kann die Wolle vor ihrem Einsatz in das Verfahren mit einem Filzfreiausrüstungsmittel behandelt werden, während sie ansonsten allenfalls einem milden Waschvorgang unter Ver­ wendung von natürlichen Seifen und Soda unterzogen wird.

Bemerkenswert ist, daß die Bindung des erfindungsge­ mäßen Mischfaservlieses trotz der strukturell stark unter­ schiedlichen Fasermaterialien ohne chemische Zusätze erfolgen kann, wie sie ansonsten etwa in einem Schmelzbett Anwendung finden.

Zur Bildung des Mischfaservlieses finden zweckmäßi­ gerweise die folgenden Verfahrensschritte Anwendung:

• 1. Groböffnen, Mischen und Entstauben der beiden Fasermaterialien in einem Stufenmischer (inclined blender),
• 2. Materialtransport unter Vorreinigung im Luft­ strom,
• 3. Feinmischung, Feinöffnung und Nachreinigung in einem Feinmischer und Öffner (micro tuft opener),
• 4. Zwischenlagerung im Silo mit kontinuierlicher Ab­ gabe und
• 5. Vliesbildung durch Krempeln, ggf. mit nachfolgen­ der Kreuzlegung.

Derartige Maßnahmen sind in der Vliesstoffindustrie weitgehend bekannt (vergl. etwa Lünenschloß und Albrecht "Vliesstoffe", Thieme-Verlag Stuttgart 1982, S. 67-105).

Mit besonderem Vorteil erfolgt die Eingabe in den Silo nach Schritt 4 durch Aufblasen auf eine Siebtrommel mit Absaugung, wodurch gewährleistet ist, daß die eingebrachte Mi­ schung trotz des unterschiedlichen spezifischen Gewichts der beiden Materialien homogen bleibt, und die Ablage im Silo ge­ schieht schichtweise horizontal von unten nach oben unter Ver­ meidung einer Luftverwirbelung. Ebenso erfolgt die Entnahme aus dem Silo zweckmäßigerweise vertikal, z. B. mittels Abstreifers, womit das Material aus allen Eingabephasen vermengt wird.

Claims (7)

1. Mischfaservlies mit Schafschurwolle und einem weiteren Fa­ sermaterial, dadurch gekennzeichnet, daß das weitere Fasermate­ rial aus Kapok besteht.

2. Mischfaservlies nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es zwischen 30 und 50 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 40 und 50 Gew.-% und insbesondere ca. 45 Gew.-% Kapok enthält.

3. Verfahren zur Herstellung des Mischfaservlieses nach An­ spruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schafschur­ wolle und der Kapok gemeinsam mehrstufigen Misch- und Reini­ gungsprozessen sowie schließlich einer Krempelung, ggf. mit an­ schließender Kreuzlegung, unterworfen werden.

4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß Schafschurwolle und Kapok vor der Krempelung nacheinander einer Mischung mit Öffnung und Entstaubung, danach einer Vorreinigung sowie schließlich einer Feinmischung mit Feinöffnung und Endreinigung unterzogen werden.

5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß im Anschluß an die Feinmischung mit Endreinigung eine Zwischenla­ gerung in einem Silo erfolgt, bei der die zugeführte Fasermate­ rialmischung auf eine Siebtrommel mit Absaugung aufgeblasen, von dort weg schichtweise horizontal abgelegt und schließlich vertikal entnommen wird.

6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die Schafschurwolle naturbelassen, allenfalls vor ihrem Einsatz unter Anwendung von natürlichen Seifen und Soda gewaschen wird.

7. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Schafschurwolle vor ihrem Einsatz in geläufiger Weise mit einem Filzfreiausrüstungsmittel behandelt wird.