DE960C - Dampfpumpe ohne Schieber und Ventile, deren Kolben behufs der Steuerung um die Hauptachse oscilliren - Google Patents

Description

1877.

Klasse 59.

WILH. WEYHE in BREMEN.

Dampfpumpe ohne Schieber und Ventile, deren Kolben behufs Steuerung um die Hauptaxe

oscilliren.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 27.. Juli 1877 ab.

Bei der vorliegenden Dampfpumpe wird die Dampfvertheilung durch den eigenthümlich construirten Dampfkolben bewirkt und die Ventile der doppeltwirkenden Pumpe werden durch den Pumpenkolben ersetzt.

Dampf- und Pumpencylinder sind hintereinander auf einem gemeinschaftlichen Bett gelagert und beide Kolben sitzen auf einer durchgehenden Kolbenstange, welche aufser ihrer hin- und hergehenden Bewegung noch eine Oscillation um ihre Axe erhält, wodurch die Steuerung bewirkt wird.

Fig. ι der beiliegenden Zeichnung stellt eine Längsansicht, Fig. 2 einen Horizontalschnitt der Maschine dar, die übrigen Fig. 3 bis 19 sind Details, deren Bedeutung im Laufe der Beschreibung erklärt werden wird.

Der Dampfcylinder A und der Pumpencylinder B sind einander genau gleich gestaltet, und besitzen aufser den vier zur Befestigung auf dem Bett dienenden Füfsen keine weiteren äufseren Ansätze, als die Ein- und Ausströmimgsstutzen a und b. Die Kolben dieser Cylinder sind jedoch verschieden, die gemeinschaftliche Hin- und Herbewegung der Kolbenstange F wird durch ein Schwungrad C, welches mittelst Kurbel D und Peuelstange E betrieben wird, regulirt. Die Oscillation der Kolbenstange erfolgt durch einen zwischen beiden Cylindern auf derselben befestigten Dorn c, der mit seinem unteren Ende in eine Führungsnuth d greift, s. Fig. 17 bis 19. Die schwingende Bewegung des Dorns wird durch ein um den Zapfen e drehbares Schiffchen / unterstützt; letzteres wird durch zwei Federn g, welche sich gegen zwei Stifte h des Schiffchens/legen, gezwungen, sich nach rechts zu drehen (im Sinne des Zeigers der Uhr). Kommt demnach der Dorn c aus der Position 1, Fig. 18, in die Position 2, welche dem Ende des Kolbenhubes entspricht, so schnellt das Schiffchen / in die punktirt gezeichnete Lage, und der Dorn c kann um die Spitze /, herum in den nach rechts führenden Kanal gelangen. Infolge dieser Bewegungen oscillirt die Kolbenstange F um einen Winkel a, während jeden Hubes, wodurch, wie schon oben angedeutet, die Dampfvertheilung bewirkt und das Spiel gewöhnlicher Pumpenventile der doppeltwirkenden Pumpe ersetzt wird.

Zu diesem Zwecke besitzt der Dampfkolben G an seiner Mantelfläche kleine Kanäle, welche der Drehbewegung entsprechend in Richtung und Länge so geformt sind, dafs sie die richtige Dampfein- und Ausströmung bewirken. Der Kolben schliefst daher auf seiner ganzen Länge dampfdicht an die Cylinderwandung an. Er besteht aus einer cylindrischen Hülse G\ welche zickzackförmig aufgeschnitten ist, und durch die an jedem Kopfende eingeschobenen kegelförmigen Böden H₁ und H₁, von denen ersterer auf der Kolbenstange mittelst Konus i befestigt ist, letzterer durch eine durch die Stopfbüchse reichende Schraubenbüchse k ersterer genähert wird, so ausgedehnt werden kann, dafs weder eine' zu grofse Reibung, noch ein merklicher Dampfverlust stattfinden kann.

Die Büchse k ist mit dem Konus H₁ fest verbunden und besitzt am Ende ein Muttergewinde mittelst dessen sie auf das in die Kolbenstange F geschnittene Gewinde geschraubt ist; aufserhalb ist sie mit einem gezahnten Kranz versehen, welche zum Ansetzen eines Schraubenschlüssels dient, um ein Drehen der Büchse zu ermöglichen. Der Konus H greift mittelst eines cylindrischen Ansatzes etwas über den festen Konus H₁ , wodurch er noch geführt wird; der Raum zwischen den Konus und der Kolbenhülse G₁ ist mit einer nachgiebigen Packung / gefüllt. Der durch den Einströmungsstuzen a zum Cylinder gelangende Dampf wird durch die Kanäle Hi₁ und m, vor oder hinter den Kolben geleitet, und durch die Kanäle «, und n_ä abgeführt. Die einzelnen Kolbenstellungen sind in den Fig. 3 bis 8 dargestellt. Die Fig. 3 und 4 zeigen den Kolben in seiner Mittelstellung, wenn er sich von rechts nach links bewegt; dem entspricht die in Fig. 19 gezeichnete Stellung des Führungsdorns c. Die Dampfeinströmung ist durch Pfeile angedeutet und bedarf keiner weiteren Erläuterung.

Die Länge des auf der Mantelfläche des Kolbens mündenden Kanals M₁ bedingt natürlich die Expansion. In den Fig. 5 und 6 hat der Kolben das Ende des Hubes erreicht, Eämmtliche Kanäle sind geschlossen, wie aus

dem Querschnitt Fig. 6 ersichtlich. Die Fig. 7, 8 und 17 endlich zeigen den Kolben wiederum in seiner Mittelstellung, wenn .er sich von links nach rechts bewegt.

Die Construction des Pumpenkolbens kann in zweierlei Weise ausgeführt werden; die Fig. 9 bis 12 zeigen die erste, auch in dem Horizontalschnitt Fig. 2 gezeichnete Modification; die Fig. 13 bis 14 eine andere Construction. Bei ersterer besteht der Pumpenkolben K aus zwei vollen Scheiben 0, welche ungefähr um die Länge des Hubes von einander entfernt und durch zwei Stege / und einen Kern q mit einander verbunden sind. Um die Schieber sind Ramsbottom'sche Dichtungsringe χ gelegt, welche über die Stege hinweg mit einander verbunden sind, und so diese und die Scheiben wasserdicht gegen die Cylinderwand dichten. Die Scheiben ο sind wechselseitig durchbrochen, so dafs dadurch Kanäle r gebildet werden, wovon der eine vor und der andere hinter dem Kolben ausmündet. Wie aus Fig. 2 ersichtlich, ist der Raum rechts dem Kolben Säugraum, links desselben Druckraum. Am Ende des Hubes sind die Kanäle, wie Fig. 12 zeigt, abgesperrt und bei der Bewegungsumkehrung der Kolbenstange wechseln die Kanäle r und der Saugraum von vorhin wird Druckraum und umgekehrt. Bei der in den Fig. 13 bis 16 gezeichneten Modification ist der Kolben mit halben Scheiben / an seinen Enden versehen, wodurch die Kanäle fortfallen und der Kolben in seiner Projection (Fig. 15) eine Z-Form erhält.

Da die Kolbenstange oscillirt, so ist das Querhaupt ν nicht festgekeilt, sondern durch zwei Ringe w gehalten und wird erstere noch durch den Führungsbock M geführt.

Die Gesammtwirkung der Construction dürfte aus. dem Gesagten hinreichend verständlich sein und mag nur noch erwähnt werden, dafs die Anwendung der oscillirenden Kolbenbewegung sich auch auf einfache Betriebsmaschinen ausdehnen läfst.

Claims (3)

1. Patent-Ansprüche:

   Die Construction einer Dampfpumpe ohne Schieber und Ventile in der durch Zeichnung und Beschreibung erklärten Zusammensetzung in Sonderheit:

   ι. Die Anwendung der eigentümlich geformten Dampf- und Pumpenkolben.
2. 2. Die durch einen in einer Führungsnuth mit Schiffchen gleitenden Dorn c hervorgerufene Oscillation der Kolbenstange behufs Steuerung.
3. 3. Die Combination der sämmtlichen Theile.
   Der Hauptsache nach wie beschrieben und

   gezeigt.

   Hierzu 2 Blatt Zeichnungen.