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Verfahren zum Erwärmen von Rohrrohlingen auf Walztemperatur und Durchlaufofen
zur Durchführung des Verfahrens Die in. Reduziierwalzwerken zu reduzierenden Rohre
müssen vor der Zuführung zum Walzwerk auf Walztemperatur erhitzt .werden. Zu diesem
Zweck werden den Reduzierwalzwerken allgemein Öfen vorgeschaltet, in denen die zu
reduzierenden Stahlrohre, in folgendem kurz Rohlinge genannt, auf die Walztemperatur
erhitzt werden.
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Je nachdem, auf welche Weise die Rohlinge hergestellt sind, haben
diese verschiedene Längen, so daß auch verschiedene Ofenbauarten für die Anwärmung
in Betracht kommen. Bei der Herstellung von nahtlosen Rohrrohlingen, z. B. auf Pilgerstraßen,
Stiefelstraßen, Stoßbänken usw., lassen sich Rohrlängen von maximal etwa 2
5 m erreichen; meistens werden aber Rohlinge von einer Länge zwischen, to
und aom hergestellt. Auf Schweißwalzwerken können nahtgeschweißte Rohlinge von wesentlich
größerer Länge hergestellt werden.
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Für das Erhitzen von Rohlingen mit einer Länge bis zu 25m werden bisher
meistens Kammeröfen benutzt, welche mit Quertransport- oder Querverschiebeeinrichtungen
ausgerüstet si4d. In einem solchen Ofen werden die Rohlinge mit Hilfe eines im Ofen
seitlich angeordneten Zuführrollganges nacheinander eingefahren. Mittels der Quertransporteinrichtung
wird der eingefahrene Rohling sodann seitlich von dem Rollgang geschoben, so daß
der Rollgang für die Zuführung eines weiteren Rohlings wieder frei ist. Beim -Quertransport
jedes neu zugeführten Rohlings werden jeweils die bereits im
Ofen
befindlichen Rohlinge in Querrichtung weitertransportiert, bis schließlich der zuerst
eingeführte Rohling auf einen an der anderen Seite des Kammerofens angeordneten
Austragrollganggelangt und dem Reduzierwalzwerk zugeführt wird. Die bekannten Öfen
dieser Art haben im allgemeinen eine solche Breite, daß in ihnen etwa fünf bis zehn
Rohlinge zugleich Platz haben. Die Quertransporteinrichtungen der Kammeröfen sind
dauernd hohen Temperaturen ausgesetzt, außerdem in ihrer Bauart kompliziert und
erfordern eine besondere Steuerung. Zumal die Öfen im Verhältnis zu ihrer Länge
recht breit sind, sindihre Gestehungskosten daher recht hoch.
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Es ist auch bereits eine Ofenanordnung bekannt, bei der eine Mehrzahl
von zu erwärmenden Stäben öd. 4-l. durch mehrere hintereinander vorgesehene Ofenkammern
hindurchbewegt wird, wobei zwischen den einzelnen Kammern Vorrichtungen zum langsamen
Weiterbewegen des Wärmgutes zu seinem Quertransport vorgesehen sind. Diese Ofenanordnung
weicht nur wenig von den vorerwähnten Kammeröfen ab. Ein Unterschied besteht nur
insofern, als die Vorrichtungen zum Weiterbewegen und zum Quertransport des Wäimgutes
nicht in einer Ofenkammer, sondern zwischen den einzelnen Kammern vorgesehen und
daher nicht der hohen Temperatur ausgesetzt sind.
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Rohlinge größerer Länge, wie sie z. B. bei Schweißwalzwerken als nahtgeschweißte
Rohlinge anfallen, werden vielfach -in sogenannten Durchlauföfen, auf Walztemperatur
erhitzt, indem der Rohling mit der Geschwindigkeit, mit der er dem Reduzierwalzwerk
zugeführt und von diesem weiterverarbeitet wird, durch einen Ofen hindurchbewegt
wird. Beim Durchgang durch den Ofen wird der Rohling mittels eines Rollganges weiterbewegt,
dessen Rollen einzeln oder in Gruppen von außerhalb des Ofens angeordneten Elektromotoren
angetrieben werden, und dabei nach und nach auf Walztemperatur erhitzt. Im vorderen
'feil des Ofens wird die Temperatur meistens höher gehalten (etwa i2oo°) als die
Walztemperatur (95o bis i000°), damit bei gegebener Ofenlänge und Geschwindigkeit
des Rohlings am Austrittsende des Ofens die erforderliche Temperatur des Rohlings
erreicht wird. Infolgedessen sind die Rollgangsrollen im vorderen Ofenteil Temperaturen
ausgesetzt, die werkstoffmäßig wesentlich .schwerer beherrschbar sind als die üblichen
Walztemperaturen.
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Trotz der höheren Temperatur im vorderen Teil des Ofens ergibt :sich
bei solchen Durchlauföfen für Rohlinge, die mit verhältnismäßig großer Geschwindigkeit
weiterbewegt werden, eine sehr große Länge des Durchlaufofens. Ein Ofen für das
Aufheizen eines mit einer Geschwindigkeit von i m/sec weiterbewegten Rohlings, muß
beispielsweise eine Länge von etwa 9o m besitzen, um den Rohling auf die Walztemperatur
bringen zu können. Der Raumbedarf eines Durchlaufofens für mit großer Ge.-schwi:ndigkeit
weiterbewegte Rohlinge ist daher sehr groß und der Aufwand beträchtlich.
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Die Erfindung sucht die erwähnten Nachteile ,der bekannten Ofenbauarten
zu vermeiden und die Erwärmung der Rohlinge auf eine neuartige Weise vorzunehmen,
die die Vorteile .der bekannten Aufheizungsarten in sich vereinigt. Gegenstand der
Erfindung ist demgemäß ein Verfahren zum Erwärmen der :einem Reduzierwalzwerk nacheinander
zuzuführenden Rohrrohlinge auf Walztemperatur mittels eines Durchlaufofens, das
im wesentlichen darin besteht, daß die Rohlinge, die in an sich bekannter Weise
auf zueinander parallelen Bahnen geradlinig durch den Ofen bewegt werden, unabhängig
voneinander, solange sie: sich mit ihrer ganzen Länge im Ofen befinden, mit stark
herabgesetzter Geschwindigkeit weiterbewegt werden.
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Die Erfindung bezieht sich ferner auf einen Durchlaufofen zur Durchführung
des neuen Verfahrens. Ein für die Anwärmung der Rohlinge nach dem Verfahren dienender
Ofen wird gemäß der Erfindung so gebaut, daß der Ofen eine größere Länge hat als
die zu erwärmenden Rohlinge und daß in ihm zueinander parallel mindestens zwei Rollgänge
vorgesehen sind, deren Rollen je Rollgang einzeln oder in Gruppen durch unabhängig
voneinander steuerbare, außerhalb des Ofens angeordnete Motoren angetrieben sind.
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Der Ofen. nach der Erfindung vereinigt in sich die Vorteile der bekannten
Durchlauföfen und der ob:enerwähnten Kammeröfen. Einerseits nämlich werden die Rohlinge
auf geradlinigen Bahnen durch den Ofen bewegt, so daß komplizierte Quertransporteinrichtungen
nichterforderlich sind. Andererseits ist bei ihm dadurch, daß sich mehrere Rohlinge
gleichzeitig im Ofen befinden, die Möglichkeit einer kurzen Ofenlänge gegeben, die
nur wenig größer zu sein braucht als die größte Länge der zu erhitzenden Rohlinge.
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Das Verfahren nach der Erfindung sei nachstehend an Hand eines Ausführungsbeispieles
für einen Ofen nach der Erfindung beschrieben, das in der Zeichnung schematisch
dargestellt ist.
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Fig. i gibt einen Querschnitt durch einen mit zwei parallelen Rollgängen
ausgeführten Ofen wieder, während Fig. 2 und 3 Draufsichten auf den Ofen darstellen.
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Der dargestellte Ofen weist zwei Rollgänge mit Rollen. ¢, 5 auf. Vor
dem Ofen,sdnd zwei Rollgänge mit Rollen. 3 bzw. 3' und ein -schräges Zuführgerüst
2 angeordnet. Die Rollgangsrollen 3 und 3' besitzen elektrischen Einzelantrieb,
so daß durch säe die Rohlinge mittels Kraftantrieb 'm den Ofen eingefahren werden
können. Auch die Rollen q. und 5 der beiden Ofenrollgänge sind in Fig. i und 2 mit
elektrischem Einzelantrieb ausgerüstet. Bei dem Ofen nach Fig.3 sind die beiden
Rollgänge in je drei Gruppen unterteilt, die je für sich durch Elektromotoren 6
und 7 angetrieben sind.
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Bei dem Ausführungsbeispiel wird ein in den Ofen einzuführender Rohling
i nüt Hilfe des schräg ausgebildeten Zuführgerüstes 2 auf einen der beiden mit Losroll:en
3, 3' ausgerüsteten Rollgänge vor dem Ofen gebracht. In Fig. 2 ist angenommen, daß
von zwei in den Ofen eingebrachten Rohlingen i', i" der Rohling i' bereits Walztemperatur
erreicht hat
und dem Reduzienverk io zugeführt werden soll. Die
die Rollen 5 des .einen im Ofen befindlichen Rollganges antreibenden Motoren 7 werden
daher von langsamer Drehzahl auf hohe Drehzahl geregelt, so daß der genügend erwärmte
Rohling i' ausgefahren und dem Reduzierwalzwerk a o zugeführt wird. Dabei wird der
Rohling i' mittels hinter dem Ofen angeordneter Leitrollen 8, 9' dem Walzwerk io
richtig zugeleitet. Zugleich wird der Rohling i"' auf den Rollen 3' vorgeschoben,
daß er auf die Rollen 5 des frei werdenden Rollganges gelangt und während des Ausfahrens
des Rohlings i' an dessen Stelle in den Ofen gelangt. Sobald der Rohling i"' sich
mit seiner ganzen Länge im Ofen befindet, werden die die Rollen 5 des Rollganges
antreibenden Motoren 7 wieder auf langsame Geschwindigkeit herabgeregelt, so daß
nun der Rohling i"' mit sehr langsamer Geschwindigkeit im Ofen weiterbewegt wird.
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Wenn der Rohling i" Walztemperaturexreicht hat, wird er in gleicher
Weise, wie dies vorstehend für den Rohling i' beschrieben worden ist, aus dem Ofen
befördert, indem die die Rollen 4 des . zweiten Rollganges antreibenden Motoren
6 entsprechend geregelt werden. Bei der Zuführung zum Walzwerk io wird der Rohling
i" in der in Fig. 3 dargestellten Weise durch Leitrollen 8, 9 richtig zugeführt.
.In diesem Fall wird von den Rollen 3 aus der -eitere Rohlang i"" in den Ofen geschoben
und von den Rollen 4 erfaßt und sodann mit sehr langsamer Geschwindigkeit im Ofen
weiterbewegt.
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Wie aus der vorstehenden Beschreibung hervorgeht, arbeitet der Ofen
nach der Erfindung als Durchlaufofen, in dem die Rohlinge bis zur Erreichung der
Walztemperatur mit langsamer Geschwindigkeit weiterbewegt werden, worauf sie sichniell
ausgefahren und dem Walzwerk zugeführt werden. Ein solcher Durchlaufofen hat gegenüber
den bekannten Öfen den Vorzug größter Einfachheit, Zuverlässigkeit und Billigkeit.
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Vorteilhaft wird der Ofen mit einer Länge ausgeführt, die nicht viel
größer ist als die Länge der eingesetzten Rohlinge. Die Rohlinge werden dann, solange
sie sich mit ihrer ganzen Länge im Ofen befinden und mit sehr langsamer Geschwindigkeit
weiterbewegt werden, auf ihrer ganzen Länge gleichmäßig aufgeheizt. Die Rollgänge
4 und 5 werden also nach dem Ausfahren :eines aufgeheizten Rohlings und Zuführen
eines neuen Rohlings auf eine geeignete, sehr langsame Geschwindigkeit tungeschaltet.
Beide Rollgänge werden dabei entsprechend der abwechselnden Zuführung von Rohlingen
unabhängig voneinander gesteuert und bald auf hohe und bald auf niedrige Geschwindigkeit
geschaltet.