DE94582C

DE94582C -

Info

Publication number: DE94582C
Application number: DENDAT94582D
Authority: DE
Publication date: 1900-01-01

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

In der Heilgymnastik wird bis heute im Allgemeinen für jede Bewegung, welche ausgeführt werden soll, sei sie activ oder passiv oder eine Widerstandsbewegung,' ein besonderer Apparat verwendet. Die mechanischen Apparate sind sehr theuer und deshalb nicht für Jeden zugänglich. Aufserdem erfordern diese mechanischen Apparate eine Kraft, die der Leidende häufig kaum besitzt. Bisweilen werden die erforderlichen Bewegungen auch mit den Gliedern der Kranken von dem Arzt selbst ausgeführt, oder aber der Arzt dient dem Kranken bei seinen Bewegungen als Stütze. Das ist aber auch unpraktisch und theuer, da dazu ein geschickter und geübter Arzt pder Gymnastiker erforderlich ist. Auch die Hausgymnastik und die Freiübungen erfüllen selten ihren Zweck, da infolge der fehlenden Unterstützung der Ausübende schnell ermüdet und deshalb die Lust zu weiteren Uebungen verliert.

Das nachstehend beschriebene Stab-Turngeräth nun soll es ermöglichen, dafs Jeder in jeder beliebigen Lage und Stellung alle nur möglichen Bewegungen, seien sie activ oder passiv oder Widerstandsbewegungen, ohne jede Hülfe vornehmen kann.

Das Geräth besteht aus einer Unterlagsplatte α und aus einem Stützstab b. Die Unterlagsplatte α ist in der Mitte ausgehöhlt, besitzt also dort eine Pfanne c. Aufserdem ist dieselbe an der unteren Seite genuthet, bei d. In diese Nuth kann man eine Platte e mit Haken f einsetzen, der dann durch die Höhlung c nach oben herausragt. Um dieser Platte festeren Halt zu geben, ist auf der Unterseite derselben ein Gummiring A eingelegt.

Die Stützstäbe b besitzen an dem einen Ende eine Kugel g, welche so in die Pfanne c hineinpafst, dafs bei eingestelltem Stützstab derselbe sich ungehindert nach allen Seiten bewegen kann. Das andere Ende der Stützstäbe b ist mit einer Oese h ausgestattet, mit welcher der Stab b in den Haken f eingehakt werden kann. Der Stab kann auch die Oese und die Kugel auf einer Seite haben. Die Kugel wird dann gabel- oder hülsenartig über die Oese geschoben. Die Kugel kann mit dem Stab fest verbunden oder an denselben angeschraubt sein, so dafs man Stab und Kugel trennen und die Kugel auf jeden beliebigen Stab aufschrauben kann.

Bei den Uebungen wird die Platte einfach auf den Boden gelegt. Sie kann aber auch irgendwo angehängt werden, zu welchem Zweck sie mit einer Aufhängeöffnung i beliebiger Art versehen ist. Will man nun Uebungen mit dem Geräth vornehmen, dann stellt oder stützt man die Stützstäbe b mit ihren Kugelenden g in die Pfannen c der Platten α und bewegt mit den Händen in der erforderlichen Weise diese Stäbe. Sämmtliche Bewegungen in liegender, sitzender und stehender Stellung können mit dem Geräth ausgeführt werden, ohne dafs der Ausübende irgend welche Ermüdung spürt. Es können sogar mit dem Geräth solche Bewegungen gemacht werden, für welche überhaupt noch gar kein Geräth vorhanden ist.

In den Fig. 6 bis 11 sind einige Bewegungen veranschaulicht, welche man mit Hülfe des Geräths ausführen kann.

Fig. 6 zeigt, wie man eine Bewegung mit. abwechselnder Bewegung der Arme von innen

nach aufsen' ausführt, und umgekehrt, sowie mit abwechselnder Bewegung des rechten und linken Fufses mit Hebung des freien Beines nach Art der Schwimmbewegungen. Bei dieser Stellung der Stäbe kann man auch eine Rumpfbewegung ausführen, wenn man die Arme nach einer Richtung rechts oder links herum mit Abwechselung des Standbeines schwingt. Diese Bewegung ist auch mit einem Stab ausführbar. Weiter kann man bei dieser Stellung der Stäbe eine Schwingung der Arme nach hinten herum ausführen. Alle diese Bewegungen kann, man auch in sitzender Stellung vom Pult aus vornehmen.

Fig. 7 zeigt, wie man tiefe Kniebewegungen mit Wechselbewegung ausführt.

Fig. 8 veranschaulicht die Ausführung einer ziehenden Bewegung. Der eine Stab ist herumgedreht und mit seiner Oese in den in der Platte eingesetzten Haken eingehakt. An dem eingehakten Stab wird gezogen, wobei man mit dem Fufs auf seine Platte tritt, während der andere Stab als Stütze dient. Hierbei können verschieden lange Stäbe verwendet werden.

Da die Platten auch an die Wand gehängt werden können, so können alle Bewegungen, sowohl stehend als auch sitzend, in der in Fig. 9 angeordneten Weise ausgeführt werden.

Fig. io zeigt, wie man Ziehbewegungen im Bette liegend ausführt. Die Stäbe können hier in einen einfachen Wandhaken eingehakt werden.

Will man eine Ruderbewegung (Fig. αϊ) machen, dann verwendet man kleinere Stützstäbe, oben mit Krücken, und können hierbei für jede Höhe des Stuhles entsprechend lange Stäbe benutzt werden.

Das Geräth ist somit äufserst handlich und bequem und ermöglicht jede Bewegung. Benutzt man dasselbe nicht, dann wird es weggestellt und nimmt weder grofsen Raum ein, noch erfordert es irgend welche Sorgfalt in der Aufbewahrung.

Claims

Patent-Anspruch:

Ein Stab-Turngeräth zur Ausführung von nach jeder Richtung hin unbegrenzten Bewegungen in stehender, sitzender oder liegender Stellung, bestehend aus einem Stützstab fb), der in trennbarer gelenkiger Verbindung mit einer in der Mitte mit einer Pfanne (c) bezw. einem Haken ff) versehenen Stützplatte fa) steht, an seinem einen Ende mit einer Kugel (g) und an seinem anderen Ende mit einer Oese (h) ausgestattet ist, so dafs je nach der erforderlichen Bewegung entweder die Kugel (g) des Stabes fb) in Verbindung mit der Pfanne (c) der Platte fa) öder die Oese (h) des Stabes fb) in Verbindung mit dem Haken ff) der Platte fa) wirkt.

Hierzu ι Blatt Zeichnungen.