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Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen von Platten Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Platten, die aus einem Faserstoff als
Füllmaterial und einem Bindemittel bestehen und nach der Verformung in Pressen einer
Trocknung unterzogen werden. Derartige Faserstoffe wurden bisher in loser Form dem
Bindemittel zugegeben, so daß die fertigen Platten verhältnismäßig spröde waren
und nur eine geringe Festigkeit besaßen.
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Von diesem bekannten Verfahren unterscheidet sich das Verfahren gemäß
der Erfindung dadurch, daß als Füllmaterial ein zusammenhängendes, aus einzelnen
Faserteilchen, wie Flachs- oder Hänf-Scheben, Stroh, Schilf od. dgl., gebildetes
Vlies und als Bindemittel synthetischer Kunststoff, z. B. Kunstharz bzw. Gips oder
Zement, verwendet wird.
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Durch das Einbetten eines Vlieses in das Bindemittel werden mehrere
Vorteile erzielt. Das Vlies durchsetzt die hergestellten Platten gleichmäßig und
gibt daher der gesamten Platte eine erhöhte Festigkeit, denn viele feine Fasern
im Verband geben der Platte eine größere Stabilität als wenige starke Fasern, wie
z. B. Holzwolle. Die Teilbarkeit der Platten wird verbessert, weil ein feiner Span
bzw. eine feine Faser der Säge einen viel geringeren Widerstand bietet. Außerdem
ist es möglich, Rohstoffe zu zerfasern und zur Vliesbildung heranzuziehen, die bisher
nur als Abfallprodukte Verwendung gefunden haben.
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Es können somit die Faserteilchen, die das Vlies bilden, aus Flachs-
oder Hanf-Scheben bestehen, die beim Röstprozeß anfallen. Auch Faserteilchen aus
Stroh, insbesondere aus landwirtschaftlich nicht nutzbaren Strohsorten, wie z. B.
Raps- und Mohnstroh, oder aus Schilf lassen, sich verwenden. In jedem Fall erfolgt
die Herstellung des Vlieses
in einem besonderen Aufbereitungsprozeß,
wie er in der Textilindustrie üblich ist. Wird an Stelle von Gips oder Zement synthetischer
Kunststoff, z. B. Kunstharz, verwendet, dann ist beim Pressen der Platte eine besondere
Beheizung erforderlich.
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Gegenstand der Erfindung ist ferner eine Anordnung zum Herstellen
der Platten, die darin besteht, daß bekannte Vorrichtungen zur Verarbeitung des
als Füllmaterial dienenden Rohstoffes zu einem fertigen Vlies einer mit dem flüssigen
Bindemittel gefüllten Wanne vorgeschaltet sind, in der ein endloses in das Bindemittel
teilweise eintauchendes Förderband einer Trommelwalze gegenübersteht, zwischen denen
das mit dem Bindemittel getränkte Vlies kontinuierlich hindurchgeführt wird. Hinter
dieser Wanne sind Förderbänder mit Formen zur Aufnahme der abgeteilten, mit dem
Bindemittel getränkten Vliesstücke angeordnet, die nach dem Verlassen des letzten
Förderbandes in üblicher Weise übereinandergeschichtet einem Preßvorgang unterzogen
werden.
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Bei der Verwendung von Kunstharz als Bindemittel können ferner erfindungsgemäß
als Preßvorrichtung für das kontinuierlich zugeführte bereits getränkte Vlies zwei
im Abstand übereinander angeordnete, endlose Förderbänder vorgesehen sein, deren
einander gegenüberliegende, einen Preßkanal bildende Förderbandteile in einem Heizkanal
mit entsprechenden schmalen Öffnungen an den Stirnseiten für den Durchtritt beider
Bänder angeordnet und beiderseits durch gegebenenfalls verstellbare Druckrollen
abgestützt sind.
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Auf diese Weise wird eine Anlage von gedrängter einfacher Bauart -und
großer Leistungsfähigkeit geschaffen.
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In der Zeichnung sind zwei Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung
beschrieben. Es zeigt Fig. i in schematischer Darstellung eine Anlage für die Herstellung
von Leichtbauplatten und Fig.2 eine Anlage, bei der die Platten unter Verwendung
von Kunstharzen als Bindemittel im Strangverfahren hergestellt werden.
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i ist der Rohstoff, der in einen aus der Textilindustrie bekannten
Kastenspeiser 2 eingebracht ist. Er fördert das Mäterial in der gewünschten einregelbaren
Menge auf den über-die Walzen 3, 4 umlaufenden Zuführtisch 5, deer es in den Bereich
der Einzugswalzen 6, 7 bringt. Die Oberwalze 7 ist in vertikaler Richtung verstellbar
gelagert und unter Druck gestellt. Das von den Walzen 6, 7 erfaßte Material wird
von dem mit größerer Geschwindigkeit umlaufenden, mit Stiften 8 verseheneu Tambour
9 durchgekämmt, zerkleinert und zerfasert und in den Zwischenraum zwischen den beiden
Lattentischen io und i i, die in der Pfeilrichtung über die Walzen 12, 13 bzw. 14,
15 umlaufen, geschleudert. Es wird dabei durcheinandergewirbelt und verdichtet und
tritt dann zwischen den Walzen 13, 15 als zusammenhängendesVlies 16 aus. Zur Einregulierung
der erforderlichen Spannung der Tische io, i1 sind die Walzen 12, 14 in deren Längsrichtung
verstellbar gelagert. Die Walze 15 kann ebenfalls durch verstellbare Lager mehr
oder weniger großen Abstand zur Walze 13 aufweisen. Dadurch wird die Vliesdicke
geregelt.
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Das so gebildete Vlies wird nun einem Bandeisentisch 17 übergeben,
der über die- Walzen 18, i9, 2o, 21 als endloses Band geführt ist. Das obere Trum
dieses Förderbandes läuft durch die mit dem flüssigen Bindemittel-ä2 angefüllte
Wanne 23. Die Trommelwalze 24 drückt das ankommende Vlies 16 in das Bindemittel
22 und auf den Bandeisentisch 17. Es wird vom Bindemittel vollkommen durchtränkt.
Ein Teil des aufgenommenen Bindemittels wird durch die Walze 25 abgequetscht und
läuft'in die Wanne 23 zurück. Zur Ergänzung des aus der Wanne 23 entnommenen Bindemittels
sind die Zulaufbehälter 26, 27 vorgesehen. In jedem läuft ein Rührwerk um. Das Bindemittel
22 wird der Wanne 23 mit Hilfedes Zulaufrohres 28 zugeführt, das je nach Bedarf
an den Ablaufhahn 29 bzw. 3o angeschlossen werden kann.
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Unterhalb der Wanne 23 ist ein über die Walzen 31, 32 umlaufendes
Förderband mit Mitnehmern 34 vorgesehen. An der Einschubleiste 35 werden die Formen
36 quer zur Förderrichtung des Förderbandes 33 eingeführt und von den Mitnehmern
34 in der Förderrichtung mitgenommen. Das Vlies 16 wird hinter der Walze 2o quer
zu seiner Förderrichtung abgetrennt und durch die zu beiden Seiten des Förderbandes
stehenden Bedienungspersonen in die leere Form 36 gebettet. Beim Einlegen in die
Form 36 wird der Formenraum richtig ausgefüllt und gegebenenfalls überstehende Vliesenden
umgeschlagen. Es hat sich bei der Erprobung der Platten gezeigt, daß durch dieses
Umschlagen des Vlieses ein besonders stabiler Plattenrand erzielt wird. Die ausgefüllte
Form 36 wird nunmehr selbsttätig auf das in der Pfeilrichtung umlaufende endlose
Förderband 37 geschoben und in den Bereich des Preßwagens 38 gebracht. Auf diesem
wird sie durch zu beiden Seiten des endlosen Förderbandes 37. stehende Bedienungspersonen
gehoben und senkrecht übereinander gestapelt. Der gefüllte Wagen wird in die Presse
gefahren. Bis zum Abbinden des Bindemittels bleiben die Platten in der Presse. Hierauf
werden die noch feuchten Platten aus der Form entfernt und getrocknet.
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Die Geschwindigkeit der verschiedenen Fördermittel, die das Vlies
bilden und bewegen, ist gleich groß und je nach den Betriebserfordernissen einstellbar.
Bei Material, dessen Zerfaserung im Tambour starke Staubentwicklung zur Folge hat,
können statt der Lattentische io bis 15 Siebtrommeln mit Absaugvorrichtungen eingebaut
werden.
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In den beschriebenen Vorrichtungen kann jedes beliebige Material verarbeitet
werden, das zur Vliesbildung geeignet ist. Besonders wirtschaftlich ist es, wenn
Abfallprodukte als Rohstoffe verwendet werden. Als solche kommen verholzte Stengelteile,
die bei der Aufbereitung von Flachs und Hanf anfallen (Scheben), in Betracht. Desgleichen
Stroh, Raps- und Mohnstroh-sowie alle Schilfarten u. dgl. Wird Stroh verarbeitet,
dann fällt der Kastenspeiser weg. Es wird von Hand in
seiner Längsrichtung
aufgelegt. Der Abstand zwischen den Einzugswalzen 6, 7 und dem Tambour 9 ist dann
möglichst groß zu halten und der Tambour mit kräftigen Beschlag zu versehen. Die
Tauchwalze 24 wird dann zweckmäßigerweise durch einen zweiten Bandeisentisch ersetzt,
der mit seinem unteren Trum das Auseinanderschwimmen des Vlieses verhindert. Wird
Kunstharz als Bindemittel verwendet, dann sind an Stelle der Formen polierte Bleche
und an Stelle der gewöhnlichen Leichtbauplattenpressen geheizte Etagenpressen zu
verwenden.
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Die Anlage gemäß der Fig.2 zeigt auf der linken Seite wie beim ersten
Ausführungsbeispiel das endlose Förderband 17 für das ankommende fertige Vlies,
das in der Wanne 23 mit einem Bindemittel aus Kunstharz durchsetzt worden ist. Dieses
Vlies wird nun auf ein endloses Stahlband 39 gegeben, das über die Walzen 40, 44
42 umläuft. Darüber ist ein weiteres endloses Stahlband 43 angeordnet, das über
die Walzen 44, 45 geführt ist. Zwischen den Walzen 4i,42 und 44, 45 stehen sich
die beiden Fördertrume mit geringem Abstand gegenüber. Jedes Trum wird für sich
durch eine Anzahl Preß-oder Distanzrollen 46, 47 unterstützt und kann auf diese
Weise einen verhältnismäßig kräftigen Druck ausüben ohne nachzugeben. Diese beiden
zusammenarbeitenden Fördertrume bilden somit einen Formkanal für den ankommenden
Strang. Die Beheizung des Materials erfolgt durch den Heizkanal 48, in dem die Preßrollen
46, 47 und die zusammenarbeitenden Fördertrume der Stahlbänder 39, 43 angeordnet
sind. Diese werden durch den heißen Luftstrom erhitzt. Um Wärmeverluste zu vermeiden,
sind an beiden Stirnseiten des Heizkanals 48 schmale Austrittsöffnungen vorgesehen,
durch die jeweils die zusammenarbeitenden Fördertrume der Stahlbänder
39, 43 hindurchtreten.
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Die Beheizung des Kanals 48 und damit der Stahlbänder 39, 43, die
ihn durchlaufen, erfolgt durch erhitzte Luft. Die Erhitzung erfolgt je nach den
Betriebserfordernissen in der Beheizungseinrichtung 49, durch die die Luft mit Hilfe
des Ventilators 5o hindurchgedrückt wird. Die erhitzte Luft wird durch das Rohr
5 1 und die Einlaßöffnung 52 -in den Heizkanal 48 eingeführt und verläßt
ihn durch die Auslaßöffnung 53 und das Rohr 54. Sie kann ins Freie abgeleitet oder
zu Heizzwecken verwendet werden.
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Zwischen den Walzen 42, 45 verläßt der Strang die endlosen Förderbänder
39, 43. Er wird mit Hilfe der Kreissägen 55 zu beiden Seiten besäumt. Während er
dem in der Pfeilrichtung umlaufenden endlosen Förderband 56 zugeführt wird, erfolgt
die Zerlegung quer zur Förderrichtung in Platten von der gewünschten Größe. Mit
Hilfe der in der Pfeilrichtung beweglichen, auf dem Wagen 57 angeordneten
Kreissäge 58 wird diese Zerlegung durchgeführt. Die fertigen Platten werden dann
einem Transportwagen 59 übergeben.