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Verfahren und Vorrichtung zum Aufbringen von Markier- oder Maßstreifen
auf im handelsüblichen Gebrauchszustand gemessene Stoffbahnen sowie Markier- oder
Maßstreifen zur Ausführung des Verfahrens Bisher war es üblich, zu Ballen oder Wickeln
gewickelte Stoffbahnen mit einem Maßband zu versehen, welches in den Wickel oder
Ballen mit der Stoffbahn einlief. Da der Maßstreifen die Länge der Stoffbahn angeben
sollte, wurde das sogenannte Stephansche Maßband verwendet, welches undehnbar war
und von welchem aus man infolgedessen die Längeneinheiten der Stoffbahn ablesen
konnte. Wurde dieses undehnbare sogenannte Stephansche Maßband für entspannte, im
handelsüblichen Gebrauchszustand befindliche Stoffbahnen verwendet, so konnte dieses
undehnbare Maßband nur mit der von der Abzugswalze ablaufenden, gespannten Stoffbahn
zusammengeführt werden, um nicht ein Reißen des Maßbandes durch den hinter der Abzugswalze
auftretenden, von der Wickelvorrichtung verursachten Zug eintreten zu lassen. Das
mit der Stoffbahn zusammengeführte Maßband lag mit der gespannten Stoffbahn im Wickel
selbst maßrichtig. Beim Öffnen des Wickels trat jedoch der Übelstand auf, daß die
gespannte Stoffbahn durch ihre Elastizität oder Nachgiebigkeit zurückgeht, das Maßband
jedoch der zurückgehenden Stoffbahn nicht folgt. Infolgedessen konnte das Maßband
als Träger
der Maßeinheiten nicht die jeweiligen richtigen Längen
der Stoffbahn angeben.
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Nach der Erfindung soll ein Maßband verwendet werden, welches beim
Zusammenlaufen mit einer im handelsüblichen Gebrauchszustand befindlichen Stoffbahn
gleichsam im annähernd ungedehnten Zustand ist, jedoch nach Ablauf der Stoffbahn
von der Abzugswalze und bei Ausübung eines Zuges durch eine Wickelvorrichtung so
weit nachgeben kann, daß ein Reißen des Maßbandes verhindert wird. Um dies zu erreichen,
wird das Maßband an einigen Stellen oder in sich nachgiebig gemacht, jedoch die
Nachgiebigkeit in sich derartig festgelegt, daß durch den beim Zusammenlaufen des
Maßbandes mit der Stoffbahn auftretenden Zug das Maßband nicht gedehnt wird, so
daß die auf dem Maßband aufgedrückten Maßeinheiten mit den wirklichen Maßen der
im handelsüblichen Gebrauchszustand befindlichen Stoffbahn übereinstimmen. Läuft
die Stoffbahn mit dem Maßband von der Abzugswalze ab, um in einer Wickelvorrichtung
aufgewickelt zu «-erden, so kann zwischen der Abzugsvorrichtung und der Wickelvorrichtung
das Maßband infolge der Nachgiebigkeit bei dem jetzt auftretenden starken Zug nachgeben,
wodurch ein Reißen verhindert wird.
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Nach den jetzigen Erfahrungen und nach der jetzigen Praxis kann eine
Stoffbahn im handelsüblichen Gebrauchszustand eichmäßig gemessen werden, und die
Maßeinheiten können durch Stempel- oder Markierzeichen aufgebracht werden, so daß
die Stoffbahn selbst sich als Maßträger auswirkt. Praktisch ergab sich hierbei der
Nachteil, daß nur größere Maßeinheiten, wie Meterlängen oder halbe Meter, durch
Stempel oder Markierzeichen auf der Stoffbahn aufgedruckt werden konnten; kleinere
Maßeinheiten konnten infolgedessen an der Stoffbahn nicht abgelesen werden.
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Um auch die Möglichkeit zu haben, von derartigen, im handelsüblichen
Gebrauchszustand gemessenen Stoffbahnen kleinere Maßeinheiten abzulesen, muß das
mit der im handelsüblichen Gebrauchszustand gemessenen Stoffbahn zusammengeführte
Maßband mit der als Maßträger sich auswirkenden Stoffbahn fest verbunden werden,
so daß die großen als auch die kleinen Maßeinheiten vom Maßband abgelesen werden
können und keine Verschiebungen zwischen dem Maßband und der Stoffbahn eintreten.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, die bekannten -nicht dehnbaren
Maßbänder mit Spitzen bildenden Einschnitten an der Kante oder in der Fläche zu
versehen, um ein Verschieben des Maßbandes gegenüber der Stoffbahn zu verhindern.
Sehr schmale Stoffbahnen hat man bereits dadurch mit dem ebenfalls unelastischen
Maßband verbunden, daß die Stoffbahn durch Querschlitze des -Maßbandes, das breiter
sein mußte als die Stoffbahn, hindurchgezogen wurde. Eine einwandfreie Verbindung
zwischen Stoffbahn und Maßband war aber in beiden Fällen vor allem in Längsrichtung
nicht geschaffen. Zudem aber mußte das Maßband zerreißen, wenn die Stoffbahn mit
dem Maßband unter Spannung abgewickelt wurde, da das Maßband nicht nachgiebig war.
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In der Zeichnung zeigen Abb. i und 2 schematisch zwei Ausführungsformen
einer Vorrichtung zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, Abb. 3, 4. und
5 verschiedene Ausführungsformen des nachgiebigen Maßstreifens und Abb. 6 eine vorteilhafte
Befestigungsart desselben am Saum doublierter Gewebe.
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Das Maßband kann in beliebigen Abständen mit nachgiebigen Stellen,
wie z. B. in Abb. 3 und q. dargestellt, versehen werden, indem nach Abb. 3 gleichsam
Kreppfalten oder nach Abb.4 Falzstellen eingefügt werden. Um diese nachgiebigen
Stellen beim Zusammenlaufen des Maßbandes mit der Stoffbahn sich nicht auswirken
zu lassen, können die Kreppfalten oder Falze in sich widerstandsfähig gemacht werden.
Das Maßband kann an diesen nachgiebigen Stellen durch ein härtendes Mittel, wie
Celluloidlösung, Leimlösung od. dgl., bespritzt, bestrichen oder imprägniert werden.
Die Größe dieser Nachgiebigkeit muß aber so gewählt werden, daß bei Ausübung eines
Zuges durch die Wickelvorrichtung die nachgiebigen Stellen sich auswirken können.
An Stelle der in Abständen vorgesehenen nachgiebigen Stellen kann gemäß Abb. 5 auch
der Maßstreifen in sich durchgehend nachgiebig gemacht werden. Der Maßstreifen kann
entweder vor Benutzung in der Maschine mit den Maßeinheiten vorher bedruckt werden,
oder der ,Maßstreifen kann auch in der Meßmaschine selbst mit Maßeinheiten bedruckt
werden. Das Maßband kann entweder nachgiebig oder elastisch, d. h. in sich federnd
oder zurückgehend, ausgeführt werden, damit beim öffnen des Wickels nicht nur die
Stoffbahn, sondern auch das Maßband zurückgehen kann.
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Wie aus Abb. i ersichtlich, wird die Stoffbahn i in bekannter Weise
der Meßmaschine durch die Zuführwalzen 2 zugeführt und über die Meßwalze 3 sowie
die zugleich als Schutzwalze dienende Abzugswalze q. und die Schwingwalze 5 dem
entstehenden Wickel 6 zugeführt, wobei die Zuführwalze 2 mit größerer Geschwindigkeit
als die Meßwalze 3 und die Abzugswalze q. angetrieben wird. Auf der so entspannten
Strecke der Stoffbahn i kann eine Fühlwalze 7 aufliegen, durch deren Stellungsänderung
die Umfangsgeschwindigkeit der Zuführwalze 2 in bekannter Weise gesteuert wird.
Von der Meßwalze 3 aus wird in hier nicht gezeichneter, bekannter Weise, mit oder
ohne Berücksichtigung der durch die verschiedenen Stoffstärken gegebenen Einflüsse,
ein Zählwerk angetrieben, von dem das richtige Meßergebnis jederzeit abgelesen werden
kann.
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Über dem entspannten Gewebe i läuft zugleich mit diesem ein bereits
vorher außerhalb der Meßmaschine mit Marken und Maßzahlen bedruckter Maßstreifen
8 auf die Abzugswalze q. auf, der in gewissen Abständen die in Abb. q. in größerem
Maßstabe abgebildeten, z. B. durch eine dünne Celluloseacetathaut gefestigten Falzstellen
9 besitzt. Der Streifen 8 bleibt mithin bei mäßiger Zugbeanspruchung
ungedehnt
und kann ohne Lösung der Falzstellen 9 von einer Vorratsrolle io durch die Abzugswalze
4 abgezogen werden.
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Zur Sicherung der. Spannungslosigkeit des Maßbandes 8 zwischen Abzugswalze
4 und Vorratsrolle io kann diese selbst mit einer der Abzugsgeschwindigkeit entsprechenden
Umfangsgeschwindigkeit angetrieben werden, z. B. über eine Transportrolle i i, die
unter der Kraft der an ihrem Lagerungshebel 12 angreifenden Feder 13 an der Vorratsrolle
io anliegt. Wenn die Walzen 3 und 4 gleiche Durchmesser besitzen, kann der Antrieb
der Transportrolle i i, wie hier gezeichnet, auch von der äußersten Gewebeschicht
der Meßwalze 3 aus abgeleitet werden, und zwar mit einem für Maßzwecke an sich bekannten,
federnd am Gewebe i anliegenden, endlosen Riemen 14, der über die Spannrollen 15
und 16 geführt ist, während die weitere Übertragung von einer dieser Rollen, z.
B. 16, aus nach Rolle i i durch Kettenräder und-Kettenzug 17 erfolgen kann. Um sofort
beim Auflauf auf die entspannte Gewebebahn i die Unverrückbarkeit des Maßstreifens
8 zu sichern, wird er in abgemessenen, beliebig klein zu wählenden Abständen an
der Gewebebahn durch Ankleben, Vernadeln oder in beliebig anderer Weise befestigt.
In der Ausführungsform Abb. i ist eine Klebevorrichtung dargestellt, mit der kurz
vor der Auflaufstelle an der der Gewebebahn i zugewandten Streifenseite dauernd
oder absatzweise eine abgemessene Menge Klebstoff am Streifen 8 aufgebracht werden
kann. Hierzu dient ein Winkelhebel 18, der an einem Schenkel den Klebstoffträger
i9 und am anderen Schenkel eine Rolle 2o trägt, die unter der Kraft der Feder 21
gegen die z. B. mit der Kette 22 von einer beliebigen Maschinenwelle 24 in Umlauf
versetzten Nockenscheibe 23 gedrückt wird, so daß in abgemessenen, durch die Umlauf-
oder auch Nockenzahl einstellbaren Abständen der Träger i9 kurz gegen den auf der
Gegenseite durch die Rolle 25 unterstützten Maßstreifen 8 gepreßt wird und an diesen
einen Teil des Klebstoffs überträgt. Im Augenblick, in dem die mit Klebstoff benetzte
Stelle des Streifens 8 beim Auflauf auf die Abzugswalze4 die Stoffbahn i berührt,
wird die Klebestelle vorteilhaft durch eine über dem Streifen 8 angeordnete, kurz
gegen diese bewegte Rolle 26 zusammengepreßt und hierdurch verfestigt, so daß im
weiteren Verlauf der Gewebebahn an diesen Stellen der Streifen 8 fest mit ihr verbunden
bleibt. Diesem Arbeitsgang kann eine zweite, von der Kette 22 in Umlauf versetzte
Nockenscheibe 27 dienen, gegen die die an einem Schenkel des Winkelhebels 28 angebrachte
Rolle 29 durch die Feder 30 gepreßt wird. Die Druckrolle 26 kann hierbei
lose drehbar sein oder z. B. von dem Kettenzug 22 dauernd in Umdrehungen versetzt
werden.
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Sobald das Gewebe i in seinem weiteren Laufe die Abzugswalze 4 verläßt
und über die Schwingwalze 5 dem Wickel 6 zugeführt wird, wird es wieder durch den
Aufwickelzug gespannt, wobei gleichzeitig der Maßstreifen 8 zwischen den Haftstellen
31 einen solchen Zug erleidet, daß sich die Falzstellen 9 aufziehen und etwa die
gezeichnete Gestalt 9 annehmen, und der Maßstreifen 8 in unverletztem Zustande vom
Wickel 6 aufgenommen werden kann.
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Wird der Wickel 6 schließlich, z. B. beim Verkauf, geöffnet, so erhalten
beim Zurückfedern der Stoffbahn i in ihren spannungslosen, natürlichen Gebrauchszustand
auch die Befestigungsstellen 31
des Maßstreifens 8 ihre ursprünglichen Abstände
zurück, und der Maßstreifen 8 zeigt mit seinen aufgedruckten Maßzeichen wieder das
richtige Maß an.
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Abb. 2 zeigt einesteils die Verarbeitung eines der Abb. 5 entsprechenden,
auf der ganzen Länge gekreppten Streifens 32, andererseits die Bedruckung dieses
Maßstreifens in der Meßmaschine selbst durch das Typenrad 33 und die Druckrolle
34 einer an sich bekannten und beliebigen Druckvorrichtung mit Maßzeichen und Zahlen.
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Zur Vermeidung von Meßfehlern erfolgt der Antrieb der Druckvorrichtung
von der Zählerwelle oder von einer von dieser synchron gesteuerten Welle 24 aus,
z. B. mit Kettenzug 22.
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Bei einer solchen Anordnung ist es leicht, durch entsprechende Wahl
des Abstandes zwischen Druckvorrichtung 33, 34 und Klebevorrichtung i9 die in vielen
Fällen gestellte Forderung des Zusammenfalles der Klebestellen mit den Hauptmaßzeichen
des Maßstreifens 32 zu erfüllen.
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Damit der Maßstreifen nicht zu stark aufträgt, soll er vorzugsweise
aus sehr dünnem Material, insbesondere Papier, bestehen; auch kann man ihn in bekannter
Weise lotrecht zur Laufrichtung schwach hin und her bewegen, so daß er in einer
sanften Schlangenlinie im Gewebewickel 6 zu liegen kommt.
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Bei doublierten Geweben kann man gemäß Abb. 6 durch sogenanntes Falschdoublieren
die eine Gewebekante i' zurücktreten lassen, so daß der Maßstreifen 36 auf die überstehende
Gewebekante i" gelegt werden kann, wobei er nicht mehr aufträgt als die zurückgetretene
Gewebekante i'; und wegen der absatzweisen Befestigung nicht abfallen kann.