Farbenfabriken Bayer Aktiengesellschaft, Leverkusen-Bayerwerk Die
Erfindung betrifft ein Regeneriermittel für Alt- bzw. Abfallgummi von universeller
Wirksamkeit. Unter Gummi wird hier vulkanisierter Kautschuk verstanden. Es ist sowohl
für Naturgummi als auch für synthetische kautschukartige Rutadienpolymerisate anwendbar,
und zwar gleichgültig, ob es sich um gewebehaltige oder um gewebefreie Produkte
handelt. An universell wirksamen Regeneriermitteln für diese verschiedenen Sorten
v'on Alt- bzw. Abfallgummi bestand nämlich bisher ein Mangel, so daß diese Erfindung
ein Bedürfnis der Technik befriedigt. Hierzu wird folgendes bemerkt: Naturgummi
wurde bisher in erster Linie ,durch Erhitzen mit Alkali regeneriert, wobei dieses
sowohl das evtl. vorhandene Gewebe abbaute .als auch auf den Gummi plastizierend
winkte. Die Behandlung mit starken Säuren führt ,im Prinzip zu ähnlichen Ergebnissen,
hat sich aber dem Alkaliverfahren gegenüber wegen der größeren Korrosionsschwierigkeiten
nicht durchsetzen können. Bei synthetischen kautschukartigen Dienpolymerisaten kann
man durch eine Alkali- bzw. Säurebehandlung natürlich auch das Gewebe zerstören,
aber keine nennenswerte Plastizierung herbeiführen. Man mußte daher in diesen Fällen
:den Regenerierprozeß in zwei Stufen aufteilen, .indem man zunächst das Gewebe zerstört,
und zwar in der Praxis durch Erhitzen mit alkalischen Lösungen, .und nach dem Trocknen
bestimmte chemisch wirkende Regenerierm.ittel einverleibt, die dann
unter
der Einwirkung von Sauerstoff bei erhöhter Temperatur, vorzugsweise beim Erhitzen
in heißem Dampf und heißer Luft die eigentliche Regenerierung bewirken. Als solche
chemisch wirkende Mittel haben sich in erster Linie aromatische Mercaptane, wie
Thionaphthole, Thioanthracen oder Trichlorthiophenole, bewährt. An deren Stelle
kommen auch solche Derivate der aromatischen Mercaptane in Frage, welche bei höheren
Temperaturen unter Bildung der freien Mercaptane zerfallen. Die erforderliche Aufteilung
des Regenerierprozesses in zwei Stufen wurde insbesondere deswegen als besonders
störend empfunden, weil in der Praxis sehr oft Naturgummi. neben synthetischem Gummi
regeneriert wird und bei ersterem diese Aufteilung nicht erforderlich ist. Bei synthetischem
Kautschuk der genannten Art konnte diese Aufteilung in zwei Stufen bisher nur dadurch
vermieden werden, daß man den Alt- bzw. Abfallgummi, äußerst fein vermahlt, was
aber auf der anderen Seite wieder einen erheblichen Energieaufwand mit sich bringt.
Erfindungsgemäß wird das gestellte Problem dä-Jurch in viel einfacherer
Weise gelöst, daß man als Regeneriermittel aromatische Mercaptane bzw. Derivate
der genannten Art mit einem geringen Zusatz von Ammoniak- oder Aminsalzen organischer
oder anorganischer Säuren anwendet. Die Menge dieser Salze ist außerordentlich gering.
Während die aromatischenMercaptane in der Regel nur .in Mengen von bis zu etwa 5
%, berechnet auf den zu regenerierenden Gummi, zur Anwendung kommen, braucht die
Menge an den zuzusetzenden Salzen wiederum nur etwa 2 bis 51/o der aromatischen
Mercaptane zu sein. Geeignete Salze sind die Ammoniumsalze oder Alkyl- bzw. Arylami.nsalze
der Halogenwasserstoffsäuren, der Schwefelsäure, Essigsäure oder Phosphorsäure.
Die neuen Regeneriermittel werden in der Weise angewandt, daß man dem Alt- bzw.
Abfallgummi die Mittel einverleibt und ihn dann mit Wasser bei hohen Temperaturen,
und zwar entweder in einem wässerigen Baal oder mit Heißdampf behandelt. In .dieser
Phase Wird vorzugsweise der Gewebeabbau bewirkt. Er dürfte darauf zurückzuführen
sein, daß unter denArbeitsbedi.n.gungen die Salze einehydrolytische Spaltung erleiden.
Anschließend empfiehlt sich eine Behandlung mit Sauerstoff, und zwar praktisch mit
komprimierterHe.ißluft, vorzugsweise unterZusatz von komprimiertem Heißdampf, wobei
der eigentliche Plastiziervorgang eintritt. Es fällt also bei dieserBehandlung die
sonst erforderlicheZwischentrocknung zwischen der Gewebezerstörung und ziem Aufmischen
des Regeneriermittels und anschließendem Regenerierprozeß fort. Der Alt- bzw. Abfallgummi
braucht hierbei nicht mehr, als dies bei sonstigen Regenerierverfa'hren üblich ist,
zerkleinert zu werden, d. h. die obenerwähnte Feinmahlung fällt fort. o,5 bis i
Gewichtsteil einer Mischung aus gleichen Teilen 9-Thioanthracen und einem Weichmacher,
die 2 % Ammonsulfat enthält, mit etwa 5 bis io0/a Weichmachern innig vermischt auf
Bleche ausgebreitet und in einem Dampfkessel 4 Stunden bei 9 atü erhitzt. Nach dem
Ablassen des Dampfes werden die Abfälle zweckmäßig nochmals in einer Luft-Dampf-Atmosphäre
aus 2 atü Luft und 3 atü Dampf 30 Minuten erhitzt. Nach dem Öffnen .des Kessels
lassen sich die Abfälle auf der Walze zu einem glatten Fell zusamenwalzen. Das evtl.
vorhandene Gewebe ist vollständig zerstört. Beispiel e ioo Gewichtsteile Vulkan.isat
aus einem Mischpolymerisat aus 75 Teilen Butadien und 25 Gewichtsteilen Styrol,
die gewebehaltig sein können, ,werden mit 2 bis 4 Gewichtsteilen Trichlorthiophenol,
welches 21/o Anilinchlorhydrat enthält, im Kneter vermischt. Zu dieser Mischung
fügt man eine beliebige Menge eines Weichmachers. Wenn diese Abfälle 4 bis 6 Stunden
in Wasser in einem Dampfkessel auf 18o° (9 atü) und dann nach Ablassen des Wassers
noch 3o bis 6o Minuten .in einem Luft-Dampf-Gemisch, das aus 3 atü Luft und 4 atü
Dampf besteht, erhitzt werden, so sind die Abfälle nach der genannten Reaktionszeit
vollkommen regeneriert und das evtl. vorhandene Gewebe vollkommen zerstört. Die
Abfälle lassen sich auf der Walze leicht zu einem geschlossenen Fell zusammenwalzen,
das wie Frischkautschuk oder mit diesem gemeinsam verwendet werden kann. Beispiel
3 ioo Gewichtsteile gemahlenes Vulkanisat aus einem Mischpolymerisat aus 75 Gewichtsteilen
Butaidien und 25 Gewichtsteilen Acrylsäurenitril, das gewebehaltig sein kann, werden
mit 4 Gewichtsteilen ß-Th.ionaphthol, daß mit 21/o Methylaminchlorhy:drat oder Ammoniumacetat
oder Anilinsulfat versetzt ist, 'innig vermischt. Zu dieser Mischung werden 15 Gewichtsteile
eines Weichmachexgemisches hinzugegeben. Diese Abfälle werden auf Blechen ausgebreitet,
5 Stunden bei S atü in einem Dampfkessel erhitzt. Nach dieser Behandlung werden
die Abfälle zweckmäßig noch einer 9o Minuten dauernden Behandlung .in einem Luft-Dampf-Gemisch,
das aus 2 atü Luft und 4 atü Dampf besteht, unterzogen. Werden nach diesen Reaktionszeiten
die Abfälle aus dem Kessel herausgenommen, so sind sie vollkommen gleichmäßig regeneriert
und das evtl. vorhandene Gewebe völlig zerstört. Die Abfälle lassen sich auf der
Walze zu einem glatten Fell zusammen-walzen, das wie Frischkautschulz oder mit diesem
gemeinsam verarbeitet werden kann. Beispiel 1 ioo Gewichtsteile ,gemahlener Natur'kautschukabfall,
der gewebehaltig sein kann, werden mit Beispiel 4 -Baumwollgewebehaltige Altgummiabfälle
werden in der üblichen Weise zerkleinert und mit io Gewichtsteilen
eines
aus 8 Gewichtsteilen Ste'inkohlenteeröl und --,Gewichtsteilen Harzöl bestehenden
Weichmachergemisches, 3 Gewichtsteilen g-Thioanthracen, 0,3 Gewichtsteilen Ammoniumrhodani.d
und 25 Gewichtsteilen Wasser vermischt. Diese Mischung wird während 6o- Minuten
im Kessel mit 3 atü Luft und 5 atü Dampf erhitzt. Danach wird das Regenerat zu einem
Fell verwalzt, auf der Waschwalze gewaschen und anschließend .in der üblichen Weise
zu dünnen Fellen ausgezogen. Man erhält auf diese Weise ein klebriges, gewebefreies
Regenerat, das als solches oder im Verschnitt mit natürlichem oder synthetischem
Kautschuk verarbeitet werden kann.