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Verfahren zur Gewinnung von Bienenprodukten honigartiger Konsistenz
mit besonderer Wirkung Der von den Honigbienen in ihren Stock eingetragene Blütennektar
enthält je nach der Witterung und Herkunft verschieden viel Wasser. Die Bienen verarbeiten
diesen Nektar, indem sie ihn mit Fermenten versehen, welche den Rohrzucker des Nektars
in Traubenzucker und Fruchtzucker verwandeln und scheiden das überschüssige Wasser
aus, bis der Wassergehalt etwa 2o% beträgt. Der fertige Honig ist bei sachgemäßer
Aufbewahrung unbegrenzt haltbar.
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Honig ist ein altbekanntes Heil- und Kräftigungsmittel. Sein Genuß
steigert z. B. den Hämoglobingehalt des Blutes, wirkt günstig auf Erkrankungen der
Luftwege, des Magen-Darm-Kanals und fördert bei äußerer Anwendung die Heilung von
Wunden.
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Zur Unterstützung seiner Heilwirkung wird Honig mit verschiedenen
Heilmitteln vermischt. Es gibt aber nur sehr wenige Heilstoffe, welche sich im Honig
in der Kälte lösen oder sich mit Honig gleichmäßig mischen lassen ohne daß der Honig
dabei erhitzt zu werden braucht. Viele Heilstoffe sind in Honig überhaupt nicht
löslich, auch nicht in der Hitze, oder nur schwer mischbar. Dazu
gehören
z. B. ölige und pulverförmige, unlösliche Stoffe. Andere Heilstoffe können nur bei
stärkerem Erhitzen mit dem Honig gemischt werden, dabei werden jedoch die Fermente
_des-Honigs zerstört, und das Aroma im Honig geht verloren. Ferner gibt es Heilstoffe,
die sich mit Honig nur mischen lassen, wenn sie zuvor in Lösung, z. B. wäßrige oder
alkoholische Lösung, gebracht werden. Wenn diese Lösungen aber mit Honig gemischt
werden, so muß der Honig wieder eingedampft werden, wobei wiederum Fermente und
Aroma verlorengehen und die Haltbarkeit des Honigs leidet. Durch die nachträgliche
Eindampfung werden vielfach auch die zugesetzten Heilstoffe selbst nachteilig beeinflußt.
Bisweilen wurde zur Herstellung von heilstoffhaltigen Honigen auch Mel depuratum
verwendet, der durch -Erwärmen von verdünntem Honig mit weißem Ton im Wasserbad,
heißem Filtrieren und Eindicken erzeugt wird. Dabei gehen ebenfalls die Fermente
des natürlichen Honigs und sein auf das Vorhandensein von ätherischen Ölen zurückzuführendes
Aroma verloren.
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Es ist bekannt, daß man Honig an Bienen verfüttern kann, dem ein oder
mehrere natürliche Bestandteile des Honigs wie z. B. Eisen, Phosphorsäure in .Form
von Eisenglycerophosphat, . Kalk od. dgl., zugesetzt sind. Wenn man einen derartigen
Honig an isolierte Bienen verfüttert, erhält man einen mit diesen arteigenen Stoffen
angereicherten Honig.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man heilstoffhaltige
Bienenprodukte honigartiger Konsistenz erhalten kann, wenn man Zuckerlösungen oder
Zuckerbrei, die mit im Honig nicht vorhandenen organischen Arzneistoffen, Drogen-
oder Organauszügen versetzt sind, an Bienenvölker verfüttert und die Waben in bekannter
Weise schleudert oder preßt. Es war in keiner Weise vorauszusehen, daß die Bienen
auch im Honig nicht vorhandene Stoffe, und insbesondere Stoffe mit z. B. ausgesprochen
"bitterem oder saurem Geschmack aufnehmen und auch eine Reihe von Giften vertragen.
Es ist ferner überraschend, daß bei der Verfütterung solcher Stoffe, die in Zuckerwasser
gelöst oder mit Zuckerstaub zu einem Brei angerührt sind, honigähnliche Produkte
erzeugt werden, während bekanntlich bei der Verfütterung von reinem Zucker allein
kein honigartiges Produkt entsteht. Eine Isolierung der Bienen während der Verfütterung
der mit den angegebenen Arzneistoffen versetzten Zuckerlösungen ist nicht erforderlich.
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Als Zusatz zu den Zuckerlösungen können Arzneistoffe beliebiger Art,
und zwar sowohl einfache als auch zusammengesetzte Arzneistoffe, ferner Auszüge
vonr frischen oder auf geeignete Weise vorbehandelten Drogen verwendet werden. Die
Löslichkeit der zu verwendenden Arzneistoffe spielt keine Rolle, es können wasserlösliche,
alkohollösliche und auch unlösliche Stoffe verwendet werden. Auch Vitamine, Hormone,
Organauszüge usw. können verwendet werden. Beim- Verfüttern unlöslicher Substanzen
wird aus Staubzucker und dem Arzneistoff unter Zugabe vonHonig als Plastifizierungsmittel
ein Teig geknetet, der von den Bienen aufgenommen wird.
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Es .wurde nämlich. überraschenderweise festgestellt, daß bei der Verabreichung
von Zuckerlösungen, die Zusätze von einfachen oder zusammengesetzten Arzneistoffen
oder Auszügen von frischen, getrockneten oder sonstwie vorbehandelten Drogen enthalten,
die Bienenvölker die Mischung wie Nektar behandeln, zu honigartiger Konsistenz verarbeiten
und in den Zellen der Waben speichern. Diese heilstoffhaltige Zubereitung kann dann
in der üblichen Weise durch Schleudern oder Pressen der Waben gewonnen werden.
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Werden die Heilstoffe mit etwas Zuckerlösung vermischt den Bienenvölkern
verabreicht, während sie reichlich Nektar eintragen, so findet eine gemeinsame Verarbeitung
beider zum heilstoffhaltigen honigartigen Produkt statt.
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Die Dosierung des Heilstoffes in dieser Zubereitung erfolgt in der
Weise, daß man jeweils ein bestimmtes, experimentell ermitteltes Mischungsverhältnis
Zuckerwasser zu Arzneistoff bzw. Futterteig zu Arzneistoff den Bienen verabreicht.
Der Gehalt der fertigen Zubereitung ist dann immer derselbe. Bei gleichartiger Fütterung
erhält man stets ein gleichbleibendes Produkt. Wenn natürliche Tracht dazu kommt
so müssen ein oder mehrere Bienenvölker mit einer heilstoffhaltigen Zuckerlösung
gefüttert werden, die einen Zusatz von Farbstofflösung enthält. Durch kolorimetrischen
Vergleich läßt sich dann der Zusatz natürlichen Honigs ermitteln. Auch durch Wiegen
kann die zusätzliche Honigtracht ermittelt werden.
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Der Vorteil dieses Verfahrens besteht vor allen darin, daß gutschmeckende,
fermenthaltige, vollwirksame und unbegrenzt haltbare Produkte entstehen. Auch lassen
sich nach dein neuen Verfahren solche Heilstoffe in den Honig einführen, die sonst
in Honig überhaupt nicht oder nur schwer löslich sind, auch nicht in .der Hitze,
oder die mit Honig nur schwer mischbar sind. Hierzu gehören insbesondere ölige und
pulverförmige unlösliche Heilstoffe. Diese können den Bienen in Form von Pasten
oder Brei verfüttert werden. Außerdem wird das sonst beim Zumischen von derartigen
Heilstoffen erforderliche Erhitzen des Honigs bzw. das nachträgliche Eindampfen
des Honigs vermieden, so daß die Fermente und Aromastoffe voll erhalten bleiben.
Man hat auch nach dem neuen Verfahren die Möglichkeit, in einem Arbeitsgang honigartige
Erzeugnisse herzustellen, die verschiedenartige Heilstoffe gleichzeitig enthalten,
z. B. solche, die mit Honig mischbar sind und solche, die hiermit auf andere Weise
nicht mischbar sind. Fernerkönnenhierdurch Frischdrogenauszüge haltbar konserviert
werden. Die Heilwirkung des Honigs kann auf diese Weise durch die Wahl entsprechender
Arzneimittel verstärkt werden, oder es können Erzeugnisse verschiedenartigster Wirkung
hergestellt werden, z. B. Produkte gegen Husten, gegen Herz- und Kreislaufstörungen,
gegen Nieren- Darm- und Magenerkrankungen,
Gallenleiden, ferner
solche mit Zusatz von Kräftigungsmitteln, Abführmitteln, Beruhigungsmitteln, Wundheilmitteln
und Mitteln gegen die verschiedenartigsten sonstigen Erkrankungen sowohl für innere
als auch für äußere Anwendung.
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Beispiel i 2o kg einer 6o0/eigen wäßrigen Zuckerlösung werden im Wasserbad
auf etwa 30° erwärmt und mit ä 1 Wasser vermischt, in dem 40 g Ephedrin gelöst sind.
Von der Mischung werden täglich einem starken Bienenvolk 3 bis 4. 1 in einem geeigneten,
im Stock angebrachten Gefäß verabreicht. Etwa io Tage nach Beendigung der Fütterung,
nachdem das Futter von den Bienen verarbeitet worden ist, wird das gegen Asthma
wirksame honigähnliche Produkt durch Schleudern der Waben gewonnen. Beispiel e Man
stellt ein Dekokt von 30 g Eibischwurzeln, 30 g Salbeiblättern,
40 g Isländisch Moos, 6o g Lungenkrautblättern und 6o g Spitzwegerich mit io 1 Wasser
her und löst darin 5 kg Zucker. Man versetzt die Lösung noch mit 25 g Thymol und
verabreicht diese einem Bienenvolk im Bienenstock. Bei gleichzeitiger Nektartracht
werden die gefütterte Lösung und der eingetragene Nektar gleichzeitig aufgenommen
und zu einem hustenlindernden, honigartigen Produkt verarbeitet. Beispiel 3 In einem
wäßrigen Auszuge aus i kg getrockneter und gut gelagerter Faulbaumrinde in 201 Wasser
werden 2o kg Kristallzucker gelöst, und diese Lösung wird einem Bienenvolk verfüttert.
Das von den Bienen eingedickte schmackhafte und honigähnlicheProdukt besitzt abführendeWirkung.