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Verfahren zur Herstellung von fettlöslichen Tanninabkömmlingen Tannin
wird seit langem in der Therapie verwendet. Eine besondere Bedeutung kommt ihm bei
der Behandlung von Brandwunden und im Gewerbeschutz bei der sogenannten Lebendgerbung
der Haut zu. Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, daß Tannin, z. B. bei
Brandwunden, innerhalb kurzer Zeit durch Herabsetzung des Dispersitätsgrades der
Zelloberflächenkolloide mit an einzelnen Stellen lokalisierten Koagulationserscheinungen
eine Gerbung der Hautzellen verursacht, wodurch einerseits das Eindringen von toxischen
Stoffen in die Blutbahn und andererseits die Resorption artfremden Eiweißes vermieden
wird. Diese vorzüglichen und durch zahlreiche Veröffentlichungen des Schrifttums
gestützten Eigenschaften von Tannin werden aber durch andere ungünstige Faktoren
stark beeinträchtigt I. Tannin kann wegen seiner Unlöslichkeit in Fetten z. B. nur
in wäßriger Lösung angewendet werden. 2. Die wäßrige Tanninlösung muß jedesmal frisch
hergestellt werden, da ihre gerbende Wirkung rasch nachläßt (Osswald, Med. Klin.
36, Nr. I, 26 und 27 M9407). Sie kann deshalb meist nur da herangezogen werden,
wo der Betrieb einen stabilen Charakter trägt.
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3. Die Tanninlösung dringt nur etwa 2 bis 3 mm tief in die Haut ein
(H. Letichius, B. Int. Kongr. f. Unfallmedizin u. Berufskrankheiten 1938, Schweiz.
Rundschau
f. Med. 29, Nr. 7, 99 [194o]), der sich bildende Schorf ist nur wenig schmiegsam
(Kalman o v s k i y, Khirurgiya 1939,1), und es besteht schließlich die Gefahr des
Auftretens von Infektionen unter der Tannindecke, (W. Krieg, Ztrbl. f. d.. ges.
Kinderheilk. 36, Nr. 13, 588 und 89 119393).
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Um wenigstens einen Teil der genannten Faktoren wirksam begegnen zu
können, hat man die Verwendung von Tannin in Salbenform vorgeschlagen, dabei allerdings
feststellen müssen, daß das Tannin, da es von Vaseline umschlossen und durchdrungen
ist und ohne Wasser, dem der Zugang verwehrt ist, nicht wirken kann, keine besondere
Wirkung entfaltet, weshalb man auch z. B. die 2o%ige Tanninsälbe der neuen r1. Ausgabe
der USA-Pharmakopoe mit 2o °/ö Glycerin bereitet, ein Verfahren, das auch von anderer
Seite empfohlen wird (H. Köst, Med. Welt 13, Nr. 49, 156o bis 1562 [1939]). Wenn
in den genannten Tanninsalben das Tannin nicht zur Wirkung kommen kann, so liegt
es daran, daß das Tannin, wie schon betont, zwar mit dem Fett in die Haut penetriert,
hier aber absolut unwirksam bleibt, da ein Zusammentreten mit Wasser und damit die
Bildung einer wäßrigen Lösung nicht möglich ist. Andererseits wirkt bei einem Zusatz
an Glycerin letzteres als Lösungsmittel und gleichzeitig auch als Schleppersubstanz,
sorgt so für. eine .genügende Penetration und schafft gleichzeitig auch die Voraussetzungen
für die Bildung einer wäßrigen Tanninlösung in der Haut.
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Die Voraussetzungen für die Möglichkeit einer Verwendung des Tannins
in Salben werden sofort günstiger, wenn es gelingt, das Tannin nicht nur im Fett
fein zu verteilen, sondern auch in demselben zu lösen bzw. fettartige Verbindungen
herzustellen. In diesem Falle erfolgt eine mehr oder weniger intensive Penetration
des feinverteilten Tannins, und es sind auch, sofern sonst die Bedingungen dafür
erfüllt sind, die Voraussetzungen zur Bildung einer wäßrigen Tanninlösung gegeben.
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Die Erfindung sieht zur Herstellung von fettlöslichem Tanninabkömmlingen
ein Verfahren vor, das darin besteht; Hydroxylgruppen enthaltende Fette oder fettartige
Stoffe, wie z. B. Cholesterine, Wollfettauszüge, Cetylalkohol usw., mit Tannin zu
tanninhaltigen Verbindungen zu verestern. Die hierbei entstehenden Produkte enthalten
das Tannin in Bindung, geben es aber unter bestimmten Bedingungen äußerst leicht
wieder ab. Die Veresterung wird zweckmäßig in Gegenwart von Lösungsmitteln, wie
Aceton, Glycerin u. dgl.; vorgenommen, und zwar vorzugsweise in Gegenwart von Katalysatoren,
- wie z. B. p-Toluolsulfonsäure.
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Es empfiehlt sich, das Reaktionsprodukt mit Petroläther oder anderen-Lösungsmitteln
zu behandeln und die entstehende Lösung zur - Entfernung von unverändertem Tannin
und gegebenenfalls des Katalysators mit Wasser oder anderen Lösungsmitteln für diese
Stoffe zu waschen. Beispiel s 1o g Cholesterin- und 5 g Tannin werden in Aceton
gelöst und unter Zusatz von o,2 g p-Toluolsulfonsäure als Katalysator 5 Stunden
am Rückflußkühler erhitzt. Nach dem Abdestillieren des Acetons wird zur Entfernung
des nicht in Reaktion gegangenen Tannins und des. Katalysators der Rückstand mit
Petroläther oder absolutem Äther aufgenommen und die ätherische oder petrolätherische
Lösung mit Wasser gewaschen. Nach dem Abdestillieren des Petroläthers hinterbleibt
ein bräunlicher, amorpher bis kristalliner Rückstand (F. z38°), der in Fetten und
Fettlösungsmitteln klar löslich ist. Bei dem Behandeln mit verdünntem wäßrigen Alkali
tritt sofort wieder Hydrolyse unter Bildung von reinem Cholesterin (F. 1q.9°) und
Alkalitannät ein. Aus dem Verbrauch an Alkali kann der Gehalt an Tannin errechnet
werden; er betrug im vorliegenden Falle 2¢ °/o. Beispiel 2 1o g Wollfettauszug,
vornehmlich aus Cholesterin bestehend, werden, 'wie im Beispiel i angegeben, mit
7 g Tannin und 0,3 g p-Toluolsulfonsäure in Aceton gelöst und 8 Stunden am
Rückflußkühler erhitzt. Die Aufarbeitung erfolgt, wie im Beispiel 1 angegeben. Es
hinterbleibt ein bei Zimmertemperatur knetbarer Rückstand, der 18,4 °/o Tannin enthält.
Beispiel 3 1o g Cetylalkohol werden mit 5 g Tannin und o,2 g p-Toluolsulfonsäure
in Aceton gelöst und q. Stunden am Rückflußkühler erhitzt. Die Aufarbeitung erfolgt,
wie im Beispiel s angegeben. Der graubräunliche Rückstand schmilzt bei 53 bis 55°.
Das Präparat enthält 22 "/o Tannin. Beispiel'4 1o g Cholesterin werden mit 1o g
Tannin, 30 g Glycerin und o,2 g p-Toluolsulfonsäure 8 Stunden lang unter
ständigem Umrühren bei 12o° erhitzt. Anschließend wird der dickflüssige, auch bei
Zimmertemperatur absolut klare Rückstand mit Petroläther aufgenommen und gründlich
mit Wasser gewaschen. Nach dem Abdestillieren des Petroläthers hinterbleibt ein
bräunlicher, amorpher bis kristalliner Rückstand, der bei 138° klar schmilzt und,
wie im Beispiel 1 angegeben, in Fetten und Fettlösungsmitteln klar löslich ist.
Durch Behandlung mit verdünntem wäßrigen Alkali kann ein Tanningehalt des Produktes
von 2o,8 °/o festgestellt werden.
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Die gemäß der Erfindung hergestellten Tanninabkömmlinge beeinträchtigen
nicht die Eigenschaft des Fettes und geben unter bestimmten Bedingungen das Tannin,
und zwar im äußerst feinverteilten Zustand, leicht wieder ab.
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Hieraus erhellt, daß die nach dem vorliegenden Verfahren hergestellten
Tanninpräparate gegenüber den bisher üblichen eine wesentliche Verbesserung erfahren
haben, da das Tannin in Form von fettlöslichen Verbindungen leicht in die Haut eindringt
und in dem vorliegenden Falle in der Haut leicht wieder abgespalten wird und hier
in äußerst feiner Verteilung zur Wirkung gelangen kann. Auf diese Weise ist es auch
möglich, den üblichen Prozentsatz an Tannin, z. B. in Salben, wesentlich herabzusetzen.
Die Aktivität des
Tannins bleibt in Form seiner Verbindung mit dem
Fett bis zu seiner Abspaltung in der Haut erhalten, so daß bei der Verwendung des
Präparates das Tannin stets in aktiver, also gerbender Form zur Verfügung steht.
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Diese Präparate können für sich und auch in Mischung mit anderen therapeutisch
wichtigen Stoffen, wie z. B. Leberölen u. dgl., in Form von Salben, Kreme, fetthaltigen
Pudern usw. zur Behandlung von Verbrennungen, zur Wundbehandlung, zur Lebendgerbung
der Haut (Gewerbeschutz) usw. verwendet werden.