DE858296C

DE858296C - Verfahren zur Herstellung alkalischer Zemente fuer zahnaerztliche Zwecke

Info

Publication number: DE858296C
Application number: DEK10964A
Authority: DE
Inventors: Adolf Dr-Ing Habil Knappwost
Original assignee: Individual
Current assignee: Individual
Priority date: 1951-08-12
Filing date: 1951-08-12
Publication date: 1952-12-04

Description

Verfahren zur Herstellung alkalischer Zemente für zahnärztlidie Zwecke Die in der zahnärztlichen Praxis verwendeten Zemente werden durchweg mit sauren Lösungen wie Phosphorsäure, sauren Phosphaten oder Zinkchlorid angerührt. Diese Zemente haben alle den Nachteil, daß sie wegen ihres kurzzeitig oder länger sauren Charakters während der Abbindephase irreparable Schäden der Zahnpulpa oder bei ihrer Verwendung als Wurzelfüllmaterial Schäden im sog. periapikalen Bereich hervorrufen. Sie werden ferner als Wurzelfüllmaterialien durch bekannte enzymatische Prozesse aufgelöst, so daß sie für diesen Zweck nur noch wenig Verwendung finden. Ein weiterer Nachteil der bisherigen mit sauren Anrührflüssigkeiten anzurührenden Zemente ist ihre Kontraktion bei der Abbindung, die zu unerwünschter Spaltbildung zwischen Füllungskörper und zu füllendem Hohlraum führt.
Eingehende Untersuchungen und experimentelle Erprobungen haben nun gezeigt, daß die genannten Nachteile vermieden werden, wenn man Mischungen von Calciumoxyd CaO, Kaolinit Al2 O32 SiO2-2 H2 0 und Quarzmehl SiO2 zu alkalischen Zementen brennt. Zemente solcher Zusammensetzung sind zwar schon für andere Zwecke benutzt worden; doch ist ihre besondere Eignung für zahnärztliche Zwecke wahrscheinlich wegen ihrer bisher meistens zu langen Abbindezeit nicht erkannt worden.
Um für zahnärztlicheZwecke geeignete alkalische Zemente des Dreistoffsystems Ca 0-Al2 03-Si 02 zu erhalten, ist es nötig, feinst gemahlene Mischungen von Calciumoxyd Ca O, Kaolinit A12 03-2 Si 02-2 H2 0 und Quarzmehl SiO2 mit Wasser zu einem steifen Brei anzuteigen und den getrockneten Brei bei Temperaturen oberhalb 95o0C zu brennen. Die in Kugelmühlen feinst gemahlenen Ziegel ergeben einen Zement, der mit Wasser oder neutralen oder alkalischen Lösungen auf einer Glasplatte angerührt svie die üblichen Zahnzemente bei einer Temperatur von 20° C innerhalb 5 Minuten abzubinden beginnt.
Um eine solch schnelle Abbindung zu erreichen, ist es nötig, die Mischung bei möglichst niedrigen Temperaturen, z. B. II500C, dafür aber länger, z. B. einige Stunden, zu brennen.
Zur Herstellung der Mischung ist es nicht uiibedingt nötig, von Calciumoxyd, Kaolinit und Quarzmehl auszugehell. j£s können vielmehr Ausgangsmaterialien verwandt werden, die wie z. B.
Calciumcarbonat CaC03 oder Aluminiumoxyd Al203 beim Brennen sich im Endeffekt wie die vorliter genannten Ausgangsmaterialien verhalten.
Ein Ersatz des Calciumoxyds bis zu 20 Molprozent durch Magnesiumoxyd MgO oder äquivalente Mengen Mg C 03 führt zu Zementen, die nachexpandieren, was für Wurzelfüllzemente erwünscht ist.
Die nach den Erprobungen für zahnärztliche Zwecke geeigneten Zemente liegen innerhalb des Vierecks, das im Dreistoffsystem CaO-Al203-Silo, in Dreieckskoordinaten durch die Punkte 90 Gewichtsprozent Ca O, 10 Gewichtsprozent Al2 03; 35 Gewichtsprozent Ca O, 65 Gewichtsprozent Al2 °3; 35 GewichtsprozentCa0, 65 GewichtsprozentSiO2; 90 GewichtsprozentCaO, 10 GewichtsprozentSiO2; gegeben ist.
Ein teilweiser oder vollständiger Ersatz des Al2 03-Gehaltes durch einen chemisch äquivalenten Fe203-Gehalt ergibt besonders korrosionsfeste und gewebsfreundliche Zemente.
Ein weiterer Vorteil dieser Zemente ist ihre große Aufnahmefähigkeit für Zusatz- oder Füllstoffe. So ist z. B. auch ein Zusatz von Calciumoxyd oder Calciumhydroxyd zur Steigerung oder 0 H-Ionenkapazität möglich. Ebenso können der Mischung vor dem Brennen aus technologischen Gründen Stoffe z. B.
Flußmittel wie Calciumfluorid Ca F2 oder Glaspulver oder zur Erzielung besonderer physikalischer Eigenschaften z. B. Röntgenkontrast Zirkonoxyd ZrO2 zugesetzt werden. Jedoch soll der Gehalt des gebrannten Zementes an solchen mitgebrannten Stoffen, die dem Dreistoffsystem Ca0-Al203-Si02 nicht angehören, abgesehen vom Fe203, 35 Gewichtsprozent für den einzelnen Stoff nicht überschreiten.
Sehr gut klebende Zemente erhält man, wenn man dem Zementpulver bis zu 20 Gewichtsprozent Casein oder Gelatine oder andere organische Stoffe oder deren Mischungen zusetzt, die wie Casein oder Gelatine mit dem alkalischen Zement Salze bilden.
Diese Stoffe können auch in der Anrührflüssigkeit aufgeschlämmt oder mit Hilfe von Alkalien, z. B.
I bis 3 Prozent Natriumhydroxyd, in dieser gelöst sein.
Erfindungsgemäß werden daher alkalische Zemente für zahnärztliche Zwecke dadurch hergestellt, daß feinstpulverige Mischungen von Calciumoxyd, Kaolinit und Quarzmehl oder von chemisch sich gleichwertig verhaltenden Stoffen, wie z. B. Calciumcarbonat oder Aluminiumoxyd nach Umrechnung auf chemische äquivalente Mengen mit wenig Wasser zu einem streifen Brei angeteigt werden und der getrocknete Brei bei Temperaturen oberhalb 9500 C gebrannt wird. Dabei soll die Zusammensetzung der gebrannten Zemente innerhalb des aus folgenden Punkten gebildeten Vierecks im Dreistoffsystem Ca0 Al203-Si0 (in Dreieckskoordinaten) liegen: go Gevçichtsprozent CaO, 10 Gewichtsprozent Al203; 35 Gewichtsprozent CaO, 65 Gewichtsprozent Al203; 35 Gewichtsprozent Ca0, 65 Gewichtsprozent SiO2; go Gewichtsprozent CaO, 10 Gewichtsprozent Ski 02.
Ferner sollen bis zu 20 Molprozent des CaO-Gehaltes der gebrannten Zemente durch MgO ersetzt werden können und der Al2 03-Gchalt durch einen chemisch äquivalenten Fe203-Gehalt teilweise oder ganz ersetzt werden können. Der Gehalt des gebrannten Zementes an einzelnen mitgebrannten Stoffen, die nicht dem genannten Dreistoffsystem angehören, soll, abgesehen von dem evtl. Fe203-Gehalt, 35 Gewichtsprozent für den einzelnen Stoff nicht überschreiten.
Zur Erzielung eines besonders gut klebenden Zements sollen dem Zementpulver oder der Anrührflüssigkeit bis zu 20 Gewichtsprozent Kasein, Gelatine oder andere im alkalischen Zement ähnlich wie die genannten Stoffe Salze bildende organische Stoffe oder deren Mischungen zugesetzt werden können.
Beispiel Ein feinstgemahlenes Gemisch von 98 Gewichtsteilen Calciumcarbonat Ca C 0s, 38 Gewichtsteilen Kaolinit Al203.2 SiO2.2 H20, 13 Gewichtsteilen Quarzmehl Si02 wird mit 8 Gewic'htsteilen Wasser zu einem Brei angerührt, dieser bei Temperaturen unter I00° C getrocknet und dann 50 bis 60 Minuten bei 11800 C gebrannt. Das gebrannte Produkt wird in einer Kugelmühle feinst gemahlen und unter Luftabschluß aufbewahrt. Für die Verwendung als Wurzelfüllzement wird der Zement mit einer Lösung von I Gewichtsprozent Natriumhydroxyd und 10 Gewichtsprozent Kasein in Wasser angerührt.
PATENTAXSPPL CIIE.

Claims

I. Verfahren zur Herstellung alkalischer Zemente für zahnärztliche Zwecke aus dem Dreistoffsystem Ca0-Al203-Si02, dadurch gekennzeichnet, daß feinstpulverige Mischungen von Calciumoxyd CaO, Kaolinit Al2 03 2 Ski02.2 H20 und SiO2 oder sich gleichwertig verhaltende Stoffe, wie z. B. Calciumcarbonat Ca03, bei Temperaturen über 950° C gebrannt werden, so daß die Zusammensetzung des gebrannten Materials innerhalb des Vierecks liegt, das in Dreieckskoordinaten des Dreistoffsystems Ca 0-Al2 03-Si 02 durch folgende Punkte gegeben ist: go Gewichtsprozent Ca O, IoGewichtsprozent Al203; 35 Gewichtsprozent Ca 0, 65 gen wichtsprozent Al203; 35 Gewichtsprozent CaO, 65 Gewichtsprozent Sir2; go Gewichtsprozent CaO, 10 Gewichtsprozent SiO2. Dabei soll der Gehalt an mitgebrannten Zuschlägen von Stoffen, die dem System Ca O-AlO3-SiO2 nicht angehören, abgesehen von Fe2 03, 35 Gewichtsprozent für den einzelnen Stoff nicht überschreiten.
2. Verfahren nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt des gebrannten Zementes an Al2O3 teilweise oder ganz durch äquivalente Gehalte von Fe203 und der Gehalt an CaO bis zu 20 Molprozent durch MgO ersetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, daß dem gebrannten Zementpulver bis zu 20 Gewichtsprozent Kasein, Gelatine oder andere organische Stoffe zugefügt werden, die wie Kasein oder Gelatine mit dem alkalischen Zement Salze bilden.