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Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus Kohle Die vorliegende
Erfindung besteht in einem neuen verbesserten Verfahren zur Herstellung von Gegenständen
aus Kohle. Es ist bekannt, die verschiedensten Gegenstände durch Formen von Kunstharzen
oder plastischen Massen herzustellen. Solche Gegenstände können in einfachen Preßformen
oder in Einspritzformen hergestellt werden, und es ist auch bekannt, daß solche
Gegenstände dauerhaft, zäh und korrosionsfest sind. Das allgemeine Ziel der vorliegenden
Erfindung ficht nun dahin, ähnliche feste, zäfie, geformte Gegenst@inde aus Kohle
herzustellen.
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Bekanntlich besteht dann, wenn bituminöse Kohlen, welche, auf trockene
aschenfreie Substanz berechnet, 13 bis 35010 flüchtige Bestandteile
entlialten, fortschreitend von normaler Temperatur aus aufwärts erhitzt werden,
ein gewisser Temperaturbereich, der im nachstehenden der kritische Bereich genannt
wird, welcher für verschiedene Kohlen etwas schwankt, aber stets innerhalb der Grenzen
von 3oo bis 5oo° C liegt, in welchem die Kohle weich wird. Wenn die Kohlen auf eine
noch höhere Temperatur erhitzt werden, so erhärten sie wieder unter Bildung eines
verhältnismäßig festen Materials. In oder über dem Temperaturbereich, in welchem
die Kohle plastisch ist, unterliegt sie einer thermischen Zersetzung, wobei flüchtige
Stoffe abgetrieben werden. Bei der Mehrzahl dieser bituminösen Kohlen kann die Entwicklungsgeschwindigkeit
dieser flüchtigen Stoffe so groß sein, daß sie zu einem Treiben oder Blähen de.s
Materials und zu der Bildung der bekannten, mit der Verkokung verbundenen
Blasenstruktur
führt. Dieses Treiben wird in vorliegendem Intumeszenz genannt. Deshalb ist in den
üblichen Verkohlungsprozessen, bei welchen sich die beiden Effekte des Erweichens
und Wiederverfestigens und der thermischen Zersetzung mit dem Treiben oder Blähen
und der Bildung von Sprüngen zusammen abspielen, das anfallende Material von nur
geringem oder gar keinem Nutzen für die Herstellung von Gegenständen gewünschter
Gestaltung und Raumform, und ist dabei nur eine sehr geringe Kontrolle über die
physikalischen Eigenschaften des Materials möglich.
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Die Kohlen, welche die festesten Kokse bilden, sind solche, welche
zwischen 2o und 30 % an flüchtigen Stoffen enthalten, was etwa 8o bis 9o %. Kohlenstoff
äquivalent ist. Diese beiden Werte und die Schwellnummern; wo sie auch immer in
der vorliegenden Beschreibung erwähnt sein mögen, sind nach der britischen Standard-Methode
Nr. io16 bestimmt (näheres hierüber s. British Standard Methods for the Analysis
and Testing of Coal and Coke Nr. ioi6 bis 1942 vom März i942). Solche Kohlen blähen
gewöhnlich stark bei Temperaturen etwas über ihren Erweichungspunkten, und dieses
Blähen kann übermäßige Drücke in Ofen, Retorten u. dgl. auslösen und damit erhöhten
Anlaß zu der Gefahr einer Beschädigung der Wandungen geben. Zur Überwindung dieser
Gefahr ist es üblich, solche Kohlen mit einem Anteil eines inerten Materials zu
vermischen, wie z. B. einer schwach verkokenden Kohle oder einer nicht verkokenden
Kohle oder Koksstaub, und in einigen Fällen wird die Kohle vor der Verkohlung einem
Oxydationsprozeß bei verhältnismäßig niedrigen Temperaturen unterworfen. Wenn auch
diese Methoden den Blähdruck herabsetzen, so behält der resultierende Koks doch
die typische Blasenstruktur und wahllos verlaufende Spalten und Sprünge bei.
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Mit anderen Worten gesagt hat Koks im Unterschied zu den Erzeugnissen
der vorliegenden Erfindung eine zellige Struktur, welche für das bloße Auge deutlich
sichtbar ist.
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Es ist bei der Herstellung gewisser Artikel, wie z. B. von Briketts
und Kohleelektroden, allgemein üblich, dem gepulverten kohlenstoffhaltigen Ausgangsmaterial
ein Bindemittel zuzusetzen, welches von teeriger oder stärkeartiger oder klebriger
Natur oder Melasse ist (im nachstehenden ein Bindemittel genannt).
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Es ist ein Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahrens, daß dabei kein
Bindemittel verwendet wird. In der britischen Patentschrift 595 759 wird vorgeschlagen.,
als Mittel zum Verhindern des, Treibens ein feinverteiltes festes Material zu verwenden,
das innerhalb des Erhitzungstemperaturbereiches nicht schmilzt, nämlich ein festes,
pulveriges, kohlenstoffhaltiges Mittel, wie z. B. Pechkoks, nichtkokende Kohle oder
Graphit, oder ein festes, pulveriges, nichtkohlenstoffhaltiges Mittel, wie z. B.
Kieselsäure oder Silicate oder Silicium oder tonhaltige oder tonartige Materialien.
Die Anwesenheit solcher feinverteilter Materialien innerhalb der gepulverten bituminösen
Kohle und die anderen Bedingungen des besagten Verfahrens lassen nach Erhitzen auf
eine Temperatur über 55o' C und vorzugsweise oberhalb 700' C ein dichtes
geschrumpftes Erzeugnis von geringer Porosität erhalten. Die so verwendeten Mittel
werden Mittel zum Verhindern des Treibens wegen ihrer Eigenschaft genannt, wenn
sie in dem richtigen Mengenverhältnis und auch sonst unter geeigneten Bedingungen
verwendet werden, die Neigung zum Treiben oder Blähen zu neutralisieren, ohne die
Agglutinierfähigkeit der Kohle ernsthaft zu beeinträchtigen.
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Die vorliegende Erfindung schafft nun eine andere Möglichkeit, ein
Treiben oder Blähen, hieraus ein Verzerren und Bersten, wie es beim Verkoken bituminöser
Kohle gewö'hnlich'nuftritt, zu verhindern, und umfaßt vor allem die Maßnahme, einen
kleinen Mengenteil eines chemischen Mittels zum Verhindern des Treibens mit der
gepulverten Kohle zu vermischen oder in die nichtoxydierende Atmosphäre einzuführen,
in welcher das Erhitzen stattfindet.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus
Kohle besteht im wesentlichen darin, daß feinverteilte Kohle, welche, auf trockene,
aschenfreie Substanz berechnet, etwa 13 bis 300/0 flüchtige Bestandteile enthält,
mit einer geringen Menge eines Mittels zum Verhindern des Treibens gemischt wird,
welches bei Temperaturen bis zu 500° C ein flüchtiges Hydrid bildet, diese Mischung
unter einem Druck von wenigstens 310 kg/cm2 geformt wird und die geformten
Gegenstände in einer nichtoxydierenden Atmosphäre auf Temperaturen von mindestens
55o° C, vorzugsweise oberhalb 700° C, unter Vermeidung des Blähens erhitzt und hierauf
in einer nichtoxydierenden Atmosphäre abgekühlt werden.
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Hierbei wird das Verfahren so ausgeführt, daß die resultierenden geformten
Erzeugnisse nicht getrieben sind, eine Dichte besitzen, welche größer ist als die
der verwendeten Kohle, und keine dem bloßen Auge sichtbare zellige Struktur aufweisen.
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In der vorliegenden Beschreibung und deren Patentansprüchen schließt
der Ausdruck »ein Mittel zum Verhindern des Treibens« feste, flüssige und gasförmige
Mittel ein. Die wesentlichen Merkmale eines solchen Mittels sind die folgenden:
i. Während des Erhitzens des geformten Gegen- j standes bewirkt es eine chemische
Zersetzung gewisser wesentlicher Verbindungen der Kohle.
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2. Es kann ein flüchtiges Hydrid in der Gegenwart von Wasserstoff
oder Kohlenwasserstoff während des Erhitzens des geformten Gegenstandes bilden.
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3. Während des Erhitzens des geformten Gegenstandes hat es die Eigenschaft,
das Auftreten von Intumeszenz in der bituminösen Kohle auf Grund seiner chemischen
Wirkung auf wesentliche Bestandteile der Kohle zu verhindern.
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Solche Mittei können in dem Falle von Feststoffen oder Flüssigkeiten
innig finit der feinverteilten Kohle gemischt werden oder sie können in dem Falle
von Gasen oder Dämpfen als solche oder nach Erzeugung durch Verflüchtigung aus
Feststoffen
oder Flüssigkeiten in innigen und einheitlichen Kontakt mit der Kohlensubstanz während
des Erhitzens (wenigstens während des kritischen Bereiches) gebracht werden.
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Intumeszenz der ko'hlenstofthaltigen Substanz ist der Koexistenz von
festen, flüssigen und Gasphasen zuzuschreiben, wobei die flüssige Phase fortlaufend
ist und <las Gas erzeugt, welches unter gewissen Viskositätsbedingungen nicht
entweichen kann, ohne ein Treiben oder Blähen zu verursachen. Das chemische Mittel
der beschriebenen Art zum Verhindern der Treibens kann Anteile der Kohlesu'bstanz
flüchtig machen, welche andernfalls in der flüssigen Phase erscheinen würden, wenn
die Kohle erweicht ist; ein chemisches Mittel der beschriebenen Art zum Verhindern
des Treibens kann bei einer verhältnismäßig niedrigen Temperatur (sogar bevor die
Erweichungstemperatur der Kohle erreicht worden ist oder in den frühen Stufen der
Erweichung der Kohle) selbst der Verflüchtigung unterliegen und schafft so eine
Erhöhung der Porosität in dem geformten Gegenstand in einer frühen Stufe seiner
Hitzebehandlung.
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Im allgemeinen können chemische Mittel der beschriebenen Art zum Verhindern
des Treibens eine oder mehrere der folgenden weiteren Wirkungen haben: , r. Sie
können den kritischen Erhitzungstemperaturl>ereich dadurch verbreitern, daß sie
die Kohlesubstanz leichter zersetzbar machen.
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2. Da die Zersetzung der flüssigen, im Rahmen der Karbonisierung der
Kohle erzeugten Substanzen von der Erzeugung von Feststoffen begleitet ist, können
die chemischen Mittel zum Verhindern des Treibens indirekt das Ausmaß der festen
Phase vergrößern.
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3. Das Entweichen von Gas kann durch Verflüchtigung des chemischen
Mittels zum Verhindern des Treibeies selbst ebenso wie durch Reaktion zwischen diesem
chemischen Mittel und der Ko'hlesubstanz erleichtert werden, so daß eine größere
Porosität in dem geformten Gegenstand in den früheren Stufen seiner Hitzebehandlung
geschaffen wird. Die chemischen Mittel zum Verhindern des Treibens können Elemente
oder Verbindungen sein, welche in der Hitze selbst zersetzlich sind oder welche
mit Kohlenstoff und/oder Wasserstoff in der Hitze reagieren.
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Die Kolilesubstanz besteht, wie allgemein anerkannt, in der Hauptsache
aus Kohlenstoff und Wasserstoff in chemischer Verbindung, zusammen mit kleinen Mengen
Sauerstoff und Stickstoff, die chemisch mit Kohlenstoff verbunden sind.
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Die chemischen Mittel zum Verhindern des Treibens bestehen aus Elementen
oder Verbindungen, welche sich in der Hitze selbst zersetzen oder verflüchtigen
können oder welche einen Teil der Kohlebestandteile während oder unterhalb des kritischen
Erhitzungstemperaturbereiches flüchtig machen.
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Das chemische Mittel zum Verhindern des Treibens kann ein Halogen
oder eine Halogenverbindung sein, welche ein Halogen oder ein Halogenhydrid unter
den Erhitzungsbedingungen des geformten Gegenstandes erzeugt. Diese Mittel werden
in vorliegendem Zusammenhang als chemische Mittel des Halogentyps 'bezeichnet.
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In dem Falle, wo ,das besagte Mittel ein Feststoff ist, kann es mit
der feinverteilten Kohle vor dem Formen gemischt werden. In dem Falle, wo ein solches
Mittel eine Flüssigkeit ist, kann es mit der feinverteilten Kohle vor dem Formen
gemischt werden oder es kann, z. B. durch Zerstäuben, vor dem Erhitzen auf den geformten
Gegenstand aufgebracht werden, oder die Flüssigkeit kann verdampft und in die Erhitzungsatmosphäre
eingeführt werden. In dem Falle, wo ein solches Mittel ein Gas ist, kann das Gas
in die Atmosphäre eingeführt werden, welche den geformten Gegenstand während des
Erhitzens umgibt. Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das chemische
Mittel vom Halogentyp in sehr kleinen Mengenanteilen verwendet. Es ist bekannt,
daß die teeiigen Materialien, welche während der thermischen Zersetzung (Karbonisierung
von Kohle) entwickelt werden und die sich entweder als Film auf der Oberfläche des
festen Rückstandes ablagern oder als Dämpfe in den Zwischenräumen vorliegen, zum
Teil wenigstens ungesättigte Verbindungen von hoher Reaktionsfähigkeit .sind, welche
eine bedeutsame Rolle sowohl hinsichtlich der Agglutinierwie auch der Treib- und
Bläheffekte spielen, wie sie beim Verkoken von Kohle beobachtet werden. Erfindungsgemäß
wird vorgeschlagen, den Treib-und Bläheffekt ohne ernsthafte Beeinträchtigung oder
sogar mit Steigerung des Agglutiniereffektes zu neutralisieren oder zu beseitigen,
und zwar durch die Einwirkung chemischer Mittel des Halogentyps auf diese teeiigen
Materialien, und erfindungsgemäß wurden als dieserhalb am geeignetsten solche Substanzen
befunden, welche während des Erhitzungsvorganges Halogene (Cl, Br, J oder F) oder
Halogenhydride (H Cl, H Br, H I oder HF) erzeugen können. Bei der Auswahl der Mittel,
welche Halogenverbindungen sind, sollte auf die Möglichkeit Rücksicht genommen werden"daß
die eingeführten zusätzlichen Elemente, wenn sie in übermäßiger Menge vorhanden
sind, die Kohlesubstanz oxydieren oder sonstwie die Eigenschaften des Gegenstandes,
z. B. in bezug auf Festigkeit oder Verzerrung, beeinträchtigen können.
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Das chemische Mittel zum Verhindern des Treibens kann ein Glied der
sechsten Gruppe des Periodischen Systems sein, z. B. Schwefel, Selen oder Tellur,
oder eine Verbindung hiervon, welche ein flüchtiges Hydrid in der Gegenwart von
Wasserstoff oder Kohlenwasserstoff bei einer Temperatur innerhalb des Erhitzungstemperaturbereiches
erzeugen kann. Sauerstoff und die metallischen Elemente der sechsten Gruppe sind
ausgeschlossen.
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Wenn Mittel aus den Schwefel-, Selen- oder Tellurverbindungen ausgewählt
werden,sollte Rücksicht auf die Möglichkeit genommen werden, daß die eingeführten
zusätzlichen Elemente, wenn sie in übermäßiger Menge vorhanden sind, die Kohlesubstanz
oder sonstwie die Eigenschaften des
Gegenstandes, z.' B. hinsichtlich
Festigkeit oder Verzerrung, beeinträchtigen können. Beispiele solcher zusätzlichen
Elemente sind Sauerstoff und Chlor.
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So können die Mittel solche sein, welche während des Erhitzungsprozesses
flüchtige Wasserstoffverbindungen der sechsten Gruppe des Periodischen Systems der
Elemente ergeben, nämlich Schwefelwasserstoff (H2 S), Wasserstoff selenid (H2 Se)
oder Tellurhydrid (H2Te).
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Ferner kann das chemische Mittel zur Verhinderung des Treibens ein
Element der fünften Gruppe des Periodischen Systems oder eine Verbindung eines solchen
sein, welche ein flüchtiges Hydrid in der Gegenwart von Wasserstoff oder Kohlenwasserstoff
bei einer Temperatur innerhalb des Erhitzungstemperaturbereiches erzeugen kann.
Die Vanadiumuntergruppe der besagten fünften Gruppe ist ausgeschlossen. Die Mittel
können solche sein, welche während des Erhitzungsprozesses flüchtige Hydride der
fünften Gruppe des Periodischen Systems ergeben, nämlich Ammoniak (NH3), Phosphin
(PH,), Arsenwasserstoff oder Arsin (As H3), Antimonwasserstoff oder Stibin (SbH3)
und Wismuthydrid (B"13)-Die vorliegende Erfindung schließt auch ein Verfahren zur
Herstellung fester, zäher, geformter Gegenstände aus Kohle ohne Zusatz eines Bindemittels
ein, welches darin besteht, i. eine Kohle auszuwählen, welche gute Agglutiniereigenschaften
besitzt, 2. ein festes oder flüssiges chemisches Mittel der beschriebenen Art zum
Verhindern des Treibens auszuwählen, 3. die Kohle und das besagte Mittel, soweit
es fest ist, fein aufzuteilen oder sicherzustellen, daß sie fein aufgeteilt sind,
4. die Kohle und das besagte Mittel innig zu mischen, 5. die Mischung in die gewünschte
Gestaltung oder Raumform zu formen, 6. Mittel vorzusehen, welche die Oxydation des
geformtenGegenstandeswährend des Erhitzens verhindern, und 7. den geformten Gegenstand
auf eine Temperatur über 55o° C und vorzugsweise auf eine Temperatur über 70o° C
zu erhitzen.
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In einer alternativen Ausführungsform des vorliegenden Verfahrens,
wobei das chemische Mittel zum Verhindern des Treibens nicht ein Feststoff oder
eine Flüssigkeit ist, die sich mit der fein aufgeteilten Kohle vermischen läßt,
z. B. wenn dieses chemische Mittel ein Dampf oder ein Gas ist, wird die vorerwähnte
Mischungsstufe 4 weggelassen und das Mittel in Form eines Gases oder Dampfes in
die nichtoxydierende Atmosphäre eingeführt, in welcher der geformte Gegenstand erhitzt
wird.
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Die verschiedenen Stufen des vorliegenden Verfahrens werden nachstehend
noch in größeren Einzelheiten beschrieben werden. i. Kohle Die ausgewählte Kohle
sollte eine Kohle sein, welche eine Schwellnummer von 2 bis io und vorzugsweise
6 bis io hat (diese Schwellnummer ist ein zuverlässigerer Maßstab für die Agglutiniereigenschaften
als der sogenannte Agglutinierwert). Auf solche Kohle wird in der vorliegenden Beschreibung
Bezug genommen als eine Kohle, welche guteAgglutiniereigenschaften besitzt. SolcheKöhlen
sind in Großbritannien z.13. aus den Südwales-, Dprham- und Kentkohlenfeldern erhältlich.
Die Kohlen, welche für eine Verwendung zu Zwecken der vorliegenden Erfindung als
am besten geeignet befunden wurden, sind bituminöse Kohlen, welche einen Gehalt
an flüchtigen Stoffen aufweisen, der zwischen etwa 13 und 30% und zweckmäßiger zwischen
22 und 280/0 liegt, auf trockene aschenfreie Substanz berechnet. Ihr Kohlenstoffgehalt
liegt zwischen 8o und 9o % und zweckmäßiger zwischen 85 und 89()/o.
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Beim Auswählen einer Kohle, welche gute Agglutiniereigenschaften besitzt,
ist dem Zweck Aufmerksamkeit zu schenken, für welchen das Endprodukt verwendet werden
soll. So ist es dann, wenn hohe elektrische Leitfähigkeit verlangt wird, erwünscht,
eine Kohle mit einem geringen Aschengehalt auszuwählen, oder in Fällen, wo Zähigkeit
oder Bruchwiderstandsfähigkeit wesentlich ist, sollte die ausgewählte Kohle vorzugsweise
eine hohe Schwellnummer aufweisen. 2. Chemisches Mittel zum Verhindern des Treibens
Wie oben bereits angegeben, kann das chemis(-he Mittel zum Verhindern des Treibens
fest, flüssig oder gasförmig sein. In dem Falle von festen Mitteln wird das Material
in feinverteiltem Zustande verwendet, und es ist @vesentlich, daß das Mittel während
der Erhitzungsoperation verdampft oder eine chemische Zersetzung bewirkt. Im Falle
eines flüssigen Mittels wird dasselbe mit der feinverteilten Kohle vor dein Formen
vermischt oder auf die Kohle vor oder nach dem Formen aufgesprüht, oder es kann
auch verflüchtigt und in die Erhitzungsatmosphäre eingeführt werden.
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Der Mengenanteil an dein chemischen Mittel zum Verhindern des Treibens
ist ganz gering. So kann er i bis 5 Gewichtsprozent der Kohle ausmachen. Der optimale
Mengenanteil kann leicht durch einen einfachen Vorversuc'h bestimmt werden. 3. Aufteilung
Die ausgewählte Kohle und das ausgewählte Mittel zum Verhindern des Treibens, welches
fest ist, können getrennt für sich oder zusammen in i g' r"endeiner geeigneten Maschine
gemahlen werden, so daß mehr als 95 Gewichtsprozent der Teilchen durch ein Sieb
mit 64oo Maschen pro Quadratzentimeter passieren. In vielen Fällen kann mit Vorteil
eine viel feinere Aufteilung bewirkt werden, und es kcituten entweder die Kohle
oder das Mittel zum Verhindern des Treibens oder beide derart aufgeteilt werden,
daß wenigstens 6o Gewichtsprozent der Teilchen kleiner sind als io @Iil:ron, oder
derart, daß die spezifische Oberfläche wenigstens 1,3 000 em'/g übersteigt.
Diese beiden Messungen sind nach dem photoelektrischen Sedimentationsverfahren durchgeführt,
welches in »Proceedings of the Conference an the Determination of Particle Size
in the Sub-
Sieve Ranke« B.C.U.R.A.-13.C.O.R.A. Publication 1944
beschrieben ist. Die Graduierung der Teilcliengr<ißen, wenn sie, wie oben beschrieben,
aufgeteilt sind, wird im allgemeinen eine solche sein, daß ein zufriedenstell-ender
Grad von enger Packung sichergestellt wird, aber, falls gewünscht, können die Kohle
und/oder das Mittel zum Verhindern des Treibens in hezug auf die Teilchengröße auch
weiter abgestuft werden. in Cbereinstimmung in it bekannten Prinzipien, um
einen verbesserten Grad von enger Packung zu erhalten. Es kann jedoch eine Erhöhung
in dem Grade der Auft ,e ilung 1 der Kohle die Neigung e-, b zum Treiben
oder Blähen betonen und, wo notwendig, sollte .dieser Faktor lreini Bestimmen des
Mengenanteiles des Mittels zum Verhindern des Treibens und anderen Iterstellungslledingungen
in Rechnung gesetzt werden. 4. Mischen 1)ic gewöhnlichen Mischverfahren, welche
z. B. bei der Zullereitung einer :Mischung von Kohlen für die Verkohlung oder Brikettierung
ausreichend sind, sind für (las Verfahren gemäß- der vorliegenden Erfindung unzulänglich.
Die Stärke bzw. hestigkeit des erhitzten Produktes kann auf die hälfte oller sogar
noch weniger fallen, wenn eine unzulängliche oller fehlerhafte Mischung vorliegt.
Es wird daher ein Mischverfahren angewandt, bei welchem inan sich darauf verlassen
kann, daß jegliche Agglomerate gebrochen werden und eine soweit nur möglich einheitliche
Zusammensetzung der gemischten Pulver sichergestellt wird.
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Es ist festgestellt worden, daß die Festigkeit und andere Eigenschaften
des erhitzten Produktes verbessert oder erhöht werden können, wenn man die Mischung
durch eine Kolloidmühle passieren läßt. Diese @falilstufe kann in gewissen Fällen
mit Vorteil wiederholt werden, und es ist festgestellt worden, daß bei gewissen
:Mischungen die Festigkeit des erhitzten Produktes durch diese bevorzugte Mischungsart,
welche von einer gewissen weiteren Zerkleinerung oder Aufteilung Begleitet ist,
wesentlich erhöht wird.
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Der Zusatz von geringeren Mengenanteilen anderer lngre(üenzien, welche
nur geringe oder keine schädlichen Wirkungen auf das Produkt hallen, ist nicht ausgeschlossen.
Formung Ein Druck in (lerGrößenordnung von 315 kg/cm2 ist in vielen Fällen
geeignet. Mit gewissen Mischungen und insbesondere dann, wenn das Formen auf der
Strangpresse vorgenommen wird, kann auch mit geringeren Drücken, wie solchen von
etNva 8o kg/cin2, gepreßt werden. Falls komplizierte Formen gefordert werden, können
Drücke bis zu etwa 9_45 kg/cnl2 oder sogar etwa 1575 kg/cm2 notwendig sein. Der
optimale Formdruck für eine gel;ebeueMischung kann auch experimentell besiimmt werden.
Wenn während der Formung des Gegenstandes kein Trockenvorgang erfolgt, kann die
Formzeit ganz kurz sein, und es ist gewöhnlich nicht notwendig, den Druck für mehr
als io oder 15 Sekunden aufrechtzuerhalten. Das Formen wird normalerweise bei Raumtemperatur
ausgeführt, aber für gewisse Mischungen kann es auch erwünscht sein, bei erhöhtenTemperaturen
zu formen.
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Mit Bezug auf den Formdruck ist in verschiedenen Fällen eine beträchtliche
Variation möglich, es muß aber immer genug Druck vorhanden sein, um den geformten
Gegenstand zu befähigen, aus der Form ohne Schaden nach und in den Erllitzungsofen
transportiert zu werden.
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Der Ausdruck Formen schließt, wenn er in der vorliegenden Beschreibung
gebraucht wird, ein Formen auf der Strangpresse ein.
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Im allgemeinen ist .die gewöhnliche Technik, welche für das Formen
von Kunstharzen und trockenen Pulvern verwendet wird, auch für die vorliegenden
Zwecke geeignet, mit Ausnahme, .daß höhere als atmosphärische Temperaturen nicht
verwendet zu werden brauchen. Sorgfalt sollte darauf gerichtet werden, daß der Druck
in einer gänzlich einheitlichen und regelmäßigen Art und Weise zur Anwendung gelangt.
Die Form wird vorzugsweise mit einem etwas größeren Spielraum für den Kolben- oder
Druckstempel ausgestattet, als dies für Kunstharz üblich ist. 6. Erhitzungsatmosphäre
Das Erhitzen, d. h. also .das Erwärmen des geformten Gegenstandes, und das darauf
folgende .abkühlen desselben muß unter nichtoxydierenden Bedingungen ausgeführt
werden. Dies kann bequemerweise dadurch erreicht werden, daß der Gegenstand in eine
Schutzmasse aus körnigem oder gepulvertem Material gepackt wird, welche während
der Erhitzungsoperation nichtoxydierende Gase oder Dämpfe entwickelt. Ein geeignetes
Material für diese Zwecke ist eine Kohle mit einem hohen Gehalt an flüchtigen Stoffen
und mit wenig oder keinen zusammenbackenden Eigenschaften, wie z. B. Warwickshire
Brights. Ein Bett dieses gepulverten Materials wird angerichtet und schwach zusammengedrückt,
und der geformte Gegenstand wird dann in eine Senkung oder Vertiefung innerhalb
des Bettes eingelegt, welches z. B. durch Stampfen mit einem festen Formstück derselben
Gestaltung wie der Gegenstand hergestellt worden ist. Wenn der geformte Gegenstand
hohl ist, wird das Innere des Gegenstandes mit demselben gepulverten Material gefüllt.
Die freiliegende Oberfläche oder Oberflächen der Gegenstände werden dann mit dem
Pulverbedeckt, wobei das letztere fest, aber sanft niedergepreßt wird.
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Es ist auch möglich, den notwendigen Schutz dadurch sicherzustellen,
.daß ein Gasstrom durch den Ofen geführt wird, z. B. Wasserstoff, Kohlenstoffmonoxyd,
gewöhnliches Stadtgas oder Kohlenwasserstoffdämpfe. In soldhem Fall sollte der Gegenstand
auf einer ebenen Tragunterlage, vorzugsweise aus einem feinen, losen, körnigen Material,
z. 13. Sand oder Holzkohle, angeordnet und Sorge
dafür getroffen
werden, daß die Gaszusammensetzung rund um den Gegenstand herum so einheitlich wie
möglich ist.
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Welche Schutzmethode auch angewandt wird, so ist es wesentlich, daß
das Erhitzen des geformten Gegenstandes ohne ein Brennen seiner Oberfläche stattfindet.
Dies bedeutet nicht notwendigerweise den Ausschluß jeglichen Sauerstoffes oder anderer
Substanzen, welche theoretisch befähigt sind, Kohlenstoff zu oxydieren, da die während
der Erhitzung,soperation entwickelten Dämpfe einen hinreichenden Schutz gegen geringe
Mengen dieser Substanzen schaffen können. Wenn irgendwelches Brennen stattgefunden
hat, so kann solches leicht entdeckt werden, z. B. durch das Vorhandensein eines
dünnen Aschefilms und/oder durch das Narbig- oder Rissigwerden der Oberfläche des
Gegenstandes.
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Die Verwendung von Wasserstoff als Schutzgas kann eine chemische Wechselwirkung
mit ungesättigten Bestandteilen sowohl der Kohlesubstanz als auch der umgebenden
Atmosphäre mit sich bringen, und deshalb kann die Menge an elementarem Kohlenstoff,
der innerhalb der Zwischenräume des Gegenstandes abgelagert ist, geringer sein,
als dies sonst der Fall sein würde, was zu einer größeren Porosität und einer verminderten.
Festigkeit des Produktes führt. Dieser Effekt wird auf ein Minimum vermindert, wenn
der Volumenfloß des Wasserstoffs so klein ist, wie es die Aufrechterhaltung einer
nichtoxydierenden Atmosphäre gerade eben erfordert. Das gleiche geschieht, wenn
andere Schutzgase oder Gasmischungen verwendet werden, welche dazu neigen, solche
ungesättigten' Bestandteile zu hydrogenieren oder sie ohne die Ablagerung von Kohlenstoff
wegzuführen. Wenn Stadtgas od. dgl. verbrennliches Gas verwendet wird und wenn es
tatsächlich ein oxydierendes Gas enthält, so kann .das letztere dadurch entfernt
werden, daß man das Stadtgas durch ein erhitztes Rohr leitet, welches Holz'ko'hle
oder eine andere leicht oxydierbare Substanz enthält.
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Die Verwendung von Wasserstoff zur Aufrechterhaltung einer nichtoxydierenden
Atmosphäre kann die Bildung .des schwarzen Materials bewirken, welches als M bezeichnet
und welches weiter unten näher erläutert wird und auch erzeugt wird, wenn der Mengenanteil
des Mittels zum Verhindern des Treibens in hohem Überschoß gegenüber dem Minimum
vorliegt, welches notwendig ist, um ein Treiben oder Blähen bei einem Erhitzungsgrad
zu verhindern.
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Es scheint, daß für den Zweck, eine gute Kohlenstoffablagerung zu
erhalten und ein festes Erzeugnis herzustellen, die nichtoxydierende Atmosphäre
aus einem ungesättigten Kohlenwasserstoffgas oder Dampf, wie z. B. Äthylen. oder
anderem Olefin oder anderen.leicht gekrakten Kohlenwasserstoffen (entweder gesättigter
oder ungesättigter Natur), z. B. Benzol, bestehen oder solche enthalten sollte.
Wenn auch solche Dämpfe gewisse ungesättigte Bestandteile, die aus der Kohle entwickelt
werden, wegführen können, so werden solche Bestandteile doch .durch eine andere
ungesättigte Substanz, z. B. Äthylen, ersetzt werden, welcher Effekt nicht erhalten
würde, wenn die nichtoxydierende Atmosphäre durch ein Gas, z. B. Wasserstoff oder
Methan, geschaffen wird.
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Es ist festgestellt worden, daß eine Äthylenatmosphäre stets zu der
Bildung der sogenannten Alphakomponente neigt, auf die im nachstehenden noch näher
eingegangen wird und welche glänzend grau ist mit einer hohen Zugfestigkeit und
einem muscheligen Bruch. Es besteht Neigung zur Bildung dieser Alphakomponente,
wenn der Gegenstand in einer Atmosphäre karbonisiert wird, welche die bei geringerer
Temperatur sich bildenden Zersetzungsprodukte von Kohle einschließt.
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Wenn eine Kohle verwendet wird, welche einen verhältnismäßig geringen
Gehalt an flüchtigen Stoffen und geringe Agglutiniereigenschaften aufweist, ist
es besonders erwünscht, das Erhitzen .des geformten 'Gegenstandes in einer Atmosphäre
eines Kohlenwasserstoffes der oben beschriebenen Art auszuführen.
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Bei diesem Verfahren für die Behandlung von Kohle, sei es einer solchen
von hohem oder niedrigem Gehalt an flüchtigen Stoffen, wird es sich oft zur Vefmeidung
der Verdünnung eines relativ teuren Dampfes, z. B. Äthylen, durch flüchtige, aus
der Kohle entwickelte Stoffe als vorteilhaft erweisen, eine anfängliche Erhitzungs.behandlung,
z. B. bis zu_45o° C, in der Gegenwart eines billigeren nichtoxydierenden Gases,
z. B. gewöhnlichem Stadtgas, welches vorteilhafterweise von Sauerstoff und Schwefel
befreit sein kann, auszuführen und dann den erhitzten Gegenstand mit oder ohne zwischenzeitliche
Kühlung einer weiteren Erhitzungsbehandlung in Gegenwart von Äthylendampf, z. B.
bis zu 85o° C, zu unterwerfen. Dieses letztere Verfahren führt in Ergänzung dessen,
daß es Gegenstände besonders geringer Porosität ergibt, zu einer verbesserten Kontrolle
über den Prozeß. Wenn z. B. das nichtoxydierende Mittel in der ersten Stufe ein
Gas, z. B. Wasserstoff oder gewöhnliches Stadtgas, ist, ,so kann die Hydrogenierung
und :die Wegführung ungesättigter Bestandteile sowohl aus der Kohlesubstanz wie
auch aus der umgebenden Atmosphäre geduldet werden, und deshalb kann der Volumenfloß
des Gases dafür ausreichen, jegliche Gefahr des Brennens des Gegenstandes als Ergebnis
des Eintritts von atmosphärischem Sauerstoff zu beseitigen. Des weiteren wird das
Äthylen oder sonstiges Gas oder Dampf, welches in der zweiten Stufe verwendet wird,
verhältnismäßig frei von Verunreinigungen sein und kann deshalb im Kreislauf zurückgeführt
werden, wodurch die Kosten des Verfahrens vermindert werden. Die Gegenstände müssen
diesen Kohlenwasserstoffgasen oder -dämpfen genügend lange ausgesetzt werden, um
die Ablagerung im gewünschten Umfange stattfinden zu lassen, wobei eine solche Ablagerung
bei hoher Temperatur beschleunigt wird: Bei einer Erhitzungstemperatur oberhalb
etwa 100o° C ist es jedoch wahrscheinlich, .daß die Wirksamkeit des Prozesses '
durch .die Ablagerung von
Kohlenstoff außerhalb des Gegenstandes,
z. B. auf den Ofenwandungen, beeinträchtigt wird.
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Erhitzen Die Mindesttemperatur, auf welche es notwendig ist, die Gegenstände
zu erhitzen, liegt in der Nachbarschaft von 55o° C; aber im allgemeinen werden bessere
Ergebnisse mit einer Erhitzungstemperatur über 70o° C erhalten. Man muß sicherstellen,
daß die Temperatur rund um ,den Gegenstand herum so einheitlich wie möglich ist.
Das Erhitzungsschema kann je nach der Natur der Mischung, dem Zerkleinerungsgrad,
dem Formdruck und der Dicke des Gegenstandes etwas variiert werden. Im allgemeinen
ist es so, (aß, je 'höher der Mengenanteil an flüchtige Stoffe bildenden Bestandteilen
in ,der Mischung, je feiner .die Aufteilung, je höher,der Formdruck und je dicker
der Gegenstand, um so langsamer das Erhitzen, zumindest bis auf etwa 500° C, vor
sich gehen soll.
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Für Gegenstände einheitlicher Dicke bis zu etwa 12,7 mm und bei Verwendung
einer Mischung, in welcher der Gehalt an flüchtigen Stoffen etwa 20 0/0 beträgt,
wird das folgende Schema in vielen Fällen als geeignet befunden werden:
Bis zu 36o° C 1 bis 2° C Anstieg pro Minute |
36o bis 45o° C '/z° C - - - |
450 bis 55o1 C 10 C - _ - |
55o bis 85o° C 3° C _ - _ |
Durch Erhitzen auf Temperaturen höher als 80o° C werden erhöhte Festigkeit und!
elektrische Leitfähigkeit erhalten, welche Erhöhung im @allgemeinen von weiterer
Schrumpfung des Gegenstandes begleitet ist. Ein geeignetes Schema ist das folgende:
Zeit Grad C |
pro Minute |
80o bis iooo° C 4 |
1000 bis 1300° C mindestens i Std. |
1300 bis 1500° C mindestens '/z Std. |
Geschwindigkeit des Temperaturanstieges und Ablauf des Erhitzens für eine gegebene
Mischung werden am besten durch einen einfachen Vorversuch bestimmt. In einigen
Fällen wird die optimale Festigkeit dadurch erhalten, daß man das Erhitzen so weit
steigert. wie solches geschehen kann, ohne das Risiko des Treibens oder Blähens
zu laufen. Sogar in dem Bereich voll 40o bis 45o° C ist es mit einigen Mischungen
möglich, eine Steigerung von i° C pro Minute anzuwenden.
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Die Gesamtheit oder ein Teil der Erhitzungsbehandlung kann bei einem
Druck oberhalb oder unterhalb atmosphärischem Druck ausgeführt werden.
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Während für die große Mehrzahl bituminöser Kohlen die obigen Erhitzungsschemas
und diejenigen, welche in den Ausführungsbeispielen gegeben werden. ausreichend
sind, so ist es doch wichtig, daran zu denken, daß unmittelbare und letzte Analysen
der verwendeten Kohle nicht in sich selbst ein zuverlässiger Führer für das individuelle
Verhalten und insbesondere für die Ausdehnung des Zersetzungstemperaturbereiches
in irgendeiner gegebenen Kohle sind und daher solche Analysen zweckmäßig .durch
entsprechende kleine Vorversuche ergänzt werden, welche das Verhalten der jeweils
angewandten Kohle erkennen lassen.
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Bei der Herstellung von geformten Erzeugnissen gemäß der vorliegenden
Erfindung wurde festgestellt, daß die Festigkeit in den erhitzten Erzeugnissen bei
gleichen sonstigen Herstellungsbedingungen zu einem beträchtlichen Ausmaß von der
Gegenwart, insbesondere in der Oberflächenschicht, einer Komponente abhängig ist,
welche im Verlaufe der erfindungsgemäßen Arbeiten mit Erfolg identifiziert werden
konnte und welche in vorliegendem Zusammenhang die »Alphakomponente« genannt wird.
Dieselbe kann an der Tatsache erkannt werden, daß sie, wenn sie poliert ist, ein
optisches Reflektionsvermögen in C51 von relativ hoher Größenordnung besitzt (über
4,8% auf der Seyler-Skala, vgl. Melchett Lecture to the Institute of Fuel, z942).
Sie ist ferner durch hohe Druck- und Zugfestigkeit, beachtliche elektrische Leitfähigkeit
und Eigentümlichkeiten in ihrem X-Strahlenbrechungsspektrum charakterisiert. Die
Bildung dieser Alphakomponente, von welcher angenommen wird, daß sie ein kohlenstoffhaltiges
Material ist, das aus hochkondensierten aromatischen Ringen in Form von wahllos
übereinander gelagerten Platten aufgebaut ist, wird gefördert, wenn man sicherstellt,
daß die reaktionsfähigen Substanzen, welche durch Polymerisation und darauffolgende
Zersetzung die Alphakomponente erzeugen, nicht dadurch zersetzt werden, daß man
sie für längere Zeit innerhalb des unteren Teiles des kritischen Bereiches hält.
Deshalb ist es zur Erzielung der maximalen Festigkeit unter den oben dargelegten
Herstellungsbedingungen erwünscht, daß die Steigerung der Erhitzung so ,schnell
wie möglich sein sollte. Die Steigerung bzw. der Ablauf und die Geschwindigkeit
des Temperaturanstieges sollen nicht .so schnell sein, daß Blähen oder Treiben eintritt.
Die Bedingungen (und insbesondere der Ablauf .des Erhitzens) sind vorzugsweise solche,
daß das sich ergebende Produkt (oder wenigstens die Oberflächenschicht hiervon)
nicht weniger als 300/0, z. B. zwischen 40 und 60% der in vorliegendem definierten
Alphakomponente enthält. Der Aufbau .der Alphakomponente während .der Erhitzungsoperation
scheint ein in Stufen erfolgender Polymerisationsprozeß zu sein, wobei die Bildung
der aromatischen Ringe, der hieraus gebildeten Platten und der wahllosen Agglomerate
solcher Platten stufenweise vor sich geht. Wenn in irgendeinem Stadium in dieser
Polymerisation der Temperaturanstieg zu langsam ist, so werden sich die Polymere
zersetzen und ergeben Wasserstoff, Methan usw., wobei sie als festen Rückstand ein
schwarzes amorphes Material hinterlassene welches ein optisches Reflektionsvermögen
in 01 von weniger als 0,2% hat und welches die sogenannte M-Komponente darstellt.
Die Produkte,
welche einen hohen Mengenanteil an dieser M-Komponente
enthalten, sind weich und von beschränktem Handelswert.
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Die Faktoren, welche die Festigkeit in dem End-. produkt fördern,
müssen mit :den Mitteln zum Verhindern des Treibens in Übereinstimmung gebracht
werden, und es tritt die Schwierigkeit auf, daß die meisten der Faktoren, welche
die Festigkeit fördern, in sich dazu neigen, das Treiben oder Blähen zu begünstigen.
Im Hinblick auf die Erzielung von Festigkeit ist es bei Außerachtlassung anderer
Erwägungen erwünscht, eine Kohle auszuwählen, welche ein von Natur aus hohes Agglutiniervermögen
besitzt, die Kohle auf einen sehr hohen Feinheitsgrad aufzuteilen, so daß die einzelnen
Teilchen in .den engstmöglichen Kontakt gebracht werden können, die Masse unter
sehr hohem Druck in eine gewünschte Form zu .pressen, analog dem Verfahren der Pulvermetallurgie,
das Erhitzen mit einem schnellstmöglichen Temperaturanstieg durchzuführen und während
des Erhitzens sicherzustellen, @daß die den Gegenstand umgebende Atmosphäre reich
an Kohlenwasserstoffen, insbesondcre an ungesättigten Kohlenwasserstoffen ist. Es
trifft sich aber, daß alle diese die Festigkeit. fördernden Faktoren dazu neigen,
entweder allein für sich oder in Kombination miteinander ein Treiben oder Blähen
hervorzurufen, wenn man sie ohne Einschränkung wirken läßt.
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Es ist nun jedoch gefunden worden, daß ein festes, nicht getriebenes
oder geblähtes Erzeugnis durch eine sorgfä':ige und ausgeglichene Auswahl dieser
die Festigkeit fördernden Faktoren und die Verwendung eines geeigneten kleinen Mengenanteiles
des chemischen Mittels zum Verhindern des Treibens hergestellt werden kann. Hinreichende
Festigkeit kann durch die Verwendung auch nur einiger .der Festigkeit erzeugenden
Faktoren erzielt werden, während das Treiben oder Blähen durch die Verwendung des
Mittels zum Verhindern des Treibens und durch Regelung des Ausmaßes des Temperaturanstieges
während des Erhitzens unterdrückt werden kann.
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Es ist in der Tat gefunden worden, daß dieses Verfahren leicht zu
Erzeugnissen führen kann, welche eine Zugfestigkeit von mehr als 211 kg/cm2 und
ein Bruchmodul von mehr als 351,5 hg!cm2 haben.
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B. Elektroplattierung Da ,die anfallenden Produkte elektrisch leitend
sind, können sie elektroplattiert werden. 9. Glasierung Die Erzeugnisse können mit
einer Töpferglasur glasiert werden, Dies ist besonders wertvoll, wenn die Erzeugnisse
irdenes Geschirr oder Töpferwaren ersetzen sollen. In einigen Fällen kann es erwünscht
sein, die Erzeugnisse mit einem Netzmittel zu behandeln, welches für die besondere
Glasur geeignet ist. Um den Bereich an Glasurmaterialien, welche angewendet werden
können, zu erweitern, kann das Mittel zum Verhindern .des Treibens so ausgewählt
werden, daß es sicherstellt, daß die Oberfläche der Erzeugnisse die gewünschte Glasur
annimmt.
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Einige Beispiele der praktischen Durchführung der Erfindung unter
Ver-#vendung eines chemischen Mittels zum Verhindern des Schwellens werden im nachstehenden
gegeben.
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Ausführungsbeispiele i. 98 Gewichtsteile einer stark kokenden Wel;likohle
mit einem Gehalt von 24% -an flüchtigen Bestandteilen und einer Schwellnummer 9,
enthaltend 8% Asche (90,4% Kohlenstoff, 4,9% Wasserstoff, i,9%Stickstoff und 2,8%SauerstofF,
bestimmtnach bekannten Analysenmethoden) wurden derart aufgeteilt, daß sie durch
ein Sieb mit 92r6 Maschen pro Quadratzentimeter passierten. 2 Gewichtsteile kristallinen
Jods, welches getrennt für sich auf den gleichen Feinheitsgrad aufgeteilt worden
war, wurden als Mittel zum Verhindern des Treibens verwendet, und die Kölile- und
Jodpulver wurden in einer Kugelmühle 8 Stunden lang innig durcheinandergemischt,
nachdem eine vorläufige Mischung erfolgt war, bei welcher das Jod in einer Kugelmühle
i Stunde lang finit etwa 2o Teilen der Kohle vermischt wurde und wobei der Rest
dann zugesetzt wurde.
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Die Mischung wurde dann kalt in kleine Stangen von etwa 76,2 mm Länge,
12,7 mm Breite und i2,7 mm Tiefe unter einem Druck von 472,5 kg/cm2 verformt,
wobei der Druck langsam, z. B. eine Strecke von 25,4 mm in io Sekunden, angewandt
und dann augenblicklich aufgehoben wurde; die Stangen wurden dann in einem kupfernen
Kasteninneren eines elektrischen Ofens angeordnet und völlig mit einer hochflüchtigen,
nicht backenden Kohle einer Teilchengröße, welche durch ein Sieb von 3,175 mm Maschenweite
passieren ließ, bedeckt. Die Temperatur des Ofens wurde auf 8o0° C mit einer Steigerung
von i° C pro Minute erhöht, der Ofen wurde dann abkühlen gelassen und die Stangen
wurden aus dem Ofen entfernt, wenn die Temperatur auf etwa 25o° C gefallen war.
Die Stangen waren fest, ungeschwollen und unverzogen.
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2. 98,5 Teile der gleichen Kohle wie in Beispiel i wurden ebenso wie
in Beispiel i aufgeteilt. 1,5 Teile elementaren Schwefels der Feinheit, wie sie
gewöhnlich als Schwefelblumen gehandelt wird, wurden als chemisches Mittel zum Verhindern
des Treibens verwendet, und Kohle und Schwefel wurden in einer Kugelmühle 8 Stunden
lang innig durcheinandergemischt, nachdem eine vorherige Mischung vorangegangen
war, bei welcher der Schwefel in einer Kugelmühle i Stunde lang mit etwa
15 Teilen der Kohle vermischt und dann der Rest zugesetzt wurde. Die Formung
und darauffolgende Erhitzung der aus dieser Mischung hergestellten Stangen erfolgte
wie in Beispiel i beschrieben, und das Erzeugnis war das gleiche.
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3. Kohle der gleichen Charakteristik wie in Beispiel i wurde auf den
gleichen Feinheitsgrad wie in Beispiel i aufgeteilt und dann kalt in kleine Stangen
von etwa 76,2 mm Länge und etwa 12,7 mm im Querschnitt unter einem Druck von 472,5
kg/cm2
geformt. Die Stangen wurden dann auf einer Feuerziegelunterlage
im Innern eines elektrischen Ofens angeordnet, und ein Strom von Ammoniakgas aus
einem Zylinder wurde über die Stangen während des Erhitzungsprozesses geführt. Die
Temperatur des Ofens wurde auf 8oo° C mit einer Geschwindigkeit von i ° C pro Minute
erhöht, und um Ammoniak zu sparen, wurde die Kühlung in einem Strom von sauerstofffreiem
Stadtgas vorgenommen. (Bemerkungen: Es wäre möglich gewesen, die Einführung von
Ammoniak hinauszuschieben, bis die Temperatur auf Zoo bis 300° C am Anfang gestiegen
war, aber aus Gründen der Bequemlichkeit wurde davon abgesehen.) Der Ammoniakstrom
war annähernd ein solcher, daß das Ofenvolumen sechsmal pro Stunde geliefert wurde.
Wie in den vorhergehenden Beispielen waren die Stangen fest, ungeblälit und unverzogen.
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In der Hauptsache ist auf Erzeugnisse eingegangen worden, welche fest,
zäh und sogar hart sind. Aber die vorliegende Erfindung ist auch auf die Erzeugung
von Material für Stromwenderu. dgl. Bürsten anwendbar, welche, wenn auch fest und
zäh, so doch nicht besonders hart sind.
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Das Erzeugnis hat charakteristische Eigenschaften. Es ist widerstandsfähig
gegenüber siedendem Toluol und gegenüber siedendem Anilin und hat eine "Zugfestigkeit
von mehr als 211 kg/cm2 und ein Bruchmodul von mehr als 351,5 kg/cm2, es hat eine
Porosität in Methylalkohol von nicht mehr als 15°/o und wird von Hitze in einer
nicht oxydierenden Atmosphäre bis zu 26oo° C nicht angegriffen und hat gute elektrische
Leitfähigkeit. Das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung ist nicht ein Verfahren
zur Herstellung von Brennmaterial, und es wird kein Anspruch auf die Herstellung
von Brennmaterial erhoben.
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Das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung ist nicht ein Verfahren
zur Herstellung von hochporigen Materialien, z. B. aktiviertem Kohlenstoff, und
es wird kein Anspruch auf die Erzeugung aktivierten Kohlenstoffs erhoben.