DE854433C - Verfahren zur Herstellung von Nitropolystyrolen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von NitropolystyrolenInfo
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Description
(WlGBL S. 175)
AUSGEGEBEN AM 4. NOVEMBER 1952
P 2399 Wc 139 c B
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Nitropolystyrolen eines beliebigen
Nitrierungsgrades zwischen etwa 9,4 % und 14,4 %
und insbesondere zwischen 11,8% und 14,4% Stickstoff.
B 1 y t h und Hoffmann (Liebig, Annalen LIII, 316, 1845) nitrierten ein Styrolpolymer (Metastyrol)
mit rauchender Salpetersäure bei Siedetemperatur und erhielten ein Produkt mit 10,06%
Stickstoff, welches in Salpeter- und Schwefelsäure löslich, aber in den meisten bekannten Lösungsmitteln
unlöslich ist. Die Autoren nannten dieses Produkt Xitrometastyrol.
Es wurde nun gefunden, daß Polystyrole von verschiedenem Molekulargewicht mit einer 90 bis
60% Salpetersäure, 10 bis 40% Schwefelsäure, ο bis 8% Wasser und 13 bis 0% Schwefeltrioxyd
enthaltenden Mischsäure nitriert werden können, wobei Nitrierungsprodukte mit einem Stickstoffgehalt
von etwa 9,3 bis 14,4 % entstehen. Der
Stickstoffgehalt der Nitropolystyrole hängt vom Wassergehalt der Nitriersäure, der Temperatur und
der Dauer der Nitrierung ab. Das Molekulargewicht des Produktes hängt vom Molekulargewicht des
als Ausgangsmaterial verwendeten Polystyrols as
und von der Dauer und der Temperatur der Nitrierung ab.
Gemische von Salpeter- und Schwefelsäure der obengenannten Zusammensetzung lösen Polystyrol
auf, so "daß es möglich ist, die Nitrierung in einem einphasigen System durchzuführen, wodurch eine
gleichmäßige Nitrierung erleichtert wird. Die Gegenwart der Schwefelsäure erleichtert die Einführung
der zweiten Nitrogruppe in das Styrolelement der polymeren Kette und bewirkt die Entstehung
von Produkten mit einem Stickstoffgehalt bis zu 14,4%. Ist jedoch die Menge der Schwefelsäure zu
groß, daß dabei der Gehalt an Salpetersäure unter
6ο % sinkt, so ist das Reaktionsprodukt im Säuregemisch nicht mehr löslich, und die Nitrierung
kann nicht in einem Einphasensystem durchgeführt werden. Während der Nitrierung tritt ein teilweiser
Zerfall der Polystyrolkette ein. Es hat sich gezeigt, daß diese Erscheinung hauptsächlich im Anfangsstadium der Nitrierung eintritt und sich mit zunehmender
Nitrierungstemperatur verstärkt.
Es hat sich gezeigt, daß die Einführung der ίο ersten Nitrogruppe rasch erfolgt und daß die Reaktionsgeschwindigkeit
nur durch die Auflösungsdauer des gekörnten oder gepulverten Polystyrols beeinflußt wird. Die Reaktionswärme wird innerhalb
eines kurzen Zeitintervalles frei, so daß wirksames Rühren und K'ühlen nötig ist, um in diesem
Stadium die Temperatur unter Kontrolle zu halten. Die Substitution der zweiten Nitrogruppe erfolgt
mit einer geringeren Geschwindigkeit, so daß die frei werdende Reaktionswärme sich verflüchtigen
kann und während dieser Reaktionsphase ohne Schwierigkeiten eine konstante Temperatur aufrechterhalten
werden kann.
Es hat sich ferner gezeigt, daß zwecks Verhinderung eines beträchtlichen Zerfalls während der
ersten Stadien der Nitrierung die Temperatur 200 nicht überschreiten sollte.
Gemäß der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zur Herstellung von Nitropolystyrol irgendeines
gewünschten, einem Stickstoffgehalt von etwa 9,4 bis 14,4%) entsprechenden Nitrierungsgrades
vorgeschlagen, welches darin besteht, daß 1 Teil gekörntes oder gepulvertes Polystyrol in mindestens
8 Teile eines aus 90 bis 60% Salpetersäure, 10 bis 40 % Schwefelsäure, ο bis 8 % Wasser und 13
bis ο % Schwefeltrioxyd bestehenden Nitriersäuregemisches
eingetragen wird, daß die genannte Säure während des Eintragens und bis zu dem Zeitpunkt,
in welchem das suspendierte, gekörnte oder gepulverte Polystyrol unter Bildung1 einer zähflüssigen
Flüssigkeit in Lösung gegangen ist, gerührt und gekühlt wird, wobei man nötigenfalls die Nitrierung
in der genannten zähflüssigen Flüssigkeit bei einer Temperatur zwischen ο und 6o° weitergehen
läßt, bis der gewünschte Nitrierungsgrad erreicht ist, und daß das Nitropolystyrol aus der zähflüssigen
Flüssigkeit ausgefällt wird, und zwar vorzugsweise, indem diese in Wasser oder verdünnter
Abfallsäure mit einem Wassergehalt von mindestens 40 % eingetragen wird.
Das Nitropolystyrol kann auch durch Eintragen konzentrierter Schwefelsäure in die zähflüssige
Flüssigkeit ausgefällt werden.
Ein besonders geeignetes Nitriersäuregemisch enthält 80 bis 70 % Salpetersäure, 20 bis 30 %
Schwefelsäure, 5 bis ο % Wasser und 9 bis ο % Schwefeltrioxyd.
Die Mischsäure wird vorzugsweise auf eine Temperatur von ο bis —150 gebracht und rasch
unter intensivem Rühren mit der Masse des granulierten oder gepulverten Polystyrols versetzt, wobei
man während des Eintragens eine örtliche Überhitzung vermeidet.
Es ist im allgemeinen zweckmäßig, die Mischsäure in höheren Mengenverhältnissen bezüglich
des Polystyrols zu verwenden, je höher das Molekulargewicht des Polystyrols ist. Dies wird deshalb
getan, damit während der Nitrierung nicht mit einer allzu zähflüssigen Lösung gearbeitet werden
muß.
Die Befreiung des Nitropolystyrols von Spuren von Säure erfolgt vorzugsweise durch Waschen mit
kaltem Wasser, durch Behandlung mit Dampf, ι Stunde lang bei 90 bis ioo°, und durch darauffolgendes
Mahlen unter Wasser.
Nitropolystyrole eines Stickstoffgehaltes von 9,4 bis 14,4 % sind amorphe, feste, gelblichweiße
Stoffe, die gelb werden, wenn sie dem Tageslicht ausgesetzt werden. Wenn sie auf eine Temperatur
von annähernd 3000 erhitzt werden, zersetzen sie sich rasch unter Entflammung und Bildung von
schwarzen Dämpfen. Die Zersetzung tritt um so schneller ein, je höher der Stickstoffgehalt des
Nitropolystyrols ist. Sie sind in Salpetersäure, Nitroglycerin und Dinitroglykol löslich. Nitropolystyrole
mit einem Stickstoffgehalt von über 11,8% sind auch in Cyclohexanon, Cyclopentanon,
Furfural und ähnlichen Ketonen und Aldehyden löslich. Sie können ferner mittels der" meisten flüssigen
aromatischen und aliphatischen Nitroverbindungen, wie z. B. mittels des aus einem Dinitrotoluolgemisch
bestehenden Öls, Nitrobenzols, Nitromethans usw., plastifiziert werden. Das Absorptionsvermögen
der Nitropolystyrole gegenüber den erwähnten Plastifizierungsmitteln steigt mit zunehmendem
Stickstoffgehalt der Nitropolystyrole.
Gut gewaschene Nitropolystyrole sind während des Lagerns sehr beständig, Nitropolystyrole sind
j säurebeständig.
Die Nitropolystyrole können Nitrocellulose als Bindemittel für explosive Gemische ersetzen, wenn
Nitrocellulose
1. wegen ihrer Unbeständigkeit in sauren Medien oder
2. wegen ihres Bestrebens, zu gelatinieren, und zwar unter Bedingungen, die bei Nitropolystyrol
keine Gelatinierung bewirken, oder
3. wegen des tiefen Explosionspunktes nicht verwendet werden kann.
In diesem Zusammenhang wird bevorzugt, Nitropolystyrole mit einem Stickstoffgehalt von
über 13 % zu verwenden, da deren desensibilisierende
Wirkung auf explosive Gemische vermindert ist. Diese Nitropolystyrole sind ferner in den im
folgenden für Nitropolystyrol angeführten Lösungsmitteln leichter löslich und lassen sich auch leichter
plastifizieren.
Die Erfindung ist in folgenden Beispielen, in denen Teile Gewichtsteile bedeuten, erläutert.
In ein mit einer Rühr- und Kühlvorrichtung versehenes Gefäß, welches 15 Teile einer aus 73 % Salpetersäure,
22,6 % Schwefelsäure und 4,4 % Schwefeltrioxyd bestehenden Mischsäure enthält, wird
ι Teil granuliertes, durch ein Sieb einer Maschen-
weite von ι his 0,5 mm hindurchgehendes Polystyrol
mit einem Molekulargewicht von 200000 unter wirksamem Rühren eingetragen. Die Dauer des
Eintragens des Polystyrols beträgt etwa 3 Minuten. Das K'iihlen soll wirksam genug sein, um die Temperatur
des Gemisches unter 200 zu halten. Das Rühren wird bei dieser Temperatur fortgesetzt, bis
die suspendierten Polystyrolkörner gelöst sind und eine klare homogene, zähflüssige Flüssigkeit entstanden
ist. Dies braucht etwa 30 Minuten.
Die Nitrierung wird hierauf 3 Stunden lang im gleichen oder einem anderen Gefäß unter geringerem
R'ühren bei einer Temperatur von 400 fortgesetzt.
Die auf diese Weise erhaltene zähflüssige Lösung von Nitropolystyrol wird in Form eines oder
mehrerer dünner Flüssigkeitsstrahlen in ein Gefäß eingetragen, welches einen Überschuß an Wasser
oder auf einen Wassergehalt von mindestens 40 % verdünnte Abfallsäure enthält und mit einem
Rührer versehen ist. Das Nitropolystyrol wird in Form von Fäden gefällt, die nachträglich in dünne
stäbchenförmige Stücke zerfallen.
Dieses Produkt wird gewaschen, bis das Wasch-
a$ wasser gegen Methylorange neutral reagiert. Das
Produkt wird dann nitriert und zusammen mit dem 5- bis iofachen Gewicht Wasser gemahlen. Dieses
Wasser wird sauer und abfiltriert. Das Nitropolystyrol wird fortlaufend mit Wasser gewaschen, bis
das Wasser neutral reagiert. Hierauf \vird das Nitropolystyrol 4 Stunden lang in Wasser liegen
gelassen, dann 1 bis 2 Stunden lang mit dem 20-fachen
Gewicht Wasser unter Rüthren bei etwa 95° erhitzt und bei einer Temperatur von 70 bis too0
getrocknet.
Das auf diese Weise hergestellte Nitropolystyrol weist einen Stickstoffgehalt von 14.3 % und ein
Molekulargewicht von 100 000 auf.
«Beispiel 2
Die Arbeitsweise ist die gleiche wie im Beispiel 1, mit der Ausnahme, daß ein aus 71 % Salpetersäure,
24,6 % Schwefelsäure und 4,4 % Schwefeltrioxyd zusammengesetztes Nitriersäuregemisch verwendet
wird und daß die Nitrierungstemperatur nach erfolgter Lösung des Polystyrols 500 beträgt. Das
auf diese Weise gebildete Nitropolystyrol weist einen Stickstoffgehalt von 14,4% und ein Molekulargewicht
von 70000 auf.
Die Arbeitsweise ist die gleiche wie im Beispiel 1, mit der Ausnahme,' daß ein aus 70 % Salpetersäure,
27,5 % Schwefelsäure und 2,5 % Wasser zusammengesetztes Nitriersäuregemisch verwendet wird.
Dieses Beispiel weicht bezüglich des Beispiels 1 ferner darin ab, daß die Nitrierungsdauer nach erfolgter
Lösung des Polystyrols 2V2 Stunden und die Temperatur 200 beträgt. Das auf diese Weise
erhaltene Nitropolystyrol weist einen Stickstoffgehalt von 13,3 % und ein Molekulargewicht von
170000 auf.
Das Verfahren ist das gleiche wie im Beispiel 3, mit der Ausnahme, daß ein aus 72,0 % Salpetersäure,
26,5 % Schwefelsäure und 1,5 % Wasser zusammengesetztes Nitriersäuregemisch und ein
Polystyrol mit einem Molekulargewicht von 120000 verwendet werden. Das auf diese Weise gebildete
Nitropolystyrol weist einen Stickstoffgehalt von 13.3 % und ein Molekulargewicht von 120000 auf.
Die Arbeitsweise ist die gleiche wie im Beispiel 1, mit der Ausnahme, daß ein aus 78,8 % Salpetersäure,
16,5 % Schwefelsäure und 4,7 % Wasser zusammengesetztes Nitriersäuregemisch verwendet
wird und daß die Nitrierungsdauer 1 Stunde und die Nitrierungstemperatur 250 betragen. Der Stickstoffgehalt
des Nitropolystyrols beträgt 11,8%.
Es hat sich erwiesen, daß die nach dem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung hergestellten
Nitropolystvrole sich für zahlreiche wertvolle Anwendungszwecke eignen, beispielsweise als Bindemittel
für Explosivstoffe, wie dies schon erwähnt wurde, als Bindemittel für Zünd- und brennbare
Gemische und als harte, Wasser abstoßende Schutzüberzüge.
Claims (4)
1. Verfahren zur Herstellung von Nitropolystyrolen eines beliebigen Nitrierungsgrades
zwischen etwa 9,4 % und 14,4 % und insbesondere zwischen 11,8% und 14,4% Stickstoff,
dadurch gekennzeichnet, daß 1 Teil granulierten oder gepulverten Polystyrols zu mindestens
8 Teilen einer Nitriermischsäure hinzugefügt wird, welche aus 90 bis 60% Salpetersäure, 10
bis 40 % Schwefelsäure, ο bis 8 % Wasser und 13 bis ο % Schwefeltrioxyd besteht, wobei diese
Säure während der Zugabe gerührt und gekühlt wird, und zwar bis sich die suspendierten Granalien
oder das Pulver des Nitropolystyrols aufgelöst haben bzw. hat, um eine viskose Flüssigkeit
zu bilden, und daß das Nitropolystyrol dann aus dieser viskosen Flüssigkeit ausgefällt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Ausfällung des Polystyrols aus der viskosen Flüssigkeit dadurch erfolgt,
daß diese in Wasser eingeführt wird bzw. in verdünnte Abfallsäure mit einem Wassergehalt
von mindestens 40 %, worauf dann der viskosen Flüssigkeit oder der Schwefelsäure
Schwefelsäure zugefügt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Nitriersäure aus 80 bis
70 % Salpetersäure, 20 bis 30 % Schwefelsäure, 5 bis ο % Wasser und 9 bis ο % Schwefeltrioxyd
besteht. iao
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis des Nitriersäuregemisches
zum Polystyrol größer ist, wenn das Molekulargewicht des Polystyrols höher ist.
I 5432 10. 52
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