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Zur Bildaufnahme dienender transparenter Schichtträger mit Retuschier-
oder Zwischenschicht Um Retuschierarbeitcn an photographisch erzeugten Kopiervorlagen
durchführen zu können, hat man bisher photographisches Material verwendet, das entweder
mit einer mattierten Emulsionsschicht oder einer mattierten Rückschicht mit oder
ohne Farbstoffzusatz versehen war. Andererseits hat man für die manuelle Herstellung
von Kopiervorlagen transparente Papiere oder mattierte Kunststoffolien benutzt.
In beiden Fällen wurde immer so gearbeitet, daß auf die mattierte Schicht eine deckende
Farbe, sei es durch Auftrag mit dem Pinsel oder durch Bearbeitung mit Zeichenstiften,
aufgetragen wurde. Diese Art von Retusche und Zeichnung beruht auf einer Erhöhung
der Deckung an den bearbeiteten Stellen; hierbei ist es jedoch nicht möglich, jede
beliebige Abstufung im Grad der Deckung zu erzielen.
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Demgegenüber stellt sich die vorliegende Erfindung die Aufgabe, Retuschier-
und Zeichenschichten zu schaffen, welche unter Verminderung der Deckung und zweckmäßig
zugleich auch unter Erhöhung der Deckung bearbeitet werden können. Der grundsätzliche
Weg zur Lösung dieser Aufgabe besteht darin, daß der durchsichtige Träger in seiner
Transparenz durch solche deckenden Stoffe geschwächt ist, welche durch chemische
Behandlung in beliebiger Abstufung transparent gemacht werden können. Diese Stoffe
können in den Träger selbst eingelagert werden oder als besondere Schicht oder Überzug
angebracht sein. Die deckenden Stoffe
können bunte oder unbunte
Eigenfärbung aufweisen. Um auch unter Erhöhung der Deckung arbeiten zu können, ist
die Transparenz des Trägers zusätzlich'herabsetzbar, z. B. durch an sich bekanntes
Aufbringen von deckenden Massen.
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Das erfindungsgemäße Material kann auf verschiedene Weise gewonnen
werden.
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Nachstehend werden Beispiele für besonders geeignete Herstellungsverfahren
angeführt.
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i. Man versieht einen klar durchsichtigen Schichtträger in bekannter
Weise mit einer Mattierung und überzieht diese Mattschicht mit einem äußerst dünnen
Auftrag eines lackbildenden Farbstoffes, evtl. versetzt mit einer geringen Menge
Bindemittel, die so gering ist, daß die Mattstruktur nicht überdeckt wird. Man kann
auch zuerst den Schichtträger in der Weise anfärben, daß der Farbstoff in die obersten.
Lagen desselben eindringt und dann eine Mattierung der angefärbten Seite vornehmen
oder umgekehrt.
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2. Man bringt auf einen durchsichtigen Schichtträger eine glatte oder
in bekannter Weise mattierte Kolloidschicht auf, welche eine opake oder eine sonstige,
die Transparenz schwächende, pulverförmige Substanz enthält, deren Teilchen entweder
farblos, in der Masse, oder oberflächlich gefärbt sind. Man kann äuch mehrere verschiedene
pulverförmige Substanzen der angegebenen Art in die Schicht einbringen, wobei dieselben
gleichzeitig als Mattierungsmittel dienen können. Schließlich ist es auch möglich,
die Kolloidschicht mit einem nicht pulverförmigen, mehr oder weniger in molekularer
Verteilung gelösten Farbstoff zu versehen.
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3. Man kann auf eine Folie pulverförmiges, die Transparenz schwächendes,
z. B. Silber- oder sonstiges Metallpulver, Pulver aus Verbindungen des Calciums
(z. B. Kreide) aufbringen. Die Befestigung der Pulverschicht auf der Folie (Film)
erfolgt durch Behandlung der letzteren mit einem diese lösenden oder quellenden
Mittel, z. B. Aceton, wobei das Bindemittel aus dem Schichtträger entnommen wird.
Die Pulverschicht kann vor dieser Behandlung durch ein Bindemittel, z. B. Dextrin,
in sich und/oder mit der Folie vorläufig gebunden werden. Das aufzubringende Pulver
kann dabei die gleichen Eigenschaften haben, wie in Beispiel 2 beschrieben.
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Bei der Arbeitsweise nach Beispiel 2 und 3 kann die erforderliche
Deckung der Schicht nicht allein durch eigentliche Farbstoffe bewirkt werden, sondern
allgemein durch alle Arten von anorganischen oder organischen pulverförmigen Substanzen,
sofern sie nur hinreichende Deckkraft besitzen und die im folgenden beschriebenen
chemischen Eigenschaften haben.
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Die Stoffe, welche in Beispiel i bis 3 als deckende Stoffe angeführt
worden sind, müssen sich durch chemische Behandlung aus der Retuschierschicht partiell
oder total entfernen lassen. Um auf .einer solchen Schicht eine Zeichnung oder eine
Retusche durchzuführen, behandelt man sie mit Stoffen, welche die färbenden bzw.
deckenden Bestandteile entweder lösen oder durch chemische Reaktion umwandeln; wobei
sie zerstört, gebleicht oder in eine lösliche Form übergeführt werden können. Infolge
dieser Behandlung steigt die Lichtdurchlässigkeit der Schicht an der behandelten
Stelle, und zwar in dem Maße, wie der Auftrag des Lösungsmittels bzw. des chemischen
Reagens erfolgt. Bei der Arbeitsweise nach i wird der Farbstoff durch chemische
Behandlung partiell oder total entfernt, bei der Arbeitsweise nach 2 der pulverförmige
Stoff bzw. Farbstoff und bei der Arbeitsweise nach 3 der die Mattierung und deckende
Wirkung gleichzeitig hervorrufende Stoff. Sofern die Schichten gleichzeitig noch
eine Oberflächenmattierung aufweisen, können sie zusätzlich dem, bisherigen Verfahren
der Retusche durch Auftrag von deckungerhöhenden Stoffen unterzogen werden.
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Die erfindungsgemäßen Schichten können entweder für sich allein auf
durchsichtige Schichtträger aufgebracht werden und liefern dann Folien für die manuelle
Herstellung von Kopiervorlagen. Sie können aber auch auf die Rückseite von Schichtträgern
aufgebracht werden, die auf der Vorderseite lichtempfindliche Schichten tragen.
In diesem Falle dienen sie in erster Linie zur Ausführung von Retuschen. Die Farbstoffe
oder pulverförmigen Substanzen, welche die Deckung der Retuschierschicht bewirken,
müssen in diesem Falle widerstandsfähig gegen die photographischen Bäder sein.
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Der Vorteil des erfindungsgemäßen Materials liegt darin, daß man z.
B. bei Retuschearbeiten gleichzeitig gedeckte und wenig gedeckte Bildpartien in
Tonwert und Zeichnung korrigieren kann. Das heißt also, daß man Licht- wie Schattenretusche
entweder .auf dem Negativ oder auf dem Positiv durchführen kann. Bei der bisherigen
Arbeitsweise mußte man hochwertige Retuschearbeiten nach Lichtern und Schatten getrennt
auf Negativ und Positiv durchführen oder bei der Durchführung von beiden auf ein
und demselben Negativ oder Positiv auf gute Qualität verzichten. Durch das neue
Verfahren entsteht also neben Arbeitsersparnis eine wesentliche Qualitätsverbesserung.
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Beim Zeichnen ergibt sich z. B. gegenüber dem Arbeiten auf Mattfilm
der Vorteil, daß man jeweils extreme Lichter oder extreme Schatten durch lösende
Behandlung der Schicht besonders hervorheben kann. Zeichnet man z. B. eine positive
Kopiervorlage mit Bleistift auf Mattfilm, so ist die Transparenz der hellsten Stellen
gegeben durch die ursprüngliche Transparenz der reinen, nicht mit Bleistift gedeckten
Mattschicht, die Transparenz der undurchsichtigen Stellen durch den stärksten Bleistiftauftrag.
Die gleiche Zeichnung, auf dem erfindungsgemäßen Material hergestellt, bietet den
Vorteil, daß man die Transparenz in den Lichtern noch dadurch zusätzlich erhöhen
kann, daß man die Deckung an den gewünschten Stellen durch Behandlung mit dem Lösungsmittel
vermindert. Auf diese Weise erhält man eine Kopiervorlage von erheblich größerem
Kontrastumfang als bei rein deckender Zeichnung allein. Ganz analog liegen die Verhältnisse
" für die
Schatten, wenn man eine negative Kopiervorlage anfertigt.
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Die erfindungsgemäßen Schichten bewirken auf photographischen Materialien
gleichzeitig auch einen Lichthofschutz. Da die Deckung der Schicht sich jedoch nach
den Erfordernissen der Retusche richtet, kann der Fall eintreten, daß dieser Lichthofschutz
zu gering ist. In diesem Falle setzt man den erfindungsgemäßen Schichten noch einen
oder mehrere Farbstoffe zu, um den Lichthofschutz zu erhöhen. Die zugesetzten Farbstoffe
für den Lichthofschutz sind in den photographischen Bädern entfärbbar oder löslich.
Sie haben entweder die gleiche Farbe wie die Retuscheschichten selbst und wirken
nur durch Erhöhung der Absorption in dem gleichen Spektralbereich, in dem die Retuscheschicht
absorbiert. Die zusätzlichen Lichthofschutzfarbstoffe können aber auch eine andere
Farbe haben als die Retuscheschicht selbst. Sie wirken dann durch Erweiterung der
Lichtabsorption auf zusätzliche Spektralgebiete mit oder ohne gleichzeitige Verschwärzlichung.
Den gleichen Effekt erzielt man auch, wenn man entsprechend gefärbte Schichtträger
anwendet.
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Nachstehend werden Beispiele für die Herstellung von erfindungsgemäßen
Retuschierschichtträgern mit Lichthofschutz gebracht.
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4. Ein Schichtträger aus Celluloid, der auf der Vorderseite eine photographische
Schicht trägt, erhält einen Rückguß, bestehend aus Gelatine, in welcher sich in
feinster Verteilung metallische Silberpulver, gepulvertes Calciumcarbanat, ein Farbstoff,
welcher sich in den photographischen Bädern nicht entfärbt und ein Farbstoff, welcher
sich in den photographischen Bädern entfärbt, befinden.
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Dieser Rückguß, welcher bei der Aufnahme als Lichthofschutz dient,
wird nach Fertigstellung der Aufnahme als Retuschierschi,-ht benutzt, indem in bekannter
Weise mit Bleistift oder Farbe die Deckung der Aufnahme erhöht werden kann. Erfindungsgemäß
kann nun auch eine größere Transparenz erreicht werden, indem man das Silberpulver
mit Farmerschem Abschwächer stellenweise löst (i. Stufe), ferner durch lokales Lösen
des Calciumcarbonats, z. B. mit Säure (2. Stufe), und schließlich durch Lösen
oder Ausbleichen des Farbstoffes (3. Stufe). An Stelle der drei erwähnten
Stoffe könnten auch nur deren zwei oder nur einer in der Schicht enthalten sein
und gelöst werden.
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5. Ein Schichtträger aus Celluloid, der auf der Vorderseite eine photographische
Schicht trägt, erhält einen Rückguß, bestehend aus Gelatine, in welcher sich in
feinster Verteilung metallisches Silberpulver befindet.
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Dieser Rückguß, welcher bei der Aufnahme als Lichthofschutz dient,
wird ria@-7h Fertigstellung der Aufnahme als Retuschierschi,-lit benutzt, indem
die Deckung, z. B. durch partielles Verstärken der Rückschicht mit einem photographischen
Verstärker, erhöht wird (diese Maßnahme hat auch selbständige Bedeutung). Erfindungsgemäß
kann nun auch eine größere Transparenz erreicht , werden, indem man z. B. durch
partielles Abschwächen das Silberpulver mit einem Farmersehen Abschwächer ganz oder
teilweise löst.