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Verfahren und Vorrichtung zur Aufbereitung und Nutzbarmachung von
Getreidekeimen Bisher werden die im NZahlprozeß abgesichteten Getreidekeime durchweg
in anderem Fabrikationsgang einer Extraktion oder Pressung zwecks Entölung unterworfen,
während die zurückbleibenden Kuchen als Viehfutter dienen. Bei diesem Verfahren
handelt es sich um einen verhältnismäßig groben, chemischen oder physikalischen
Eingriff in die Struktur des Fettkomplexes, der- hierbei mehr oder weniger auseinandergerissen
und dadurch minderwertig für die menschliche Ernährung wird. Außer-(lern gehen fast
die gesamten Bestandteile der Rückstände für die menschliche Ernährung verloren,
da in Gestalt der Viehverfütterung nur ein geringer Prozentsatz derselben wieder
nutzbar gemacht wird. Erfindungsgemäß wird nun vorgeschlagen, die an sich fett-
und eiweißreichen Getreidekeime in neuartiger Weise derart zu verarbeiten, daß unter
Beibehaltung und Schonung ihres gesamten Gehalts an hochwertigen Nährstoffen, insbesondere
Eiweiß, Vitaminen, Lipoiden u. dgl., genußfertige Nährmittel erhalten werden.
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Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren, nach welchem die Getreidekeime
mit anderen, an Ergänzungsnähreinheiten, wie z. B. Stärke, Zucker, Nährsalzen usw.,
reichen pflanzlichen Komponenten, wie Getreidekernen, Knollen und Wurzelfrüchten,
Gemüsen, Obst u. dgl., zu Kombinationsprodukten verarbeitet werden; in denen die
ursprünglichen Bestandteile vollständig verschmolzen
sind, so daß
sie sich weder mechanisch trennen noch optisch unterscheiden lassen. , Derartige
homogene Produkte bieten den Vorteil, daß sie je nach Wahl .der Grundbestandteile
reichhaltiger und wertvoller in ihrem Nährwert sind als jede der einzelnen Komponenten.
Auch bedingt die vollkommene Verschmelzung der Grundbestandteile eine erhöhte Verdaulichkeit.
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Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß man, gegebenenfalls
nach vorausgehender Entbitterung und Entfernung anderer, die Genußfähigkeit beeinträchtigender
Stoffe, die Getreidekeime, z. B. Maiskeime oder Weizenkeime für sich oder mit verschiedenen
Produkten gemischt, vorzugsweise in mehr oder minder zerkleinertem Zustand mit Wasser
oder gegebenenfalls unter Zugabe weiterer, den Nährgehalt anreichender Flüssigkeiten
u. dgl., wie Milch, Pflanzenmilch, Pflanzenextrakten, Würzen u. dgl., unter inniger
Mischung, z. B. Umrühren oder Kneten, anteigt, und hierauf den Teig oder emulsionsartigen
Brei unter Bildung größter Oberflächen, z. B. durch eine Feinschichttrocknung oder
Sprühtrocknung z. B. auf einem Feinschichtwalzentrockner oder Bandtrockner, einem
vorsichtigen Trocknungsprozeß unterwirft. Hierbei ist besonders darauf zu achten,
daß lediglich das freie Wasser verdampft wird, während die hochwertigen Bestandteile
wie Fette, Eiweißstoffe, Vitamine usw. möglichst unverändert erhalten bleiben. Dies
wird insbesondere durch die Verdunstungskälte des entweichenden Wassers ermöglicht,
welche die Temperatur des homogenisierten Guts auf niedrigerer Stufe hält als die
Berührungsflächen der Trockenapparatur, ja selbst als die Teilchen des Behandlungsgases.
Es hat sich gezeigt, daß es möglich ist, diese Großoberflächentrocknung trotz der
Verschiedenheit der in dem Kombinationsgut enthaltenen Elemente so schonend durchzuführen,
daß das Gut in der Praxis nur Temperaturen von etwa 6o bis 70° annimmt, so daß keine
thermischen Veränderungen der Eiweißkörper eintreten. Bei besonders empfindlichen
Stoffen ist es angezeigt, die Großoberflächentrocknung unter Vakuum bei besonders
niedriger Temperaturstufe durchzuführen.
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Eine wichtige Voraussetzung der Erzielung eines vollkommen homogenisierten
Endprodukts ist dabei nicht nur eine weitgehende Vorzerkleinerung der Elemente,
sondern vielmehr die äußerst gründliche Durchführung des der Großoberflächentrocknung
vorausgehenden Misch= oder Anteigungsprozesses. Schon in diesem wird die vollständige
Durchdringung der Grundstoffe miteinander weitgehend vorbereitet, die dann nach
Durchführung der Großoberflächen in der vollkommenen Homogenität der erzielten Feinschicht
oder der Trocknungspartikel ihren Ausdruck findet. Auf diese Weise erzielt man z.
B. aus Weizenkeimen, Maiskeimen oder anderen Getreidekeimen eine vollständig homogene,
quellfähige, in jeder Form, z.B. trockene oder mit irgendwelchen kalten oder warmen
Flüssigkeiten gemischte, genußfertige Keimflocke. Ebenso lassen sich auf dem beschriebenen
Wege genußfertige Kombinationsflocken erzielen; die neben dem vollen Eiweiß und
Fettgehalt der eingesetzten Getreidekeime andere wertvolle Bestandteile, wie Kohlehydrate,
Zucker usw., in abgestufter Menge enthalten können.
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In der Zeichnung ist eine Vorrichtung, die zur Ausführung des beschriebenen
Verfahrens dienen kann, beispielsweise und schematisch dargestellt.
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Es bezeichnen hier die Bezugszeichen i und 2 mehrere Vorratsbehälter
oder Silozellen, in welchen nacheinander oder nebeneinander die verschiedenen zur
Bildung der Einzelprodukte oder Kombinationsprodukte dienenden Ausgangsstoffe aufbewahrt
werden. Aus diesen Silozellen werden die Stoffe, soweit sie einer Entbitterung bedürfen,
durch eine oder mehrere Leitungen 3 nacheinander in eine z. B. turmartig ausgebildete
Entbitterungsvorrichtung 4 gebracht, die sie von oben nach unten durchwandern. Die
Entbitterungsvorrichtung 4 wird von erwärmten Gasen, z. B. Luft, zweckmäßig im Gegenstrom
oder Kreuzstrom durchflossen, die durch eine Leitung 5 am unteren Ende des Turms
zugeführt und durch eine Leitung 6 am oberen Ende des Turms mit Hilfe eines Exhaustors
7 abgeführt werden.
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Zweckmäßig können die Temperatur, die Abgabe der Bitterstoffe sowie
die Aufnahmefähigkeit der Warmluft durch Zugabe von Kaltluft oder Dampf reguliert
werden, die an beliebiger Stelle, z. B. bei 8, in die Entbitterungsvorrichtung eingeleitet
werden.
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Es kann ferner auch die Temperatur im Innern des Apparats selbst durch
eingebaute Radiatoren oder andere Heizflächen reguliert werden, über welche das
Mischgut sich während der Behandlung, z. B. im Rieselzustand, bewegt.
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Aus der Entbitterungsvorrichtung werden die Materialien, z. B. einerseits
Hafer, andererseits zerkleinerte Getreidekeime, z. B. Maiskeime, die nicht durch
die Entbitterungsvorrichtung zu gehen brauchen, in eine entsprechende Anzahl von
Absetzbehältern 9, io geführt, aus denen sie dann z. B. über eine Waage i i über
die üblichen Behandlungsapparate, z. B. einen Aspirateur 12 und einen Trieur 13
sowie eine Sortiervorrichtung 14 getrennt in Dämpfschnecken 15 und 16 geleitet werden.
In diesen Dämpfschnecken werden die letzten etwa noch vorhandenen Reste der Bitterstoffe
entfernt. Gleichzeitig wird durch eine mechanische Auflockerung des Guts dieses
für eine weitere mühlentechnische Verarbeitung vorbereitet und durch die Sättigung
der ungesättigten Fettsäuren die Stabilität des Endprodukts erhöht.
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Von den Dampfschnecken 15 und 16 wird das Gut weiter in eine Zerkleinerungsvorrichtung
17 und Knet- oder Mischvorrichtung 18 gebracht, dann durch eine Schnecke i9 zu einem
Feinschichtwalzentrockner 2o geleitet, von dort durch eine Paddelschnecke 21, die
das getrocknete Gut gleichzeitig zerkleinert, weitertransportiert. Die groben Flocken
werden sofort aus der Schnecke 21 abgesaugt und der übrige Teil zu einem Sichter
22 befördert.
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Der beschriebene mechanische Verarbeitungsgang ist nur ein Ausführungsbeispiel
und kann weitgehend der besonderen Natur der verarbeiteten ursprünglichen Bestandteile
angepaßt und im Hinblick
auf die gewünschten Eigenschaften des
Endprodukts abgeändert und ausgestaltet werden. In manchen Fällen läßt sich z. B.
die schon vor der Großoberflächentrocknung möglichst weit getriebene Homogenisierung
der ursprünglichen, verschiedenartigen Komponenten durch Naßvermahlung oder eine
besonders weit getriebene Feinvermahlung, z. B. Vermahlung in einer Schwingmühle
oder Kolloidmiihle, fördern. Indes empfiehlt sich auch bei solch weit getriebener,
mechanischer Zerteilung, vor die Großoberflächentrocknung einen besonderen Misch-,
Knet- oder Teigbildungsprozeß einzuschalten, falls das z. B. in der Kolloidmühle
homogenisierte Material nicht unmittelbar in die Großoberflächentrocknung gelangt.
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Gegebenenfalls ist eine weitere Anreicherung der erfindungsgemäß erzeugten
Endprodukte durch Einschaltung von Hefe oder anderen Pilzkulturen oder auch durch
Zugabe von pflanzlicher oder tierischer Milch oder anderen tierischen eiweiß- und
fettreichen, bis zur Mischfähigkeit zerkleinerten Produkten in den Kombinationsprozeß,
z. B. unter Zugabe solcher Stoffe in die vor der Großoberflächentrocknung liegende
Misch- und Knetapparatur möglich. Auch eine Mitverarbeitung therapeutisch wirkungsvoller
Stoffe, wie Jod- oder Bromkomponenten, Kalk, Nährsalzen, Vitaminen, Hormonen oder
anderen Wirkstoffen kann in ähnlicher Weise erfolgen.
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Man erhält auf die beschriebene Weise Verschmelzungsprodukte, deren
einzelne natürliche Bestandteile sich weder mechanisch trennen noch selbst mikroskopisch
in ihrer Struktur unterscheiden lassen. Ein besonderer Vorzug besteht darin, daß
die an Fett- und Eiweißstoffen wie an Nährsalzen reichen Getreidekeime mit ihrem
vollen unveränderten Wert in das Endprodukt eingehen und in demselben in stabilisierter
Form verbleiben. Die Produkte lassen sich sowohl auf warmem wie kaltem Wege zu Getränken,
Suppen, Breien, Pasten, unter Zusatz geeigneter Würzen auch zu Brotaufstrichen u.
dgl. wie auch zu Gebäcken verschiedenster Art verwenden.
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Im trockenen Zustand können durch Tablettierung Würfel oder Platten
erzeugt werden, die in derselben Weise Verwendung finden oder auch unbehandelt genossen
werden können.
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Die Variationsmöglichkeit läßt sich noch steigern, wenn man gleichzeitig
mit der Mischung Kohlehydrate, insbesondere Stärkederivate wie lösliche Dextrine,
Maltose oder Glucose einführt. Auf diese Weise lassen sich Süßspeisen gewinnen,
die durch ihren natürlichen Zuckergehalt die weitere Zugabe von Zucker bei der Aufbereitung
unnötig machen. Durch Tablettierung oder Pressung kann man auf diesem Wege auch
Süßwaren herstellen, die ohne weitere Behandlung genossen werden oder aber in zerkleinertem
Zustand, wie vorstehend beschrieben, zur Bereitung von irgendwelchen Speisen dienen
können. Ausführungsbeispiel 5o kg gemäß dem Erfindungsvorschlag entbitterte Haferkeime
in Mischung mit 5o kg Maiskeimen wurden mit 5o kg Weizenmehl und 5o kg Kartoffelmehl
unter Zugabe von 300 1 Wasser innig vermischt und während längerer Zeit in einer
Kugelnaßmühle miteinander vermahlen. Den weitgehend homogenisierten, auf eine Temperatur
von etwa 50° vorgewärmten Brei ließ man als dünnen Film in einen Turm herabfallen
und auf der Fallstrecke durch im Kreuzstrom eintretende erwärmte Luft, die eine
Eigentemperatur von etwa 12o° besaß, verblasen. Statt dessen könnte man die Verschmelzungstrocknung
auch auf Feinschichtwalzentrocknern oder in Form einer Zerstäubungstrocknung vornehmen,
bei welcher das Trocknungsgut durch Zentrifugalwirkung zerstäubt wird.
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Das im trockenen Zustand auf den Boden des Turms herabsinkende Gut
ist unmittelbar gebrauchsfähig und stellt ein lagerfähiges Produkt dar.