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Verfahren zur Erzeugung hochwertiger 1Vlehle aus Mais und anderen
Getreidesorten. Es ist bekannt, Früchte aller Art in der Weise zu trocknen, daß
das rohe Gut durch eine weitgehende Zerkleinerung in einen gleichmäßigen Brei verwandelt,
zerstäubt und in zerstäubtem Zustande durch -einen Luftstrom getrocknet wird. Bei
diesen Verfahren ergibt sich ein Produkt, das sämtliche Bestandteile der Frucht
in der gleichen Mischung enthält, wie sie in der rohen Frucht enthalten waren; sie
eignen sich daher hauptsächlich zum Trocknen von Hackfrüchten und Gemüsen aller
Art,. bei denen eine Trennung der einzelnen Bestandteile der Frucht nicht notwendig
ist. Bei der Herstellung von Mehlen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln zeigen jedoch
diese Verfahren den Übelstand, daß nach der durch die Zerstäubung erfolgten Trocknung
noch ein umständlicher Sortierprozeß zur Scheidung der Mehl-, Kleber- und Kleiebestandteile
notwendig ist.
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Es hat sich nun gezeigt, daß es möglich ist, diesem Übelstand in der
Weise abzuhelfen, daß der zerstäubte Brei mit dem Trocknungsluftstrom in einer Kammer
derart zusammengeführt wird, daß sich jedes einzelne Teilchen des Breies in dieser
Kammer in ein und derselben fortschreitenden Rich tiung bewegt und die Mehl-, Kleber-
und Kleiebestandteile nach ihren spezifischen Gewichten getrennt auf den Boden der
Kammer niederfallen und so ohne Sortierung aus der Kammer entfernt werden körnen.
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Als Ausführungsbeispiel der Erfindung sei nachstehend das Verfahren
zur Herstellung von Mehl aus Mais beschrieben. Die auf Mehl zu verarbeitende Frucht,
z. B. Mais, wird vorerst entkeimt. Dies kann beispielsweise in besonders zweckmäßiger
Weise durch die Einrichtung gemäß Patent q.zi6o8 erfolgen. Der entkeimte Mais wird
hierauf unter Zusatz von Wasser verhältnismäßig kurze Zeit einer Temperatur von
etwa 70 bis 9o° C ausgesetzt, bis die Aufschließung durch mikroskopisch nachweisbares
Ersichtlichwerden von getrennten Stärkekörnern erfolgt ist. Diese Stärkekörner sind,
wie der Erfinder' nachzuweisen vermochte, durch eiweißhaltige, kittartige Substanzen
miteinander verbunden. Das auf die vorstehend beschriebene oder auf andere bekannteWeise
aufgeschlossene Gut stellt eine breiige, von Knötchen, Klümpchen u.dgl. durchsetzte
Masse dar. Die Klümpchenbildung vollzieht sich nicht in dem vollständig aufgeschlossenen
Stärkegewebe des Maiskornes, sondern kommt dadurch zustande, daß die Kleberbestandteile
der sogenannten Palisadenschicht der Frucht, die gleichfalls aufgeschlossen wurde,
an sich zur Klümpchenbildung neigt.
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Die so erhaltene Masse wird nun, falls notwendig, derErfindunggemäßhomogenisiert,
das heißt beispielsweise durch Zerdrückender in der Masse befindlichen Klümpchen
auf homogene Beschaffenheit gebracht. Dies läßt .sich auf maschinelle Weise durch
Behandlung der aufgeschlossenen Masse zwischen Druckwalzen eventuell mit Differentialgeschwindigkeit
oder durch Behandlung in Passiermaschinen u. dgl. leicht erreichen. Gleichzeitig
mit der Homogenisierung des Breies kann zweckmäßig der Brei durch Zugabe von Flüssigkeit
(z. B.
Wasser) derart verdünnt werden, daß er leichtflüssig, das
heißt gut verteilbar wird.
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Der leichtflüssige und homogenisierte Brei wird nun durch mechanische
Mittel beliebiger Art (z. B. Zentrifugen, Düsen, Zerstäuberrohre u. dgl.) zu Breistaub
in kleine Teilchen zerrissen bzw. verteilt und in diesem Zustand in eine von Trockenluft
durchströmte Kammer geschleudert bzw. getrieben. Diese Kammer sei auf Grund der
später zu erläuternden, in ihr sich abspielenden Vorgänge für die Folge als »Trockensortierkammer«
bezeichnet. Das Hineintreiben des Breistaubes in die Trocketrsortierkammer wird
zweckmäßig durch die Zerreißvorrichtung des Breies, also die Zentrifuge oder den
Zerstäuber selbst bewirkt. Die in die Trockensortierkammer immer in ein und derselben
Richtung geschleuderten Partikelchen des zerrissenen bzw. verteilten Fruchtbreies
bilden an sich ein Gemenge der verschiedenen Bestandteile der Frucht, also ein Gemenge
von Stärke, Dextrin, Kleber, Cellulose, Salzen und Flüssigkeit. Besonders bedeutungsvoll
für das vorliegerid-e Verfahren ist der Umstand, daß die spezifischen Gewichte dieser
Bestandteile voneinander abweichen, und zwar sind die cellulösehaltigenBestandteile
des Gerheriges, die alle in der Praxis unter dem Namen »Kleie« zusammengefaßten
Zellschichten der Frucht bilden, die leichtesten, während die Stärke und Kleber
enthaltenden Bestandteile die spezifisch schwereren sind. Wenn nun der nässe, zerrissene
bzw. verteilte F rüchtbrei durch die von Luftströmen durchsetzte Trockensörtierkämmer
geschleudert wird, so gelangt der Wassergehalt des Breistaubes zufolge der Berührung
des immer erneuerten Luftstroms mit der durch Zerstäuburig gewonnenen großen. Oberfläche
des Fruchtbreies zur Verdunstung. Wird der Wasserdunst aus der Trockensortierkämmer
abgeführt, sä ist es auf diese Weise hach der an sich bekannten Wirkung der Zerstäubungströcknung
möglich, aus dem in der Tröckensortierkammer schwirrenden Breistaub alle Trockensubstanzen
seines Gemenges auszuscheiden. Die Ausscheidung bzw. Ablagerung der Trockensubstanzen
erfolgt jedoch nach einem ganz bestimmten Gesetz, das durch die verschiedenen spezifischen
Gewichte der Fruchtbestandteile (Stärke, Kleber, Dextrin, Cellulose u: dgl.) bestimmt
ist. Mit anderen Worten: Von dem in die Trokkensortierkammer geschleuderten Gemenge
werden die spezifisch schweren Bestandteile (Stärke, Dextriri, Kleberkörper) zufolge
ihrer größeren Massenbeschleunigung beim Hiheinschleudern in die Tröckensortierkammer
die größte Flugbahn beschreiben, bevor sie auf den Boden der Kammer niedersinken.
Die spe2ifisch leichteren Bestandteile, wie die Cellulöse-' körper, hingegen werden
nach verhältnismäßig kurzer Flugbahn auf den Boden der Kammer niederfallen. Die
aus dem Breistaub trocken niedergeschlagenen Fruchtbestandteile sammeli sich daher
automatisch in sortierter Anordnung auf dem Boden der Trockensortierkäimmer, und
zwar derart, daß die spezifisch leichtesten Bestandteile (Cellulosebestandteile)
der Eintrittsstelle der Breimasse in die Trokkenkammer am nächsten liegen, während
die spezifisch schwereren Bestandteile (Stärke und Kleber) auf dem entgegengesetzten
Ende des Bodens der Trockensortierkammer zu liegen kommen, von welchem sie leicht
getrennt werden können: Auch kann der Boden der Trocken, sortierkammer, den Ablagerzonen
der Fruchtbestandteile entsprechend, beispielsweise mit mehreren Entnahmebehältern
versehen werden, wodurch es möglich ist, das niederfallende Produkt trocken und
sortiert der Trokkensortierkammer zu entnehmen. Durch das vorliegende Verfahren
wird somit eeben der Trocknung des Breistaubs eine vom Standpunkt der bisherigen
Mehlfabrikation überraschend exakte Sortierung der Aufschließprodukte der Frucht
nach Mehl und Kleienbestandteile gewährleistet, wie sie auch bei feinster Bauart
durch die bisherigen bekarinten Putz= uhd Söttierinäschinen nicht zu er= zielen
war.
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Versuche häbeti bestätigt, daß überraschen= derweise auch die rin
Breistaub vörhändenen Kleietischüppchen itii Fluge durch dieTrocken= sörtierkämmer
vollständig trocknen, "sä üaß alle bei dem Verfahren gewönneneri Produkte in vollständig
trockenem, verpäckungsfähigern Zustand erhalten werden.
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Die Feinheit der Sortierung der Prüchfbe= stafidteile ini Trockenappärät
kann nach dein Beobachtungen des Erfindets ganz wesentlich gefördert werden, wenn
der Aufschließflüssigkeit der Frucht säurehaltige, insbesötidere salz= säurehaltige
Lösungen zugesetzt werden. Det Säurezusatz Wirkt a1§ eine Art Kätäly'sätör, der
nicht nur die vollständige und räsciie Aufschließung der Stätkekötnet äüßetgewöhiliith
fördert, sondern auch eine sehr scharfe Sehei= dang aller in der Prä:5cis unter
.dem Namen »Kleie« züsammengefäßteii Zellschicliten von den Kleber= und Stärkeschichten
der Frucht bewirkt. J.
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Bei dem vörsteheiid beschriebenen Verfäh= ren werden folgende Verbesserungen
der sö gewonnenen Nahrungsmittel erzielt: Durch das Weicher! bei 7ö bis go° C wird
nieht nur eine durch die mechanische Müllerei niemals ztt erreichende Aufschließung
und dä= mit höheres $äckverfnögen und bessere Vet= daulichkeitsgrade erzielt, sondern
auch eifre vollständige Zerstötufrg ällC ächädlichen Keime bewirkt, so däß das Endprodukt
ä1§
pasteurisiertes Nahrungsmittel zu bezeichnen ist. Außerdem aber
wird durch die Art der Aufschließung eine Scheidung der Bestandteile der Getreidefrucht
in der Weise vollzogen, daß sämtliche in der Palisadenschicht vorhandenen, für die
menschliche Ernährung so wichtigen Kleberbestandteiledem Mehl erhalten bleiben und
damit auch die für den Stoffwechsel so wichtigen Vitamine, die ausschließlich in
der Kleberschicht ihren Sitz haben. Auch diese Wirkungen können niemals bei den
mechanischen Mahlverfahren erreicht werden, weil bei diesen Verfahren zur Erzielung
möglichst kleiefreier Mehle ein Großteil der Kleberbestandteile in die Kleie und
Futtermehle übergeht. Die so gewonnenen Vorteile erleiden aber durch die bisherigen
Trocknungsmethoden der aufgeschlossenen Breimasse auf heißem Wege (Trockentrommeln)
zufolge der dadurch bedingten wesentlichen Veränderungen der Trockensubstanz eine
große Einbuße. Durch das neue Mehlgewinnungsverfahren jedoch, das ohne Anwärmung
der Luft oder nur mit ganz geringfügiger Anwärmung arbeitet, bleibt die Trokkensubstanz
in ihrer natürlichen und durch das Mazerierungsverfahren verbesserten Qualität vollständig
erhalten und wird gleichzeitig auf geradezu ideale Weise sortiert.