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Verfahren zur Behandlung eines Fadenkabels aus Casein oder pflanzlichen
Globulinen mit einer Härteflüssigkeit Die Erfindung bezieht sich auf die Härtebehandlung
eines Fadenkabels aus Casein oder pflanzlichen Globulinen. Unter dem Ausdruck Casein
oder pflanzlichen Globulinen wird eingeschlossen tierisches, von der Milch stammendes
Casein .und pflanzliches Casein oder Globuline, wie solche, die von Sojabohnen,
Erdnüssen u. dgl. abgeleitet werden.
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Bei der Herstellung von künstlichen Textilfasern aus Casein wird das
Casein in Alkali aufgelöst, und die Fäden werden durch Verspinnen der Lösung durch
Spinndüsen in ein Fällbad, welches Säure und Salze enthält, hergestellt. Fäden aus
mehreren Spinndüsen werden häufig vereinigt, um ein Kabel zu bilden, und das Fadenkabel
wird einer oder mehreren Härtebehandlungen unterworfen. Da die Härtebehandlung eine
beträchtliche Zeit lang ausgeführt wird, muB man darauf achten, das Verwickeln der
Fäden in dem Härtebad zu vermeiden.
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Es wurde nun gefunden, daß man ein Kabel aus Casein oder pflanzlichen
Globulinen ununterbrochen behandeln kann, wenn man das Kabel fortlaufend in Windungen
auf die Oberfläche einer Härteflüssigkeit zuführt, welche ein größeres spezifisches
Gewicht als die Fäden hat, so daß die Windungen auf oder in der Behandlungsflüssigkeit
schwimmen, wobei sich das Kabel in der Flüssigkeit genügend lange Zeit reihenweise
aufeinanderlegen kann, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Danach wird das Kabel
fortlaufend aus der Behandlungsflüssigkeit
herausgezogen, im wesentlichen
in demselben Maße, wie es zugeführt wird, indem man es von der Unterseite der Wicklungen
wegzieht und es dann durch Führungsvorrichtungen aus der Flüssigkeit herausführt,
so daß ein Verwickeln des Kabels vermieden wird.
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Um das Kabel aus der Behandlungsflüssigkeit zu entfernen, wird es
nach einer Ausführungsform der Erfindung durch ein Rohr geführt, dessen Eintrittsöffnung
unter der Masse der Ansammlungen der Windungen liegt. Die Austrittsöffnung des Rohres
kann innerhalb oder außerhalb des Flüssigkeitsbades liegen. Im ersteren Falle wird
der Ausgang von der Ansammlung der Windungen hinweg angeordnet, z. B. nahe an der
Seitenwand des Bades, und kann oberhalb, unterhalb oder an der Oberfläche der Flüssigkeit
im Bad enden. Wenn der Ausgang außerhalb des Bades liegt, kann das Rohr in einem
passenden Abstand .unterhalb der Ansamm-Jung der Windungen des Kabels durch die
Seitenwand .des Bades hindurchgehen. Der Austritt kann in einem Punkt oberhalb des
Spiegels der Behandlungsflüssigkeit enden, oder, wenn gewünscht, kann er ein wenig
unterhalb des Spiegels .der Behandlungsflüssigkeit enden, und ein Strom der Behandlungsflüssigkeit
kann innerhalb des Rohres aufrechterhalten werden, um den Durchgang des Fadenkabels
zu erleichtern. Anstatt das Kabel durch ein Rohr zu führen, kann es auch durch eine
Vorrichtung geleitet werden wie etwa eine Seilscheibe oder einen oder mehrere Haken
oder Stäbe, welche unterhalb der Ansammlung der Kabelwindung angebracht sind, und
von da aus dem Flüssigkeitsbad heraus in einer Richtung von der Windungsansammlung
hinweg.
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Die Behandlungsflüssigkeit befindet sich in einem Behälter von geeigneten
Ausmessungen, welche beispielsweise zylindrische Gestalt haben kann, in welchem
Fall vorzugsweise eine langsame Kreisbewegung der Flüssigkeit im Behälter aufrechterhalten
wird. Der Behälter kann wahlweise die Gestalt eines langen Rechtecks zeigen, in
welchem Fall eine langsame Strömung der Behandlungsflüssigkeit aufrechterhalten
werden mag, damit das Kabel zum Rohr entlang schwimmt. Die Oberfläche der Flüssigkeit
im Behälter mag unter Atmosphärendruck gehalten werden, uni irgendwelche schädlichen
Dämpfe zu entfernen. Wenn gewünscht, mag das Kabel ununterbrochen durch eine Querzuführungsvorrichtung
auf die Oberfläche des Behandlungsbades geleitet werden.
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Nach der vorliegenden Erfindung .kann das Kabel für jede zweckdienlich
erscheinende Zeitdauer im Bad verbleiben, z. B. von i .bis 2 Stunden, und wird dann
von der Unterseite der Masse der Windungen weggezogen, wobei so die Gefahr der Verwicklung
des Kabels vermieden wird. Das Verfahren kann angewendet werden, um dem Kabel eine
vorläufige Härtung zu geben, z. B. mit einer wäßrigen Lösung mit einem Gehalt von
420 g' Natriumsulfat und io g Formaldehyd auf den Liter Lösung. Das Verfahren kann
auch zur Vervollständigung der Behandlung von teilweise gehärtetem Kabel benutzt
werden, so daß es gegen kochendes Wasser und kochende verdünnte Säure widerstandsfähig
wird. Für diesen Zweck ist ein geeignetes Bad eine wäßrige Lösung mit 496.g Schwefelsäure,
27r g Natriumsulfat und 28,5 g Formaldehyd auf den Liter Lösung. Beispiele anderer
zu diesem Zweckgeeigneter Bäder finden sich in der britischen Patentschrift 549642
Das Verfahren kann auch zur Behandlung des s 'hon getrockneten Kabels mit wasserfreier
Essigc ?' säure angewendet werden, indem man die wasserfreie Essigsäure in @liscliung
mit einer Flüssigkeit hohen spezifischen Gewichts anwendet, z. B. Kdlilenstofftetraclilorid,
so claß das Caseinkabel auf einer solchen Mischung schwimmt. Ein geeignetes Verhältnis
würde 5o Raumteile wasserfreie Essigsäure gemischt mit Zoo Raumteilen Kohlenstofftetrachlorid
sein. Eine solche Behandlung bewirkt auf dem Casein eine Härte,#virkung, so daß
es gegen heiße wäßrige Flüssigkeiten widerstandsfähiger ist.
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Die Erfindung wird durch die in den schematischen Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispiele erläutert. Es zeigt Fig. i und 2 eine geeignete Vorrichtung
zum Zuführen des Kabels auf die Oberfläche der Härteflüssigkeit in Gestalt von Windungen,
wobei Fig. 2 einen Schnitt der Fig. i nach A-A darstellt, Fig. 3 ein Ausführungsbeispiel
mit einem Führungsrohr, Fig.4 ein Ausführungsbeispiel mit zwei Haken als Führungsvorrichtung.
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Die Führungsvorrichtung nach Fig. i und 2 besteht aus einer Welle
i mit einer (nicht eingezeichneten) Antriebsvorrichtung. An den Enden der Welle
befinden sich die Träger 2 und 3. Eine zweckmäßigerweise aus Glas bestehende Röhre
4 liegt lose zwischen den Trägern 2 und 3 über der Welle. Ein Stab 5 ist ebenfalls
an den Trägern 2 und 3 befestigt. lm Betrieb wird die Welle durch irgendeine geeignete
Antriebsvorrichtung in Drehung versetzt. und das Kabel 6 wird über die Röhre 4 und
den Stab 5 geführt und von hier zu dem Flüssigkeitsbad 7 (Fi,g. 3 und 4), wobei
- das Kabel in Windungen 8 auf die Oberfläche der Flüssigkeit fällt. Da das spezifische
Gewicht der Flüssigkeit größer ist als dasjenige der Fäden des Kabels, schwimmt
dieses in der Flüssigkeit, wie in der Zeichnung veranschaulicht. Nachdem man das
Fadenkabel sich in dem Bad während der erforderlichen Zeit hat aufwinden lassen,
wird es fortlaufend aus dem Bad entweder durch das Rohr 9 (nach Fig. 3) oder durch
die Haken io und i i (nach Fig. 4) herausgezogen. Eine andere Art der Zuführung
wäre, die Röhre 4 durch zwei ähnliche Stäbe wie der Stab 5 zu ersetzen, welche an
den Trägern 2 und 3 befestigt und in einem geringen Abstand von der Welle i und
an deren gegenüberliegenden Seiten angeordnet sind.
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Wenn erwünscht, kann eine langsame Zirkulation der Flüssigkeit 7 dadurch
aufrechterhalten werden, daß man dauernd, z. B. mit einer Pumpe,
mehrere
Rohrleitungen, welche nahe an der Oberfläche des Flüssigkeitsbades angebracht sind,
zurückfüllt. Um ein gleichmäßiges Härten des Kabels in der Flüssigkeit zu erreichen,
kann man dein Tau eine kurze vorläufige Imprägnierung mit Härteflüssigkeit geben,
kurz bevor es in Windungen auf die Oberfläche der Härteflüssigkeit geführt wird.
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Obwohl es vorzuziehen ist, irgendeine Gestaltung der Vorrichtung,
wie sie dargestellt ist, zum Zuführen des Kabels auf die Oberfläche der Härteflüssigkeit
in Windungen zu verwenden, ist eine solche Vorrichtung nicht wesentlich für die
Zwecke der vorliegenden I?rfindiing; der beabsichtigte Erfolg kann beispielsweise
erzielt werden, wenn man das Fadenkabel unmittelbar auf die Oberfläche der Flüssigkeit
fallen läßt, in welcher eine langsame Kreisbewegung unterhalten wird.
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In dem britischen Patent 494184 ist ein Verfahren zur Erzeugung von
Fäden durch Verspinnen einer Caseinlösung in ein Koagulierungsmittel beschrieben
und beansprucht, nach welchem man das erhaltene plastische Gebilde .in loser, nicht
zusammenhängender Gestalt sammelt und es so mit einem Härtemittel behandelt, bevor
es in eine zusammenhängende Masse aufgewunden oder in kurze Stücke geschnitten ist.
Der plastische Faden soll über eine sich drehende Galette geführt und in ein Gefäß
fallen gelassen werden, und zwar nicht in dessen Mittelpunkt, sondern nahe am Rand.;
Das Gefäß enthält die Härteflüssigkeit und wird um eine senkrechte Achse mit einer
geringeren Umfangsgeschwindigkeit als die Galette gedreht. In diesem Patent findet
sich kein Hinweis darauf, daß die Härteflüssigkeit ein größeres spezifisches Gewicht
haben soll als der Faden, oder daß das Gebilde von der Unterseite der nicht zusammenhängenden
Masse abgezogen werden soll.