DE76130C - Verfahren und Apparat zur Gewinnung reiner Kohlensäure aus Feuerungs- und Ofengasen - Google Patents
Verfahren und Apparat zur Gewinnung reiner Kohlensäure aus Feuerungs- und OfengasenInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Das den Gegenstand dieser Erfindung bildende Verfahren beruht darauf, dafs das mit anderen
Gasen vermischte kohlensaure Gas von einer Lösung von kohlensaurem Alkali aufgenommen
und durch Erhitzen der so gewonnenen Bicarbonatlauge wieder entlassen wird. Dasselbe
besteht darin, die kohlensä'urehaltigen Gase mit der Alkalicarbonatlauge behufs Sättigung dadurch
in innige Berührung zu bringen, dafs man die Lauge in einer bestimmten Schichthöhe
auf eine gröfsere Anzahl waagrecht über einander angeordneter Siebboden vertheilt erhält,
durch deren feine Oeffnungen die kohlensäurehaltigen Gase unter Druck von unten
nach oben zu streichen gezwungen werden, derart, dafs die zunehmende Sättigung der
Alkalicarbonatlauge sich unter stufenweise zunehmendem Gasdruck vollzieht.
Die durch Sättigung der Monocarbonatlauge mit Kohlensäure gewonnene Bicarbonatlauge
wird bei diesem Verfahren behufs Austreibung der Kohlensäure durch Kochen fortgesetzt in
den oberen Theil eines ebenfalls mit waagrecht über einander liegenden Siebboden versehenen
Thurmes, welcher zweckmäfsig auf dem nach Art eines Dampfkessels gebauten Kochkessel
errichtet ist, übergeführt, so dafs die durch Kochen der Bicarbonatlauge erzeugten Wasserdämpfe
und die hierbei frei werdende Kohlensäure gezwungen sind, von unten nach oben durch die feinen Oeffnungen der die Lauge in
bestimmter Schichthöhe haltenden Siebboden des Thurmes zu streichen. Auf ihrem Wege
durch die auf den Siebboden stehenden Schichten der Bicarbonatlauge, welche durch Ueberlaufrohre
von oben nach unten die sämmtlichen Siebboden passirt, werden die Wasserdämpfe
condensirt, die Kohlensäure aber vermag vom oberen Theil des Thurmes nach dem Gasometer
unter einem Druck zu entweichen, welcher etwas höher ist als der Atmosphärendruck,
während im Kochkessel und unteren Theile des Thurmes ein die Summe der Flüssigkeitsschichten auf den Siebboden entsprechender
höherer Druck herrscht. Hierdurch aber wird erreicht, dafs die im oberen Theile des Thurmes
in kaltem Zustande fortgesetzt einströmende Bicarbonatlauge auf ihrem Wege über die Siebboden
allmälig erwärmt wird und den gröfsten Theil der aufgenommenen Kohlensäure bereits
abgegeben hat, wenn dieselbe mit einer die Verwendung höherer Wärmegrade zulassenden
Spannung im Kochkessel anlangt, so dafs eine sehr wirksame Wärmeausnutzung stattfindet.
Die ausgekochte Alkalicarbonatlauge wird aber, bevor sie zur Abkühlung gelangt und als
Monocarbonatlösung wieder im Sättigungsprocefs Verwendung findet, noch in einem geschlossenen Behälter mittelst eines Rührwerkes
gepeitscht, wodurch dieselbe abgekühlt und von einem Theile der mit ihr mechanisch
oder lose gebundenen Kohlensäure, welche von hier aus durch einen Kühler unmittelbar nach
dem Gasometer entlassen werden kann, befreit wird. Da die zurückbleibende Monocarbonatlösung
im abgekühlten Zustande wieder, wie
erwähnt, im Sättigungsprocefs verwendet wird, so vollzieht sich ein vollständiger Kreislauf,
welcher naturgemäfs zur Verbilligung des Verfahrens beiträgt.
Nach dem Vorstehenden ist also das neue Verfahren eine besondere Ausführungsform
des bekannten Natriumcarbonatabsorptionsverfahrens, dessen Grundidee es z. B. mit dem in
der Patentschrift Nr. 62268 beschriebenen Verfahren gemeinsam hat; dagegen sind die Ausführungen
und hierfür zu benutzenden Einrichtungen der beiden Verfahren ganz wesentlich von einander verschieden.
Während nämlich das wesentliche Merkmal des durch Anspruch 1. jenes Patentes gekennzeichneten Verfahrens darin besteht, das Auskochen
der Bicarbonatlösung in zwei von einander verschiedenen Stadien, nämlich zuerst ohne Druckerhöhung durch Beheizung mittelst
der im zweiten Stadium abgehenden Gase und dann unter Druckerhöhung bei directer Beheizung
des Kochers vorzunehmen, erfolgt nach dem neuen Verfahren die Entgasung der Bicarbonatlauge in der Weise, dafs das aus ihr
beim Erhitzen frei werdende Gemenge von Dampf und Kohlensäure unter von unten nach
oben abnehmendem Druck die ihr in einem mit Siebböden versehenen Thurme entgegenströmende
frische Bicarbonatlösung vor deren Eintritt in den Kochkessel durchstreicht und darauf die Lauge in einem mit Rührwerk versehenen
Behälter vor ihrer wiederholten Benutzung vollends ausgetrieben wird. Dadurch
aber, dafs die Sättigung der Monocarbonatlösung bei dem vorliegenden Verfahren ebenfalls
in einem mit Siebböden versehenen Thurm erfolgt, durch welchen die kohlensäurehaltigen
Gase von unten nach oben streichen und somit in innigste Berührung mit der Lauge gebracht
werden, findet eine wirksamere Reinigung der Kohlensäure von den beigemengten Gasen als
bei dem Verfahren des Patentes Nr. 62268 statt.
Entsprechend diesen Verschiedenheiten der Aufnahme- und Abgabeprocesse zwischen Lauge
und Kohlensäure sind auch die Einrichtungen für das ältere und die für das neue Verfahren
wesentlich von einander verschieden, was durch einen diesbezüglichen Vergleich mit dem auf
beiliegender Zeichnung dargestellten Apparat der Erfinder ohne Weiteres erkannt werden
kann.
Die kohlensäurehaltigen Gase werden durch einen Kühler J und Rohre c in den Behälter K1
gedrückt, auf welchem der durch waagrecht über einander angeordnete Siebböden k in
eine gröfsere Anzahl Abtheilungen zerlegte Thurm K errichtet ist. Die von der Pumpe E
durch den Kühler JV und Rohre i gedrückte Monocarbonatlauge wird von der oberen Abtheilung
des Thurmes K aus durch die in Näpfe Ar2 tauchenden, vorzugsweise am unteren
Ende sich verengenden Ueberlaufrohre k1 bezw. durch die seitlichen Rohre η (oder durch beide
gleichzeitig) über die Siebböden vertheilt, und da ihr durch die feinen Oeffnungen der letzteren
die kohlensäurehaltigen Gase von unten entgegengeführt werden, so gelangt sie als Bicarbonatlauge
im Behälter K1 an. ■ Die auf ihrem Wege durch die Laugenschichten auf
den Siebböden nicht absorbirten permanenten Gase 'entweichen durch ein Sicherheits- bezw.
Spannungsregelungsventil χ und Rohr d ins Freie.
Die Gröfse und Zahl der konisch gebohrten Siebbodenöffnungen sind so bemessen, dafs
dieselben unter dem Druck der Gase im Behälter K1 die Flüssigkeitssäule, welche auf den
Siebböden stehen soll, zu halten vermögen. Es ist ersichtlich, dafs infolge der beschriebenen
Anordnung der Druck der Gase im Thurm K von unten nach oben hin stufenweise abnimmt
und je nach der Stellung der Belastung des Ventils χ in der oberen Abtheilung gleich dem
Atmosphärendruck oder nur ein wenig höher als derselbe ist. Die grofse Zahl der feinen
Siebbodenöffhungen ermöglicht ferner eine sehr innige Berührung der kohlensäurehaltigen Gase
mit der Alkalicarbonati auge und somit eine vollständige Absorption der Kohlensäure, die
um so ausgiebiger sich gestaltet, je gröfser der Druckunterschied im Behälter KL und in der
oberen Abtheilung des Thurmes K ist.
Im Behälter K1 wird zweckmäfsig eine in die Bicarbonatlauge eintauchende Wand W angebracht,
welche unterhalb des Flüssigkeitsspiegels durchlocht ist, um die durch das Rohr c einströmenden kohlensäurehaltigen Gase
in der Alkalicarbonatlauge zu vertheilen und gegebenenfalls schon einen Theil der mitgeführten
Kohlensäure an letztere abzugeben.
Die sich in der beschriebenen Weise im Behälter K1 ansammelnde Bicarbonatlauge wird
mit Hülfe einer Pumpe F durch das Rohr / in die obere Abtheilung des in ähnlicher Weise
wie der Thurm K mit Siebböden a, Ueberlaufrohren
a1 bezw. α? versehenen Thurmes A,
welcher vorzugsweise unmittelbar auf dem feuerbeheizten Kochkessel A1 steht, gefördert.
Die innere Anordnung und Einrichtung des Thurmes A und seiner Siebböden entsprechen
im wesentlichen denjenigen des Thurmes K. Die Gröfse urid Zahl der Siebbodenöffnungen
richten sich nach dem Druck, unter welchem das Auskochen der Lauge im Kessel A stattfinden
soll. Die Umwandlung der mit Kohlensäure gesättigten Bicarbonatlauge in Monocarbonatlauge
unter gleichzeitiger Austreibung der Kohlensäure durch Erhitzen geschieht in diesem Apparat unter stufenförmig von unten
nach oben hin abnehmendem Druck, und zwar derart, dafs in der oberen Abtheilung des
Thurmes die hineingepumpte kalte Lauge auf
ihrem Wege nach dem eigentlichen Kochkessel bjereits erhitzt wird und die dadurch frei
werdende Kohlensäure durch die Rohre a°, den Kühler B und das Filter C nach dem
Gasometer D oder unmittelbar für den weiteren Gebrauch abgeführt wird. Auch in dieseih
Apparat herrscht im oberen und unteren Theil ein Druckunterschied, welcher der Summe der
Flüssigkeitshöhen auf den Siebboden entspricht.
Aus dem Kochkessel A wird die ausgekochte Alkalicarbonatläuge durch das Rohr b, dessen
Durchgangsweite mittelst eines Ventils b geregelt werden kann, in den mit Rührwerk H1 versehenen
geschlossenen Behälter H übergeführt. Die beim Durchrühren der Lauge entlassene
und mit ihr mechanisch oder lose gebundene Kohlensäure ' wird durch die Rohre g und
einen Kühler L nach dem Gasometer D geleitet. Die Monocarbonatlauge aber wird aus
dem Behälter H durch die Rohre h und den Kühler M mittelst der Pumpe E abgesaugt
und, wie eingangs erwähnt, durch den Kühler N in die obere Abtheilung des Absorptionsthurmes
K geleitet, so dafs die Lauge ihren Kreislauf von neuem beginnt.
Die in jedem einzelnen Siebboden des Thurmes A angebrachten Ueberlaufrohre a1
gleichwie die nöthigenfalls an deren Stelle tretenden oder gemeinschaftlich mit ihnen vorhandenen
äufseren Ueberlaufrohre a- sind am oberen offenen Ende vorzugsweise weiter als
am unteren, durch die Laugenschicht auf den Siebboden geschlossenen Ende zu nehmen. Ihre
Durchgangsweite mufs so bemessen sein, dafs die gröfste durch das Rohr f zugefUhrte Flüssigkeitsmenge
von einer Abtheilung des Thurmes in die andere und durch das Syphonrohr a3
in den Kochkessel übergeleitet werden kann, ohne dafs die Höhe der Flüssigkeitsschichten,
welche allein abhängig ist von den im Thurm herrschenden Druckunterschieden, die obere
Mündung der Ueberlaufrohre nicht völlig zu schliefsen vermag. Zur Regelung der Spannung
in den einzelnen Abtheilungen des Thurmes A dient ein vom Kochkessel ausgehendes senkrechtes
Rohr y, dessen seitlich abzweigende, durch Ventilejr1 regelbare Rohrejr2 mit dem
Gfasraum einer jeden Abtheilung des Thurmes in Verbindung stehen. In ähnlicher Weise
lassen sich auch die Spannungen in dem Thurm K des Sättigungsapparates regeln, falls
dieses als wünschenswerth sich herausstellen sollte. Durch zweckmäfsig angeordnete Manometer,
Schaugläser und Flüssigkeitsstandszeiger lassen sich die Vorgänge in den einzelnen
Theilen des Apparates und der Verlauf der einzelnen Vorgänge des Verfahrens mit Leichtigkeit
beobachten, so dafs ausreichende Gewähr für einen regelrechten Betrieb gegeben ist.
Claims (2)
- Patent-Ansprüche:ι . Verfahren zur · Gewinnung reiner Kohlensäure aus Feuerungs- und Ofengasen mittelst Natriumcarbonats, darin bestehend, dafs die Absorption' in einem Thurme unter stufenweise von unten nach oben abnehmendem Druck und die Entgasung der Bicarbonatlauge in der Weise erfolgt, dafs das aus ihr beim Erhitzen frei werdende Gemenge von Dampf und Kohlensäure unter von unten nach oben abnehmendem Druck die ihr in einem mit Siebboden versehenen Thurme _ entgegenströmende frische Bicarbonatlösung vor deren Eintritt in den Kochkessel durchstreicht, worauf die Lauge in einem geschlossenen Behälter vor ihrer wiederholten Benutzung durch Rühren vollständig entgast wird.
- 2. Zur Ausführung des unter i. gekennzeichneten Verfahrens eine Anordnung und Verbindung von Apparaten in der Weise, dafs der zur Sättigung der Monocarbonatlösung bestimmte Thurm K mit waagrecht über einander angeordneten Siebboden k, Ueberlaufröhren A:1 ... bezw. n, dem Entlastungsventil χ und dem Sammelbehälter K1 versehen ist, der zur Entgasung der im letzteren sich ansammelnden Bicarbonatlösung dienende, in gleicher Weise eingerichtete Thurm A direct auf den Dampfkessel A1 angebracht ist und mit diesem durch Heberrohr a3 in Verbindung steht, und der zur - Austreibung des letzten Restes bestimmte geschlossene Behälter H mit Rührwerk H1 ausgestattet ist, während die Ableitung der reinen Kohlensäure zum Gasometer von A und H durch Rohre a0 g erfolgt.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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