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Einrichtung zur Herstellung von verzugsfähigem Vorgarn aus verziehbaren
Faserstoffverbänden Die Herstellung verzugsfähigen Vorgärns aus verziehbaren Faserstoffverbänden,
wie Faserstoffbändern oder Lunten, erfolgt heute so gut wie ausschließlich mittels
Flügelspinnmaschinen (Flyer). Fn früheren Jahrzehnten hat man das durch die Streckwalzen
verfeinerte Band auch. durch einen Trichter in ein sich drehendes Aufnahmegefäß,
damals Drehtopf genannt, geleitet, in dem es sich infolge der Schleuderkraft schraubenlärmig
an die Wandung anlegte und zugleich eine geringe Drehung (Draht) annahm. Gegenüber
diesen ,älteren Einrichtungen stellen Flyer hinsichtlich der Produktion
je. Spinnstelle einen wesentlichen Fortschritt dar.
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Bei Flyern müssen die Flügel und die Aufmridkelspulen indessen jeweils
getrennt angetrieben werden, um sie zwangsläufig in ihren Drehzahlen dem Wickeldurchmesser
angleichen zu können, so daß das Vorgarn praktisch vorzugsfrei aufgewickelt wird.
Diese Antriebsweise benötigt Riemendoppelkonusgetriebe und Differentialgetriebe
und gibt durch Riemenschlupf häufig zu Störungen Anlaß, unter denen die Gleichmäßigkeit
des Vorgarns leidet. Insbesondere aber ist die Produktionsfähigkeit von Flyern wegen
der langschenkligen Flügel, deren Führungsösen der Faserverband unter mehrfachem
Richtungstvochsel passieren muß, und wegen der Rädergetriebe begrenzt und für heutige
Anforderungen unbefriedigend, weil die Lieferfähigkeit der corangehenden Streckwerke
unausgenutzt bleibt. Die Textilindustrie hat daher größtes Interesse an einer wirtschaftlicheren
Gestalturng des Herstellungsprozesses von verzugsfähigem Vorgarn.
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Durch die vorliegende Erfindung gelingt es, die Produktion von verzugsfähigem
Vorgarn je Spinnstelle auf ein Mehrfaches der Produktion von Flyern zu erhöhen,
wie Versuche ergeben haben. Dieser technische Fortschritt wird dadurch erzielt,
daß zur Herstellung des verzugsfähigen V argarns aus verziehbaren Faserstoffverbänden
erfindungsgemäß eine rasch laufende Vorgarnzentrifug@ verwendet wird, in deren Zentrifugentopf
ddr vom Streckwerk kommende Faserverband ohne Verzug mit geringem Draht durch die
eigene Flier-''<:raft mittels eines langsam auf und ab bewegten Lagenfadenführers
zu einem aus vielen Kreuzlagen -- bestehenden imd als
Ganzes
herausnehmbaren Vorgarnkuchen aufgewickelt - wird. Der Zentrifugentopf kann dabei,
wie Versuche gezeigt haben, mehrere tausend Umdrehungen je :Minute machen, so daß
die Produktion bis zur Grenze der Lieferfähigkeit der Streckwerke gesteigert werden
kann. Dies bedeutet einen außerordentlichen technischen Fortschritt, welcher in
Zukunft die weitgehende Verdrängung der Flyer zur Vorgarnherstellung nach sich ziehen
dürfte.
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Mit drehbaren Aufnahmegefäßen der verflossenen Jahrzehnte, die sich
mit etwa i 5o Umdrehungen je Minute begnügen mußten, ist eine erfindungsgemäße Vorgarnzentriftige
mit tausenden Umdrehungen. je Minute nicht vergleichbar, eher mit modernen Spinnzentrifugen,
die im letzten Jahrzehnt große Bedeutung erlangt haben für das Spinnen von verzugsfähigem
Vorgarn zu Fertiggarn hoher Festigkeit und hohen Drehungsgraden. Bei solchen Spinnzentrifugen
sind indessen die Spinntopfdrehzahlen wegen der gro.f,);en Fadenzugwerte und Drehungsgrade
außerordentlich hoch (6ooo bis 2o ooo Umdr./niin der Größenordnung nach; und daher
die Spinntopfdurchmesser klein, so daß eine Übernahme von Spin.nzentrifu-eiieinrichtungen
zur Herstellung von verzugsfähigem Vorgarn ausgeschlossen ist. Es erschien daher
auch ausgeschlossen, eine die Produktion von Flyern überholende Vorgarnzentrifuge
verwirklichen zu können, so daß die Textilindustrie Versuchen nach dieser Richtung
hin nicht näher trat. Von diesem Stand der Technik hatte die Erfindung auszugehen.
Erst nach überwindung vieler VersuchsscIrwierigkeiten, die in der Natur hochempfindlicher,
verzugsfähiger Faserstoffverbände begründet sind, gelang es der Erfindung erstmals,
eine für die Zwecke der.Textilindustrie brauchbare Vorgarnzentrifuge zu verwirklichen,
welche die Produktionsfähigkeit von Flyern übertrifft.
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Eine erfindungsgemäße Vorgarnzentrifuge muß die Aufwicklung und die
schwache Drahtgebung des verzugsfähigen Vorgarns im Zentrifugentopf derart bewirken,
daß der von der eigenen Fli.elikraft erzeugte Fadenzug jeweils kleiner bleibt als
die Grenzkraft, «-elche den Verzugswiderstand überwindet. Dieser Forderung entsprechend
ist der Topfdurchmesser und die Drehzahl auszulegen. Hinzu kommt aber noch die Forderung,
daß im Zentrifugentopf durch Fliehkraftivirkung sich anreichernde Vorgarn in Form
eines herausnehmbaren, transportfähigen und zwecks Weiterverarbeitung auf Spinnmaschinen
abivickelbaren Vorgarnkuchens itn Topfinnern aufzuwickeln. Auch diese Aufgabe schien
von vornherein unlösbar wegen der hohen \`erzugsempfindlich'keit verziehbarer Faserverbände.
Von den älteren, langsam rotierenden Aufnahmegefäßen her kannte man nur ei» lose
geschichtetes Vorgarn ohne gleichmäßige Drahtgebung als Ablegeergebnis, das samt
seinem Aufnahmegefäß transportiert werden mußte und das bei dein leisesten Versuch,
es als Ganzes herauszunehmen, zerfiel.
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Bei einer erfindungsgemäßen Einrichtung wird nun ein aus vielen Kreuzlagen
bestehender Vorgarrikuchen ausreichender Festigkeit mittels eines langsam auf und
ab bewegten Fadenführers erzielt, der in Form eines «-eiren, gegebenenfalls rotierenden
Führungsröhrchens mit abgerundetem oder nach unten trichterförmig erweitertem Mundstück
ausgebildet ist, das dem Durchgang des noch ungedrehten Faserverbandes geringsten
Reibungswiderstand entgegensetzt. Herausnelunbare, transportfähige Vorgarnkuchen
können, wie die Versuche gezeigt haben, nur erzeugt werden, wenn die Bewegungen
des Lagenfadenführers bzw. die Kreuzlagenbemessung dem jeweiligen Vorgarnmateri;al
angepaßt sind, wobei der Durchmesser des Faserverbandes sein Gecviclit je Läiigene:.nheit,
sein Verzugswiderstand wid natürlich die Drehzahl und der Innendurchmesser des Zentrifugentopfes
von Einfufi sind. Als Ganzes transportfähige und zwecks Weiterverarbeitung abwickelbare
Vorgarnkuchen sind erstmals durch die Erfindung herstellbar geworden.
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Zur Erzielung der Kreuzlagen des Vorgarnkuchens müssen die Aufundabbeti-egungen
des Lagenfadenführers relativ zum Spinntopf erfolgen; dabei ist es selbstverständlich
gleichgültig, ob der Fadenführer oder der Spinntopf auf und ab bewegt tvird.